Waschbär Moderator
  • Mitglied seit 5. Februar 2012

Beiträge von Waschbär

    Dann könnte man sich aber auch die Frage stellen, braucht der Otto-Normal-DSH-Hundeführer überhaupt einen DSH aus der Leistungszucht? Die wenigsten DSH-Hundeführer betreiben Schutzhundesport, möchte ich mal behaupten, obwohl der LZ-DSH auf die Leistungsmerkmale des Schutzhundesports gezüchtet wird.

    Nö, wird er nicht. Der IPO-Sport ist ein Instrument für die Zuchtselektion. Das ist richtig. Indem ich meine Hündinnen ausbilde lerne ich sie und ihre Veranlagungen, ihre Stärken und Schwächen, erst richtig kennen. Und kann dadurch die Verpaarungen so zusammen stellen wie ich sie für richtig erachte.


    Zuchtziel ist für mich aber nicht dass die Hunde hohe Punkte in Sportprüfungen erreichen. Zuchtziel für mich ist dass sie als Gebrauchshunde einsetzbar sind. Sie Qualitäten besitzen, die es ermöglichen sie z.B. als Diensthunde, Rettungshunde, ja und auch als Sporthunde entsprechend einzusetzen. Aber halt nicht nur im Sport. Dazu gehört z.B. dass die Hunde "nicht am Rädchen drehen" wenn sie mal ein paar Tagen (oder auch länger) nicht gearbeitet werden (können). Dazu gehört auch dass sie zwischen dem Arbeiten richtig runter fahren können (z.B. ein Diensthund, der das nicht kann, sondern immer "unter Strom" steht, ist auf Dauer nicht wirklich belastbar und wird i.d.R. früher pensioniert als einer, der sich zwischen den Einsätzen an unterschiedlichen Orten richtig auf's Ohr hauen kann).


    Zuchtziel für mich ist auch Umweltneutralität, ein gesundes Instinktverhalten und ein gutes Nervenkostüm. Interessantweise rufen Dienststellen, die bereits Hunde von mir hatten, mich an wenn sie einen Diensthund suchen der wirklich "passen" muss für einen Hundeführer. Zwar gibt es viele Hunde, die für den Dienst geeignet sind. Die aber teilweise im privaten Umfeld ihrer Diensthundeführer strikt separiert werden müssen. Als ich Kappa's Wurfschwester an die Behörde abgegeben habe war das Anforderungsprofilm sehr hoch: Duale Eignung (der Hund ist gleichzeitig ein voll einsetzbarer Diensthschutzhund wie auch ein Spezialhund für die Suche z.B. nach Betäubungsmitteln, Sprengstoff oder Leichen etc.). Erfüllung des gesundheitlichen Anforderungsprofils. Und darüber hinaus verträglich mit dem bisherigen Diensthund dieses Hundeführers und voll integrierbar in den privaten Haushalt mit kleinen Kindern (keine Zwinger vorhanden, somit keine Trennung der Hunde untereinander sowie von den Kindern möglich).


    Und da ruft dann ein knallharter Malinois-Leistungszüchter, Körmeister und Leistungsrichter, der der Einkäufer für diese behörde ist, an und sagt für das Anforderungsprofil passt weder ein Mali und ein "Xer", der braucht einen "gescheiten Schäferhund".

    Warum waren denn nicht mehr DSH am Start. Dann stimmt die Aussage meines Vereinskameraden wohl doch.

    Weil das eine Hochzeit ist, auf der die meisten DSH-Leistungssportler nicht tanzen... Die Teilnahme an der BSP und WUSV-WM ist bei den meisten Schäferhund-Sportlern nun mal höher angesiedelt als die Teilnahme an der FCI-WM. Schon wenn Du die Qualifikationsschiene BSP --> WUSV-WM durchläufst ist das eine enorme Belastung für Hund und Hundeführer. Je nachdem wie die Termine liegen kann es schon mal passieren dass Du von der BSP direkt auf die WUSV-WM fährst, mit kurzem Zwischenstopp zu Hause um die Socken zu waschen.


