Genetik vs. menschliche Einflussnahme

  • Ich bin mir da nicht so sicher, ob wir wirklich sooo viel Einfluss nehmen können auf die Veranlagungen. Dann hätte ja ein hochkarätiger, erfolgreicher, erfahrener Hundetrainer es nicht schwer seine Erfolge mit dem nächsten Hund zu wiederholen.


    Dem ist aber nicht so, ich weiss, dass auch klasse Trainer oft nicht mit genau DEM oder DEM Hund ihr Ziel erreichen können sondern dann erst wieder mit dem nächsten. Oder, oft wissen versierte Züchter, welcher der Welpen zu einem bestimmten Trainer passen könnte und melden sich bei demjenigen.


    Kein Top Trainer würde je einen Nachwuchshund aus IRGENDEINER Zucht nehmen, weil jeder weiss wie enorm wichtig die Veranlagung, also die Genetik ist.


    Wie sagt man so schön: man kann Veranlagung durch schlechte Ausbildung versauen, aber man kann nicht "nicht vorhandene Veranlagung" durch gute Ausbildung erschaffen.

  • Wenn ich überlege wie Viele schon meinten einem HSH das wachen/schützen aberziehen zu können .... :D

    Und dabei ist es doch auch bei einem HSH recht leicht das wachen/schützen in geregelte Bahnen zu lenken.

    Warum so Viele meinen sich gegen die Genetik abmühen zu müssen, wo es doch mit der Genetik meist nur ein wenig Umdenken erfordert um ans Ziel zu kommen, ist mir schleierhaft.

  • Also unser Hundetrainer ist immer wieder erstaunt, wie wenig sich Leute informieren, bevor sie sich einen Hund anschaffen.

    "Mein Hund rüsselt nur auf dem Boden rum, der guckt gar nicht nach mir!" - "Ja, ist ein Viszla, das machen die erst mal so."

    "Mein Hund geht immer jagen! Wie geht das weg?" - "Das ist ein Jack Russell. Schlechte Nachricht: Gar nicht."

    Klar, wie HSH schrieb, man kann das dann in geregelte Bahnen lenken, aber das was über Jahrzehnte mühsam genetisch selektiert wurde bekommt man nicht "weg".


    Das war jetzt mal die Kurzform in Zitat unseres Hundetrainers, vielleicht hab ich mal noch Zeit, was Längeres dazu zu schreiben. Finde die Diskussion hier sehr interessant.

    Und so friedlich.... :)

  • Ich kaufe keinen Rhodesian Ridgeback, wenn ich Hundeschlitten fahren will, ich kaufe keinen Husky wenn ich IGP machen will, und ich kaufe keinen Malinois wenn ich einen Vorstehhund für die Jagd brauche.

    Diese Aussage von Ruebchen kann ich für die als Hüte- und Treibhunde bezeichneten Rassen auch weiter aufdröseln ;

    Auf Grundlage ihrer genetischen ,durch Jahrhunderte Zucht erreichten Qualitäten arbeitet man mit DSH oder Altdeutschen Hütehunden in den Hüteschäfereien, mit dem BC vorwiegend in Koppelhaltungen und bei frei laufenden großen Herden z.B. in den Scottischen Bergen oder den Almen um das Weidevieh zusammen zu sammeln, wenn ich Rinderherden zu betreuen habe wähle ich lieber einen Westerwälder Kuhhund oder einen austr. CattleDog,,

    Zur Grundlage der verschiedenen genetischen Dispositionen kommst du dann als Mensch und wirst bei der Ausbildung merken dass es einfacher ist diese so zu nutzen wie sie vorgegeben sind.

    Als vor ca. 30 Jahren der BC modern wurde haben nicht wenige Hüteschäfer gemeint -die Rasse bringts jetzt aber, heute siehst du an keiner Herde hier in Bayern mehr einen BC.

    HSH sagt ja sinngemäß das gleiche auf Seite 16

    Und ein Jäger wird uns da wahrscheinlih noh mehr Rassespezifische Unterschiede der Jagdhunderassen erzählen können.

    Und zu dem Thema fällt mir gerade noch dieser dumme, viel zu oft Zitierte Satz ein:

    Es ist nie der Hund, es ist immer das andere Ende der Leine.

