Streit in unserem Rudel

  • Hallo,


    wir haben in unserem Rudel leider ein Problem und ich suche Rat, wie wir nun am Besten weiter vor gehen.


    Wir haben seit August 2022 einen Deutschen Schäferhund, Rüde, Willy, er ist kastriert, geb. Mai22.

    seit Nov 2023 haben wir einen Mali dazugeholt, Rüde, unkastriert, Balu, geb. apr. 23.


    bevor wir im vergangenen Jahr Balu zu uns geholt haben, haben wir uns mehrfach mit dem vorherigen Halter und Willy getroffen, um zu schauen, ob die beiden sich vertragen.

    seit dem sind sie ein Herz und eine Seele.

    Rudelführer ist Willy. die beiden lagen oft zusammen, konnten gemeinsam fressen, trinken, spielen, gassi gehen etc.


    im umgang mit unseren kindern waren die beiden vorzeigehunde. sie blieben still liegen, ließen sich streicheln


    Willy ist eher ein „unaufdringlicher“ typ, wenn er geknuddelt wird, ist das ok, muss aber nicht sein. wenn er von sich aus will, kommt er auch an.

    balu ist recht „aufdringlich“ - wir sagen gerne, dass er eine katze im hundemantel ist. am liebsten würde er auf dem schoß sitzen.

    willy ist tatsächlich eher ein „beschützer“ und balu der „schisser“.

    das soweit vorab.


    zur situation: willy ist vor ca 4 wochen krank geworden, fieber, kiefersperre. diagnose: entzündung im kiefer/ kopfbereich.

    balu hat sich außerordentlich um ihn gekümmert, geputzt, bei ihm gelegen etc.

    ab der gabe von cortison, kippte die lage. willy fing an extrem futter- und wasserneid zu entwickeln. wir haben begonnen die beiden, wie gehabt zeitgleich, aber getrennt zu füttern (eine palette zwischen die beiden gestellt).

    theoretisch räumen wir nach dem spielen immer das spielzeug weg, die beiden haben aber eben doch noch was auf dem grundstück gefunden, ich hab mich gefreut, dass willy das maul wieder besser öffnen kann. ich habe nicht aktiv mit ihnen gespielt, aber sie machen lassen.


    innerhalb kürzester zeit ist die situation gekippt und die beiden haben auf leben und tod gekämpft.

    balu hat keine blessuren davon getragen, willy schon.


    ca. eine woche war ruhe, das knurren hielt aber weiter an.


    am vergangenen wochenende gab es diese situation noch genau zwei mal.

    für uns gab es aber dann keinen ersichtlichen grund, für die hunde mitunter schon.

    es passierte jedes mal in den abendstunden.

    beim zweiten mal, am samstag, ist es so eskaliert, dass balu sich regelrecht „festgebissen“ hat.


    mit willy sind wir weiterhin beim tierarzt.

    er hat nur leichte „blessuren“ davon getragen.

    seit dem leben die beiden getrennt.

    wir tauschen alle paar stunden zwischen haus und garten.


    wir waren mittlerweile immer wieder mit beiden gemeinsam gassi - alles wie immer.

    gestern abend sind wir dann auch zusammen auf das grundstück mit beiden. beiden haben nebeneinander getrunken, wir sind ca. 30 min mit beiden angeleint über das grundstück gewandert, haben die hunde in soweit nicht angefasst und uns über nonsense unterhalten, die beiden dabei beobachtet. es gab immer mal kurzes geknurre von willy.

    willy wird immer als erstes angeleint, geht immer als erstes raus, oder rein.

    balu zieht immer den schwanz ein beim gassi gehen.


    wir versuchen peu a peu die beiden wieder zusammenzubringen. wir wissen aber nicht, wie wir am besten weiter machen.

    meine angst, wieder so eine situation zu haben ist riesengroß.


    einzeln drinnen wie draußen sind die beiden super lieb. uns, sowie den kindern gegenüber.

    das zur gesamten situation.

    habt ihr ratschläge, ideen… ich weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll…


    DANKE

  • Hi!


    Naja, die beiden tun, was junge Rüden in dem Alter halt nunmal tun. Austesten, Kräfte messen, gucken ob sich der jeweils andere die Butter vom Brot nehmen lässt.


    Der 2 Jährige ist laut eurer Aussage Chef, aber der Chef ist nun angeschlagen. Das merkt auch der einjährige... der nutzt jetzt halt seine Chance zu versuchen die ranghöhere Position zu übernehmen.

    Umgekehrt, der zweijährige weiß um seine momentane Schwäche und reagiert u.U. etwas über, frei nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung".



    Auf der einen Seite schreibst du, der eine Hund hat sich regelrecht im anderen festgebissen, im selben Atemzug ist aber "nichts passiert", bzw. sind nur leichte "Blessuren" entstanden (was für welche?). Ich glaube ihr seht das kritischer als es tatsächlich ist (was ja erstmal eine gute Nachricht wäre, aber natürlich ist das trotzdem kein Zustandden man so lassen kann/will).


    Ich habe die Situationen zwar nicht gesehen, aber Erfahrungsgemäß sind solche Kämpfe unter Rüden meist mehr Getose als bitterböser Ernst. Insofern bezweifle ich dashier auch:

    die beiden haben auf leben und tod gekämpft.


    Ich an eurer Stelle würde die Hunde vorerst weiterhin so halten, dass sie Kontakt haben aber nicht zusammen krachen können (also nicht gänzlich 24/7 Räumlich trennen!) bis der Ältere wieder gesundheitlich auf dem Berg ist. Dann nochmal versuchen zusammen zu führen.... besteht das Problem dann weiterhin, einen Trainer ins Haus holen, der die Situation live und professionell beurteilen und euch dann entsprechend sagen kann, wie ihr weiter verfahren sollt.