    In diesem Jahr hättest Du direkt von der FCI-WM in Italien an den Veranstaltungsort der BSP fahren müssen, um dort dann auf Platz 1 bis 6 zu kommen für die Fahrkarte auf die WUSV-WM nach Dänemark. Wobei die FCI-WM und die BSP bei Temperaturen stattgefunden haben, bei denen Otto Normalverbraucher seinen Hund tagsüber nur mal kurz zum Pippimachen um den Block führt. Und zwischen der BSP und der Abfahrt nach Dänemark auf die WUSV-WM haste dann nur eine knappe Woche zu Hause gehabt. Und wie lange genau trainierst Du dann mit Deinem Hund gezielt für die einzelnen Veranstaltungen, um dort möglichst optimal vorbereitet anzukommen? Z.B. die Fährtenarbeit in Italien, bei sommerlichen Extremtemperaturen, monatelang kein Regen, alles staubtrocken. Die Fährtenarbeit im dänischen Randers dann bei skandinavischen herbstlichen Bedingungen (abwechselns Regen und Sonne, immer starker Wind), unter Windrädern...


    Die Mali-Hundesportler müssen sich nicht für eine Hochzeit entscheiden. Deren "BSP" ( = das DMC-Championat) findet jedes Jahr ganz klassisch zu Pfingsten statt. Und die Belgier-WM liegt im April. Da können die dann natürlich im Herbst zusätzlich noch mal ganz locker zur FCI-WM durchstarten.


    Du darfst nicht vergessen, dass der DSH-Sportler, der "zweigleisig" fährt in bezug auf die FCI-WM und WUSV-WM, ja auch alle vorgeschalteten Qualifikationsdurchläufe doppelt absolvieren muss. D.h. im Frühjahr die Quali-Prüfung in Deinem dhv-Verband (meist im April). Dort qualifizieren sich die Besten aller Landesverbände für die Quali des dhv. Die fand bisher meit im mai statt. Dann gehen die Besten weiter auf die VDH-DM im Juli. Dort qualifizerein sich dann die besten Sechs für die FCI-WM im September. Das ist der Weg "über die Gebrauchshunde".


    Im SV hast Du im März/April Deine Landesgruppen-FCI-Quali. Von dort gehen die jeweils beiden Besten auf die Bundes-FCI-Quali. Dort qualifizieren sich im Juni die zehn besten für die Teilnahme an der BSP und die sechs Besten für die Teilnahme an der VDH-DM im Juli. Wenn sich dort ein DSH für die Teilnahme an der FCI-WM qualifizerit, kann es passieren dass der von vorne herein absagt, weil er lieber auf die BSP und WUSV-WM geht, und alles zusammen terminlich für normale Menschen gar nicht zu schaffen ist. Prinzipiell wollen aber viele Hundesportler im SV gar nicht auf die VDH-DM, sondern wollen die FCI-Bundesqualifikation nur dafür nutzen um das Ticket für die BSP zu bekommen. Weil sie sich dann die Teilnahme an der Landesgruppenausscheidungsprüfung im August sparen und ihren Hund damit besser auf die BSP vorbereiten können. Zu der alle Hundesportler müssen, die nicht auf der Bundes-FCI-Quali waren bzw. dort unter die ersten zehn gekommen sind. D.h. Du hast die LGA im August, die Besten von dort gehen weiter auf die BSP im September, und ein bis drei Wochen später sind die Besten der BSP dann auf der WUSV-WM.


