Verschiedene Ausbildungsreligionen

  • Ruebchen ich greife das thema noch einmal kurz auf, weil ich mir über deine worte sehr viele gedanken gemacht und auch manches aus meinem damaligen erlebnis gelöscht habe (da das missverstanden wurde).

    Fakt ist jedoch, dass die vor 35 jahren dsh hundeausbildung, eine SchH (schutzhundeausbildung) war, die ja dann im jahr 2000 abgeschafft und zu einer sporthundeazsbildung wurde.

    Von unseren damaligen dsh wurde ganz anderes erwartet (mut, härte, kampftrieb) als wie das heute der fall ist. Das solltest du bitte berücksichtigen, dass das 35 jahre zurückliegt und es sich um eine härtere ausbildung und auch andere dsh gehandelt hat. Damals war das auch noch erlaubt, einen schutzhund auszubilden und zu halten. Was heute gar nicht mehr geht. Solche hunde will man auch heute tatsächlich nicht mehr sehen.

    Damals war das aber kein grund, dass man sagen hätte können, diese hunde taugen nichts oder ihre ausbildung wäre fehlgeschlagen. Damals war das noch anders als wie heute.


    Auf nachtübung wenn wir waren (sämtliche umliegende og's zusammen) wurden ernste situationen gestellt (verlassene gebäude aus denen 3-4 männer uns anpöbelten usw..), da wurde von den SchH hunden so einiges abverlangt, was heute gar nicht mehr sein darf.

    So kannst du schlussendlich nicht behaupten, dass diese hunde früher ausgesondert werden hätten müssen oder es ein ausbildungsfehler war. Das waren damals beide SchH3 hunde :)

  • @Rübchen

    Hast Du einen guten Tipp, wie man das Bellen im Auto vor dem SD abtrainiert? Oder generell das Bellen im Auto auf dem Hundeplatz? Das kostet mich gerade wirklich Nerven.

    Das hat er eigentlich von selbst aufgehört. Mit zunehmendem Alter und Routine werden sie ja doch schlauer und checken wann sie dran sind und wann Sendepause ist.


    Ich weiß aber auch, dass es viele gibt, die das Zeitlebens nie lernen.. vielleicht hatte ich einfach Glück :/


    Auf nachtübung wenn wir waren (sämtliche umliegende og's zusammen) wurden ernste situationen gestellt (verlassene gebäude aus denen 3-4 männer uns anpöbelten usw..), da wurde von den SchH hunden so einiges abverlangt, was heute gar nicht mehr sein darf.

    Da hast du natürlich recht, füher wollte man das so haben. Ich gehe natürlich von der heutigen Situation aus, und ich bin schlussendlich auch nur darauf eingegangen, weil @Asmi (Kein Vorwurf an dich an dieser Stelle) darauf negativ reagiert hatte.


    HEUTE geht sowas nichtmehr, will man aber ja auch garnicht. Es ist ein Sport, ein ritualisierter Kampf, in dem man nur gewinnen kann, wenn man die Nerven und die Fassung behält. Neben Trieb und Belastbarkeit sind nun auch noch viel mehr Konzentration, Fokus und Beherrschung gefragt. Und ich finde es einfach unheimlich wichtig sowas immer wieder hervorzuheben, grade gegenüber von "Skeptikern" oder Leuten in denen der Gedanke vom "Beißenden Hund" eh schon Unwohlsein auslöst.

  • Ruebchen wie geschrieben, vor 35 jahren war der fokus ein anderer und zur damaligen zeit vollkommen richtig. Und wir waren sehr stolz darauf, was wir mit unseren hunden erreicht haben.

    Vll ist das, was heute ist (was ero heute zeigt) in weiteren 35 jahren auch wieder falsch und es gibt keine sporthunde mehr o sie dürfen überhaupt keinen sd mehr machen :/

    Aber alles hat seine zeit im leben. Für dich fühlt es sich jetzt gut an und für uns war es früher so.

  • aber ich glaube auch, dass die dsh von meiner zeit ebenfalls eine sehr hohe konzentration, trieb und belastbarkeit hatten. Vll sogar noch mehr als heute, da von ihnen auch selbständigkeit gefordert wurde. Sie mussten auf alles höllisch aufpassen und unterscheiden. Zb die nachtübungen von damals, da wurde vom dsh "erwartet" dass er alle drei angreifer auf diesem verlassenen gelände im auge behält und den hf beschützt. Da wurden selbständige handlungen vom dsh erwartet, natürlich erst nach dem kommando "pass auf" oder "pack ihn". Schnelle reaktionen waren ein "muss", da es ja drei angreifer gab.


