Alles anzeigenWuesti Ich würde aber gerne das mal sehen mit den 70% hat die Aufzucht vom Halter Schuld. Also von wem oder was stammt diese Studie?
Und wenn das so ist, warum gibt es dazu keine Ratgeber oder ähnliches von den Züchtern an ihre Welpenkäufer?
Zumindest bei mir gab es diesbezüglich nichts an Infos und auch TA hat bei Welpenvorstellung mir nichts diesbezüglich gesagt.
Einzig und allein damals Welpengruppe hatte die Trainerin gesagt Sport/ neben dem Rad laufen erst nachdem geröngt wurde.
Also wenn wir alle für HD eine riesige Verantwortung haben, wieso wird das dann null thematisiert.
Nachtrag: Das einzige was ich spontan dazu fand, ist erblich bedingt.
Lediglich auf die Schwere der HD hätte der Halter Einfluss.
Kein Mensch hat behauptet an der Entstehung einer HD hat zu 70% der Halter Schuld. Ich finde es interessant wo das Spiel "Stille Post" immer wieder hin führt...
Erst einmal etwas zur Person von Dr. Reiner Beuing: Der war Akademischer Direktor am Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Bereits seit den 70er Jahren beschäftigt der sich somit hauptberuflich mit Tierzucht und Haustiergenetik, damals vorwiegend im Nutztierbereich, unter der Entwicklung und Einführung von Datenverarbeitung und Statistiken. Dadurch wurde die einzelnen Modelle von Zuchtwertschätzungen entwickelt, durch die die Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Nutztierrassen maßgeblich verbessert werden konnten. Wenn jemand von Statistiken und Heritabilität eine Ahnung hat, dann er...
Dr. Beuing hat diesen in der Nutztierzucht inzwischen mehr als bewährten Bereich auch der Hunde- und Pferdezucht zugänglich gemacht. Heute betreut er zusammen mit seiner Frau und Tochter und mehreren wissenschaftlichen Mitarbeitern die Zucht von mehr als 90 Pferde- und Hunderassen in ganz Europa, in vielen Fällen mit speziell auf die jeweilige Rasse zugeschnittenen Zuchtwertschätzungen.
Von Dr. Beuing stammt die Aussage dass die Ausprägung einer HD beim Hund zu 20 bis 80% von genetischen Faktoren abhängt und zu 80 bis 20% von sog. Umweltfaktoren. Das genaue Verhältnis ist rasseabhängig. So setzt er die großen Molosserrassen wie z.B. den Mastiff an das eine Ende der Skala (80% genetische Faktoren, 20% Umweltfaktoren) und den Deutschen Schäferhund ans andere Ende (20% genetische Faktoren, 80% Umweltfaktoren).
Diese seine Aussage bedeutet aber mitnichten dass bei einem DSH zu 80% der Halter schuld daran ist wenn sein Hund eine HD entwickelt. Denn auch manche "Umweltfaktoren" sind genetisch bedingt... Hört sich für den Laien jetzt blöd an, ist wissenschaftlich betrachtet aber so.
Z.B. ist das Körpergewicht und die Körpergröße ein Faktor, der zwar genetisch bedingt ist. ABER die Gene, die für die Endgröße bzw. das Endgewicht verantwortlich sind, haben genetisch nicht direkt etwas damit zu tun wie die Hüfte ausgeformt wird. Sie beeinflussen lediglich Endgröße und -gewicht. Somit gehört die Größe bzw. das Gewicht eines Hundes, im Hinblick auf die Ausbildung einer HD, zu den Umweltfaktoren.
Auch die Wachstumsgeschwindigkeit, also ob sein Hund seine genetisch vorgegebene Endgröße früher oder später erreicht, ist ein Umweltfaktor der die Ausprägung einer HD beeinflussen kann. Die Wachstumsgeschwindigkeit kann durch die Fütterung beeinflusst werden. Es gibt aber auch genetische Faktoren die sich auf die Wachstumsgeschwindigkeit auswirken können bzw. ob es zu starken Wachstumsschüben kommt oder nicht. In diesem Fall handelt es sich zwar um einen genetischen Einfluss, aber nicht direkt darauf wie die Hüfte geformt wird. Somit gehört auch ein schnelles Wachstum, ggf. gekoppelt mit starken Wachstumsschüben, zu den sog. Umweltfaktoren, die die Ausprägung einer HD negativ beeinflussen können. Ohne dass der Hundehalter durch die Art der Fütterung zwangsläufig darauf Einfluss nehmen können muss.
Das sind nur zwei Beispiele, es gibt derer noch viele. Wenn derartige Aussagen von Wissenschaftlern aus dem Zusammenhang gerissen werden, dann muss man immer hinterfragen wie sie zustande gekommen sind. Wenn es um die Heritabilität von Eigenschaften geht, dann muss in Diskussionen daruber genau definiert sein worüber man eigentlich spricht. Sonst meint der eine Äpfel und der andere Birnen, wenn sie vermeindlich über das Selbe sprechen. Z.B. dass sich in Bezug auf die Heritabilität des Merkmals HD die erwähnten genetischen Faktoren auf die beschränken, die direkt mit dem Aufbau und der Ausformung der Hüfte im Zusammenhang stehen. Und dass alle anderen Faktoren, die zusätzlich zu diesen auf die Entwicklung/Ausformung der Hüfte Einfluss nehmen, zu den sog. Umweltfaktoren zählen. Selbst wenn einige von diesen ebenfalls genetisch bedingt sind.
Dr. Beuing sagt aber auch dass der DSH zu den Rassen gehört, bei denen die Ausprägungsform einer HD in vielen Fällen (aber nicht in allen) in einem gewissen Rahmen positiv oder negativ durch die Aufzucht- und Haltungsbedingungen beeinflusst werden kann. Weitaus häufiger als z.B. bei den großen Molosserrassen. Aber auch beim DSH fütterst Du keinen Hund HD-frei wenn der genetisch bedingt ein entsprechendes Päckchen mit bringt, welches zur Entwicklung einer schlechten Hüfte führt.