    Und die Malis haben ja noch ihre eigenen Qualifikationen... Terminlich weit abgegrenzt von den traditionellen Veranstaltungsmonaten. D.h. die schöpfen bei der VDH-DM ihr Kontingent voll aus. So wie die DSHs auch. D.h. eigentlich wäre zahlenmäßiger Gleichstand zwischen diesen beiden Rassen. Wir haben aber noch "das Lager der Gebrauchshunde" ( = dhv). Und deren Qualifikationsprüfungen liegen terminlich immer dicht bei denen des SVs. Nicht selten finden sie sogar am selben Wochenende statt. Dann kann ein Hundeführer gar nicht an beiden Quali-Veranstaltungen teilnehmen. Der DSH-Sportler entscheidet sich i.d.R. dann für den SV. Und überlässt den Mali-Hundeführern von vorne herein das Feld im dhv. Deswegen qualifizieren sich über den dhv überwiegend Malis zur VDH-DM. Und deswegen sind dann oft mehr als doppelt so viele Mails auf der VDH-DM als DSH (wenn ein Zuchtverband sein Teilnehmer-Kontingent nicht ausschöpfen kann, dann werden die dadurch frei werdenen Startplätze an Teilnehmer der mitgliederstärksten Verbände gegeben, was dann i.d.R. wieder "die Gebrauchshunde" sind).


    Ich hoffe ich habe das jetzt verständlich erklärt, warum auf der VDH-DM und somit auch der FCI-WM i.d.R. mehr Malinois als DSH starten. Kaum ein Hundeführer hat so viel Zeit und Geld (die Teilnahme an einer Quali-Prüfung ab nationaler Ebene belastet den privaten Geldbeuttel mal locker mit 1000 bis 2000 Euro pro Veranstaltung, "Übersee-WMs" mit weitaus mehr) um auf der WUSV-WM und FCI-WM gleichzeitig zu tanzen. Mal ganz abgesehen davon dass es für die Hunde eine ganz enorme Belastung darstellt wenn sie in vier Wochen drei so große Prüfungen in drei verschiedenen Ländern absolvieren müssen. D.h. auf der letzten Veranstaltung startest Du ohne dass Dein Hund vier Wochen lang ein reguläres Training hatte. In drei verschiedenen Sparten!

    Naja, meine Aussage bezog sich auch auf das Verhalten im Alltag. Da spielen Drive und Triebwechsel auch keine großen Rollen.


    Im Hundesport würde ich immer den Mali bevorzugen. Mein Mali ist jederzeit bereit für die Arbeit und er will arbeiten. Mein Mali lernt schnell. Mit unseren DSH könnte ich vielleicht das selbe erreichen wie mit dem Mali, aber nur vielleicht.

    Schutzhundesport machen wir aber auch nicht, unser Ziel sind die BGH- und Obe-Prüfungen.

    Gerade im Alltag spielen "Drive" und "Triebwechsel" eine sehr große Rolle! Ich habe das Beispiel mit den Rehen nicht umsonst gebracht. Es ist einfacher im Alltag mit einem Hund, der die Nachbarskatze erst dann verfolgt wenn er sie sieht. Weil dann hast Du die Chance sie auch zu sehen, bevor Dein Hund durchstartet. Sehr viel schwerer lebt es sich mit einem Hund der die Katze bereit erahnt bevor er sich sehen und riechen kann. Und durchstartet bevor Du nur den Hauch einer Chance hast reagieren zu können. Blöd noch wenn der Hund dann auch noch so schnell und fit ist dass er die Katze dann auch wirklich erwischt, auch wenn sie sich auf einen Baum in 2 m Höhe rettet. Ich kenne einige Hundesportler in meinem Umfeld, die aufgrund derartiger Reaktionsgeschwindigkeiten ihrer Hunde nicht mehr das beste Verhältnis mit ihrer Nachbarschaft haben.


    Es liegt in der Natur der Dinge dass extrem reaktionsschnelle Hunde Hundeführer brauchen, die extrem reaktionsschnell sind. Und wenn Du Dich viele Jahre als Trainer auf den Platz gestellt hast, dann weißt Du dass es von Letzteren nicht so wahnsinnig viele gibt. Zur Mentalität des "Durchschnitts-Hundehalters" passt eher ein Hund mit gemäßigteren Veranlagungen in Bezug auf Trieb und Reaktionsgeschwindigkeiten. Schon der durchschnittliche HZ-DSH benötigt einen Halter, der im oberen Bereich des "Durchschnitts-Hundehalters" anzusiedeln ist, in Bezug auf die Ausbildung und das umsichtige Führen seines Hundes. Der Halter eines "Duchschnitts-Malis" sollte aber über diesem Level noch darüber drüber liegen.


