Zwischenbericht von uns

  • Wisst ihr, es ist schwer zu erklären, was ich für eine Gefühlslage gegenüber dem Hund habe.

    Ich weiß einerseits, er liebt mich abgöttisch, er will mir gefallen, er würde sterben für mich und andererseits weiß ich aber auch, ich muss ihm mehr Vertrauen entgegenbringen.


    Er merkt diese leichte Abneigung meinerseits. Sehr sogar, er will mir dann erst recht gefallen.

    Ich habe ja mal erzählt glaub ich, dass ich Angst vor Hunden habe. Das ist mitunter ein Grund, warum ich mich auf dem Trainingsplatz nicht wohlfühle. Da sind Hunde, die mir einfach Angst machen. Dobermänner z.B. oder die riesige (leicht behinderte) sabbernde Dogge, sogar der wilde Labbi (der einfach nur wild ist, und vor Freude aber schnappt) macht mir Angst bzw. Unwohlsein. Die können noch so gut hören auf ihre Herrchen und Frauchen, ich fühle mich dort nicht wohl.


    Ich vertraue unserem Hund leider nicht, und das ist ein Problem. Aber nicht nur beim Hund, ich vertraue niemandem. Nicht mal zu 100% meinem eigenen Mann/Eltern/etc.

    Mehr Seelenmüll will ich hier aber nicht abladen.

    Dass genau diese Vertrauenssache aber das größte Problem darstellt ist mir klar und macht´s nicht leichter.


    Er kann so vieles, er ist tief in sich drin ein ganz toller Hund. Und so arg sensibel. Er merkt jede Stimmung, jede Veränderung, jeden Kummer, jede Freude. Es ist faszinierend, was ein Schäferhund für ein überaus sensibles Wesen doch ist. Das glaubt man kaum.


    Mein Problem, mein größtes Problem ist einfach, dass ich immer unruhig bin, wenn ich allein mit ihm gehe. Da lässt er den Beschützer raushängen und würde für mich sterben, käme es drauf an.
    Und da muss ich ansetzen, ihm einfach mal mehr vertrauen und selber viel viel ruhiger bleiben beim Spaziergang, wenn uns Menschen begegnen.

    Ich gehe aber oft schon raus mit der Sorge, hoffentlich kommt uns niemand entgegen. Das ist nicht gut und nicht richtig. Der Maulkorb ist dann schon für mich eine Erleichterung, da ist er auch ruhiger, vielleicht weil er weiß, er kann eh nichts weiter anstellen damit.


    Mir ist auch klar, ICH bin das Hauptproblem in dieser Sache. Daher tut es mir einfach auch mal gut, einfach zu schreiben, was ich denke und fühle.

    Ich werde an mir weiter arbeiten und vielleicht auch mal die Option Einzeltraining mit Schutzanzug nutzen, wurde mir nahegelegt. Damit ICH lerne, ruhig zu bleiben und den Hund zu kontrollieren. Bedeutet, Trainer kommt vorsorglich im Schutzanzug, damit ihm nichts passiert, weil ja mein Hund ohne Maulkorb anders ist als mit.


    Jetzt sind wir ab Ende der Woche erstmal verreist und können auch hier wieder an uns allen arbeiten.

  • Das ist doch alles gut, wenn Du weißt woran es liegt, lässt sich eher eine Lösung finden


    Wobei ich nicht verstehe, was dir Sicherheit geben soll, wenn der Trainer im Schutzanzug kommt? :/

    Denn wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Hauptproblem daß Du Angst vor Hunden hast.


    Und das er mit Maulkorb ruhiger ist, liegt nicht daran daß er weiß er kann nix machen.

    Sondern daran , daß Du das weißt und dadurch ruhiger bist.

