Hund „langsam“ beibringen?

  • Das klingt vielleicht seltsam und ich habe so etwas bisher noch nicht gebraucht. Aber hat jemand von Euch seinem Hund schon mal ein Kommando fürs „sich langsam bewegen“ beigebracht?


    Der Hintergrund ist folgender: Es geht Jerry im Moment schlechter und ich war mit ihm gestern bei seiner Chiropraktikerin, die seine Wirbelsäule behandelt. Er kam dort kaum noch die Treppe hoch, die er normal im Gallopp in einem Affenzahn nimmt. Aber das kann er im Moment nicht mehr, auch die Stufen zu Hause nicht ( wir wohnen Hochparterre mit ca. 6-7 Stufen vor der Tür und zur Terrasse). Sie hält aber auch nichts davon, ihn an der Leine die Treppe hoch zu führen, weil er dadurch aus seiner Bewegung gebracht wird.

    Auch im Haus legt er manchmal einen Sprintstart hin, wenn er draußen irgend etwas sieht oder hört. Auch dabei sind ihm neulich die Hinterbeine weg gerutscht.

    Deshalb überlege ich, wie ich da Ruhe in seine Bewegung bringen kann. Hat jemand eine Idee?

  • An der Leine oder in der Freifolge ist das relativ einfach. Aber Du brauchst dazu die Aufmerksamkeit des Hundes, der sich dann an Dir und Deiner (die Geschwindigkeit) begrenzenden Körpersprache orientiert. Aber um ihm beizubringen, dass er prinzipiell langsam gehen soll, auch wenn Du nicht dabei bist, stelle ich mir eher nicht ganz so leicht vor.


    Unterstützt Du ihn denn mit Zusatzfutter? Vor allem die Muskulatur, damit sie tragfähig wird und die Wirbel und Gelenke einbettet?

  • In seine spontanen Bewegungen Ruhe zu bringen, sehe ich als nicht möglich an.


    Er könnte im Haus eine Leine dran haben und man könnte ihn ständig überwachen und dann halt per Leine zurückhalten. Auch eine Box oder Auslauf wäre denkbar.


    Ansonsten kannst du ja erst einwirken wenn er schon gestartet ist, weil du ja meist nicht vorher schon weisst wann er lossprintet. Bzw. wenn du es weisst könntest du ihn mit einem Kommando ins Sitz, Platz oder zu dir kommen kontrollieren, aber das wäre erst nachdem er schon gestartet war.


    Wenn er aus gesundheitlichen Gründen nicht losschiessen soll sehe ich als einzige Möglichkeit die Einschränkung seines freien Bewegungsraumes. Also dann "freie" Bewegung nur unter deiner kompletten Kontrolle, evtl mit Leine.


    Weitere Möglichkeit bei gesundheitlicher Notwendigkeit wäre medikamentös.


    Falls er losschiesst bei dir bekannten Ursachen, wäre eine Arbeit an diesen Triggern und seine Reaktion darauf auch eine Möglichkeit. Das wäre dann Desensibilisierung und Gegenkonditionierung. Das muss dann ziemlich ausgeklügelt und konsequent stattfinden.


    Gibt es spezielle Situationen in denen er lossprintet?

  • Verbena: ja, ich hab da auch echt einen Knoten ins Hirn gekriegt, bei dem Gedanken, dem Hund zu vermitteln, dass er sich langsam bewegen soll. Beim Menschen kann man so einfach sagen, „hey, mach mal langsam“, beim Hund nicht. Mein erster Dsh hat von sich aus langsamer gemacht, als im Alter die HD ihm mehr zu schaffen machte, Jerry macht leider nicht langsam, auch wenn es ihm schlecht geht.


    An Zusätzen bekommt er in regelmäßigen Abständen eine Vitamin b Kur, da es bei ihm ja auch die Nerven betrifft, und Kurweise auch was für die Gelenke. Hab jetzt nicht im Kopf was da drin ist, aber keine Grünlippmuschel, die verträgt er gar nicht.


    Axman: Ja, das unvorhersehbar sein Aufspringen ausgelöst wird, kann man nicht verhindern, man hofft, dass er es läßt wenn erSchmerzen hat, aber leider nein.


