Nach Beißvorfällen: Was könnte ein Hundeführerschein bringen?

  • Wenn die morgens um 5 mit ihren Malis gehen, weil sie wissen, dass die nicht gut verträglich sind, dann zeigt das doch, dass die HH verstehen und bereit sind zu Uhrzeiten zu gehen, so sie am wenigsten Probleme verursachen/erwarten.

    Ich wollte damit aufzeigen, dass die Hundesportler nicht grundsätzlich die sind, die ihre Hunde am Besten sozialisiert und erzogen haben. :) Denn wenn man bei diesem Beispiel bleibt, könnte man ja auch den Spiess umdrehen und sagen "Die Hundesportler sind die mit den aggressiven Hunden, die nur bei Nacht und Nebel das Haus verlassen können"

    Was "vernünftig Gassi gehen" oder "Alltagstauglich" bedeutet, kommt auf den Einzelfall an. Wenn ich weiss, dass ich um 5 Uhr morgens mit meinem Hund am vernünftigsten Gassi gehen kann, dann ist das zum Wohle der Allgemeinheit. Ich wünschte die ganzen aggressiven Trethupen würden morgens um 5 Gassi gehen.......

    Ja, ich auch. Noch besser wär's wenn wir weniger aggressive Trethupen hätten.

    Ich glaube wir reden von verschiedenen Dingen. Einige glauben, ein Hundeführerschein würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass alle Hunde sich lieb haben und Kinder mögen und andere Menschen etc. und mit zum Camping können und ins Restaurant oder in den Wildpark.

    Ja, ich denke das tatsächlich. Denn wenn die Halter besser auf die Bedürfnisse ihrer Hunde eingehen würden (weil sie mehr Wissen darüber haben), hätten wir sicherlich auch mehr Hunde die nett und freundlich sind und sich in der Öffentlichkeit aufhalten können.

    sich Hundesport als Hobby auszusuchen, der hat sich garantiert deutlich mehr mit dem Thema Hund auseinandergesetzt als der Durchschnittshundehalter. Ausnahmen auf beiden Seiten bestätigen die Regel.

    Ja klar, da gebe ich Dir recht. Aber deshalb Hundesportler von einer Pflicht ausnehmen, finde ich falsch. Unter denen gibt's doch weiss Gott auch genug, deren Stand von Hundeerziehung, Lernverhalten, etc. irgendwo in den 90ern ist. Schadet denen auch nicht, wenn sie 3 Wochenenden an einen Kurs müssen.
    Abgesehen davon: Wenn es vor der Durchsetzung einer Pflicht schon wieder um Ausnahmen geht, kann man's doch schon wieder vergessen. Ich denke da an die Kastrationspflicht für Katzen in Österreich. Lieschen Müller muss ihr Maunzi kastrieren lassen, aber der Landwirt ein paar Meter weiter darf fröhlich seine 20 Katzen 2x im Jahr werfen lassen.
    Und dann denke ich noch an die "Aussenwirkung". Was vermittelt man dem Normalo-Hundehalter, wenn man sagt "Du, der vielleicht privat 400 Tricks mit seinem Hund im Wohnzimmer kann, musst zu so einem elenden Kurs, aber die komischen Leute die Beissport mit ihrem Dobermann machen nicht"? Und ab wann ist man dann "Hundesportler"? Wenn man 3x beim Verein schnuppern war? Wenn man 1x ne BH-VT gemacht hat? Wenn man im Jahr 5 Prüfungen mit seinem Hund geht? Wenn man auf der WUSV-WM gestartet ist?

  • Genau wie Du sagst, ist ja auch voll in Ordnung, wenn das so gelöst wird. Verantwortungsvoll halt.

    Ansichtssache. Ist es verantwortungsvoll einen Hund so schlecht zu sozialisieren/erziehen, dass man nur nachts damit auf die Strasse kann?
    Also ja, es ist verantwortungsvoller als das am Tag zu tun, aber so ganz optimal finde ich es nicht.

  • Noch besser wär's wenn wir weniger aggressive Trethupen hätten.

    Puh ja, das ist bei uns auch etwas worüber ich mich in mich rein ärgere. Mein Hund hat es nach etwa 6 Wochen hinbekommen, sich bei Hundesichtungen zumindest sehr zusammen zu reißen. Fiepen, Aufregung, für seine aktuellen Verhältnisse ist das ok.


