Nach Beißvorfällen: Was könnte ein Hundeführerschein bringen?

  • Ein wohlstandsverwahrloster Faden - herrlich!

    Wir wollen keine nervenden Kacktölen!
    Wir wollen keine uninformierten Hundehalter!
    Wir wollen keinen illegalen Welpenhandel!
    Wir wollen mehr Tierschutz!
    Wir wollen besser informierte Leute!
    Wir wollen keine krankgezüchteten Tiere!
    Wir wollen keinen Hundeführerschein!
    Wir wollen keine Prüfung machen!
    Wir wollen keine Infoveranstaltungspflicht!
    Wir wollen keine Hundesteuer!
    DENUNZIANTENTUM!!!!!!


    Hurz!

  • Ich hab mir das neue Hundehaltungsgesetz der Oberösterreicher mal angeschaut. So blöd finde ich das eigentlich garnicht.

    Nur eben die Klausel mit den großen (40/20) Hunden die eine Prüfung ablegen müssen, bloß weil sie groß sind, ist halt unfair. Das würde ich mir generell für alle Hunde wünschen.


    Wenn man die Prüfung versäumt, verweigert, oder nicht besteht, wird der Hund automatisch als "Auffällig" eingestuft. Das finde ich erstmal konsequent.
    "Auffällige Hunde" bringen einiges an Mehraufwand mit sich: Leinen- & Maulkorbpflicht, psychologisches Gutachten für den Hund, verpflichtende Zusatzausbildung für den HF.

    Hat der Hund tatsächlich nen' Knax weg, sind die Maßnahmen eh angebracht... und war man einfach nur faul oder boykottiert "das System", muss man halt mit diesem Mehraufwand leben. Ob man wieder umgestuft werden kann, dazu habe ich nix gefunden.


    Was mich aber massiv stört sind einige Beispiele, was passieren kann/muss, dass ein Hund als auffällig eingestuft werden kann, z.B.: (...) ein Hund der aggressives Verhalten zeigt und damit eine Bedrohung für Mensch oder Tier darstellt. Beispiele dafür können bedrohliches Anspringen (z.B. von Menschen) oder das Hetzen (z.B. von Tieren) sein.


    Bedrohliches Anspringen, das empfindet halt auch jeder anders, grade nicht-Hundemenschen die einen Hund nicht lesen können. Natürlich sollte ein Hund keinen Fremden anspringen, aber wenn jetzt ein Jungspundt im Übermut mal 20 Sekunden nur bunte Murmeln im Kopf hat und die Bremse nicht findet... sowas wird wohl immer Aussage gegen Aussage sein, und wenn dich einer bumsen will bist du mit dem Hund wahrscheinlich der Verlierer.


    Hetzen von Tieren... klar, soll nicht passieren, aber jetzt mal Butter bei die Fische, ein Hund der einen Hasen oder eine Katze jagt, ist... auffällig ("abnormal")? (und braucht somit einen Psychotest?!) 8|

    Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, das ist (zwar unerwünschtes, aber) völlig normales Verhalten eines Beutegreifers, und somit eines Hundes. :whistling:


    Zum selber schmökern:
    Pflichten bei Haltung großer Hunde, Hunde spezieller Rassen sowie von auffälligen Hunden - Das neue oberösterreichische Hundehaltegesetz 2024

    Ich bin neugierig wie das am Ende so kommt... aber auch erstmal froh, NICHT in OÖ daheim zu sein. :|

  • Ich weiß ja nicht, wie so ein Hundeführerschein in Niedersachsen ausschaut, aber für den aus NRW kann ich sagen, komplett für die Tonne. Für Tilli musste ich ja das 20/40 Dingsda machen. Und mal abgesehen von der Tatsache, dass mich das wegen meiner Prüfungsangst total genervt hat, war das ein Witz.


    Man druckt sich die Übungsbögen einschließlich Lösungen also aus und lernt den Klumpatsch auswendig. Ob mich die Frage wie groß der Zwinger für eine Rotweilerhündin mit Welpen sein muss nun ganz persönlich in meinem Hundehalteralltag weiter bringt kann man halt diskutieren. Über die Sinnhaftigkeit der anderen Fragen und Antworten ganz sicher auch. Aber man nimmt es halt so hin, ist besser für den Blutdruck. Man kann das ganze mit der Frage nach dem Bremsweg in der Führerscheinprüfung vergleichen. Da wird auch nur nach der Geschwindigkeit berechnet, was im Ergebnis bestenfalls einen groben Richtwert ergibt, für den Fall dass die Fahrbahn in bunten Farben schimmert aber zu hochoptimistischen aber nicht ungefährlichen Fehleinschätzungen führen kann.


    Danach latscht man zum Tierarzt seiner Wahl, der einen mehr oder weniger unbeaufsichtigt ein paar der Fragebögen ausfüllen lässt und gut ist. Durch eine schwere Erkrankung meiner damaligen Tierärztin (Kaninchenspezialistin) ist der Termin mehrfach verschoben worden und schließlich hab ich, schon mit Baby Tilli unterm Arm, diesen Meilenstein meines Hundehalterlebens bei einem netten TA gemacht, der extra für uns noch länger in der Praxis geblieben ist, weil dringend.


    Man bekommt also ein paar dieser Fragebögen und füllt die aus. Dabei verhindert man mehr oder weniger geschickt, dass der Welpe auf dem Schoss die besagten Bögen oder den Stift frisst.


    Danach wurde das ganze kurz kontrolliert, alle bestanden, Bescheinigung ausgestellt, pro Nase ca. 50 Euro bezahlt und gut wars. In irgendeiner Weise ausgewiesen, ob ich wirklich ich bin, hab ich mich nicht.