    Von daher habe ich auch weiterhin keine Angst davor dass die Leute beim Welpenkauf scharenweise vom DSH zum Mali wechseln. Schon gar nicht vom HZ-DSH... Diesen Hype hatten wir als die ersten Malis auf großen Meisterschaften und Wettkämpfen aufgetaucht sind und dort mit Hundeführern, die dem Hundesport ihr ganzes Leben unterordnen, erste große Erfolge gefeiert haben. Damals hat jeder Depp, der mit seinem DSH nix zustande gebracht hat, gedacht er braucht nur einen Mali an der Leine zu führen, und schon klappt das mit den hohen Punktzahlen ganz von alleine. Das ging dann aber in vielen Fällen nach hinten los, weil der Mali neben viel Trieb und Arbeitswillen auch eine hohe Sesibilität seinem Hundeführer gegenüber besitzt und dadurch weniger "fehlertolerant" ist als der durchschnittliche DSH. Da hast Du diese breite Spanne zwischen extrem hohen Punkten und dem Durchfallen nicht, die es beim DSH gibt. Beim Mali ist die Spanne zwischen Top-Ergebniss und Durchfallen, in der der durchschnittliche "Ortsgruppenprüfungen-Hundeführer" lebt, nicht so breit.


    Meine DSHs sind übrigens auch immer bereit zum Arbeiten. Wenn es nach denen ginge gerne 24 Stunden am Tag. Andererseits können die aber auch abschalten. Und wenn ich nicht mit ihnen arbeite, dann muss ich ihnen kein Ersatzprogramm bieten, so wie ich es von vielen Mali-Haltern kenne. Ich muss dann nicht z.B. mit einer Enduro-Maschine 15 km durch den Wald fahren, damit die Hunde im Alltag keinen Blödsinn anstellen.

    Nunja, wenn Du einen HZ-DSH hast, der sich von einem durchschnittlichen Mali nicht unterscheidet, in Bezug auf Drive und Nerven und Triebwechsel, dann hast du einen sehr außergewöhnlichen HZ-DSH...


    Und ja, es gibt auch "softe" Malis. Nur wissen die wenigsten Menschen aus welchen Zuchtlinien sie einen Welpen zu kaufen haben, wenn sie so einen möchten. So wie man ja auch nicht aus jeder Population einen Mali-Welpen kauft wenn man mit ihm später IPO-Sport machen möchte. Wenn man da einfach hingeht und z.B. aus der französischen oder belgischen Ringsportpopulation kauft oder aus dem KNPV, ist die Wahrscheinlichkeit groß dass man später in IPO-Prüfungen nicht die größte Freude hat, wenn man in jeder Beißhandlung Punkte verliert. Die IPO-Profis kaufen ihre Welpen sehr gezielt, und auch wer z.B. Malis leistungsmäßig im Agility führt weiß i.d.R. aus welchen Linien er zu kaufen hat. Und das sind dann wieder ganz andere als die, aus denen Diensthundeführer einen Welpen kaufen würden.


    In dem Dorf, aus dem ich komme, gibt es eine Familie mit einem Bauernhof. Die haben Hunde so lange ich denken kann. Früher mehrere Großspitze. Danach hatten sie Schäferhunde. Erst einen aus der Hochzucht, dann einen aus Leistungslinien. Die Hunde lebten immer frei auf dem Hof, ausgebildet wurde von denen keiner. Wenn mal alle Personen des Hofes nicht da waren kamen die Hunde an eine lange Kette. Ansonsten liefen die immer frei, auch mal in die lange Hofeinfahrt rein bis zur Nachbarsgrenze oder auf die Wiese direkt hinter den Hof. Die Hunde haben sich immer automatisch harmonisch in den Tagesablauf eingefügt. Wenn fremde Leute kamen wurde gebellt (was man auch erwartet hat, dafür waren die Hunde schließlich da). Jahrzehntelange Hundehaltung, ohne dass es zu irgendwelchen großartigen Problemen gekommen ist.