    Ja dann wäre es ja wirklich einfach!

  • Und demgegenüber stehen auch diverse Rassevertreter mit Papieren aus anerkannten Zuchten, die so sind und wodurch ich über Google erst auf dieses Forum gestoßen bin damals, weil so viele offenbar damit ein Problem haben.

    Natürlich gibt's das bei Verbandszüchtern mit Papier genauso. Es wird auch im Verband grade was das Wesen anbelangt auch viel Käse gezüchtet. Das liegt einerseits daran, dass das nicht greifbar und genau messbar ist, wie zb. der HD-Grad der Hüfte ... und daran, dass mit zunehmendem Alter und zunehmender äußeren Einflussnahme viel "verfälscht" und überdeckt werden kann. Es hat seinen Grund, dass der SV seine Wesensbeurteilung im Zeitfenster von 9 bis max. 13 Monaten abhält und nicht etwa erst mit 2 bis 3 Jahren. Als Hündinnenbesitzer (Züchter) kannst du dir den potentiellen Deckrüden auch nur so ansehen wie er mit 5, 6, 7 Jahren vor dir steht. Unter Umständen ist da in der kurzen Zeit wo du ihn siehst nicht so viel von seinem Grundwesen zu erkennen, sondern du kriegst vom Besitzer eine idealere Version des Hundes präsentiert. Im Bezug auf den Sport nennen wir das einen "gemachten Hund".


    Und DAZU kommt noch, dass eben auch viele Leute, die mit einem Hund der eben diese oder jene genetische Veranlagung mitbringt garnicht rechnen und umgehen können. (siehe auch die Beispiele von KleineMama) Klar, dass die dann früher oder später Probleme mit dem Hund haben. ^^


    Grade heute habe ich wieder eine Wurfplanung gesehen, da klappte mir die Kinnlade runter... was sich der Züchter dabei gedacht hat (oder eben nicht gedacht hat) =O
    Ich sagte ja nur, dass man die Linie über das Papier nachvollziehen KÖNNTE, ob oder wie viel man darauf was gibt ist ja jedem selbst überlassen. ^^


    Also bis auf dass ich da einem anderen Glauben folge (dass der (LZ) DSH eben nicht bis zum Erbrechen tagsaus und tagein extrem ausgelastet werden muss

    Ok, aber das hat im ursprünglichen Thread doch auch keiner gesagt? ^^
    Oder doch?


    Der Ero wäre bei mir niemals Ruebchens Ero, mein Brummi wäre niemals Pinguettas Brummi und Pinguettas Harras wäre niemals Ruebchens Harras. Ich glaube, dass der Mensch da extrem viel Einfluss hat, wie sich ein Hund entwickelt und was aus ihm wird - egal, welche Genetik, Erziehung und Triebe („Hund“) er mitbringt.

    Dem stimme ich zu 100% zu, Ero wäre bei meiner Oma zb. nicht Ero so wie er hier ist. Bei Oma wäre er ein absolut teuflischer Terrorist. :D

    ABER, das meiner Meinung nach eben, weil er ein gewisses genetisches Potential mitbringt, auf welches dann die Art und der Umgang meiner Oma mit dem Hund treffen... und daraus ergibt sich dann halt "was", oder eben nicht =O :D
    Deshalb würde er da so werden, und nicht weil meine Oma gerne einen Terroristen haben wollte und sich den so herangezogen hat.



    Wie ich schon eingangs schon sagte, bin ich durchaus der Meinung, dass der Mensch seinen Teil zum Wesen seines Hundes beiträgt, aber halt auch nur in dem Rahmen, den die Genetik des Hundes vorgibt. Von daher gehe ich mit Axman  HSH  KleineMama und Schafring mit.

  • Ok, aber das hat im ursprünglichen Thread doch auch keiner gesagt? ^^
    Oder doch?

