Nachdem ich eine Woche Rotz und Wasser geheult habe, entschied meine Frau, es ginge nicht anders, man könne sich ja nicht länger mitansehen, wie ich wie ein Schluck Wasser herumschleiche und im Weltschmerz bade. Da es sowieso auf einen neuen Hund hinausliefe, warum warten und sich quälen? Es scheint evident, dass Frauen stärker und klüger sind als wir Männer.
Ich habe alle Tierheime frequentiert, die Altenburger Schäferhundnothilfe, sämtliche mir persönlich bekannten Züchter und das erste Mal auch Kleinanzeigen (früher eBay), welches Portal ich sonst nur für Sachen, Technik, etc. nutzte. Da haben sich die Verhältnisse sehr verbessert, die seriösen Anbieter schreiben oft sehr ehrlich und ausführlich; und bei wem Platz vor Preis geht und wer auch wirklich persönlich vorbeikommt, um sich ein Bild davon zu machen, wo sein Hund hinkommt und wie es ihm dort gehen wird, den habe ich angeschrieben.
Ich suchte ja eine bis Deutsche Schäferhündin zwischen 2-5 Jahren, Stock- oder Langstockhaar eigentlich egal; am liebsten schwarz oder grau, Ostblut etc.; aber letztlich musste es einfach passen bei der ersten Begegnung. Wenn man 30 Jahre selbst Hunde hatte und die 20 davor die von Opa und Vater kannte, weiß man recht schnell, was passt und was nicht. Ich hatte sehr schöne Begegnungen: Eine Familie etwas muss aus Thüringen nach Baden-Württemberg ziehen; die hatten eine graue Hündin und deren schwarzen Bruder, die liefen seit knapp 6 Jahren zusammen über das riesige Grundstück, toll sozialisiert und erzogen, Traumhunde. Würde ich noch allein in meinem Landhaus wohnen mit dem 1ha großen Garten, ich hätte sie trotz des Alters sofort eingepackt. Trennen hätte ich sie nie und nimmer wollen.
Man staunt dann immer wieder, wie unterschiedlich die Hunde und deren Halter sind. Normale Züchter klar, die sich von einer Hündin trennen, weil sie nicht mit ihr weitermachen wollen oder können; Hündinnen in einem Rudel, die lieber als Prinzessin ihr neues Herrchen für sich alleine haben wollen; Umzüge, Krankheiten oder gar Todesfälle; die auch für die Hunde Veränderungen bedeuten. Jede Hundesuche bedeutet auch ein Eintauchen in menschliche und canide Schicksale.
Und dann kam gestern ein Züchter aus Südthüringen, der wegen gesundheitlicher Probleme nur noch die ganz alten Hunde behält, und meiner Frau stockt der Atem: Bis auf Schnauze, Kopf und Maske ein Duplikat von Babsi; ich wollte so etwas eigentlich vermeiden. Aber die Kleine war so ausgeglichen und zutraulich, inspizierte den Garten, schiss einen gewaltigen Haufen mitten hinein, soff aus allen Trögen, planschte im Hundepool und legte sich dann ohne Scheiß tatsächlich in den Schuppen auf genau den Platz, wo bis vor kurzem noch Babsi gelegen hatte. Es war beinahe surreal, ein Déjà-vu, eine Epiphanie, eine Wiederauferstehung, ein Wunder. Aber man sieht natürlich auch nur, was man sehen will. ![]()
Der Mann hat sie vor zwei Jahren in Nürnberg von einem befreundeten Züchter übernommen, der mit 60 Jahren auf dem Hundeplatz einfach umfiel und seine Frau mit 50 (!!!) DSH zurückließ, obwohl diese selbst auch schon 30 (!!!) eigene betreute. Was für ein Drama! Bei ihm nun lief sie im Rudel mitsamt hellerer Schwester und hat sich prächtig entwickelt. Am Donnerstag, also morgen, zieht sie bei uns ein; und am Samstag geht es für zwei Wochen in den Ostseeurlaub.
Sie heißt Gamba ... ![]()
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... aber ich weiß nicht, wie das mit den Fotos hier funktioniert ... ![]()