Alles anzeigenDas ist mir schon klar, die genethische Veranlagung eines Hundes ist rassebedingt. Aus einen Spitz kann man keinen Schäferhund machen, genau so wenig wie man aus einen Greyhound keinen Herdengebrauchshund machen kann.
Aber innerhalb einer Rasse kann man viel durch Erziehung und Ausbildung bewirken.
Wahrscheinlich übernehmen die Welpen ganz einfach das Verhalten ihrer Mutter, bzw. Amme.
Die Schußfestigkeit kann man doch auch bei einen erwachsenen Hund trainieren.Und auch das Verhalten gegenüber fremden Personen und fremden Hunden kann man trainieren.
Rassetypische Eingenschaften sind genetisch in der Rasse fixiert. Das zeigt ja wie stark das Wesen eines Hundes von der Genetik abhängt. Z.B. beim Greyhound hat man den Trieb, Wild zu hetzen, züchterisch stark gefördert. Z.B. beim Deutschen Spitz hingegen hat man ihn weitgehend herausgezüchtet. Z.B. ein Bullmastiff wird nie in der Art "Auge zeigen" wie man diese Sequenz des Jagdverhaltens beim Border Collie züchterisch auf die Spitze getrieben hat. All das IST GENETIK ! Und zeigt wie stark bzw. wie wenig die Genetik von der Prägung und Ausbildung beeinflusst werden kann. Man kann durch die beste Prägung und Aufzucht/Ausbildung/Förderung z.B. aus einem Berner Sennenhund oder Saluki oder Wolfsspitz keinen Dienstschutzhund machen. Da gehört neben einer entsprechenden Prägung und Ausbildung auch eine ganz gehörige Portion Genetik dazu, damit ein Hund für so eine Aufgabe geeignet ist.
In Bezug auf die Schussfestigkeit gibt es zwei Aspekte. Einmal kann man natürlich auch einen diesbezüglich genetisch gut veranlagten Hund schussscheu machen. Da kann ein einziges unglückliches Erlebnis in einer der wichtigen Prägephase ausreichen. Oder aber die Mutterhündin/Amme oder ein anderer Hund im Züchterhaushalt, mit dem die Welpen engen Kontakt haben, lebt diesen in den ersten Wochen ein entsprechendes Verhalten vor. Es gibt aber auch einen genetischen Aspekt für eine derartige Geräuschempfindlichkeit. Nicht ohne Grund wurde der Schuss bei der Begleithundeprüfung gestrichen. Z.B. sämtliche Vertreter der britischen Hütehundrassen sind diesbezüglich nicht sonderlich stark belastbar. Was nicht bedeutet dass jetzt jeder Border Collie etc. die Schüsse in der Unterordnung nicht überstehen würde (Luna Tale Link ist das beste Beispiel dafür dass das nicht zwangsläufig so sein muss). Aber es gibt sehr viele Hunde bei den britischen Hütehundrassen, für die das ein Problem ist. Nicht umsonst wird bei uns im Verein, wenn IPO- und Agilitytraining auf beiden Plätzen gleichzeitig stattfindet, i.d.R. bei den IPO-Hunden nicht geschossen. Sehr viele Vertreter dieser Rassen sitzen beim Schuss im Tunnel oder unter dem Gerätehäusschen und wollen dann anschliessend erst mal nicht weiter trainieren...
Vor allem bei den Jagdgebrauchshundrassen wird sehr gut deutlich wo genetische Komponenten für eine Schussempfindlichkeit auftreten. Z.B. hatte der Dt. Kurzhaar vor ca. 20 jahren diesbezügliche Probleme. Da gab es bei renomierten Züchtern, die ihre Welpen/Junghunde immer gleichbleibend aufgezogen hatten, diesbezüglich überproportional viele Ausfälle in Bezug auf diesen Aspekt. Die haben das züchterisch dann aber wieder gut in den Griff bekommen, indem verstärkt bei der Zuchtselektion auf diese Problematik geachtet wurde.
