Hallo Leute,
Mir geht's grad richtig bescheiden. Mir ist die Woche von 2 Schäferhundleuten an den Kopf geworfen worden, ich solle Yukon schleunigst abgeben, sonst wird sie zur Gefahr für die Gesellschaft Menschen wie ich dürften niemals einen Schäferhund haben, weil die wollen ja geführt werden und da bin ich viel zu schwach für. Mit der einen bin/war ich zusammen in der Hundeschule, die andere kennt mich und Yukon eigentlich gar nicht, glaubt sich aber trotzdem ne Meinung machen zu können, weil ich in der WhatsApp Gruppe der Züchterin zu viele Fragen stelle (meistens gesundheitlich oder einfaches Interesse, Yukon ist halt mein erster eigener Hund). Mir haben die Vorwürfe so zugesetzt, ich weiß gar nicht, wie die da drauf kommen. Klar läuft nicht alles rund, aber Yukon ist ja auch erst knapp 9 Monate alt, und ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass wir so auf einem falschen Weg sind. Ich bin anders zu ihr, als die "typischen" Hundeplatz Menschen, ja, aber ich hab ja auch nicht deren Anspruch.
Bevor das jetzt hier zu seitenweise Text ausartet, mach ich einfach mal ein paar Stichpunkte, die die Situation kurz umschreiben und vielleicht könnt ihr dann was dazu sagen, ob ich wirklich so blind bin.
Yukon kann nicht gut mit körperlicher Massregelung. Das heisst, wenn man ihr weh tut (z.B. in die Seite kneifen, wie von der Hundeschule gezeigt), wehrt sie sich. Nicht fest, aber sie schnappt dann kurz in Richtung Hand. Find ich ehrlich gesagt nicht schlimm, würde ich mir auch nicht gefallen lassen. Passiert auch wirklich nur, wenn sie Schmerzen hat. Festhalten kein Problem, zurückdränglen kein Problem, in den Hals greifen und das geklaute Futterstück wieder rausholen kein Problem, überall anfassen und manipulieren kein Problem (bis auf Ohren reinigen, da zappelt sie wie Sau). Nach einigen Kämpfen bis zum "Alphawurf" (weil man darf das ja nicht durchgehen lassen und muss das immer bis zum Ende durchfechten), hat Yukon immer mindestens 1m Abstand zu mir gehalten und ich hatte Angst um unsere Beziehung. Also mach ich das so nicht mehr, sondern setze meinen Willen auf andere Art durch. Mehr auf Ausdauer und Sturheit. Klappt auch, dauert vielleicht etwas länger.
Ich hab wirklich nen Fehler gemacht, der ist aber in meinen Lebensumständen und Unerfahrenheit begründet. Yukon ist schlecht sozialisiert. Ich wohne alleine, es gibt selten Besuch und auf den Spaziergängen begegnen wir auch selten Menschen und noch seltener anderen Hunden. Dazu kam, dass Yukon im Sommer eingezogen ist und den ganzen Tag nur von einem Schatten zum nächsten kroch, da hab ich tagsüber nicht viel mit ihr gemacht, schon gar nicht in die Stadt oder so. Ich hab auch Ruhe lernen falsch interpretiert. Überraschenderweise heisst es nicht, das Frauchen und Hund den Tag über ruhig zusammen auf der Couch liegen Wenn wir also in die Hundeschule kommen, dreht sie ziemlich auf, weil geil, andere Hunde, yeah Party. Konzentriert arbeiten fällt ihr da echt schwer Ich will sie da dann auch nicht mit Gewalt niederknüppeln, sondern lieber an ihrer Ruhe arbeiten. Wenn sie nicht aufgeregt ist, klappt nämlich die Zusammenarbeit gut. Klar haben wir auch im Moment ein paar Pubertätsbedingte Diskussionen, aber die regele ich, indem ich einfach sturer bin als sie und so meinen Willen durchsetze. Und an ihrer Sozialisierung arbeite ich jetzt intensiv, wir haben mehrere Termine zum gemeinsamen Gassigehen, Gruppenstunden und sind mindestens 2x die Woche im Einkaufszentrum Ruhe lernen.
