Unsicherheiten beheben

  • Ich möchte mal das Thema Unsicherheiten aufgreifen.

    Wie geht ihr damit um, wenn ihr merkt, dass vielleicht Unsicherheiten im Spiel sein könnten. Wie stärkt ihr euren Hund, womit konfrontiert ihr ihn, welche Übungen schlagt ihr vor?


    Es gibt zwar im Internet zahlreiche Tipps, aber eigentlich eher für Hunde, die entweder aus dem Ausland oder aus dem Tierschutz kommen. Aber für den DSH? Nada, nix gefunden.

    Vielleicht hat der eine oder andere unser Problem schon gelesen, dass mein DSH pöbelt bei Sichtung anderer Hunde und das von klein auf.


    Ich bin dann im Laufe der Zeit darauf gekommen, dass es auch Unsicherheit sein könnte und deswegen werfe ich nun dieses Thema "Unsicherheit" in den Ring und hoffe auf regen Austausch.

  • Das kommt drauf an bei was der Hund unsicher ist - Hundebegegnungen gehe ich anders an als unbekannte Untergründe oder Menschen oder Autos oder Unwetter oder andere Tiere oder mir gegenüber oder…


    Dann kommt es drauf an, warum der Hund unsicher ist: weil unbekannt, weil schlechte Erfahrung, weil einfach das Wesen unsicher ist, weil…


    Und dann kommt’s drauf an, wie ich zu dem Hund stehe bzw er zu mir: vertraut er mir, vertraue ich ihm, ist er sensibel oder ein Draufgänger…


    Da lässt sich gar keine pauschale antwort mit möglichen Situationen nennen, weil das immer völlig vom Hund und seinem Halter abhängt und man das deswegen auch nur sehr, sehr schwer beurteilen kann.


    Selbst wenn Sam unsicher ist bei Hundebegegnungen, dass kann x Gründe haben, die man alle anders angeht. Die Pöbelei von Brummi war mit 8 Wochen anders motiviert als mit 5 Monaten, mit 5 Monaten anders als mit 10 Monaten und mit 10 Monaten anders als heute mit 15 Monaten, obwohl er das von Anfang an zeigte. Die Beziehung und Bindung haben sich seither natürlich grundlegend geändert, seine eigenen Erfahrungen auch. Ich würd mit dem heute also nicht das machen, was ich vor 5 Monaten gemacht hab, weißt wie ich meine?

  • Stimmt @Azemba. Das ist schon klar, dass man die Phasen vom Junghund, Pubertiere usw... immer neu beurteilen muss. Aber das meinte ich eigentlich auch gar nicht.


    Es gibt doch Situationen wo man feststellt, da ist er jetzt unsicher.

    Als Beispiel, wenn eine Schüssel runterfällt, oder laute Stimmen, Radfahrer die entgegenkommen, Lastwägen etc... wie festigt ihr da euren Hund?


    Aber zum Thema wäre auch interessant zu erfahren, reagiert der Hund auf andere Hunde aggressiv, weil er unsicher ist? Wie stelle ich das fest, ob es an dem liegt?

  • Also Akani war ja eine Zeit lang sehr unsicher mit Autos, der fand die alle gruselig und hat sich teils gar nicht bewegen wollen an stark befahrenen Straßen. Am Anfang bin ich dann immer stehen geblieben und hab ihn das aussitzen lassen bis er sich gewöhnt hatte und sind dann weiter gelaufen aber dadurch hatte sich nichts geändert da er immer selbst entschieden hat. Ich hab dann angefangen ihn einfach mit zu ziehen und es komplett zu ignorieren um ihm quasi die Sicherheit zu geben das es überhaupt nicht schlimm ist und mich nicht beeindruckt und ihn quasi da durch führe. Heute schreckt er nur noch leicht zurück wenn ein LKW wirklich nahe an uns vorbei fährt und dann auch nur kurz. Aber das ist halt bei jedem Hund unterschiedlich, andere Hunde würden vielleicht erst recht Panik kriegen wenn man sie einfach mit zieht, Akani hat das halt in dem Fall einfach Sicherheit gegeben das er gemerkt hat das ich es absolut nicht beachte und es somit auch nicht schlimm ist.

