Darf mein Hund mich anknurren? Muss ich seine Grenzen respektieren?

  • Hmm hier sind nun aber - ausgehend vom Threadtitel- sehr viele Dinge durcheinander geraten.


    Vom erwachsen Hund der bei völlig klaren Verstand seinem Mensch eine Grenze setzt, die dieser - warum auch immer - nach 11 Jahren nicht mehr akzeptiert hat, über den zwickenden Welpen zum Hund der in höchster Trieblage ohne Sinn und Verstand Frauchen tackert.


    Sind drei völlig verschiedene "Baustellen".


    Was die drei Situationen eint ist, und ich denke da sind sich auch hier alle einig, dass man Grenzen setzen muss. Es geht im Zusammenleben nicht ohne.


    Das "aber" dabei ist, wie setzt man die. Und da finde ich die vielzitierten "heißen Ohren" durchaus mißverständlich. Dazu kommt das wann.


    Am Beispiel vom Hund der völlig außer sich alles antackert- würde der in dem Moment auch eine Backpfeife bekommen, aus der Überraschung und Emotion heraus, wär das mehr als nur verständlich. Würde man danach aber geplant zu Trainingszwecken den Hund gezielt wieder in so eine Situation bringen um ihn dann körperlich zu maßregeln fände ich das mehr als unfair.

    Dieser Hund muss lernen mit seinen Trieblagen umzugehen und da muss ich Harz2024 widersprechen. Man löst das "triebig sein" nicht durch den Sport aus, die Hunde bringen das mit. Umso wichtiger ist es aber auch den Hunden die Chance zu geben zu lernen mit ihrem Trieb umzugehen. Eine Möglichkeit ist IGP, vorausgesetzt es wir gut und sauber gearbeitet.


    Überschreiten Hunde die Grenzen des Zusammenlebens haben sie es mMn verdient dass wir und drum bemühen zu verstehen warum. Und nicht auf das Symptom mittels Druck und Zwang versuchen den "Deckel drauf zu packen". Bevor es mir wieder unterstellt wird-nein ich meine niemanden konkret hier, ich sehe das nur sehr oft als Ausprägung. Erst tut man nichts und wenn dann das Fehlverhalten da ist wird man grob. Zuerst übt man die Leinenführigkeit nicht, dann setzt es Leinenrucke, Stachler, Haltis etc. Erst setzt man keine sauberen Grenzen und wenn Hund es dann für sich tut kommt das große Entsetzen und gern wird dann behauptet 'aus dem nichts' und 'völlig grundlos' und meistens wird im selben Augenblick äußerst ruppig mit Hund umgegangen, er wird ins TH abgeschoben oder gleich via Euthanasie entsorgt.


    Ich geb es zu - das bringt mich auf die Palme- Hunde sind äußert sozial und sehr kommunikativ. Wir als Menschen holen sie in unsere Welt und verlangen ihnen teils wirklich heftige Dinge ab. Da dürfen wir ihnen auch entgegen kommen. Nicht indem wir Grenzüberschreitungen tolerieren, nein. Sondern damit dass man sich die Zeit nimmt zu evaluieren was passiert ist und dann kleinschrittig miteinander arbeitet. Ein "Satz heiße Ohren" ist mir da einfach zu plakativ.

  • Meine Hunde haben mich noch nie angeknurrt, Fina hab ich nur ganz, ganz selten knurren gehört, wenn ihr etwas komisch vorkam, was sie nicht gleich einordnen konnte im Dunkeln zB. Kiara spielerisch. Da dafür ausgiebig und ausreichend. Aber ernst gegen mich gerichtet beide nie.


    Was für mich aber bedeuten würde, würde sie jemals ernsthaft gegen mich oder irgendein anderes Familienmitglied knurren, müsste ich das sofort ernst nehmen und nicht unterbinden.

    Unterbinden würde ich es je nach Situation oder aber der Ursache nach gehen.