    Dann gibt es hier Hundehalter, die seit gut 1-3 Jahren (von denen ich weiß) nichts gegen das Kläffen ihrer Hunde unternehmen. Teilweise heißt es noch das wäre Rassebedingt. Ich hab dann die Situation auf meinen darauf reagierenden Hund einzugehen, während der andere Hund ungehindert weiter kläfft. Aber bei einem 5 KG Hund scheint das keinen zu interessieren wie der sich benimmt, wenn mein Hund dasselbe macht dann ist es was anderes.


    Aber ich freue mich immerhin auch jedes Mal, dass mein Hund es trotz seiner Schwierigkeiten schafft sich zusammen zu reißen, im Gegensatz zum jeweils anderen Hund.

    Ist es verantwortungsvoll einen Hund so schlecht zu sozialisieren/erziehen, dass man nur nachts damit auf die Strasse kann?

    Ich fühle mich da durchaus ein Bisschen angesprochen. ^^


    Was für einen Zeitraum siehst du als machbar, bis wann ein Hund so weit sein müsste um damit ohne Probleme tagsüber auf die Straße (Stadt, Dorf?) zu können? Es gibt auch Hunde die mit gewissen Schwierigkeiten adoptiert werden, wo es verantwortungsvoll ist gewisse Situationen zu vermeiden.

  • Ich fühle mich da durchaus ein Bisschen angesprochen. ^^

    Ich finde nicht, dass Du das musst :)

    Was für einen Zeitraum siehst du als machbar, bis wann ein Hund so weit sein müsste um damit ohne Probleme tagsüber auf die Straße (Stadt, Dorf?) zu können? Es gibt auch Hunde die mit gewissen Schwierigkeiten adoptiert werden, wo es verantwortungsvoll ist gewisse Situationen zu vermeiden

    Na das kommt auf den Hund (und den Halter) an und auf die individuelle Situation. Du musst Dich da gewiss nicht unter Druck fühlen - Rom wurde nicht an einem Tag gebaut und ein Hund der "nix" kennt wird nach 6 Wochen (oder auch Monaten) kein Musterschüler sein müssen.
    Ich hab meine seit sie 8 Wochen alt ist und auch wir haben unsere 1, 2 Baustellen. Aber Du und ich, wir arbeiten dran :)

    Das Endziel kann ja nicht sein, dass wir alle nachts Gassi gehen weil wir keinen Bock haben an den Baustellen zu arbeiten. Sonst gehen am Ende alle nachts Gassi, niemand muss seinen Hund mehr erziehen und damit ist der Fisch geputzt.
    Das ist verantwortungsvoll und richtig, so lange man sich und seinem Hund die Öffentlichkeit nicht zutraut oder zumuten will, während man dran arbeitet. Aber für mich ist man damit nicht aus dem Schneider (ausgenommen Fälle, bei denen einfach nix mehr zu machen ist ausser Schadensbegrenzung).

  • Sonst gehen am Ende alle nachts Gassi,

    Das geht dann ja auch wieder nicht, sonst begegnet man sich nachts. ^^


    Stimmt, ich mache das auch nicht um keine Arbeit zu haben. Morgens die erste Runde mache ich es schon so, dass ich vor der primetime durch bin bis 7:30 um den Stress nicht zu haben.


    Es gibt hier 2 Hundehalter, wenn ich denen (separat) begegne hilft nur umdrehen und wo anders hinlaufen. Einer mit was kleinem, den Halter interessiert es nicht dass mein Hund Schwierigkeiten hat. Wir stehen auf dem Weg im Park, mein Hund am hochfahren, ich damit beschäftigt auf ihn einzugehen. Der Hundehalter geht dann einfach mit seinem Hund an langer Rolleine frontal auf uns zu.


    Ich weiß mein Hund ist mein Problem, man hätte aber auch den anderen Weg 20 Meter paralell davon gehen können. Anstatt noch an langer Leine in die Situation rein zu laufen.


    Der andere hat einen Kangal und versteht es scheinbar auch nicht. Ähnliche Situation, mein Hund sich am aufplustern. Ich bin dann ausgewichen und einen großen Bogen drum herum gegangen. Sodass wir danach jeweils in die entgegengesetze Richtung gingen. Dreht der Halter mit seinem Kangal um und hat auch den Sinn nicht gesehen vielleicht zur Konfliktvermeidung Abstand zu halten.


    Dann bin ich wieder ausgewichen, habe gewartet weil er seinen Kotbeutel noch wegwerfen wollte. Als er weg war bin ich weiter, kommt er wieder zurück. Ist dann 10 Meter gegangen, dreht um und geht wieder zurück. Ich war bei dem dann selbst kurz davor mich aufzuregen.


