Dann könnte man sich aber auch die Frage stellen, braucht der Otto-Normal-DSH-Hundeführer überhaupt einen DSH aus der Leistungszucht? Die wenigsten DSH-Hundeführer betreiben Schutzhundesport, möchte ich mal behaupten, obwohl der LZ-DSH auf die Leistungsmerkmale des Schutzhundesports gezüchtet wird.
Nö, wird er nicht. Der IPO-Sport ist ein Instrument für die Zuchtselektion. Das ist richtig. Indem ich meine Hündinnen ausbilde lerne ich sie und ihre Veranlagungen, ihre Stärken und Schwächen, erst richtig kennen. Und kann dadurch die Verpaarungen so zusammen stellen wie ich sie für richtig erachte.
Zuchtziel ist für mich aber nicht dass die Hunde hohe Punkte in Sportprüfungen erreichen. Zuchtziel für mich ist dass sie als Gebrauchshunde einsetzbar sind. Sie Qualitäten besitzen, die es ermöglichen sie z.B. als Diensthunde, Rettungshunde, ja und auch als Sporthunde entsprechend einzusetzen. Aber halt nicht nur im Sport. Dazu gehört z.B. dass die Hunde "nicht am Rädchen drehen" wenn sie mal ein paar Tagen (oder auch länger) nicht gearbeitet werden (können). Dazu gehört auch dass sie zwischen dem Arbeiten richtig runter fahren können (z.B. ein Diensthund, der das nicht kann, sondern immer "unter Strom" steht, ist auf Dauer nicht wirklich belastbar und wird i.d.R. früher pensioniert als einer, der sich zwischen den Einsätzen an unterschiedlichen Orten richtig auf's Ohr hauen kann).
Zuchtziel für mich ist auch Umweltneutralität, ein gesundes Instinktverhalten und ein gutes Nervenkostüm. Interessantweise rufen Dienststellen, die bereits Hunde von mir hatten, mich an wenn sie einen Diensthund suchen der wirklich "passen" muss für einen Hundeführer. Zwar gibt es viele Hunde, die für den Dienst geeignet sind. Die aber teilweise im privaten Umfeld ihrer Diensthundeführer strikt separiert werden müssen. Als ich Kappa's Wurfschwester an die Behörde abgegeben habe war das Anforderungsprofilm sehr hoch: Duale Eignung (der Hund ist gleichzeitig ein voll einsetzbarer Diensthschutzhund wie auch ein Spezialhund für die Suche z.B. nach Betäubungsmitteln, Sprengstoff oder Leichen etc.). Erfüllung des gesundheitlichen Anforderungsprofils. Und darüber hinaus verträglich mit dem bisherigen Diensthund dieses Hundeführers und voll integrierbar in den privaten Haushalt mit kleinen Kindern (keine Zwinger vorhanden, somit keine Trennung der Hunde untereinander sowie von den Kindern möglich).
Und da ruft dann ein knallharter Malinois-Leistungszüchter, Körmeister und Leistungsrichter, der der Einkäufer für diese behörde ist, an und sagt für das Anforderungsprofil passt weder ein Mali und ein "Xer", der braucht einen "gescheiten Schäferhund".