    Digs unser Gasthund hat ein Problem mit Futterneid. Das wusste ich aber am Anfang nicht und da war es auch sehr extrem. Ich hab ihn bei seinem ersten Aufenthalt bei uns, ganz normal gefüttert, geh wie bei meinem Hund auch anschließend an ihm vorbei und er schnappt her. Da hat er das knurren gleich mal übersprungen sondern gleich gehandelt. Es ist nichts passiert, aber da gabs eine gewaltige, verbale Ansage und gleichzeitig aber Notiz vorallem an die Kinder, wenn er frisst, wird er in Ruhe gelassen und nicht in seine Nähe gegangen. Ich selbst bin jetzt nicht absichtlich dicht an ihm vorbei wenn er gefressen hat, aber ich hab es auch nicht vermieden. Hab ihn vorher immer angesprochen und er hat nur mehr die Zähne gefletscht, irgendwann nicht mal mehr das. Mittlerweile kann jeder bei ihm vorbei gehen er rührt sich nicht mehr. Gefallen tut es ihm zwar nach wie vor nicht und es kann passieren, dass er kurz zu fressen aufhört, aber mehr nicht.


    Fina hat das bereits zuvor bei meiner Schwägerin zu Hause mit ihm ausdiskutiert. Genau auf die gleiche Weise. Wir waren da bei ihr ein paar Tage auf Urlaub, meine Schwägerin füttert Digs, Fina hatte schon gefressen und sie dürfte gucken gegangen sein, ob für sie auch was abfällt. Ich war da nicht im Zimmer, habs nur scheppern gehört. Digs verteidigt sein Fressen (nur wusste das halt da keiner) und schnappt nach Fina. Das ging natürlich aus ihrer Sicht gar nicht und es flog der Collie samt Futterschüssel durch die Küche. Tja gelernt haben offensichtlich beide aus dieser Situation. Digs, dass er nicht gleich in die Vollen gehen muss, sonst setzts was, es reicht ein Lefzen hochziehen auch und Fina, dass Digs nun mal nicht will, dass man ihn beim essen stört. Sie ging nie wieder während er gefressen hat in seine Nähe, obwohl sie ihn bei der Situation in die Schranken verwiesen hat (wie später dann in allen Situation in denen er sich ihrer Meinung nach nicht richtig verhalten hat).


    Also ich würde knurren nicht per se unterbinden, sondern immer abklären und entsprechend handeln. Hat der Hund entsprechende Vorgeschichten, was ja gerade bei secondhand Hunden leicht vorkommen kann, dann könnte es für mich schon ein Grund sein, dass ich das knurren entsprechend respektiere und mich dementsprechend verhalte. Aber würde Kiara mich plötzlich anknurren (ohne das ich zB an einer Verletzung rum doktore, oder so etwas, was sie selbst dann nicht machen würde, sondern bei Schmerzen entsprechend aufjaulen und vorwurfsvoll schauen würde), würde es eine Ansage geben, das könnte rein reflexartig sein.

  • Auch auf die Gefahr noch weiter abzuschweifen, es gibt auch Krankheiten. Eine Bekannte hatte vor vielen Jahren einen Rotti, sie streichelte ihn abends und er biss unvermittelt zu. Da der Hund immer klar war, fuhr sie am anderen Tag gleich zum TA für ein großes Blutbild, auf die Idee wäre ich gar nicht erst gekommen.

    Tatsächlich hatte er Knochenkrebs im Endstadium und hatte dann nur noch wenige Tage, außer ein bißchen humpeln war vorher nichts.

  • Auch auf die Gefahr noch weiter abzuschweifen, es gibt auch Krankheiten. Eine Bekannte hatte vor vielen Jahren einen Rotti, sie streichelte ihn abends und er biss unvermittelt zu. Da der Hund immer klar war, fuhr sie am anderen Tag gleich zum TA für ein großes Blutbild, auf die Idee wäre ich gar nicht erst gekommen.

    Tatsächlich hatte er Knochenkrebs im Endstadium und hatte dann nur noch wenige Tage, außer ein bißchen humpeln war vorher nichts.

    Guter Punkt. Würden meine Hunde mich plötzlich anknurren, wüsste ich, das da was nicht stimmt und würde sogleich auf die Suche nach der Ursache gehen.


