Ich muss mal eben ein denkwürdiges Erlebnis von heute Früh erzählen, das zu diesem Thema passt.
Momentan bin ich ja eine halbe Stunde später unterwegs - oder Sommerzeitbedingt - eine halbe Stunde früher (um 6.45 Uhr wäre es ja in der Winterzeit erst 5.45 Uhr). Da das Wild aber keine Uhr trägt, richtet es sich auch nicht nach irgendeiner Sommer- oder Winterzeit und ist dann, wenn es hell wird, im Wald unterwegs. Das führt dazu, dass Rehe, Feldhasen und Kaninchen uns fast schon über die Füße und Pfoten hüpfen und nach wie vor stelle ich fest, dass sie das relativ entspannt tun und teilweise sogar stehen bleiben, um uns kurz zu betrachten und dann zurück in den Wald zu springen ... oder vor uns herhoppeln, bis sie seitwärts in den Wald einbiegen.
Die Hunde finden das spannend, bleiben aber unaufgeregt und ich brauche auch keine Leine, denn sie kommen nicht auf die Idee, hinterherzulaufen.
Heute früh liefen wir kurz vor acht am Muna-Zaun entlang und neben uns standen zwei Rehe, die damit beschäftigt waren, das Loch im Zaun zu finden, durch das sie raus- und durch das sie nun wieder zurück aufs sichere Munagelände gelangen wollten.
Sie patroullierten also den Zaun entlang, blieben kurz stehen, als wir auf gleicher Höhe waren und spazierten gemäßigten Schrittes weiter am Zaun entlang. Doch in diesem Moment, in dem wir gerade die Rehe passiert hatten, kam ein Jogger auf uns zu gerannt. Ich rief die Hunde zu mir, nahm sie an die Leine und schaute dem Jogger entgegen, als es hinter mir krachte. Beide Rehe hatten den Jogger gesehen und sprangen nun in totaler Panik immer wieder gegen den Zaun. Den Jogger interessierte das nicht - der rannte weiter. Was vielleicht gut war, denn als der Jogger außer Sichtweite war, beruhigten sich die Wildtiere zumindest soweit, als dass sie nicht mehr versuchten, durch den Maschendrahtzaun zu springen, sondern geradeaus, entlang des Zauns und in die Gegenrichtung rannten, in welcher der Jogger entschwand ... und somit eigentlich auf uns zu. Sie waren uns für Bruchteile einer Sekunde so nah, dass ich sie mit dem augestreckten Arm am Fell hätte berühren können.
Für mich ist das nur ein weiterer Beweis, dass es nicht das Freilaufen der gut erzogenen und nicht jagenden oder stöbernden Hunde ist, das verstörend auf das Wild wirkt, sondern die Tiere eher in Panik geraten, wenn bunt gekleidete Menschen durch den Wald rennen und sie aufscheuchen.
Insofern plädiere ich weiterhin dafür, dass wenn es bei der Leinenpflicht wirklich um das Wohl der Wildtiere geht, auch alles, was die brütenden und setzenden Tiere in Panik versetzt, genauso nur noch begrenzt möglich sein sollte.
ich bin nach meinem Erlebnis heute Früh ganz sicher, dass sich die Rehe in der Anwesenheit der Hunde deutlich sicherer fühlen, als bei Joggerbegegnungen und sonstigen Waldbesuchern auf zwei Beinen, zwei oder vier Rädern oder rennend mit und ohne Stöcke.