Unsicher wegen ängstlicher Junghündin

  • Hallo,


    wir sind aktuell wegen unserer 5 Monate alten Junghündin (BBS) verunsichert und erhoffen uns Rat von euch. Die Kleine ist seit 4 Tagen bei uns. Wir wissen, dass dies alles andere als lange ist, aber ihr Verhalten verunsichert uns stark. Sie ist wie gesagt 5 Monate alt und war die letzte übrig gebliebene aus dem Wurf.


    Sie scheint leider sehr ängstlich zu sein und wir sind uns unsicher, in wie fern es noch normal ist.


    - In der Wohnung verhält sie sich ruhig, aber verzieht sich vorallem in Ecken die Höhlenartig sind (ebenso wie in die offene Transportbox)

    - Den Rest der Wohnung hat sie mal kurz erkundet, aber das Wohnzimmer scheint ihr Zufluchtsort zu sein. Sie hält sich kaum woanders auf.

    - Sie sucht von sich aus keinen Kontakt zu uns. Wir können auch problemlos die Räume wechseln, das interessiert sie nicht (also nicht der berühmte "weiße Schatten"). Sie lässt sich von mir aber streicheln und Leckerchen geben. Meinen Freund meidet sie eher, hat aber auch keine direkte Angst vor ihm

    - Sie hatte am Anfang extrem Angst vor Treppenhaus. Mittlerweile geht sie die größten Teile hoch und runter, aber manchmal macht ihr etwas Angst (Geräusche, Licht geht ausversehen aus, Nachbarn), dann ist Ende und sie "friert ein" und geht nicht wieter. Dann muss ich sie tragen

    - Allgemein zeigt sie dieses "einfrieren" auch draußen immer wieder. Manchmal kombiniert mit zittern. Sie ist dann nicht ansprechbar, lässt sich nicht mit Leckerchen locken. Ich müsste sie also zerren (möchte ich nicht) oder tragen. Also trag ich sie (was gewichtstechnisch gerade noch geht). Kann ich sie aus der Angstsituation tragen (manchmal reichen ein paar Meter), dann geht es wieder bis zur nächsten Sache, die ihr Angst macht

    - Sie hat leider Angst vor so ziemlich allem draußen: vorbeifahrenden Autos, andere Menschen, andere Hunde, Geräusche, Rollatoren etc.

    - Ihre Strategie ist entweder Flucht nach hinten (also panisch wegwollen), einfrieren mit hinlegen (und dann keine Chance dass sie weiter geht) oder verstecken (unter Autos, Baumstämmen, im Gebüsch am Zaun etc.). Wenn sie sich versteckt muss ich sie nehmen und wieder tragen. Rauslocken geht nicht (weder mit Stimme noch Leckerlies)

    - Stubenreinheit funktioniert nicht so ganz. Sie sollte Stubenrein sein und ich denke auch, dass sie weiss was sie soll bzw. nicht. Aber sie ist draußen zu angespannt und löst sich dann nicht immer (egal ob auf Spaziergang oder Lösewiese vorm Haus). Resultat sind dann kleines und großes Geschäft bei uns im Wohnzimmer in der Nacht.

    - Im Auto ist sie erstaunlich ruhig. Ich muss sie aber auch da immer gegen Widerstand aus dem Auto heben (sie macht sich schwer und will nicht raus). Ich muss sie also leider richtig zwingen. Autofahren muss ich aktuell mehrfach am Tag machen, um zur Spaziergeh-Route zu kommen. Diese ist zwar nur 100m ca. von uns entfernt, aber wir müsste über eine etwas stärker befahrene Straße (Hauptstraße unserer Dorfes) und da hat sie zu viel Angst vor den Autos...

    - Auch aus der Wohnung muss ich sie eigentlich "rausziehen" oder tragen. Sie will nur selten freiwillig vor die Tür (eigentlich nur wenn sie scheinbar stark ihr Geschäft machen muss).

    - Spielen tut sie nur mit Spielzeug alleine. Mit uns will sie nicht spielen.


    Konkrete Situationen:

    - In einem Zooladen-Geschäft. 3m schaffen wir es hineinzu laufen, dann geht sie in eine Ecke und legt sich hin, macht sich schwer und zittert. Ich wollte ihr ein Sicherheitsgeschirr kaufen. Wir können es kaum anprobieren, da sie sich eben hinliegt und schwermacht. Keine Chance sie aufzurichten zum Geschirr anprobieren oder dann zur Kasse oder aus dem Geschäft zu kommen. Letztendlich musste ich sie raustragen.

    - Wir begegnen zwei (total lieben) Hunden, sogar auch einer BBS. Unsere Kleine will panisch weg, und verkriecht sich unter Baumstämmen. Dabei zittert sie wie Espenlaub. Ich musste warten bis die Hunde weg waren und sie dann unter den Baumstämmen hervorholen

    - Kennlernstunde in der Hundeschule: ca. 5 Meter schaffen wir es in Richtung des Platzes, dann kommt die Trainerin uns freundlich entgegen. Junghündin will panisch weg, friert dann ein. Ich muss sie auf den Platz tragen. Dort wird sie abgeleint um zu schauen, wie sie dann reagiert. Sie sucht sich den am weitesten entfernten Ort und verkriecht sich im Gebüsch vorm Zaun. Da musste ich sie wieder rausnehmen und raustragen, da sie von alleine sich nicht locken lässt. Am Ende kurzer Probespaziergang mit Trainerin zurück zum Auto mit längerer Leine. Wir schaffen ca. 4 Meter, dann verkriecht die Kleine sich im Gebüsch und legt sich ab. Ich muss sie wieder tragen...