    Auslösende Situationen sind z. B. Eichhörnchen oder Katzen im Garten, Klingeln an der Tür, Stimmen der Nachbarn im Garten. Wahrscheinlich könnte man da schon trainieren, nicht in den Garten will, um die Katze zu jagen…

  • Dina zb kennt ja eigentlich auch nur 1 Tempo, nämlich Vollgas :rolleyes:

    Mit ihr hab ich im Training angefangen das Wort langsam einzuführen, indem ich sie zb beim Steg langsam am Kurzführer drüber leitete.

    Oder beim rausgehen, wenn sie schnell zum Auto will, einfach oben auf der Treppe (4stufen) stehen bleiben und sie nur langsam , inkl Wort "langsam" runter gehen ließ.

    Mittlerweile weiß sie was das bedeutet, naja zumindest in 90% der Fälle :D

  • Ich verwende "laaaaangsam", wenn wir aus dem Haus gehen, damit Harras mich nicht die Stufen vom Hochparterre womöglich runterzerrt. Es geht mal besser und mal nicht so gut.

  • wir machen das draussen beim beuteanschleichen, oder drinnen zur bewegung zum futternapf - aber auch wenn sie das kommando kennt - bei situationen wie du es schilderst würde uns das kommando langsam auch nicht helfen

    meist schleichen wir uns gemeinsam an und lexy orientiert sich an meiner geschwindigkeit - aber das ist nicht das was dich vermutlich weiterbringt :-/


    dazu müsste man ehern grundsätzlich an den impulsive reaktionen auf reize arbeiten

    also eichhörnchen im garten = antijagdtraining

    klingel an der tür = gehorsamkeitserziehung = klingel = hund bleibt wo er ist (es gibt funkklingelknöpfe, die sind prima zum trainieren, weil man keinen braucht der dauernd vor der tür steht zum klingeln)

    bei stimmen der nachbarn traniert man das der hund nur anschlägt, aber nicht komplett lossprintet

  • Also die spontanen Bewegungen wenn er sich frei bewegt (aus dem Platz aufspringen zur Tür zb.) zu verlangsamen ist glaube ich unmöglich.


    Aber wenn es darum geht, den Hund langsam irgendwo hin/rauf/rubter/durch zu bugsieren, dann würde ich das über ein Handtagret aufbauen.


    So habe ich es bei Ero gemacht. Der dockt mit der Nase an meiner geschlossenen Faust ah und gejt ihr hinterher. Wenn ich die Faust langsam bewege, schleicht er hinterher. :D


    Beim Treppenlaufen habe ich ihm über negative Korrektur beigebracht, dass er JEDEN Tritt nehmen muss. Dann kann er kaum schnell hoch/runter gehen. 9 von 10 mal klappt das völlig ohne Kommando. ^^

  • Danke für die Tipps, ich werde ausprobieren, was ich bei Jerry umsetzen kann, damit er nicht immer Vollgas gibt und sich dabei weiter schrottet! Sein Rücken würde es ihm danken :(

  • Pinguetta : Wie hast Du es denn bei Harras geübt?

    ständige Wiederholung. Immer wieder, wo ich es brauche/möchte "Laaaangsam". Klappt mal mehr mal gut.


    Dafür klappt es aber mittlerweile zuhause gut, wenn es klingelt: Harras bellt kurz und läuft dann sofort auf seine Matte in der Küche (um die Ecke von der Haustür) und bleibt dann auch dort. Da habe ich tatsächlich Konsequenz bewiesen und ihn jedes Mal auf seine Matte geschickt. Nun läuft er beim Klingel von selbst da hin.

  • Ja, das mit dem Rennen kenne ich auch. Langsam funktioniert bei mir nur an der Leine. Sobald sie im Garten toben ist es vorbei. Ich arbeite auch gerade mit dem Rüden an der Impulskontrolle, denn die hat er wohl an der Garderobe abgegeben. Er hört aufs Wort - aber nur so lange, bis ein Hund am Zaun vorbeikommt oder Nachbarskatze in Windeseile auf die Tanne flüchtet. Bei Bonnie hat das Impulskontrolltraining rund 1,5 Jahre gedauert - heute hat sie es gut drauf, sofern kein Reh unseren Weg kreuzt oder ein Feldhase bevor ich ihn sehe übers Feld rennt ...