    Danach wird das alles zum Amt geschickt und man bekommt also seinen "Hundeführerschein". Für alle die nicht in NRW leben, hab ich mal die Rückseite dieses wichtigen Dokuments hier eingestellt. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.



    Vorne steht nichts weltbewegendes, mein Name, meine damalige Anschrift und Angaben zu Tilli. (Rasse "Schäferhund" und die Chipnummer) Und dann wird man auch schon auf die befristeten Besitztümer dieser Welt losgelassen. Versteht mich nicht falsch, ich hab dank Autokorrektur auch schon eine Menge Mist geschrieben, und vermutlich verstecken sich hier auch ein paar Fehler, aber herrje, nach dem großen Trara um die Wichtigkeit dieses Hundeführerscheins, hätte ich schon ein fehlerfreies Exemplar erwartet. Man hat sich schließlich alle Mühe gegeben und ist willens der Angelegenheit mit dem nötiges Ernst und gebotener Ehrfurcht entgegentreten.


    Für mich ist das ein Fall von "die Politik hat was gemacht", und wem das nicht gefällt, tja, der hats halt nicht verstanden.


    Und genau das Gleiche befürchte ich, wenn es darum geht neue Prüfungen für Hundehalter und Hunde zu erfinden oder sie zu Pflichtstunden zu verdonnern. Es kommt wieder irgendwas dabei raus, was keinem irgendwie weiter hilft, dafür lästig ist und noch mehr Bürokratie bedeutet.


    Ich fände schon die Frage spannend, was genau in diesen Pflichtstunden gelehrt werden soll? Und das meine ich völlig ohne Sarkasmus und ohne das ins Lächerliche ziehen zu wollen. Es gibt tolle Informationsquellen und es gibt halt weniger sinnige. Welchen Hundetrainer / Tierarzt beauftragt man mit dem Unterrichten? Gerade bei Hundetrainern findest man doch alles was auf dem Weg zwischen Genie und Wahnsinn liegt. Zahllose Erziehungsphilosophien, Hundeschweiger, -flüstere, -Gedankenleser, Rudelführer, Rudelstellungstheoretiker und was weiß ich, was sich da noch alles tummelt. Wen stellt man denn nun da vorne hin um dem Neuhundehalter die Welt der Hunde näher zu bringen? Gibt es überhaupt Erziehungsfragen auf die es eine vollständige unstrittige Antwort gibt? Ist das überhaupt möglich? Oder muss die Antwort nicht vielmehr fast immer lauten: Es kommt darauf an.....


    Blieben noch die Höflichkeitsregeln für Hundehalter. Und auch hier die Frage, was soll gelehrt werden? Was ist hier allgemeiner Konsens? Mehr als, man behalte seinen Hund bei sich, bis sich die Halter ausdrücklich unter Berücksichtigung der Wünsche und Stimmungen der Vierbeiner, auf etwas anderes geeinigt haben, fällt mir da einfach nicht ein. Wäre ja schon schön, wenn das klappen würde, halte ich aber für utopisch, weil es sicher trotz Pflichtstunden immer wieder Hundehalter gibt, denen das vollkommen egal ist. Aus eigener Erfahrung mit meiner Umgebung kann ich sagen, einige Exemplare von Hundehaltern schaffen das nicht mal, nachdem Vet- und Ordnungsamt bereits tätig waren. Gut, unerfreulicher Hund Nr. 1 ist jetzt zwar weg, aber dafür gibt es jetzt beim gleichen Halter eine unbekannte Anzahl an Hütis, die gelegentlichen Freigang genießen.


    Ach ja und Häufchen einsammeln wäre noch etwas, worüber sich wenig diskutieren lässt. (Über das wie und womit kann man schon wieder Bibliotheken füllen).


    Ich seh da einfach keine praktikable Lösung, die wirklich einen Nutzen bringt.


    P.S.: laminiert hab ich diesen Hundeführerschein übrigens auch nicht selbst...wollte ich nur mal klarstellen.

    P.P.S.: bei uns kommt im Dezember der Stromzählerwechsler....werde den nicht aus den Augen lassen, wer weiß was der hier sonst noch sucht :D . Ich seh schon ein mehrseitiges Dossier über Tillis Lebens-, Schlaf, und Essgewohnheiten. Fazit: Weltherrschaft!

  • und wenn dich einer bumsen will bist du mit dem Hund wahrscheinlich der Verlierer.

    Oder selbst einfach seine Murmeln nicht sortiert bekommt. Wäre Tilli nicht so ein grundlegend gut gelaunter Hund, mit einem schier unendlichen Geduldsfaden was originelles Verhalten von Zweibeinern angeht, hätten wir sicher schon Auflagen. Ich gaube ich hab es schon mal erzählt, ich stehe mit angeleinter Tilli auf dem Grundstück einer früheren Nachbarin von mir (in NRW), ein mir (uns beiden, ich dachte nur er kennt die Nachbarn vielleicht) völlig unbekannter, erwachsener Mann grüßt kurz, stürmt auf Tilli zu und schnappt nach ihrem Balli am Band...den trägt sie da, wo auch die 42 Argumente sitzen =O . Ich muss zugeben, ich stand erst mal doof daneben und war fassungslos. Hätte sie nicht "oh toll spielen" gedacht, sondern ihren Balli verteidigt, wäre sie auf keinen Fall verhaltensgestört oder gefährlich. Auch Anspringen oder einfach ungünstig daneben greifen bei Zergeln wäre im Rahmen des Möglichen und macht für mich keinen gefährlichen Hund. Tja, trotzdem wären wir die Doofen gewesen. Ich plädiere für einen "gesunder Menschenverstand Führerschein" für alle.

    Einmal editiert, zuletzt von Tilli ()