    Jetzt hat uns die Trainerin (siehe letzter Punkt) ziemlich direkt ans Herz gelegt, die Kleine zurück zu geben, da dies ihrer Meinung nach keinen Sinn macht und ein 5 Monate alter Hund nicht so sein sollte (also weniger ängstlich, mehr sozialisiert). Also es eigentlich zu viel Arbeit und zu schwierig für Hundeanfänger wie uns wäre. Sie war ganz verwundert, dass die Kleine aus einer seriösen Zucht stammt und vermutet, sie wäre ein Rückkehrer, dem etwas passiert ist (wovon wir aber nicht wissen).


    Die Züchterin hingegen (welche auf uns menschlich übrigens einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat) meinte, dass das Verhalten normal sei nach nur so wenigen Tagen und sich legen wird wenn die Kleine vertrauen zu uns aufbaut. Andere Hunde dort (Vater, Tanten etc.) machten auch einen guten Eindruck. Die Kleine wirkte dort sehr reserviert aber nicht unbedingt ängstlich.


    Wir wissen nun nicht mehr weiter und sind verzweifelt. Ist das Verhalten für einen 5 Monate alten Jundhund noch normal und kann sich nur durch dem "Umzugstress" ins neue Zuhause erklären? Oder stimmt etwas nicht mit der Kleine?. Wir sind als Ersthundehalter sehr überfordert mit dem ängstlichen Verhalten um ehrlich zu sein. Noch kann ich sie zur Not tragen, aber das wird Gewichtstechnisch nicht mehr gehen bald. Und in 4 Wochen müsste ich auch wieder arbeiten, wo sie eigentlich einen Tag pro Woche fremdbetreut werden soll. Nur kann ich mir dies aktuell auch so gar nicht vorstellen, wenn sie panische Angst vor anderen Menschen und Hunden hat.


    Positiv kann man auf jeden Fall sagen, dass sie Null aggressiv ist und sich zum Glück problemlos tragen lässt.


    Sehe gerade, dass der Text nun sehr lang geworden ist. Wäre super, wenn uns jemand seine Einschätzung geben könnte.

  • Erstmal herzlich Willkommen! :)

    "Normal" finde ich das tatsächlich nicht, aber die BBS die ich im Junghundalter kennengelernt habe, waren auch nicht viel anders. Beim BBS hat man das offensichtlich leider, dass sie ängstlich sind. Ich würde mit der kleinen Maus nochmal 3 Schritte zurück gehen. Erstmal zuhause und Lösewiese kennen lernen. Euch kennen lernen, die Umgebung im kleinen Rahmen kennen lernen und wenn sie mit euch und der nächsten Umgebung sicher ist, den Radius erweitern.


    Für den Moment würde ich die Kleine mal einfach zuhause in Frieden lassen, alle 2-3 Stunden zum pullern raus auf die Wiese. Wenn sie zu euch kommt, macht was schönes mit ihr (futter, spielen, etc.). Vielleicht könnt ihr auch mal probieren ob sie sich aus ihrem Versteck traut wenn ihr was lustiges miteinander macht. Z.B. könntet ihr mal auf den Boden sitzen so dass sie euch beobachten kann und einen Ball zwischen euch hin und her rollen und den ganz prima finden. Vielleicht kommt sie dann und will auch mal gucken, dann könnt ihr sie vorsichtig ins Spiel einbinden.


    Was ich im Moment nicht ideal finde ist, sie Situationen wie Laden und Hundeschule auszusetzen. So lange sie euch noch nicht als sicheren Hafen ansieht, überfordert ihr sie damit einfach nur und das zeigt sie ja auch deutlich. Auch befahrene Strassen etc. würde ich im Moment meiden bis sie euch gegenüber aufgetaut ist.


    Allerdings müsst ihr euch evtl. damit abfinden, dass aus dieser Maus kein Draufgänger mehr wird, der neue Situationen ganz furchtbar spannend und spassig findet.

  • Hi, herzlich willkommen bei uns!

    Eure Trainerin hat recht... "normal" ist das was du hier beschreibst für einen 5 Monate alten Junghund nicht. Allerdings, ist es bei BBS schon nicht ganz unüblich. Die sind bekannt dafür, überdurchschnittlich unsicher und ängstlich zu sein (natürlich auch nicht alle, aber darum geht's hier jetzt ja nicht).


    Ich kann auch den Rat der Trainerin nachvollziehen und würde - je nachdem was ihr für eure Zukunft und euer Leben mit Hund geplant habt - auch zumindest einmal ernsthaft darüber nachdenken.


    Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass 4 Tage natürlich noch wirklich KEINE Zeit sind... Hunde brauchen mehrere Wochen um wirklich "anzukommen". So ängstliche Tiere wohl noch länger. Das Verhalten kann sich mit der Zeit und mit dem erwachsen werden verbessern - aber auch verschlimmern. Ich habe es persönlich erlebt, dass eine ähnlich veranlagte Hündin mit der ersten Läufigkeit dann komplett "zusammen brach". Andere wiederum wurden durch die Geschlechtsreife merklich mutiger und kecker (wenn auch nie ganz "normal"). Ich würde mich aber sicherheitshalber darauf einstellen, dass mich diese Angst-Thematik beim BBS u.U. zeitlebens begleitet... Harz2024 kann ein Lied davon singen.