Im Haus hört sie aufs Wort, einzige Ausnahme, die Katzen. Die haben sich die ganze Zeit rar gemacht, sodass ich auch hier keine Möglichkeit hatte die 3 aneinander zu gewöhnen. Yukon findet sie immer noch superspannend und ist jedes Mal total aufgeregt. Ihr da zu zeigen, dass sie nur ruhig und entspannt zum Ziel kommt ist unmöglich, ohne die Katzen in einer Box an der Flucht zu hindern. Das will ich den Katzen wiederum aber nicht zumuten. Heute ist die eine wenigstens mal solange sitzen geblieben, dass Yukon ihr mal am Hintern schnüffeln konnte, aber dann wollte sie total aufgeregt auch auf die Bank klettern, hat ihr dabei die Pfote um die Ohren gehauen, und dann war es schon wieder vorbei
Letztens hatten wir ne Begegnung mit 2 freilaufend Hunden, die uns aus ca 3m angeblafft hatten. Yukon hat sich zwar aufgeregt, ich konnte sie aber hinter mir halten und sie hat mich die Situation klären lassen. Das zeigt doch eigentlich, dass sie mir und meiner Führung vertraut, oder? Oder letztens auf dem Spaziergang im Dunklen, da war irgendwas, was ihr unheimlich war. Sie hat immer hingeschaut und ist mir auch einmal vor Schreck in die Beine gehüpft. Also hab ich mich demonstrativ schauend hingestellt, gründlich umgekuckt, ihr dann "Alles in Ordnung" gesagt und bin entspannt weiter. Da hat sie meiner Einschätzung vertraut und war auch viel entspannter und wir konnten stressfrei weiter. So reagiert doch kein Hund, der sich für den Chef hält, oder seh ich das falsch.
Yukon zeigt Null Ressourcenverteidigung ggü Menschen. Ich und auch Besucher können ihr jederzeit alles abnehmen, sei es Spielzeug, Kauartikel oder Futter. Ich jab ihr echt schon in den Hals gegriffen jnd das zu früh gekostet Leckerlie einfach wieder raus geholt. Noch nie Probleme mit gehabt. Aus ist der am Besten funktionierende Befehl von allen. Sie spuckt inzwischen sogar die Sch*** wieder aus, wenn ich früh genug mitkriege, dass sie was gefunden hat.
Im Freilauf an der langen Schlepp orientiert sie sich sehr schön an mir, kuckt alle paar Meter mal, bekommt sofort mit wenn ich stehen bleibe oder die Richtung wechsle, kann bleib auch aus Entfernung, fordert immer mal wieder zum Spielen auf, wird aber nicht aufdringlich dabei und ich kann sie mit einem scharfen Nein in so mancher Aktion stoppen. Einzige Ausnahme andere Hunde und Katzen. Und bei Menschen muss ich auch aufpassen, dass sie ihnen nicht vor lauter Begeisterung um den Hals fällt, das klappt aber schon viel besser.
Ist Yukon temperamentvoll - ja, ist ihre Impulskontrolle stark verbesserungswürdig - auch ja, könnte ich strenger und konsequenter sein - doppelt ja, aber ist sie außer Kontrolle und fast schon gefährlich - seh ich nicht. Klar gibt es Situationen, wo ich nur die Leine festhalten und abwarten kann, aber heisst das gleich, dass ich als Besitzer ungeeignet bin? Bin ich echt die einzige, deren Hund nicht immer aufs Wort hört?
Kann ein Schäferhund, und ganz besonders dieser Schäferhund, als entspannter Familienhund glücklich werden? Oder MUSS sie in einer straffen Kommandostruktur ohne persönlichen Freiraum leben?