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    Futterneid, wie du beschreibst, Kathy würde ich nicht so bestehen lassen. Zumal man daran sehr gut arbeiten kann. Allerdings würde ich auch nie und habe auch bei früheren Hunden nie zugelassen, dass meine Hunde zum Fressplatz des jeweils anderen gehen, und never ever wenn sie mit Hunden zu tun hätten, die nicht zum eigenen Haushalt gehören.


    Mich erschreckt auch, dass man nicht gewarnt oder wenigstens darauf hingewiesen hat, dass der Hund sein Futter verteidigt!


    Wir hatten damals mit einem Hund gearbeitet, ein Husky Rüde, grosser, kräftiger Kerl. Er lebte bei zwei jungen Frauen. Wenn Futterzeit war, stellte die eine den gefüllten Napf in die Küche, während die andere den Hund im Wohnzimmer mit der Leine festhielt. Danach ging die erste zur zweiten ins Wohnzimmer und von dort aus liessen sie den Hund los, so dass er in die Küche lief und dort frass. Die beiden Frauen blieben dann im Wohnzimmer so lange bis der Hund von selber wieder aus der Küche ins Wohnzimmer zurückkam, weil während er in der Küche frass konnte sich niemand frei im Haus bewegen oder gar in die Nähe der Küche kommen, da der Husky massiv angriff und stellte!


    Das kann passieren, wenn man respektiert, dass der Hund die Zähne zeigt weil er in Ruhe fressen will.


    Ich behaupte nicht, dass es sich in 100 von 100 Fällen sich so entwickelt aber's ist so passiert.

  • Wenn ich versuche, diese vielen wertvollen Beiträge zu diesem tollen Thema in meinem Kopf zu einem Fazit zusammenzufassen, käme da für mich raus:

    Klar respektiere ich die Grenzen meines Hundes indem ich z.B, wahrnehme, ihr gefällt etwas nicht, es stresst sie, es macht ihr Angst. Und dann muss man halt schauen, wie man damit umgeht. Manche Dinge die ein Hund nicht abkann, sind nun mal notwendig, auf andere kann man vielleicht eher verzichten.


    Das kann man doch schon mit Fairness dem Hund gegenüber zusammenfassen. 👍

  • Wir hatten damals mit einem Hund gearbeitet, ein Husky Rüde, grosser, kräftiger Kerl. Er lebte bei zwei jungen Frauen. Wenn Futterzeit war, stellte die eine den gefüllten Napf in die Küche, während die andere den Hund im Wohnzimmer mit der Leine festhielt. Danach ging die erste zur zweiten ins Wohnzimmer und von dort aus liessen sie den Hund los, so dass er in die Küche lief und dort frass. Die beiden Frauen blieben dann im Wohnzimmer so lange bis der Hund von selber wieder aus der Küche ins Wohnzimmer zurückkam, weil während er in der Küche frass konnte sich niemand frei im Haus bewegen oder gar in die Nähe der Küche kommen, da der Husky massiv angriff und stellte!


    Das kann passieren, wenn man respektiert, dass der Hund die Zähne zeigt weil er in Ruhe fressen will.

    Ich dachte beim Lesen des letzten Satzes irgendwie "Das kann passieren, wenn.... man dauernd so Spielchen wie Futter wegnehmen oder beim Fressen in den Napf fassen macht" :D

  • Meine Schwägerin meinte, sie wusste das nicht. Sie könne ihm jederzeit die Futterschüssel nehmen. Das halte ich schlichtweg für unmöglich. So wie er am Anfang reagiert hat, konnte sich da keiner in die Nähe des Hundes wagen, wenn er fraß.

    Aber genau das wollte ich mit dem Beispiel sagen: hier lasse ich knurren oder gar schnappen nicht stehen und gehe da auch erstmal mit einer gewissen Schärfe vor. Allerdings bringe ich mich auch nicht selbst in Gefahr und respektiere erstmal diese Grenze. Würde man das aus dem Hund nicht mehr raus bekommen, würde man damit auch gut leben können, nur muss ich mich dann auch nach 11 Jahren dran halten.