    Bei beiden Haltern hat der jeweilige Hund nichts gemacht, das muss ich auch dazu sagen. Aber von den Haltern hatte ich den Eindruck, dass sie weder die Situation noch das Verhalten und das Problem meines Hundes richtig einschätzen konnten. Wäre ich genau so gewesen und nicht ausgewichen hätte es Zoff gegeben.

  • Richtig. Dein Hund, Dein Problem - nicht das der anderen. Allerdings wäre ein bisschen Rücksichtnahme schon nett und um ein paar Verhaltensregeln (und Rücksichtnahme) zu vermitteln wäre doch eine Art Hundeführerschein ein gutes Mittel.
    Ich hab übrigens auch nicht jeden Tag Bock auf Leute mit Tutnixen und verziehe mich dann auch in den Wald oder gehe früh morgens/spät abends spazieren. Kann man ja machen - man muss auch nicht jeden Tag gleich viel Bock auf Training und Tutnix-Management haben. Auch jemand mit einem Giftsack an der Leine darf mal einfach nur Spazieren gehen wollen :D

  • Jeder Spaziergang ist Training, irgendwann weiß man ja auch, auf wen der Hund besonders abgeht. Da wir hier am Wald wohnen, gehe ich eigentlich nur im Wald spazieren und gerade im Winter verdichten sich dann die Begegnungen, wenn man nicht unbedingt im Dunkeln laufen will und muss. Trotzdem unterhalte ich mich viel mit Leuten, selbst mit denen, wo sich die Hunde eigentlich nicht so toll finden. Es gibt im Endeffekt vielleicht 3 Hunde wo das überhaupt nicht funktioniert.

  • hmm, der bekannt bissige Hund in unserem Viertel ist ein Mali der im IGP geführt wird, Kontrolle hat der Hundeführer null, der schreit schon die 5 Meter bis zum Auto den Hund an. Gassi läuft der hier auch nicht, und Maulkorb trägt der Hund auch nicht.


    Und zum Hundeführerschein, da gibt es Fragen wie ob es erlaubt ist seinen Hund neben dem Auto laufen zu lassen. Wo da der Sinn drin bestehen soll, erschließt sich mir nicht.

  • da gibt es Fragen wie ob es erlaubt ist seinen Hund neben dem Auto laufen zu lassen. Wo da der Sinn drin bestehen soll, erschließt sich mir nicht.

    ganz einfach: weil es tatsächlich immer wieder Menschen gibt, die auf diese Art Gassi gehen bzw. fahren. Hundehalter sitzt im fahrenden Auto und der Hund läuft nebenher. Das habe ich schon mehrfach live gesehen.

  • Und dann denke ich noch an die "Aussenwirkung". Was vermittelt man dem Normalo-Hundehalter, wenn man sagt "Du, der vielleicht privat 400 Tricks mit seinem Hund im Wohnzimmer kann, musst zu so einem elenden Kurs, aber die komischen Leute die Beissport mit ihrem Dobermann machen nicht"? Und ab wann ist man dann "Hundesportler"? Wenn man 3x beim Verein schnuppern war? Wenn man 1x ne BH-VT gemacht hat? Wenn man im Jahr 5 Prüfungen mit seinem Hund geht? Wenn man auf der WUSV-WM gestartet ist?

    Es wäre ein einfaches, in einer BH-VT einen Hundeführerschein unterzubringen. Ich mein, immerhin heisst die Prüfung "Begleithundprüfung mit Verkehrsteil", was kann man mehr verlangen? Ich bezweifle, dass ein Hundeführerschein je an die praktischen Anforderungen einer BH-VT rankommen würde. Den Theorieteil der BH kann man ja etwas anpassen. Ich denke in der Einstufung wäre die BH-VT definitiv über einem Hundeführerschein.


    Wie würde der Führerschein denn aussehen, so in unserer Vorstellung? Vielleicht stelle ich mir was falsches darunter vor aber ich fürchte es wäre wahrscheinlich sowas untergrund basic nach dem Motto "vorne sind die Zähne, hinten der Schwanz. Es macht Wau Wau".........


    Und zum Hundeführerschein, da gibt es Fragen wie ob es erlaubt ist seinen Hund neben dem Auto laufen zu lassen. Wo da der Sinn drin bestehen soll, erschließt sich mir nicht.

    Genau sowas hab ich befürchtet.


    So ein HFS setzt bei Themen an, wo ein denkender Hundehalter nicht mal drauf käme. Sachen wie, dass man dem Hund nicht Futter zur freien Verfügung stellt......., dass Hunde über die Zunge klimatisieren......., dass Hunde Zusammenhänge nicht mehr verstehen wenn 2 Stunden vergangen sind, ....... dass Wedeln nicht immer Freundlichkeit zeigt ......, dass man mit einem 4 Monate alten Junghund keine 20km Fahrradtour machen kann obwohl er "schon so gross ist" .........etc etc.