    Und dann saß plötzlich ein Mali-Welpe auf dem Hof... Das Szenario muß ich jetzt, glaube ich, nicht weiter ausführen... Als dieser Hund knapp anderthalb Jahre alt war waren nach mehreren Vorfällen alle Instanzen durchlaufen und der Hund (inzwischen natürlich wesenstestpflichtig) wurde eingezogen. Wobei dieser Hund dann natürlich relativ schnell in einem eigens dafür gebauten Zwinger saß (und nicht mehr frei umher laufen durfte, wie alle anderen Hunde vorher). Und bei dem Kerl handelte es sich um kein extrem durchgeknalltes Exemplar. Das war für mich schon eher so der "Low-Level-Mali", der nachgedacht hat bevor er irgend etwas gemacht hat, und der sich auch nicht unnötig körperlich verausgabt hat. Von seinem Potential her wäre das auch kein Strahlemännchen in der Unterordnung geworden.


    Und wenn ich vor meinem geistigen Auge mal sämtliche HZ-DSH-Halter, die ich in meinem Leben bisher kennen gelernt habe (und von denen einige selbst mit diesen Hunden Probleme hatten diese kompetent zu führen), passieren lasse und denen in Gedanken diesen Hund in die Hand geben würde, die Ordnungsämter könnten Extrapersonal einstellen um den zusätzlichen Arbeitsaufwand zu bewältigen. Das, was ein "niedrigtriebiger" DSH an fehlender oder falscher Ausbildung sehr häufig kompensiert, ist beim durchschnittlichen Mali nicht gegeben. Beim durchschnittlichen HZ-DSH reicht es z.B. wenn Du ihn rufst sobald Du die Rehe siehst. Während der durchschnittliche Malis bereits durchgestartet ist bevor Du die Rehe siehst... Und wir reden hier jetzt beim Malinos vom Bereich "Low-Level" bis "Durchschnitt". Und nicht von solchen, die sich in einer Gefahrenkategorie bewegen dass selbst erfahrene Hundesportler und Diensthundeführer so einen lieber wieder abgeben (und von denen ich auch relativ viele kennen gelernt habe).


    Ausnahmen bestätigen natürlich, wie immer, die Regel. Aber Hundehalter, die bisher mit einem durchschnittlichen HZ-DSH in ihrem Leben gut klar gekommen sind, sind für mich deswegen keineswegs prinzipiell prädestiniert bzw. qualifizerit als nächsten Hund einen Malinois zu führen. Auf viele dieser Hundehaltern könnte man dann das "Peter-Prinzip" aus der Arbeitswelt übertragen...

    Alle Hundesportler die ich kenne/kannte, und die schon seit den 50er/60er Jahren Hundesport betrieben haben und/oder züchterisch aktiv waren, haben mir gegenüber ausgesagt dass die Hunde damals gesundheitlich weit schlechter waren als heute. Ich habe von mehreren dieser Personen die Aussage erhalten dass damals 7 bis 8 von 10 Hunden spätestens ab dem 5./6. Lebensjahr körperliche Ausfallerscheinungen gezeigt haben. Und sehr viele Hunde haben sich damals nach dem Vorröntgen die Radieschen von unten ansehen dürfen. Deswegen ist ja damals auch das HD-Röntgen eingeführt worden, weil man das so nicht länger hinnehmen wollte. Aber auch andere Probleme, von denen wir heute wissen um was es sich handelt, waren damals schon verbreitet. Erfahrene Hundesportler erkennen dass etwas nicht stimmt, wenn ein Hund z.B. Probleme bei der Sitzübung bekommt, die er zwei bis drei Jahre lang bis dahin nicht hatte. Oder ein Hund "sperrig" wird in der Unterordnung, sich u.U. sogar gegen den Hundeführer stellt. Oder ein Hund sich im Schutzdienst im Aggressionsverhalten verändert. Wenn erfahrene Hundeführer heute bei derartigen Anzeichen einen anderen Hundeführer mit seinem Hund zum Tierarzt schicken wird der i.d.R. fündig. Damals wussten sie halt nur dass da irgend etwas nicht stimmt (als ich mit dem Hundesport begonnen habe konnte man weder eine ED noch ein CES diagnostizieren).