    Bei dem "Vorfall" mit Fina war ich im Nebenraum, da hab ich nicht Mal mitbekommen, dass Digs sein essen bekommt. Aber es war halt Kommunikation unter Hunden. Ich würde das jetzt nicht Mal als negativ werten.

  • Meine Schwägerin meinte, sie wusste das nicht. Sie könne ihm jederzeit die Futterschüssel nehmen. Das halte ich schlichtweg für unmöglich. So wie er am Anfang reagiert hat, konnte sich da keiner in die Nähe des Hundes wagen, wenn er fraß.

    Aber genau das wollte ich mit dem Beispiel sagen: hier lasse ich knurren oder gar schnappen nicht stehen und gehe da auch erstmal mit einer gewissen Schärfe vor. Allerdings bringe ich mich auch nicht selbst in Gefahr und respektiere erstmal diese Grenze. Würde man das aus dem Hund nicht mehr raus bekommen, würde man damit auch gut leben können, nur muss ich mich dann auch nach 11 Jahren dran halten.


    Bei dem "Vorfall" mit Fina war ich im Nebenraum, da hab ich nicht Mal mitbekommen, dass Digs sein essen bekommt. Aber es war halt Kommunikation unter Hunden. Ich würde das jetzt nicht Mal als negativ werten.

    Ja nee, bei einem Hund der nicht mein eigener ist würde ich auch einfach nur aus dem Weg gehen. :)

    Bei Futterneid würde ich nicht mit Schärfe vorgehen sondern mit Desensibilisierung/Gegenkonditionierung.

  • Auch auf die Gefahr noch weiter abzuschweifen, es gibt auch Krankheiten. Eine Bekannte hatte vor vielen Jahren einen Rotti, sie streichelte ihn abends und er biss unvermittelt zu. Da der Hund immer klar war, fuhr sie am anderen Tag gleich zum TA für ein großes Blutbild, auf die Idee wäre ich gar nicht erst gekommen.

    Tatsächlich hatte er Knochenkrebs im Endstadium und hatte dann nur noch wenige Tage, außer ein bißchen humpeln war vorher nichts.

    Ich finde garnicht, dass das zu sehr abschweift... und ich glaube soo selten passieren solche Dinge garnicht.


    Eine Sportkollegin musste vor 2 Jahren ihren absoluten Seelenhund mit 6 Jahren einschläfern lassen... er hatte einige Wochen zuvor angefangen Leute (sowohl die eigene Familie, als auch Fremde) wirklich völlig aus dem Nichts anzufallen.


    Im CT kam dann raus, dass er einen Hirntumor hatte, durch welchen er Phasenweise nichtmehr "er selbst" war.

    Da kommen mir heut noch die Tränen wenn ich an die Story denke.

  • Indigo1601 ich bin nur für das verantwortlich was ich sage, nicht für das, was andere verstehen (oder verstehen wollen :rolleyes:).

    Sorry, ich komm grad nicht mit... 🤔


    Falls das auf die "heißen Ohren" bezogen sein sollte - ich hab dazugeschrieben dass ich niemanden hier meine. Das ist ja durchaus ein gängiger Begriff.

  • Indigo1601 ich bin nur für das verantwortlich was ich sage, nicht für das, was andere verstehen (oder verstehen wollen :rolleyes:).

    Sorry, ich komm grad nicht mit... 🤔


    Falls das auf die "heißen Ohren" bezogen sein sollte - ich hab dazugeschrieben dass ich niemanden hier meine. Das ist ja durchaus ein gängiger Begriff.

    Das war 1 zu 1 die Phrase, welche ich ein paar Seiten weiter vorne verwendet habe. Deshalb habe ich mich gerade angesprochen gefühlt, ja.

    Allerding habe ich dann noch mehr Kontext dazu geliefert, deswegen der Zusatz "oder verstehen wollen".


    Wenn du das echt nicht gesehen, bzw. auf mich bezogen hattest, dann entschuldige bitte meine Antwort.