Gelenkserkankungen - genetisch bedingt oder "hausgemacht"?

  • Ehrlich gesagt liest sich das Buch überhaupt nicht so extrem wie es hier dargestellt wird.


    Er schreibt beispielsweise viel über die möglichen Schäden durch Überlastung, beispielsweise aufgrund von zu viel wilden getobe, unfallbedingte Bänderrisse oder Knochenprobleme durch Überlastung.


    DM ist ja auch so ein Beispiel, wo es einen Risikofaktor gibt, sprich die Penetranz ist unvollständig. Das ist ja nun nicht bahnbrechend Neues.


    Ob man sein Programm da nun machen muss, keine Ahnung. Wir waren damals Teilnehmer bei der Gangwerkentwicklungsstudie und da wurde mein Mali auch alle paar Wochen vermessen, geschallt usw. Und auch dort wurden die Teilnehmer selbstverständlich informiert wenn die Auswertungen auf Probleme hindeuten die sich anbahnen.


    Er erläutert beispielsweise auch, woher der Glaube kommt, zu viel Protein sei ein Problem und dass die Studie damals fehlerhaft war, die Gesamtkalorienzahl ist das Thema. Ich meine da ging es aber eher um Erkrankungen wie eine Panostitis.


    Ich fand das Buch nicht schlecht, würde das jetzt auch nicht Sektenartig auslegen und er schreibt ganz klar, dass bei HD und ED immer auch die Genetik ein Thema ist.

  • Daneben sagt er aber ganz klar, dass viele degenerative Gelenkserkrankungen auch ohne genetische Disposition eintreten können aufgrund der Umweltfaktoren.

    Und genau zu diesem Thema sagte Dr. Tellhelm (und ich denke es gibt keinen anderen Kleintierradiologen in Deutschland der a) so viele Hunde unterschiedlichster Rassen in seinem Berufsleben und darüber hinaus ausgewertet hat, und b) zudem an Durchführung und Auswertung etlicher wissenschaftlicher Studien zu genau diesem Thema beteiligt war) vor zwei Wochen dass die Leute, die so etwas behaupten, ihm noch nie z.B. einen Greyhound mit HD nachweisen konnten. Während so gut wie jede Englische Bulldogge eine mittlere bis schwere HD-Form aufweisst. Wenn man angeblich eine HD z.B. "anfüttern" kann, müssten ja auch bei Rassen wie dem Greyhound hin und wieder Hunde in Erscheinung treten die davon betroffen wären (und gerade beim Greyhound, der in Ländern wie den USA oder GB keineswegs immer von liebevollen Hobbyhaltern aufgezogen und gehegt und gepflegt wird).

  • Mir lag auf der Zunge zu sagen "naja, wer hat schon mal einen übergewichtigen Greyhound gesehen" .....

    aber es gibt sie!!!

    Oh Gooott, entsetzlich, es gibt fette Greyhounds =O

  • @all: Patrick geht durchaus auf verschiedene Rassen ein, es gibt auch welche, die zwar röntgenologisch HD haben, aber es wegen der genetischen Muskulatur nie Manifest wird. Und da die wenigsten Greyhounds haben, müssen sie halt doch damit rechnen, dass ihr Hund genetisch oder umweltbedingt Schäden erleiden könnte.

    Das Programm muss niemand machen, es steht aber Interessenten theoretisch offen. Praktisch ist Patrick auf Monate ausgebucht.

    Ich kenne halt Patrick persönlich und wir hatten und haben auch viel Austausch.

    Er ist wirklich ein sehr sehr erfahrener Orthopäde, dem auch viele Tierärzte nicht folgen können, da sein Niveau zu hoch ist.

    Kennengelernt hab ich ihn nicht über sein Programm, sondern über die Probleme mit meinem alten Hund.

    Der lief soweit mit seinen neuen Hüften takko und dann plötzlich war er vorne lahm. Chiro, diverse Tä, Klinik, Röntgen, pipapo ohne Befund.