    Die Aussagen alter und wirklich erfahrender Hundesportler und Züchter gehen einstimmig in die Richtung dass wir heute die gesündeste Population bei den DSHs haben, und es gleichzeitig in den Leistungslinien vorher nie eine so breite Basis an guten Hunden gegeben hat. Früher hatte man bei jedem Hund Angst vor dem Röntgen, und sehr oft hat sich dieses Gefühl dann bestätigt. Während Hunde mit schwerer HD heute doch eher die Ausnahme sind.


    Und wer glaubt dass z.B. bei den Altdeutschen Hütehundschlägen alles prima ist in Bezug auf die Gesundheit, nur weil die eine so schön gerade Rückenlinie haben, hat noch nicht viele von denen röntgen lassen. Hat mir u.a. vor kurzem erst wieder ein Fachtierarzt für Kleintiere, der u.a. offizieller HD- und PL-Gutachter der Gesellschaft für Röntgendiagnostik genetisch beeinflusster Skeletterkrankungen bei Kleintieren (GRSK) ist, bestätigt, der selbst Altdeutsche hält. Was sich mit meinen Erfahrungen in Bezug auf diese Rasse deckt. Und auch beim Spitz habe ich die Erfahrung machen müssen dass es in Bezug auf HD bei dieser angeblich so kerngesunden Rasse doch anders aussieht als man denkt. Als ich Cleo gekauft habe hätte ich, in Bezug auf die HD-Problematik, keinem DSH-Welpen aus einer derartigen Zuchtverbindung gekauft.

    Wo bitte schön bin ich da 30 Jahre zu spät dran.

    Ein Vereinskamerad von mir sagte mal: „Wo die mit ihren Malis antreten, brauchen wir mit unseren Deutschen Schäferhunden doch gar nicht erst erscheinen.“

    Mit der These dass sich wegen eines Wechsels vom DSH zum Malinois die Welpenzahlen (oder Mitgliederzahlen; ich weiß jetzt nicht mehr was da genau geschrieben worden war) beim DSH noch mal halbieren könnten. Der Run vom DSH zum Malinois ist längst vorüber. Der war damals in den 80er und 90er Jahren.


    Und Dein Vereinskamerad sollte sich mal fragen ob er z.B. gegen einen Knut Fuchs oder eine/n Petra/Theo Sporrer oder einen Mathias Dögel oder einen Florian Knabl oder einen Edgar Scherkl und wie die Ikonen des Hundesports alle heißen irgend eine Chance hätten, wenn diese DSHs statt Malinois führen würden. Gehört der wirklich zu den Menschen, die ihr ganzes Leben dem Hundesport unterordnen, mit allen Konsequenzen, die dazu gehören? Und mit dem Know How, welches diese Hundeführer besitzen?

    Und gibt es größere Sprünge von Rasse zu Rasse als die von HZ-DSH zu Mali, oder?



    Ja klar, die gibt es. Z.B. vom Chihuahua zur Dogge oder von der Bulldogge zum Windhund. :) Aber der Wechsel vom Hochzucht-DSH zum Malinois ist schon gewaltig. Und ich persönlich habe so einen Wechsel in meiner ganzen Laufbahn im SV noch nie erlebt. Die Hundeführer, die ich kenne und die vom DSH zum Mali gewechselt sind, hatten vorher alle Hunde aus Leistunsglinien.