  • Luna Ich habe schon die ganze Zeit interessiert mitgelesen. Jetzt habe ich mal zwei Minuten, um meinen Senf dazu zu geben. Das was du von Sam berichtest kenne ich (etwas abgewandelt) auch von Nika. Wir bekamen sie mit 8 Wochen und sie wuchs mit einem relativ großem SH Rudel auf. Von Tag 1. an bellte sie ALLES an. Also nicht wie Sam "nur" andere Hunde, sondern eben wirklich ALLES. Es war ein Spießrutenlaufen mit ihr. Laut Trainerin war und ist sie eine unsichere Hündin. Sie hat meiner Meinung nach nicht sehr viel Umweltprägung bei der Züchterin gehabt. Nicht falsch verstehen, schlecht ging es ihr da auf keinen Fall, aber man hätte wohl mehr mit den Welpen "machen" können. Auch heute habe ich meine Probleme mit ihr- alles was sie gruselig findet wird verbellt- ok, damit kann ich leben. Das wäre z.B. ein "über Nacht" von Kindern gebauter Schneemann auf "unserer" Wiese. Da gibts Gebell und das Ding wird umkreist. Wenn sie dann schnallt, dass keine Gefahr droht ist es ihr auch Jacke und beim nächsten Besuch wird nicht mehr gebellt. ABER sie bellt nach wie vor andere Hunde an. Aber nicht immer. Das Muster ist mir leider unklar. Z.B. Hunde die wir kennen, wo och auch mit Herrchen/Frauchen gut klar komme und wo ich weiß, dass die Nika kennen und kein Problem mit ihrer Art haben, da bellt die Olle auch nicht. Kommen uns fremde Hunde entgegen, dann kann es seinn, dass sie sich beschnuppern und wir gehen ohne Gebell unserer Wege. Es kann sein, dass sie das Gegenüber zum Rennen auffordert (mit Gebell und hinrennen), wobei sie gerne wegrennt und der andere Hund soll hinterher- kapieren leider die wenigsten und so "regt" sie sich auf, weil die Aufforderung ignoriert wird. Dann gibt es Hunde die reagieren auf dieses Gebelle und Hinrennen allergisch und gehen nach vorn wobei Nika dann anfängt zu verbellen und pöbelt- aber niemal nicht beißt. Oder der andere Hund ist selber unsicher- noch unsicherer als Madame- dann mobbt sie auch gerne mal. Das unterbinde ich natürlich sofort. Ich habe mal mein Vorgehen im Nikafaden beschrieben, wie wir Hundebegegnungen gemanagt haben (mit Trainerin). Das hatte auch gut geklappt- aber wie das so ist....ich bin eben nicht immer konsequent genug. Der Fokus sollte auf jeden Fall immer beim eigenen Hund liegen und nicht in der Umgebung. Das Problem ist, dass ich mich nicht auf Nika bei Hundebegegnungen verlassen kann. Mal ist es gut und dann wieder eine (gefährlich klingende!) Bellerein. Da stehen weder viele andere Hunde noch deren Begleiter drauf. Ich weiß nicht genau wie oder ob ich das jemals wegkriege, aber ich weiß, dass ich Nika schon genau so bekommen habe und es nicht geschafft habe ihr ihre Unsicherheit zu nehmen. Das hilft dir sicher alles nicht weiter, aber du bist mit dieser4 Art Problem nicht alleine, das wollte ich dir sagen ;)

    HSH was würdest du denn mit einer solchen Hündin konkret machen, wenn sie zu anderen Hunden hinstürmt und die verbellt? Na klar, ich muss sie ja auch nicht zu anderen Hunden hin lassen und ich bin auch nicht unbedingt auf "Spielen" aus, aber ich würde gerne an anderen ohne dieses Theater vorbei kommen.

  • @Oskar&Nika es tut mir echt gut, dass ich dieses problem nicht alleine habe. S

    Und je unsicherer der andere hund ist, desto mehr wird gemobbt und da kommt die unsicherheit eben ins spiel, warum mobben sie? Weil sie unsicher sind. Wie man daran arbeiten kann um sie souveräner zu bekommen, würde mir schon so mancher tipp vll helfen.

    Allerdings im gegensatz zu nika ist sam nicht in der lage, vorsichtig mal den anderen zu beschnubbern (von klein auf nicht), sondern stürzt sich mit allem was hast du, was gibst du, auf den anderen hund. Als kleiner mit lautem gebell um dann zu spielen.

    Allerdings reagiert er jetzt nicht so wie nika, dass ihn so ein schneemann o.ä. stören würde, eher lautstärken oder eben bewegliches wie radfahrer, lkw...