    Hab ihn dann kontaktiert und und nach ausführlicher Anamnese samt Anzug mit Sensoren war klar: Schultertiefstand ( vermutlich in ein Loch getreten) und Sehnenansatz seitlich der Pfote ( ähnlich Fesselträger Pferd). Schultertiefstand wurde schnell orthopädisch behoben, das 2. Braucht 6-9 Monate Ausheilzeit.

    Stimmte, danach hat er vorne nie wieder gelahmt.

    Ich kenne in der Schweiz fast alle namhaften Chiros und Osteos, ihm kann keiner das Wasser reichen, ich habe mit ihm so viel erlebt, er sieht Sachen und Zusammenhänge, das ist unglaublich.

    Ich will hier nicht Werbung für ihn machen, das hat er nicht nötig, er nimmt auch kaum noch Kunden an. Aber für mich ist er einer der weltbesten Tierärzte und dass er so viel Forschung betreibt und innovatives auf die Beine stellt, ist einfach auch eine Riesenchance für viele

  • Ich finde so ein Programm sicherlich nicht schlecht. Es könnte als Fortbildungspunkt für Hundeberufler dienen, als Bildungspunkt für Hundebesitzer usw. Und eine Forschung und Erfahrungssammlung auf dem Gebiet ist nie verkehrt.

  • Wie gesagt, dass es eine Veranlagung gibt und diese in der Regel die Grundlage ist bestreitet der Mann meines Wissens nach gar nicht. Er führt aber an, dass beispielsweise ein Processus coronideus auch frakturieren (beispielsweise bei einem Unfall) kann. Auch OCD führt er als multifaktoriell auf.


    Es wird auch nicht jede Erkrankung nur rein genetisch sein, wäre es so, könnte man sich ja auch sparen bei der Ernährung von Welpen und Junghunden beispielsweise aufs Ca:Ph Verhältnis acht zu geben. Wäre dann ja alles egal.


    Ein wenig offen für neue Gedanken darf man schon sein, was Allergien angeht rückt ja auch das Mikrobiom im Darm immer mehr in den Fokus.

  • Das rassebedingt gewisse Anlagen nicht

    Vorhanden sind, ist ja auch normal. Bei wieder anderen Rassen gibt es auch häufig Schutzgene. Bei den Schäferhunden haben wir ja verhältnismäßig wenig mit Augenerkrankungen zu tun, das ist bei anderen Rassen ein Thema.

  • Secans : genau das Offen sein finde ich wichtig. Und jede neue Entwicklung/Forschung ist ja auch nicht gegen Fehler und Irrtümer gefeit, bietet aber gleichzeitig viel Möglichkeiten zum Fortschritt.

    Und dass jemand sich die Mühe nimmt, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, auch mal gegen alteingesessene Meinungen ankämpfen muss, viel Zeit in Studien, Darstellbarkeit und Beweislast investiert, ist nicht selbstverständlich, schon 3x nicht, wenn man das als Privatperson stemmen muss.

    Ich achte Patrick als wirklich hoch engagierten und äußerst ehrlichen Tierarzt und Forscher

  • Grade Ersthundehalter orientieren sich auch gerne an Plänen, bzw. Fehlt ja allgemein immer mehr das gesunde Bauchgefühl bei der Aufzucht. Da sind solche Pläne nun auch nicht gleich verkehrt um unsicheren Hundehaltern eine Orientierung zu bieten. Als erfahrener Halter mag man da den Kopf schütteln, aber das ist leider die Realität.

  • Ich erinnere mich gut daran, wie es war als in in die Frage "was ist das richtige Futter" eingestiegen bin 🙈

    Es sind inzwischen soviel Infos dazu verfügbar und Pepper war mein erster Hund.

    Ich traue mir als IT'ler durchaus zu, auch fachfremde zu analysieren und auf dieser Informationsbasis das richtige zu tun.

    Aber am Ende meiner Recherche war ich nicht schlauer als vorher.