    Ich glaube die TE, die offenbar davon überzeugt ist, dass man einen DSH TÄGLICH zwingend geistig UND körperlich auslasten MUSS und das, was ich dort schrieb, hab ich auf ihre Bedenken bezogen, die sie äußerte und ich der Meinung bin, dass man das pauschal so eben nicht sehen kann, da es sehr vom Hund abhängt, ob er das braucht, will und auch verträgt (beginnend mit seinem Charakter/Temperament, darauffolgenden den Trieben als "Hund" und dann eben den Rasseeigenschaften durch selektive Zucht) und ich persönlich(!) deswegen nicht für oder gegen eine HZ oder LZ sprechen würde und es eher empfehle, mit einem Züchter in Kontakt zu kommen, der weiß, was er einem mit nach Hause gibt und weiß, ob der Hund bei der Person gut aufgehoben ist, was die Aspekte Genetik und "Hund" angehen, denn die Erziehung, da hat ein Züchter überhaupt keinen Einfluss und viel Erziehung passiert auch ungewollt und automatisiert im Alltag ohne aktives Zutun.


    Deswegen würde ich meine Aussage von dort auch irgendwie vom Thema, wie wir es jetzt haben, abtrennen wollen, weil mein Gedanke gar nicht mehr dazu passt, was aber auch gar nicht schlimm ist, ehrlich gesagt, denn ich finde das Thema hier sehr spannend.


    Von daher gehe ich mit Axman HSH KleineMama und Schafring mit.

    Ich ebenso. :S

  • Micha369 Man kann durch dauerhafte (über)reizung die Reizschwelle herunter setzen. Das heißt, der Hund reagiert dann prompter und extremer auf entsprechende Schlüsselreize.

    Das bezieht sich aber eher auf stupides Bällchenwerfen, Spielen mit der Reizangel und solche Sachen.


    Durchdachtes regelmäßiges UO Training hat dahingehend eher keine negativen Auswirkungen... dann müsste ja jeder Hundesportler einen nervenschwachen Irren an der Leine haben. ^^

    Also immer brav die Hausaufgaben machen ;)

  • Ich hatte vor einger Zeit einen Faden, der ging in die ähnliche Richtung (falls jemand nachlesen will: hier)


    Da hab ich mir die Frage gestellt wieviel Einfluss hat der Halter auf die Entwicklung des Hundes.

    Ich glaube das er das nur bis zu einem gewissen Grad hat und die Anlagen die der Hund mitbringt verstärkt, leitet oder eben abschwächt und somit entweder das Beste aus dem was der Hund mitbringt macht, oder auch nicht :)

    Aber das der Hund eben schon gewisse Sachen mitbringt wo man vll. als Halter dann nur bedingt bis zu einem Punkt kommt und nicht drüber raus - was bei einem anderen Hund anders wäre.


    Ich bin da auch bei Euch "den Rahmen gibt der Hund vor" :)

  • Auf dem IGP Workshop im November waren LZ DSchäferhunde, Malinois, LZ Rottweiler (total super!), Dobermann und ein HZ DHS der bereits IGP 2 geht.


    Letzterer wurde von seinem Halter in IGP gestartet, weil er von klein auf Probleme mit Aggression hatte (also der Hund).


    Auf der anderen Seite kam im Sommer eine Frau mit einem Malinois Welpen in unsere Trainingsgruppe, mit der Absicht den kleinen in IGP auszubilden. Mein Freund und Helfer :D (wir sind BEfreundet) hat ein wenig mit dem kleinen Malinois gearbeitet und musste feststellen, dass wir LZ Labradore mit mehr Beisslust in der Gruppe haben. Aber bei den Malis gibt es ja mittlerweile auch schon Schönheitslinien.


    Von einer anderen Freundin wurde mir erzählt, dass sie es nicht mehr mit ansehen kann, wenn sie bei denen im Club HZ DSH Deckrüden dazu bringen wollen wenigstens eine IGP 1 ablegen zu können, weil dann die Decktaxe steigt.

  • Ich finde auch, dass das ein sehr spannendes Thema ist.


    Ich habe ja den direkten Vergleich zwischen zwei LZ DSH. Beide mit rd. 8 Wochen zu mir gekommen, beide von Anfang an mit ins Büro, gleiche Spaziergänge usw. Der Unterschied ist, dass ich mit Crazy in die sportliche Richtung gegangen bin. Bei Phaja schied das aus, da ich mich in der OG nicht wohl gefühlt habe und das dann irgendwie auch kein Thema war. Zumal bei ihr auch mit 18 Monaten schwere HD festgestellt wurde.


