Ich versuche auf jeden Fall konsequent zwischen Leinegehen und Gassigehen zu unterscheiden. Früher habe ich das mit Halsband und Geschirr gemacht, mittlerweile hat sie ein Kommando für's "ordentlich gehen" und eins für's "schnüffeln erlaubt." Aber wahrscheinlich ist das Problem tatsächlich, dass es für sie eben immer Gassigehen (Yay, Spaß!) ist mit Kommandos zwischendrin und sie das Konzept von "konsequentem Leinegehen" eigentlich gar nicht kennt. Ihr zu sagen, dass sie jetzt eben auf der Straße neben mir läuft, ist wie nem kleinen Kind zu sagen, dass es jetzt aus dem Bällebad raus kommen und erstmal seine zwei Matheaufgaben rechnen soll. Sie versteht was ich möchte, findet's aber einfach richtig kacke. Sie läuft dann wenns gut läuft neben mir, wartet aber nur darauf, wieder schnüffeln zu gehen.
Auch bleibe ich konsequent stehen, wenn sie zieht. Wenn sie gerade "klar" im Kopf ist, merkt sie selbst bei Leinenzug, dass sie langsamer machen muss, guckt mich dann kurz an, und kommt entweder direkt neben mich oder macht halt einfach langsamer. Finde ich beides okay. Wenn sie aber gerade in dem aufgedrehten: "woohooooo die Welt ist schööön!"-Modus ist, beschwert sie sich, rennt dann zu mir zurück, jammert nochmal weil es nicht weitergeht und rennt dann direkt wieder in die Leine wenn es irgendwann weitergeht. Das ganze könnte man dann unendlich wiederholen. Da wird die 5 Minuten Strecke schnell mal zu ner 20 Minuten Strecke und beim Hund ist es so, als würde man nen Deckel auf nen kochenden Kochtopf packen. Letzteres haben wir mittlerweile echt nicht mehr oft, aber eben die letzten Tage z.B. wieder, wo überall Schnee lag und sie eben uuuunbedingt JETZT SOFORT damit spielen musste. Da explodiert sie förmlich vor Vorfreude und die Leinenführigkeit wurde aus dem Kopf gelöscht.
Ich war neulich auch mit nem Freund und seinem 8 Monate alten Rüden spazieren, der ist perfekt an der Leine gegangen und ich war echt baff. Aber der Hund hatte auch so viel weniger Interesse an der Welt, dem waren die ganzen Gerüche auch im Freilauf ziemlich egal. Hiwa ist da ganz anders. Manchmal könnte man meinen, ihr Leben hängt davon ab, dass sie jetzt an dem Busch schnuppert. Manchmal läuft es super, Hund läuft entspannt neben einem und dann biegt man in ne Straße ab, wo vor 10 Minuten wohl ne Katze durch ist, und plötzlich ist es unmöglich überhaupt noch 2 Meter ohne ziehen nach vorne zu kommen, weil Hund im Kopf jetzt eben der Spur nach muss. Da hilft weder Blocken, Stehen bleiben, Anschnauzen. Das einzige, was wirklich fast immer was bringt, ist ihren Lieblingsball in die Hand zu nehmen. Dafür läuft sie dann an jeder Schnüffelmöglichkeit vorbei. Aber ich will sie ja auch nicht ständig bestechen, ich will einfach entspannt laufen...
Aber ja, ich denke ich hab mir das Problem schon selbst zuzuschreiben. Habe mich immer sehr an "drinnen Ruhe, draußen Spaß und Action" gehalten und das hat echt irgendwie etwas zu gut funktioniert. Wobei ich auch da "draußen Ruhe" geübt habe, indem ich mich mal auf ne Bank gesetzt habe. Das ist auch kein Problem, sobald wir "angekommen" sind, ist Hund wieder entspannt. Wahrscheinlich müsste ich öfters am Tag kurze Spaziergänge durchs Wohngebiet einbauen, wo Schnüffeln komplett Taboo ist und nichts passiert. Da gebe ich ganz offen zu, dass ich dazu bisher einfach nie die Lust hatte, weil sowas eben immer super stressig ist und ich auch einfach gerne mit ihr über die Felder oder durch den Wald laufe und sie rennen lasse. Das ist für uns beide immer um einiges schöner. Im Freilauf ist sie nämlich ein absoluter Traum! Aber natürlich hat sie eine bestimmte Erwartungshaltung, sobald ich ihr Halsband in die Hand nehme.