    Und wer führt diese supertollen Malis? Die, die regelmäßig vorne laufen, werden von absoluten Profi-Sportlern geführt. Die in vielen Fällen ganz oder zumindest teilweise ihren Lebensunterhalt mit der Ausbildung verdienen (und die teiwelise auch einen DSH führen, wenn sie einen entsprechend veranlagten angeboten bekommen im richtigen Alter). Und weißt Du wie viele von denen z.B. nicht "familientauglich" sind oder nicht mit den anderen Hunden im selben Haushalt zusammentreffen dürfen? Wenn so ein Hund das Potential besitzt auf einer WM weit vorne laufen zu können wird das von vielen Hundesportlern toleriert. Aber kannst Du Dir vorstellen was dann mit einem "Mittelklasse-Mali" passiert oder gar mit einem, der aufgrund seiner Nerven z.B. nicht den Schuss in der Unterordnung übersteht? Dann werden die Umstände, die solche Hunde in ihrer Haltung machen, nämlich meist nicht mehr akzeptiert. Ich weiß gar nicht wie viele Malis ich schon "für geschenkt" angeboten bekommen habe. Aus Eltern, die auf DM- und WM-Ebene ganz vorne plaziert worden waren. Oder von denen Wurfgeschwister so weit vorne plaziert waren...


    Beim Mali hast Du prozentual mehr "Raketen" in der Population, die in qualifizierten Händen in Sportprüfungen weit vorne laufen können. So einen Ferrarri musst Du aber fahren können... Aber die breite Basis mit Hunden, die mit Einschränkungen für Prüfungen auf Ortsgruppen-Niveau geeignet sind, ist beim Mali dann dafür sehr viel kleiner als beim DSH. Und der Anteil an Hunden, die aufgrund ihrer Mentalität gar nicht prüfungsgeeignet sind, ist größer.


    Wobei die Ursachen für letzteres dann ganz andere sind als beim DSH. Beim Mali sind das dann i.d.R. erhebliche Probleme mit den Nerven, wodurch diese Hunde dann sehr oft auch als Familienhunde nicht geeignet sind. Beim DSH findet man in dieser Gruppe oft Hunde, die z.B. aufgrund eines zu niedrigen Trieblevels für den IPO-Sport ungeeignet sind. Die aber ganz tolle Familienhunde sein können.


    Unter'm Strich ist der Malinois der Ferrarri unter den IPO-Hunden. Das streitet niemand ab. Aber der "Durchschnitts-Hundesportler", der mit seinem Hund hobbymäßig IPO-Sport in seiner Ortsgruppe machen möchte, als Ausgleich zum Job und zur Familie, der seinen Hund nicht wechseln möchte wenn dieser keine Granate im Sport wird, er aber trotzdem das Potential besitzen soll Ortsgruppenprüfungen bestehen zu können, bei dem sich der Hund harmonisch in den Alltag und die Familie einpassen muss, kehrt nach einmaliger Malinois-Erfahrung nicht selten zum DSH zurück. Man darf nicht vergessen dass die Hundeführer, die bei DM und WM ganz oben auf dem Treppchen steht, nur selten den "normalen" Hundesportler wiederspiegeln. Bei dem ganz andere Bedürfnisse vorrangig sind.

    weisst jemand ab welchem Jahr wurde der allte DSH ( so ein wie auf dem Video zu sehen ist) von VDH aberkannt und durch neue "Standart" ersetzt?

    Es wurde nix "aberkannt" beim DSH (in diesem Zeitraum; außer dass Langstockhaar für eine Zeit lang ein zuchtausschließender Faktor war). Und großartige Standardänderungen hat es auch keine gegeben. Jedenfalls weniger als bei vielen anderen Rassen. Und bei dem Hund mit dem Hoola-Hopp-Reifen würde ich nicht die Hand dafür ins Feuer legen dass der im Stand brettgerade war im Rücken. Lage und Länge von Oberschenkel und Wadenbein und zudem eine anscheinend etwas kuhhessige Stellung deuten etwas anderes an.