    Phaja war zum Teil ein eher unsicherer Hund, der Probleme mit Höhe und glatten Böden hatte. Für eine WB hätte ich da üben können bis zum Erbrechen, das wäre nicht besser geworden. Wie ich vorn zwei Jahren erfahren hatte, war eine Wurfschwester von ihr genau so. Da muss also schon was in der Linie gewesen sein. Phaja war im Büro unauffällig, sie hat es nicht interessiert, ob jemand reinkam. Gejagt hat sie wie Sau, da hatte ich einige Jahre Antijagdtraining geübt, bis sie mit 9 Jahren von einem Hasen abrufbar war. Sie war sehr beutegeil, aber auch sehr auf mich bezogen. Wenn ich mich mal versteckt habe, hat sie mich danach eine ganze Weile nicht mehr aus den Augen gelassen.


    Und nun Crazy. Sehr selbstsicher, von Anfang an sicher auf glatten Böden und insgesamt sehr selbstbewusst. Schon als Welpe ist sie abends allein ins Schlafzimmer gegangen und hat da gepennt. Wäre Phaja in den ersten Jahren eher nicht passiert bzw. fing das erst recht spät an. Sie lag mehr bei mir. Crazy kann nicht mehr mit ins Büro kommen, da sie da sehr territoral reagiert. Kann man sicher daran arbeiten, aber ich will es mir mit meinen Chefs auch nicht verscherzen, daher kommt sie nur noch mit, wenn es nicht anders geht.

    Wenn ich mich bei einem Spaziergang verstecke, guckt sie dann zwar nach, aber dann ist es auch gut und sie geht wieder ihren Weg.


    Ich kann aus meiner Erfahrung sagen (auch wenn die nicht sehr groß ist), wie viel doch die Genetik ausmacht und wie unterschiedlich sich Hunde entwickeln, obwohl sie quasi gleich aufgezogen werden.

  • Man kann die Entwicklung eines Hundes bis zu einem gewissen Punkt beeinflussen.


    Aber deswegen macht man aus einem Angsthasen keinen Dominanten Preisboxer oder aus einem unsicherem einen Selbstbewussten Draufgänger.


    Man kann die Hunde nur in gewisse Bahnen lenken !

    Aus einem Angsthasen kann man einen Hund machen der nicht bei jedem Geräusch direkt unter sich strullt.

    Ein "dominanten Preisboxer" kann man in händelbare Bahnen führen. usw.


    Man kann einem Hund viel beibringen über Gewöhnung und etc. aber irgendwo sind dann auch Grenzen.

  • Und zu dem Thema fällt mir gerade noch dieser dumme, viel zu oft Zitierte Satz ein:

    Es ist nie der Hund, es ist immer das andere Ende der Leine.

    Ja dann wäre es ja wirklich einfach!

    So dumm finde ich den Satz gar nicht. Das andere Ende der Leine ist nunmal dafür verantwortlich was an dem einen Ende der Leine hängt.

    Aus einem Schäferhund mache ich keinen Havaneser. Und ich sehe das andere Ende der Leine in der Verantwortung sich dessen bewusst zu sein.

    Man suche den zu sich und seinen Möglichkeiten passenden Hund und es ist manchmal so einfach ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Sacred ()

  • Sacred ja aber meist wird dieser Satz in den Listenhunddiskussionen ständig gedroppt. Und in dem Zusammenhang, bzw. wie er dort interpretiert werden soll, ist es wirklich dumm.


    Einem Pitbull wird jegliche genetische Veranlagung abgesprochen, da macht aaaaaaaalles zu 100% der Mensch.


    Aber beim Hütehund oder beim Jagdhund ist es völlig legitim, dass die ihrer genetischen Veranlagung entsprechend von sich aus hüten oder jagen, ohne menschliches zutun.


    Ach und nach ihrer ursprünglichen Tätigkeit benennen darf man die ja auch. Aber wehe du nennst einen Pitbull einen Kampfhund, dann geht' rund. :D