    Kein vergleich zu heute.


    Aber das waren eben schutzhunde und wir waren sehr sehr stolz darauf, dass sie in solche situationen nicht "stiften" gegangen sind. Solche hunde gab es auch und das war dann "damals" ein ausschlusskriterium und führte zum "nicht bestanden".


    Unsere zeit war auch sehr spannend und fordernd für die hunde und ihre hf.

  • Palinka74 Zum Thema Bellen im Auto auf dem Hundeplatz könnte ich folgendes beitragen:


    Viele Leute setzen schon den Junghund dem Reiz aus, die Action auf dem Hundeplatz vom Auto aus beobachten zu können und sagen "dann gewöhnt er sich dran".


    Ich halte das für grundverkehrt. Klar, manche gewöhnen sich dran, und werden dadurch desensibilisiert, aber bei sehr vielen hat das den gegenteiligen Effekt. (Desensibilisierung und Sensibilisierung liegen sehr eng beieinander)


    Mit Axel habe ich es so gemacht, dass er, Erstens, sobald er bei mir eingezogen war, von mir auf die Box (Gitterbox) als Ruheplatz/Klick Aus/Abschalten, konditioniert wurde. Dafür habe ich mir viel Zeit genommen (Susan Garrett's Crate Games) und es war eines der grundlegenden Dinge, die ich Axel beigebracht habe. (Axel ist sehr leicht übererregt und überschäumend).


    Das wurde dann auf Box im Auto übertragen. Box = Ruhe. Kann man schön sehen, wenn Axel als hundereaktiver Hund, fremde Hunde bis auf 1m vor seiner Box im Auto toleriert und Ruhe bewahrt.


    Auf dem Hundeplatz habe ich Axel immer mit dem Kofferraum (Box) zur abgewandten Seite des Geschehens plaziert/geparkt und nötigenfalls, weil zu nah oder nur seitlich möglich, den Blick auf den Platz und die Action per Tuch abgeschirmt.


    Wenn er doch mal jammert, z.B. weil er mich auf dem Platz mit anderen Hunden umgehen hört (entsetzliche Qual), dann nutze ich mein Kommando für "still sein", ähem.... "Schnauzzzee!!!" ...(hüstl 8o )


    Ansonsten habe ich mich immer daran gehalten nur den ruhigen Hund aus der Box zu holen. Nötigenfalls den Hund erst in der Box zur Ruhe bringen (Leckerli, was Schlecken, oder so), kurz warten, raus nehmen.


    Wenn man schon ein ausgewachsenes Problem damit hat, sehe ich nur die langatmige systematische Desensibilizierung nach allen Regeln. Falls noch nicht genutzt: Box anschaffen, Hund im Bewegungsspielraum begrenzen, Sicht einschränken (Reizabschirmung), weiter weg parken etc

  • Vielen Dank Axman. Wir haben natürlich eine Box im Auto - und ich parke schon immer "vom Geschehen abgewandt" ... Django darf nur raus, wenn er ruhig ist. Trotzdem bellt er, wenn die anderen Hunde Action machen ... leider auch, wenn sie nur am Auto vorbei spazieren.


    Vielleicht probiere ich es nochmal mit "abhängen" ...

  • Eins zwei drei.

    Einmal editiert, zuletzt von MistyWind1889 ()

  • Hallo @Asmi ,

    Ich kann nur zu "früher" etwas berichten.

    Neben dem Schutzhundesport (SchH1-3) konnte man mit seinem Hund auch im Turnierhundesport aktiv sein. Agi kam erst danach.

    Und Mondioring ist schon Mitte der 90 in Deutschland angekommen. Der erste deutsche Mondioring Weltmeister, Reiner Metzger hat1998 seinen Titel in der Kategorie 2 gemacht. (Sein Flash war ein toller Hund :love: )

    Bei den Rettungshunden...waren es die Normalos gewesen die diese Ausbildung übernommen haben. Und das ist heute noch der Normalo der das macht.

    Die Finanzierung der Rettungshundeausbildung durch das Land wurde in D 1973 eingestellt. Private Hundeführer haben die Ausbildung dann übernommen und 1976 den ersten Rettungshundeverein gegründet, aus welcher heute den BRH entstand. Wenn es dich genauer interessiert:

    40 Jahre BRH Bundesverband Rettungshunde


    SORRY da war jetzt eigentlich nur OT dabei.