Z.B. beim Malinois hat sich gezeigt dass es eine genetische Komponente für "Flankenlecken" gibt. Dito weiss man heute dass bestimmte genetische Sequenzen mit dem "Rutenfangen" in Verbindung stehen. Natürlich kann so ein Verhalten auch einfach nur ein Ventil sein wenn schlechte Haltungsbedingungen bestehen ("Zwingerkoller"). Aber es gibt Hunde, die sehr viel schneller ein derartiges Verhalten zeigen weil sie genetisch dafür prädestiniert sind. So ist das auch mit der Schussfestigkeit. Bei Hunden, die dazu neigen, führen kleinste Fehler in der Prägung bzw. dem Handling des Hundes dazu dass sich eine derartige Problematik entwickelt. Natürlich kann man durch sehr gute Prägung und Aufzucht, und wenn ein Hundehalter sehr souverän ist und dem Hund klare Strukturen vorgibt (so dass dieser sich rundherum sicher fühlt in seinem Leben), derartige Wesensmerkmale in einem gewissen Rahmen positiv beeinflussen. So dass Prägung und Ausbildung eines Hundes darüber entscheiden ob dieser im Endeffekt schussfest ist oder nicht. Aber dort, wo die Genetik in dieser Hinsicht erbarmungslos zugeschlagen hat, wirst Du mit der besten Prägung und Ausbildung keinen schussfesten Hund bekommen. Und andererseits gibt es Hunde, die in dieser Hinsicht zig Fehler in der Prägung und Ausbildung durch den Welpenkäufer verzeihen, und trotzdem reagieren sie später auf Schüsse und/oder anderweitige laute Geräusche gelassen.
Dito beim Verhalten auf fremde Personen: Auch hier gibt es Hunde, denen die Natur ein Naturell mitgegeben hat welches sie diesbezüglich sehr gelassen reagieren lässt. Natürlich kann eine derartige Genetik negativ beeinflusst werden, je nachdem welche Erfahrungen ein Hund gerade in seinen Prägungsphasen macht. Es gibt aber auch Hunde, die ein natürliches Misstrauen Fremden gegenüber besitzen. Bei manchen Rassen ist das genetisch gefestigt und Bestandteil des Rassestandards.
Solche Unterschiede findest Du natürlich auch innerhalb einer einzelnen Rasse. Nicht umsonst schreibt die IPO-PO eine Überprüfung auf Schussfestigkeit vor (weil sie für die sog. Gebrauchshunderassen immer noch weitgehend Bestandteil der Zuchtzulassung ist), dito die einzelnen Gebrauchshundezuchtverbände bei ihren Zuchtzulassungsveranstaltungen (Körungen etc.). Um die Individuen, die nicht so weit trainierbar sind dass sie trotz Schuss einigermassen gut weiter arbeiten können, auszusortieren. Und wenn man die einzelnen Zuchtlinien "seiner" Rasse kennt, dann weiss man z.B. mit welchen jungen Hunden man "die Gruppe" und den Verkehrsteil für die BH intensiver trainieren muss. Es schaut nicht gut aus wenn ein Hund z.B. in der Freifolge vor der Gruppe "bockt" und dort nicht rein will, weil dabei seine persönliche Individualdistanz zu fremden Personen unterschritten wird (interessanterweise "verwächst" sich das bei sehr vielen Hunden mit 2 1/2 bis 3 Jahren dann wieder). Aber all das, z.B. auch ob ein Hund "guckig" wird beim Schuss, oder ob er ihn als eine Art Aktivierungszwang empfindet, sind Nuancen, die für den Züchter wichtig sind um seine Zuchtverpaarungen zusammen zu stellen. Wenn ein Top-Hundeführer einen Hund führt, der beim Schuss "guckig wird" oder auf den der Schuss aktivierend wirkt, dann weiss ich dass ich zu dem Rüden besser nur mit einer Hündin gehe die wirklich sehr gelassen reagiert in dieser Hinsicht. Und ich nicht zwei Hunde mit derartigem Verhalten auf den Schuss "aufeinander setze". Letzteres kann gut gehen (und dann habe ich u.U. Hunde im Wurf die sich später im Sport spektakulär zeigen, aber das Genie liegt ja immer nahe am Wahnsinn...), oder aber auch nicht...