    Im Zweifel, wenn ihr euch sehr unwohl fühlt, oder die Krankheit des Älteren eine langwierigere Geschichte ist, könnt ihr den Trainer natürlich auch jetzt schon einschalten. Sowas schadet nie und ist 10x mehr wert als Ferndiagnosen wie meine. ^^

  • Grundsätzlich hat Ruebchen schon alles gesagt.

    Als Ergänzung, bei dem geringen Altersunterschied ist der ältere nicht automatisch der Rudelchef, vielleicht einfach mal akzeptieren, dass der Mali nun im Haus und Hof der Chef ist. Draußen kann die Situation durch die Ängstlichkeit des jüngeren eine ganz andere sein.

  • Hallo und vielen Dank für eure Antworten.


    natürlich kennen wir kleinere Streitereien der beiden, austesten, kräfte messen etc.

    aber das war im vergleich zu den letzten drei malen ein witz. aus unserer sicht.

    ich kann tatsächlich auch nur das beschreiben, was ich gesehen habe und wie ICH es empfunden habe.

    durch die entzündung im kopf/ kiefer von willy konnte er sein maul eben auch nicht so öffnen, wie gewohnt, nicht richtig kauen und dann natürlich sich auch nicht richtig wehren.

    weshalb bei den auseinandersetzungen eben mehr er der leidtragende war und balu keinen „kratzer“ abbekommen hat.

    balu hing an der samstagabend an seiner kehle und hat nicht mehr „losgelassen“.

    willy hat, so wie der tierarzt sagte, und wir es dann auch gesehen haben, schürfwunden. sie sind, ich war eben wieder beim TA, bisher super verheilt.


    in jeder situation die wir bisher beobachten konnten, knickt balus schwanz weiterhin ein.

    willy hat situationsabhängig immer mal einen kamm, knurrt. es wird aber von tag zu tag weniger.

    aktuell trainieren wir maulkorb akzeptanz. keine ahnung ob man das so nennt.

    wir gehen zusammen spazieren mit beiden, draußen, danach auf dem grundstück und dann setzen wir uns mit beiden und geringem sicherheitsabstand auf die terrasse und „entspannen“.

    nach meinen deutungen und auch denen meines mannes war eben bisher willy der rudelchef.

    ich kann aber nicht sagen, was passiert, sollte das eben kippen.

    bei balu habe ich aktuell das empfinden, dass er willy vermisst, er fiepst ab und an, wie vorhin, als wir zum tierarzt sind. das war vorher eben nicht so. er freut sich, wenn er willy sieht. andersrum freut sich willy auch balu zu sehen, aber eben nicht überschwänglich, so ist er aber auch nicht.


    ich hoffe, ich bin auf alles eingegangen, was ihr geschrieben habt.

    danke für eure antworten und auch das offene ohr!

  • Ich stimme dem oben geschriebenen voll zu und möchte hizufügen:


    Hunde haben keine feste Hierarchie. Wer "Chef" ist kann sich von Situation zu Situation ändern und/oder über den Verlauf des Lebens hinweg.


    Beispiel: Ein Hund, der von seinen Menschen als Rudelchef eingeordnet wird aber keinen Futterneid hat wird wahrscheinlich sehr tolerant auf die Annäherung anderer Hunde an seinen Napf sein, bzw. reagiert fast gar nicht aber in einer anderen Situation kann er sein Frauchen vor einem anderen Hund verteidigen (sog. Eifersucht), oder er nimmt einem Rudelmitglied das Spielzeug ab lässt dann aber wiederum andere Hunde aufs Sofa und kuschelt.



    Ich finde, es ist auch wichtig in einem Haushalt mit mehreren Hunden, dass der Mensch klarstellt, dass er derjenige ist, der Aktivitäten und (Re)aktionen dirigiert und kontrolliert. D.h. wenn der Mensch sagt "Schluss jetzt, es reicht" haben die Hunde das einzuhalten. Ähnlich wie bei Kindern, die dürfen sich auch mal messen und streiten aber dann muss auch Ende sein wenn Mama es anordnet wenn einer der beiden zu garstig wird oder es einen Punkt überschritten hat.


    Unter den Umständen finde ich eine Palette als Begrenzung zwischen den Näpfen zu wenig. Kontrolle durch den Menschen ist gut aber wenn man die Umgebung günstig gestalten kann ist das eleganter. Näpfe weiter auseinander platzieren, möglichst ausser Sichtweite.


    Kortison macht Veränderungen im Körper, die zu mehr Hunger führen, daher der grössere Futterneid bei Willy. Vielleicht auch noch Schmerz oder Erinnerung an Schmerz tun ein Übriges.

    Einmal editiert, zuletzt von Axman ()

  • dass der Mensch klarstellt, dass er derjenige ist, der Aktivitäten und (Re)aktionen dirigiert und kontrolliert.

    Danke!

    Gerade noch im Podcast von Mario Jessat gehört:

    "Klar können Hunde das untereinander alleine klären, notfalls bis zum Tod."

    und

    "Wenn der Hund eine Entscheidung fällt, ist die (für die Welt der Menschen) meistens Mist. Die Regeln

    kommen vom Menschen, wie mit anderen Hunden umgegangen wird, und die Hunde haben sich daran zu halten.

    Das klären nicht die Hunde."


    PS: Und wie Du schon sagtest, können wir es ihnen ja auch leichter machen - wie hier beschrieben, den Abstand zwischen den Näpfen vergrößern, etc.
    Es geht ja nicht um Machtgehabe und Konfrontation hervorrufen, sondern um Regeln.