  • Ich finde auch, es hat sich viel getan in dem Sektor. Vieles zum Guten.

    Es ist sehr zu begrüssen, dass das Angebot an Hundesport gestiegen ist. Eigentlich gibt es keine Ausreden mehr, es ist für jeden was dabei ^^


    Die Futtermäppchen apportieren Methode ist nach wie vor aktuell und wird auch in den neuesten Folgen von M. Rütter gezeigt. Ich finde sie eigentlich auch wunderbar, denn es ist ein einfaches System für unbedarfte Hundehalter. Das schwierigste ist immer, ein System zu finden, dass der HH umsetzen kann.


    Dass die Hundeausbildung zu Religion geworden ist, liegt m.E. am Internet. Viele Hundetrainer verwenden Schlagwörter und Aussagen als Werbeslogans um sich von anderen abzusetzen, content zu machen, Aufmerksamkeit zu erregen. Da es im Internet keine Einschränkung der negativ Werbung gibt, kann man hier auch über die Ausbildungsmethoden anderer Hundetrainer schimpfen und diese schlechtmachen, ohne Einschränkung.


    Auch Politiker nutzen dies. Die wurschteln heute im Internet rum wie Influenzer. Haben ein ganzes, professionell geschultes Team am Start, das gestützt auf Marketingpsychologie herausfindet, welche Trends gerade gehen und schwingen sich dann auf solche Trendwellen. Sie heizen diese zusätzlich an und bilden Meinungen, um viele "In Group" Anhänger zu finden. Dann können sie diesen Meinungen Folge leisten und Dinge erwirken.


    So entstehen immer enger eingegrenzte "Religionen", wo du entweder Jünger sein kannst oder Ungläubiger.

  • Dass die Hundeausbildung zu Religion geworden ist, liegt m.E. am Internet.

    Ja und nein.


    Nein, weil es das schon früher gab. Zu meiner Zeit war es die Methoden von Gottfried Dildei und anderen. Aber ohne Internet (und jetzt komme ich zum Ja) war das auf einen relativ kleinen Kreis von Personen begrenzt. Heute mit Internet hingegen verbreiten sich solche Methoden (Religionen trifft es mittlerweile aber besser) schneller und bei viel mehr Publikum. Und passend zur Zeit wird leider aus allem eine Religion gemacht. Ernährung, Kindererziehung und eben auch die Hundeerziehung. Leider.

  • Manchmal finde ich, dass Leute bei der Hundeerziehung/Hundeernährung penibler sind als bei ihrem Kind... Kenne eine, da hat der Hund geregeltere Essenszeiten als die Kinder, und auch was der Hund zu sich nimmt ist sorgsamer ausgewählt und kompromissloser, als das Kind, was sich mit ner Packung Kekse vor die Glotze verzieht. Das irritiert mich dann schon.


    Bei einem Kind ist es auch völlig normal, dass es nicht immer bekommt was es will und dann plärrt es eben. Wenn ein Hund aber Frusttoleranz lernen soll oder nicht bekommen was er will, geht das Geschreie ja bei einigen schon los. Auch schon erlebt: Hund springt gegen das Verbot aufs Sofa. Verbot war relativ frisch und der Hund ist nicht blöd, springt gezielt da hoch wo man ihn nicht sofort erreichen kann. Wird wieder runter gesetzt und bekommt gegen den Frust, den er grade erleidet, ein Leckerchen...


    Ich glaube, wie Erziehung bei anderen bewertet wird, hängt ganz viel mit eigener Projektion zusammen. Je nachdem, was man in seinem Hund sieht (Kinderersatz, den allerliebsten Schatz, ein hilfloses Baby (manche Hunde werden ja mit 10 Monaten noch als "Baby" in den Schutz genommen)), und was man mit ihm deshalb nie tun würde weil es einem selber weh tut, gar nicht unbedingt dem Hund, beurteilt man dann wie andere mit dem Hund umgehen. Und jede Korrektur ist dann schon Misshandlung. Oder halt im anderen Extrem die Fraktion "Wir wurden als Kinder auch geschlagen und es hat uns nicht geschadet"...


    Social Media ist halt voll von Leuten, die tagein tagaus andere Menschen bewerten, beurteilen etc. Tierausbildung ist da natürlich besonders geeignet, da kann man sich so schön moralisch echauffieren. Ist viel leichter als konstruktiv zu helfen.

  • Wow, das ist wirklich spitze geschrieben/beschrieben!!! :thumbup: :thumbup: