Die Frage dazu ist: Was ist Deine Ausgangsposition?
Dreht es sich um einen Welpen den man gerade vom Züchter übernommen hat? Oder um einen erwachsenen Hund der in sein neues Zuhause gekommen ist? Dreht es sich um einen Hund mit Problemen (z.B. Verlustangst)? Oder ist alles im Lot, der Hund bereits lange in seim Umfeld und der Alltag läuft völlig problemlos ab?
Ganz klar ist: Routine wirkt sich auf die Erregungszustände aus und beruhigt bzw. "pusht" dadurch den Hund. Lernt z.B. ein Welpe von Tag 1 an im neuen Zuhause den Alltagsablauf derart kennen dass z.B. um Uhrzeit X aufgestanden wird, anschließend geht es die erste Runde Gassi, danach gibt es Frühstück, dann noch mal Gassi, und anschmießend legt sich "das Rudel" (d.h. Mensch plus die evtl. vorhandenen Althunde) wieder auf's Ohr (und die Hunde erhalten eine Kleinigkeit zu knabbern) wird dieser Welpe innerhalb von ein paar Wochen es verinnerlicht haben sich zu dem Zeitpunkt, an dem der Mensch zur Arbeit geht und ihm zu dem Zeitpunkt eine Kleinigkeit zu knabbern gibt, auf's Ohr zu legen anstatt Randale zu machen. Vorausgesetzt natürlich die Abwesenheit des Menschen in dem Raum, in dem sich der bzw. die Hund/e befinden, wird in diesen ersten Wochen dann nach und nach abgebaut.
Dito z.B. ein Hund mit Verlustängsten: Da spielt der Erregungszustand, in den der alleingelassene Hund verfällt, ja die ausschlaggebende Rolle. Auch da arbeitet man mit Routine darauf hin dass das erregungslevel niedrig bleibt. Und das funktioniert nur wenn der Hund die jeweilige Situation, in welcher er sich befindet, einschätzen kann.
Die Aussage "Die anderen sagen, man soll dem Hund eben KEINE Routinen antrainieren, damit er nicht am Ende bestimmt wie's zuhause zu laufen hat" macht für mich keinen Sinn. Probleme gibt es dann wenn ich den Erregungszustand eines Hundes hoch fahre. Wenn ich z.B. bei einem beutetriebigen Hund jedes mal wenn das Telefon klingelt einen Ball werfen würde dann würde der spätestens nach dem dritten Anruf bellend und nach dem fünften Anruf mich anrempelnd fordernd vor mir stehen. Da liegt es schlichtweg an mir selbst ob ich derartige "Aufforderungen" des Hundes "bediene" oder statt dessen ein von mir erwünschtes Verhalten. Klaro kann ein Hund aufgeregt zur Tür rennen und dieses Verhalten Tag für Tag steigern wenn er weiß dass ich, sobald ich meine Kaffeerasse abgestellt habe, vom Stuhl aufstehe, die Leine vom Haken im Flur nehme und dann die Haustüre öffnen, so dass er raus flitzen kann. Da bin ich als Halter aber selbst daran Schuld wenn ich ein derartiges Verhalten Tag für Tag bestätige und dadurch festige. Der Hund kann durch meine Routine genau so gut lernen dass er erst ruhig vor der Tüte sitzen muss bevor sich diese öffnet.
Letztendlich ist diese Befürchtung, dass ein Hund durch Routine zum "Bestimmer" wird, nichts weiter als das Ergebnis von falsch bestätigtem Verhalten durch den Menschen. Und ganz klar, durch eine entsprechende Routine festigt sich auch solch unerwünschtes Verhalten. Diese Routine gibt es aber immer, auch wenn man keinen festgelegten Zeitplan hat. Denn jegliche Handlungsketten sind "Routine". Der Gang zur Haustüre, der Griff zur Leine, das Öffnen der Haustüre nachdem die Leine am Halsband befestigt wurde, das Lösen der Leine vom Halsband nachdem man die Örtlichkeit XYZ erreicht hat, das Eintreten in die Wohnung nachdem man mit dem Auto vor's Haus bzw. in die Garage gefahren ist usw. Routinehandlungen gibt es immer, bei der Haltung eines jeden Hundes. Die Frage ist halt ob man diese klug nutzt um den Hund in seinen Erregungszuständen (in für unserem Sinne positiv) zu beeinflussen oder nicht.