  • Es ist so, diese Informationsflut ist absolut verunsichernd für viele Einsteiger und Pläne und Regeln geben einem da erstmal Struktur vor und bieten Orientierung. Ich sehe da nichts schlechtes dran, da gibt es weitaus unsinnigere Dinge.


    Das Buch ist auch echt top, aber definitiv nichts für Einsteiger und auch die Pläne im Buch richten sich in erster Linie an Hundesportler.

  • Patricks Bücher sind anspruchsvoll und sich mit ihm unterhalten, wegen seinem Fachwissen, auch.

    Was in der Hundeszene an verschiedenen Meinungen da ist, da glaube ich, dass Ersthundehalter echt verzweifeln können.

    Und auch von Züchtern hört man ja vielfach auch gegensätzliche Ratschläge.

    Denkt nur mal daran, was es an Empfehlungen für das Bewegen von Welpen gibt..

    Bei mir war es allerdings nicht das, was mich an Patricks Programm fasziniert. Ich bin nicht Ersthundehalter und auch recht erfahren und belesen.

    Trotzdem traue ich mir nicht zu, feststellen zu können, dass der Hund für den Lebensabschnitt zu schnell wächst und die Muskulatur entwicklungstechnisch hinterher hinkt.

    Oder, was ich konkret machen soll, wenn mir der Hund an der Hinterhand irgendwie schlabbrig und unstabil wirkt.

    Einen Beckenschiefstand sehe ich als Laie in der Regel genauso wenig wie Blockaden im Rücken.

    Und dort ist für mich sein Blick auf das Geschehen wichtig.

    Bei Bassam gibt es zum Glück ausser regelmäßige chiropraktische Behandlungen ( Schutzdienst: Hals, Rücken) nichts besonderes zu beachten. Ich habe auch nicht das ganze lupo puppy Programm gemacht, nur das Frühröntgen und dann fand er, ich soll mich einfach melden, wenn er Chiro braucht.

    Beim verstorbenen Hund wäre ich aber sehr froh gewesen, wenn mich jemand auf seine Probleme hingewiesen und uns speziell für diesen Hund eben orthopädisch begleitet hätte. Damit hätten wir uns viel Leid ersparen können

  • Was das passende Wachstum angeht orientiere ich mich an Wachstumskurven.


    Meine Devise ist Robustheit, natürlich überlaste ich meine Welpen nicht, aber ich finde es auch nicht richtig, dass man Welpen und Junghunde groß-schonen soll und empfinde es für die Zucht auch als sinnvoll, wenn Hunde durch Erkrankungen rausfallen, die nicht robust genug sind.


    Für den jeweiligen Besitzer natürlich immer ärgerlich, nicht falsch verstehen. Aber alles zu verhindern was irgendwas triggern / auslösen könnte, halte ich nur für sinnvoll wenn man so gar keine Zuchtpläne hat.


    Natürlich kann eine Behandlung auch mal Sinn machen, ich hatte als Kind Skorelliose durch schnelles Wachstum und bin heilfroh, dass ich so viel unterstützt wurde, dass ich heute keine Probleme habe. Früh erkannt, der passende Sport und orthopädische Begleitung waren Gold wert.

  • Meine Devise ist Robustheit, natürlich überlaste ich meine Welpen nicht, aber ich finde es auch nicht richtig, dass man Welpen und Junghunde groß-schonen soll und empfinde es für die Zucht auch als sinnvoll, wenn Hunde durch Erkrankungen rausfallen, die nicht robust genug sind.

    So ungefähr hatte ich auch Gedanken. Für die Gesundheit der Rasse an sich macht das absolut Sinn. Aber gut, man stellt ja durch die Analysen schon fest wie ein Hunde gesundheitlich darsteht und die bei denen es auf den Bildern etc. nicht gut aussieht, die aber trotzdem durch gezielte Behandlung sportlich sein können, sollte man ja trotzdem aus der Zucht nehmen.