  • Das soll wohl der Hintergrund sein, ich soll lernen, ihn besser zu kontrollieren und er dadurch merken, dass nicht ER mich schützen muss, sondern ICH ihn. Weil er ja ein unsicherer, ängstlicher Hund ist, der das mit seinem macho Gehabe überspielt

    So sagte es uns die Psychologin

  • Ich vertraue unserem Hund leider nicht, und das ist ein Problem. Aber nicht nur beim Hund, ich vertraue niemandem. Nicht mal zu 100% meinem eigenen Mann/Eltern/etc.

    Mehr Seelenmüll will ich hier aber nicht abladen.

    Dass genau diese Vertrauenssache aber das größte Problem darstellt ist mir klar und macht´s nicht leichter.

    Fühl dich verstanden, du bist nicht alleine damit :* . Glaub mir, mein Seelenmüll versteht deinen Seelenmüll besser als du glauben magst. Mir stellte sich anfangs täglich die Frage, warum Tilli beim nächsten Freilauf nicht einfach leinenlos in den Sonnenuntergang trabt um den Menschen und den blöden Regeln auf Nimmerwiedersehen zu entkommen.


    Vertrauen ist bei mir eher ein sehr theoretisches Konzept. Wie dem auch sei, bin an sich hundemüde und nicht mehr ganz Herr meiner Hirnzellen, ich wollte dir nur noch schnell ein "du bist nicht alleine!" hierlassen und dass ich persönlich glaube, dass es zwischen euch klappen kann. Es wird weder leicht noch schnell gehen, ging es bei uns auch nicht, aber es kann klappen. Deine Sichtweise auf das Problem ist so reflektiert, du weißt genau wo der Schuh drückt, da wird sich sicher ein Weg finden lassen.


    Genießt euere Reise, lasst es euch gut gehen und habt ganz viel Spaß zusammen, das ist mindestens genau so wichtig wie an sich zu arbeiten.

  • Wir wissen es auch nicht, wir haben in den 2 Jahren soviel Möglichkeiten ausgeschöpft, soviele Trainer befragt und letztlich festgestellt, Agility gefällt ihm, er braucht Ruhe, viel Zuwendung und Lob, er ist dankbar und froh, ein schönes Heim zu haben. Er kann sich unterordnen und weiß glaube ich, wo sein Platz im Rudel ist.

    Die Psychologin war ein paar mal da, hat ihn eingeschätzt, weil wir wissen wollten, wie er so tickt.

    Ob das alles so stimmt? Keins Ahnung, wie lernen täglich von ihm.

  • Kommt mir zum Teil bekannt vor, was du da schreibst und als Seelenmüll bezeichnest. Fühle dich mal gedrückt und sei gewiss, dass auch ich so meine Sorgen und Nöte mit meinem Harras habe. Daher bin ICH mit ihm bei einer m.M.n. sehr guten Hundetrainerin. Eigentlich in meinem Fall eher eine Menschentrainerin...

    Sie hilft mir meinem Hund zu vertrauen und zu verstehen und somit auch an mich zu glauben.

  • Dann schließ' ich mich doch gleich mal an: Ich habe auch so meine Problemchen mit dem Thema "Vertrauen zu meinem Hund". Ich lass' ihn kaum von der Leine, weil er als Jungspund mal 2 Rehe durch den Wald gehetzt hat. Ich vertraue ihm nicht bei Hundebegegnungen, weil er mal einen Cocker (der ihn permanent geärgert hat) geschüttelt und auf dem AGI Platz einen Hund getackert hat. Ich lass ihn nicht mit meiner Tochter allein, weil er sie schon des öfteren angeknurrt hat (ich war aber nie direkt dabei und kann nicht sagen, was sie evtl. falsch gemacht hat).


    An allen Themen arbeiten wir schon seit Anbeginn und immer weiter ...


    Im Grunde ist er ein lieber und sensibler Hund.


    Ich verstehe Dich also sehr gut ... und ich glaube, da hilft nur: Immer weiter und vielleicht ab und zu mal was riskieren.