    Für Leute, die Wert auf Leistungsmerkmale legen, wäre auch der Malinois wohl eher geeignet.

    Leute, die einen besonderen Wert auf Leistungsmerkmale legen, würden sich auch kaum einen DSH aus der Hochzucht kaufen, oder?

    Da bist Du jetzt irgendwie 30 Jahre zu spät dran. Der Run auf die Malinois im Leistungssport setze ein nachdem ein Vereinskollege von mir 1987 mit seinem Mali Deutscher Meister im dhv geworden ist. Ein Jahr drauf wurden dann bereits drei Malis auf der dhv-DM geführt. Alle drei von hochkarätigen Leistungssportlern. Der DMC wurde dann übrigens bei uns im Vereinsheim gegründet (am selben Tisch, an dem viele Jahre zuvor schon der dhv geründet wurde). Danach erfolgte ein Run auf die Malis: Jeder, der mit seinem DSG nix Großartiges zustande gebracht hat, hatte plötzlich so 'ne Fritte am Strick... Mit dem Ergebnis dass viele Derjenigen, die es mit ihren DSHs vorher nur auf Ortsgruppenprüfungen geschafft hatten, und nun mit ihrem Malis von so schnittigen überregionalen Vorführungen träumten wie die von Gayal, Harro und Duc, plötzlich noch nicht mal mehr ihre Ortsgruppenprüfungen bestanden haben. Und/oder aber sie haben sich vor ihren eigenen Hunden gefürchtet. Ich hab damals viele Hundesportler wieder reumütig zum DSH zurück kehren sehen.


    Heute wissen die Leute eigentlich von vorne herein was sie wollen. Und das ist auch gut so. Dass plötzlich wieder scharenweise vom DSH zum Mali gewechselt wird, die Gefahr sehe ich überhaupt nicht. Natürlich gibt es immer wieder mal jemanden der die Rasse wechselt. Das betrifft aber nicht nur DSH und Mali. Die Leute wechseln auch mal vom Dobermann zum DSH, vom Rottweiler zum Schnauzer, vom Holländer zum DSH usw.

    Bei solche Leute würde mir auch Angst und Bange werden. Für Leute mit HZ-Erfahrung wäre wohl eher ein Weisser Schäferhund, ein langhaariger Holländischer Schäferhund, ein Groenendael oder auch ein Tervuere geeignet.

    Wie kommst Du denn auf die Idee dass Du für Leute mit "HZ-Erfahrung" einen angestochenen Belgier oder auch einen Holländer für geeinget hälst? Zwischen dem Wesen und vor allem der Nerventätigkeit dieser Rassen liegen Welten...



    Wenn sich erst mal rumspricht, daß die Holländischen Schäferhunde, die Weissen Schweizer Schäferhunde und die Belgischen Schäferhunde einen genau so tollen Charakter und Wesen wie der Deutsche Schäferhund haben, kann der SV die Anzahl der verkauften Welpen noch mal um die Hälfte halbieren.

    Also ich persönlich möchte weder einen Hollandse Herder noch einen Weissen Schweizer Schäferhund. Diese beiden Rassen kommen für jemanden, der auf die Leistungsmerkmale des DSHs Wert legt, ja nun überhaupt nicht als Alternative in Frage. Und wesenstechnisch möchte ich auch keinen Malinois oder Laekenois. Groenedael und Tervueren (aus Tervueren-Linien) fallen ja aus den selben Gründen weg wie der Holländer und der Schweizer.


    Ich habe auch überhaupt keine Angst davor Welpenkäufer an diese Rassen zu verlieren. Vielmehr melden sich bei mir über's Jahr immer wieder Diensthundeführer, die nach einem oder mehreren Malinois oder X-Herdern nun doch lieber wieder einen DSH als Diensthund führen möchten.