  • Luna Die beiden sind in ihrem Verhalten ähnlich, aber nicht gleich. Radfahrer o.ä. jucken Nika nicht. Aber wenn irgendwo was auftaucht, wass sie vorher nicht kannte (Schneeschieber z.B.) dann bellt sie das Ding an als gäbe es keinen Morgen :rolleyes:

    Und du hast recht: je unsicherer das Gegenüber umso mehr mobbt Nika. Wehrt sich der andere, dann verbellt sie, rennt hin, umkreist, rennt weg und das genaze von vorne. Eingreifen geht dann mit deutlichem Kommando und auch die Wasserflasche hilft. Aber dann ist es eben schon zu spät. Dazu muss ich aber sagen, dass häufig auch die anderen Hund "anfangen" (haha, hört sich gerade an wie Kindergarten). Und Nika reagiert dann eben auf die Frechheiten. Sie ist im Vergleich zu vielen anderen Hunden aber echt nervig mit dem Gebelle usw. Ich finde das nicht normal und es nervt. Oskar bespielsweise kann andere Hunde gar nicht ab- aber der ignoriert sie meist einfach. Kommen die zu Nahe, dann knurrt er. Komischerweise hauen die Meisten dann ab (trotzdem er ein Zwerg ist)

  • Luna und @Oskar&Nika , was ihr da schildert habe ich ähnlich mit Harras auch. Ob es tatsächlich Unsicherheit ist, weiß ich nicht. Zum einen sind Schäferhunde meines Wissens nach schon mitteilungsfreudig, also wird gebellt. Sei es "da ist was, das ist da sonst nicht!" (Schneemann, E-Roller, Mülltonne etc.) oder "da kommt was auf uns zu!" (Tier, Mensch, Fahrzeug etc.) und auch "halte Abstand" (Unterschreiten der Individualdistanz, wenn z. B. jemand am Auto vorbeigeht, wo der Hund drinn sitz). Aber auch und gerade bei der Interaktion mit anderen Hunden und erst recht beim Spielen wird laut und für ungeübte Ohren "gefährlich" gebellt. Eigentlich normal und sollte kein Problem sein.


    ABER : ich möchte mit meinem Hund nicht negativ auffallen oder anecken. Daher möchte ich das Bellen unterbinden. Dabei reagiere ich unbewusst entsprechend mit meiner Körperhaltung und nun reagiert der Hund entsprechend, weil er meint, dass Gefahr droht (aufgrund meiner Körperhaltung/Reaktion). Es ist fast wie ein selbsterfüllende Prophezeiung.


    Daher muss ich lernen, dass mir die Reaktionen meiner Mitmenschen schnuppe sind, dass ich meinem Hund vertrauen kann und das ich meine Körperhaltung im Griff habe. Dadran arbeite ich, und zwar mit Hilfe einer (Hunde-) Trainerin.

  • Dieses Rumgebelle macht Sam gerne im Garten, wo ich ihn oft zurückrufen muss. Aber sonst bellt er eigentlich draußen nichts an. Das Pöbeln hat nichts mehr mit Gebelle zu tun, weil das unterstreicht er mit Körperkraft, wirklichem Bellen und mit aufrechtem Kamm (Unsicherheit?). Und wehe dem Gegenüber der da eingeschüchtert ist, da gehts dann so richtig zur Sache.


    Ich werde da nie vergessen, mit der einen Husky-Mixhündin. Mit deren Besitzerin ich ein Date ausgemacht hatte, weil sie meinte ihre ist eine Zicke und ich mir dachte, genau das wäre jetzt mal was für Sam, dass die ihm mal die Kante gibt, die er dringend von einem anderen Hund benötigt hätte. Aber was war? Die hatte so Schiss vor Sam und hat ihn damit so stark gemacht, dass sie dann vor Angst nicht einmal mehr zur Besitzerin lief. Er macht da auch keinen Unterschied zwischen Hündin oder Rüden. Für den sind sie alle gleich. Also hormonell ist das ganze nicht gesteuert.


    Ich habe jetzt den Weg von Ruebchen, HSH und Axman eingeschlagen und damit begonnen, an mir selbst sehr stark zu arbeiten, um auf Sam übertragen zu können. Es hat bereits Wirkung gezeigt. Vielleicht kommt im Laufe der Zeit von selbst eine gewisse Souveränität zustande, weil wenn ich sicher bin, werde ich das auch auf ihn übertragen.

