Es ist der letzte und zugleich schwerste Liebesbeweis, wenn wir ein geliebte Tier gehen lassen müssen, denn in diesem Moment wissen wir, dass wir sein Leid beenden und unseres damit beginnt ...
... denn Liebe misst sich nicht im Willen, darin vor allem das eigene Glück zu finden, sondern im Wunsch, das Glück dessen, den wir lieben dürfen, allem voran zu stellen.
Und ja, es ist eine sehr, sehr traurige Pflicht, den Entscheid zu treffen und ich gebe zu - auch wenn ein unerwarteter Tod einem hart trifft - dass ich all denen, die von selbst entschieden zu gehen, ohne dass ich über Leben und Tod entscheiden musste, sehr dankbar bin.
Müsli litt in seinen letzten Momenten an furchtbaren Erstickungsnöten und so ging der Übergang bei ihm so wahnsinnig schnell, dass ich fast schon erleichtert war, als sein Röcheln verstummte. Das große Elend kam dann erst einen Moment später, als wir in den frühen Morgenstunden mit dem toten Hund vom Notfall-Tierarzt nach Hause fuhren.
Die Bommeline ließen wir bei uns zuhause einschlafen, denn wir wussten ja, dass es ein unumgänglicher Schritt war und eine Fahrt in die Tierarztpraxis keine Linderung mehr versprochen hätte.
Aber die Bommeline kämpfte so sehr gegen das Sterben, dass ich an diesen Eindrücken dachte, zerbrechen zu müssen. Unsere Tierärztin sagte mir später, dass es Hunde gibt, die so sehr kämpfen, weil sie ihren Menschen nicht alleine lassen wollen ... und ich glaube, sie hatte Recht, denn die Bommeline war sich ganz sicher, dass ich ohne sie den Halt verliere, denn sie kannte mich viel zu gut, um annehmen zu dürfen, dass ich ohne sie leben möchte.
Elvis war für mich die unfassbare Erfahrung mit der Hinfälligkeit eines Hundes, denn drei Tage, bevor wir ihn gehen lassen mussten, versuchte er noch einen Fahrradfahrer zu verfolgen, um den vom Sattel zu ziehen und am nächsten Tag brach er beim Spaziergang im Wald zusammen.
Trotzdem hatten wir noch Hoffnung und fuhren mit ihm zum Tierarzt ... aber sie meinte, der Hund sei schon so geschwächt, dass er den Tag wohl auch ohne ihre Hilfe nicht überleben würde ... wir haben ihn dann mit ihrer Hilfe gehen lassen und er hatte nicht mal eine halbe Spritze in den Adern, als er noch mal tief seufzte und einschlief.
Das Lieschen war ja schon 15 Jahre alt und litt an zahlreichen Zipperlein wie Arthrose in fast allen Gelenken. Sie war blind, taub und hatte einen Tremor, der ihr das Gleichgewicht immer mal wieder raubte. Dazu kam ein großer Mamatumor. In der stürmischen und regnerischen Nacht zum 3. Oktober 2005 ließ ich sie mal wieder nachts vor die Tür, denn sie konnte das Pipi auch nicht mehr so gut halten. Aber im Gegensatz zu den sonstigen nächtlichen Pipiausflügen, kam das Lieschen nicht nach fünf Minuten zur Tür zurück ... ich ging sie suchen und fand sie in einer tiefen Pfütze. Mit viel Mühe schleppte ich den triefnassen Hund ins Haus. Dort bewarbeitete ich das Fell mit Handtüchern und Föhn, aber am nächsten Tag bekam sie Fieber und eine Blasenentzündung, Am nächsten Morgen führen wir dann zum Tierarzt, aber die Balsenentzündung hatte auf die Nieren geschlagen und in Anbetracht des Alters und all den körperlichen Baustellen riet die Tierärztin dazu, das Lieschen gehen zu lassen ... auch sie kämpfte und ich weiß bis heute nicht, ob sie lieber die Anstrengung der Behandlung auf sich genommen hätte, als zu sterben. Vielleicht wird sie es mir eines Tages verraten, wenn wir uns wiedersehen.
Anka war 11 Jahre alt, als wir sie mit einem geplatzten Milztumor in den frühen Morgenstunden des 24. Februar zum Tierarzt fuhren ... in der Hoffnung, man könnte sie retten. Aber die Tierärztin meinte, dass die Prognosen auf eine langfristige Verbesserung des Gesundheitszustandes bei einem geplatzten Milztumor trotz OP nicht gut sind und wenn es ihr Hund wäre, sie dem Hund die OP ersparen würde. Sie wies auch darauf hin, dass sie nicht einmal sagen könnte, ob der Hund die OP überlebt ... und das war der Punkt, an dem wir entschieden, dass bevor unsere Anka auf einem kalten OP-Tisch stirbt, ihr Leben lieber in unseren Armen enden soll ... und dann haben wir sie gehen lassen.
Joe war tatsächlich der einzige unserer Hunde, der ohne tierärztliche Hilfe über die Regenbögenbrücke ging. Am Morgen seines Todestages lief er noch einmal um den ganzen Hof um von allem aus seinem irdischen Leben Abschied zu nehmen und dann fiel er in meine Arme und starb. So furchtbart das war, so unvorbereitet den geliebten Weggefährten zu verlieren, so dankbar war ich ihm, dass er den Entscheid selbst getroffen hatte.