    Eigentlich alles Dinge, die man heutzutage schon selber in Erfahrung bringen sollte und mit Leichtigkeit könnte. Leider, aus unerfindlichen Gründen muss man viele dazu zwingen.


    Deshalb bleibe ich dabei, eine BH-VT ist bereits eine gute Stufe höher als jeglicher HFS.

  • eine BH-VT ist bereits eine gute Stufe höher als jeglicher HFS.

    Ne, eigentlich nicht. Da zeigt man lediglich, dass man am Platz toll fussi-laufen kann und dass der Hund schon Sitz und Platz kann. Der Verkehrsteil ist hier bei uns recht lächerlich - schlicht weil dafür nicht ins nächste Dorf gefahren wird sondern man das irgendwo in der Nähe des Hundeplatzes macht mit den anderen Teilnehmern der BH-VT (grob durchschnittlich 1-3 Teilnehmer pro Prüfung). Klar, dadurch bekäme man die Leute zu einem Trainer und sie bekämen mit Sicherheit einiges an (Trainings-)Wissen vermittelt. Dass sich Hund und Halter dann aber auch in freier Wildbahn benehmen können, halte ich aber für nicht gegeben. Man denke an so manchen Hundesportler, der mit seinem Hund halt doch nur nachts Gassi gehen kann oder dessen Hunde lediglich Zwinger, Auto und Hundeplatz kennen. Die haben auch alle mal ne BH-VT bestanden.


    Wie würde der Führerschein denn aussehen, so in unserer Vorstellung? Vielleicht stelle ich mir was falsches darunter vor aber ich fürchte es wäre wahrscheinlich sowas untergrund basic nach dem Motto "vorne sind die Zähne, hinten der Schwanz. Es macht Wau Wau".........

    In meiner Vorstellung tatsächlich Basics über Lernverhalten, Hundekommunikation (sowohl im direkten Kontakt als auch bei Begegnungen an der Leine), sinnvolle Möglichkeiten zur Auslastung, Krankheitsanzeichen, "Gassi-Knigge", Hund im Recht, grobe Übersicht Hunderassen (also so "FCI-Klassifikation", nicht jede Rasse einzeln)/welcher Hund passt zu mir?, Wo bekommt man sinnvollerweise einen Hund. Dazu ne Liste mit Hundeschulen und -Vereinen (mit qualifizierten Trainern). Das sollte wirklich für jeden an 2-3 Wochenenden machbar sein.


    Wenn man's dann NOCH besser machen will, halt doch was BH-VT-ähnliches obendrauf, aber das wird schon wieder zu viel verlangt sein.


    Deshalb bleibe ich dabei, eine BH-VT ist bereits eine gute Stufe höher als jeglicher HFS.

    Anders. Nicht höher, sondern ich sehe da ein anderes Ziel/Ergebnis. Nämlich dass man in der Lage ist, dem Hund das beizubringen was in einer BH-VT verlangt wird. Bei vielen Leuten muss man aber früher ansetzen und froh sein wenn sie einem ihre Hunde halt vom Leib halten. Für die muss man sich für den Anfang mit weniger zufrieden geben, fürchte ich.

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  • Das mag so sein, dass eine Begleithunde Prüfung Sinn machen würde, allerdings würde ich dann halt eher meinen Hund nicht anmelden, denn ich hab keinen Bock auf SV OG.

  • Ja, bei weiterem Nachdenken fiel mir ein, während ich und die meisten angehenden IGPler eine BH mit Würde bestehen wollen, ist es im Gegensatz dazu den Haus- oder Ausstellungshundehaltern völlig egal, wie der Hund da durchgeschleift wird also hat so gesehen die BH wohl nicht den Wert den ich ihr anfangs gegeben habe.


    Während die einen die BH als kleine Prüfungssituation nutzen und den Hund darauf vorbereiten, auch eine ansehnliche Freifolge und Positionen haben wollen, machen die anderen es halt "irgendwie", Hauptsache der Hund haut nicht komplett ab oder kommt wenigstens wieder, bei der Freifolge.


    Meine Fehleinschätzung lag daran, dass ich die BH bisher immer nur mit IGPlern gesehen habe, das andere kenne ich nur vom Hörensagen. Aber auch da schien mir, dass die meisten mehr als 2 bis 3 Wochenenden geübt hatten.