  • Pinguetta Ich denke auch hier liegt das Problem eher an mir. Aber dennoch kam Nika als Welpe mit diesem Verhalten hier schon an. Schönes Beispiel auch. Nika lernte am ersten Tag unseren Kater kennen. Der kannte ja nun durch Oskar schon Hunde und Nika war damals auch kaum größer. Ich dachte mir, ok, ich kenne ja mein Katzenbiest. Das wird jetzt kurz krachen und dann sind die Fronten geklärt und Katerchen ist/bleibt König. Also kam das Unausweichliche: Nika stand in der Küche, Kater kommt, Nika geht neugierig hin und der Kater fährt die Pfote aus. Da hat Nika den aber sowas von zusammengebellt, dass die Katze geflitzt ist- ergo war da erstmal nix geklärt. Und dann bellte Nika die Katze erstmal wochenlang an. Mittlerweile geht das mit den beiden. Das hat jetzt nicht allzu viel mit dem "Problem" an sich zu tun, beschreibt aber das Verhalten vom damaligen Welpentier. Sie ist unsicher, geht dabei aber "nach vorn"- kuscht wieder, um dann gleich wieder anzufliegen... Ich habe auch schon häufig gehört, dass SH gesprächig sind. Das ist auch ok, Nika spielt auch immer laut ABER dieses Verbellen ist eben nicht sooo schön und auf die Unsicherheit zurückzuführen. Problem bleibt eben die Unsicherheit zu nehmen-irgendwie- aber wie???

  • Pinguetta, das kann ich mir gut vorstellen, wenn Dich sein Gebelle sehr nervt wegen den Mitmenschen, dass Harras darauf reagiert. Du wirst sauer und er merkt, dass Du sauer wirst. Das ist auch wieder so ein tolles Problem, was man mit sich selbst bekommt.

    ich möchte mit meinem Hund nicht negativ auffallen oder anecken

    Wieso empfindest Du das als negativ auffallen, wenn Harras bellt? Ich meine, er macht das ja aus keiner Aggression heraus, sondern eher im Spiel, oder weil er Dich auf etwas aufmerksam machen will.

    Das normale Bellen eines Hundes stört mich z.B. überhaupt nicht, solange es nicht lang anhaltend ist und sie haben das Recht darauf, zu bellen. Der Mensch quatscht ja auch andauernd :)

    Ich bin auch mal von jemanden angesprochen worden, dass Sam wohl schon ganz schön bellt. Ich konterte, im Vergleich zum Menschen, wieviel dass die quatschen, ist mein Hund noch harmlos und weg war er und gesagt hat keiner mehr was.

  • Luna du hast ja recht wegen der Bellerei und der "lieben" Mitmenschen ABER ich kann da Pinguetta voll verstehen. Es verursacht eben bei vielen Angst bzw. fühlen sie sich bedroht wenn ein SH bellt. Das ist sooo nervig und auch ungerecht. Hier in der Siedlung gibt es einen Bernersennenrüden der ständig bellt. Juckt keinen, aber der SH wird anders wahrgenommen. Es ist aber auch oft das Gesamtpaket. Wenn Nika bellt (z.B. torkelnde Betrunkende auf der anderen Straßenseite) dann geht der ganze Hund "nach vorn". Der Berner bellt einfach ^^

  • Ja, ich kann das schon gut verstehen, noch dazu ist Harras ja auch noch ein sehr großer DSH und hat bestimmt eine sehr tiefe bedrohliche Stimmlage. Da haben manche tatsächlich Angst. Aber das Bellen kann man ihm schlecht verbieten, noch dazu bellt er ja nicht einfach so und bestimmt nicht aus Unsicherheit. Harras kommt mir eigentlich sehr souverän vor, wenn ich mir seine Bilder so ansehe:/



    Wenn Nika bellt (z.B. torkelnde Betrunkende auf der anderen Straßenseite) dann geht der ganze Hund "nach vorn".

    Aber ich finde, dass das eben zu einem DSH gehört, das Warnen und auch nach vorne gehen. Es kommt halt immer auf den Grund an und klar, vor einem Berner Sennenhund hat einfach keiner Angst, mit dem würde ich aber auch nachts nicht unbedingt eine Runde drehen wollen in Gebieten, wo ich mich nicht so sicher fühle. Das ist beim DSH einfach was anderes und passt auch.


    Allerdings Pöbeln an der Leine wegen anderer Hunde, das stecke ich nicht weg. Da fehlt es einfach bei mir am Verständnis und da verstehe ich auch den Grund nicht. Deswegen komme ich auf Unsicherheit :/