Lerntheorien beim Hund - Wie lernen Hunde

  • nette davon bin ich auch überzeugt.

    Zumindest, wenn man seinen Hund als Welpen bekommt. Beim bereits erwachsenen Hund ist dieser Effekt wahrscheinlich nichtmehr so ausgeprägt.


    Das hat mir mein erster Trainer im alten Verein schon gesagt, als ich mich wunderte, warum A.J. von seiner Art her im Alter von ca. 12 Monaten doch eher anders war, als seine Wurfgeschwister, die sich alle wiederum eher ähnlich waren und auch in einem ähnlichen Umfeld aufwuchsen.

    Seine Antwort: weil DU ihn hast.


    Erst habe ich das nicht verstanden aber mittlerweile weiß ich was er damit meinte.

  • Seine Antwort: weil DU ihn hast.


    Erst habe ich das nicht verstanden aber mittlerweile weiß ich was er damit meinte.

    ja das verstehe ich total


    wenns blöd läuft, steht das eben dem ein oder anderen der so ist, beim lernerfolg bei manchen sachen auch total im weg, wenn dem hund nix zugetraut wird "ach das versteht er eh nie" dann wird dem das erfolgserlebnis und der lernerfolg entzogen wenn man es gar nicht "richtig" versucht

    oder wenn man so null reflektiert was man da wie tut und den hund irgendwo ins kalte wasser schmeisst in der festen überzeugung ein hund könne ja schwimmen ... (nur ein symbolisches beispiel)


    damit würde erfolgreiches lernen schon ganz ohne hund anfangen, nämlich bei dem schritt "wer und wie bin ich"

  • Ich habe jetzt wirklich eine ganz, ganz große Bitte: Streitet Euch nun nicht mehr.


    Ich fand das Thema sehr, sehr interessant, denn es ist eben genau das, womit ich mich gerade ganz intensiv beschäftige, weil ich sehr gerne meine Hunde "gewaltfrei" trainieren möchte, aber auch weiß, dass Gewalt eben ganz unterschiedlich bewertet werden muss.


    Ich schrieb es schon: Chia ist sehr sensibel und für sie ist es sehr beeindruckend, wenn ich sie körpersprachlich begrenze. Darum baue ich extrem kleinschrittig auf und versuche sehr darauf zu achten, dass mein Hund keinen Frust aufbaut, weil ich zu lange auf seinen Vorschlag warte oder seine Akzeptanz nicht ins Devote abrutscht und sie sich quasi unterwirft.


    Ob das so - wie ich das aufbaue, nun bei meiner Chia klappt, werde ich sehen.


    Aber ich würde sehr, sehr gerne hier Beiträge zu Lerntheorien lesen, von Euren Erfahrungen profitieren und vielleicht neue Erkenntnisse gewinnen.


    Ich persönlich finde die kontingente Verstärkung gerade bei sensiblen Hunden zielführend, wenn man versucht, gewaltfrei zu trainieren. Dass aber das körpersprachliche Begrenzen, Blockieren und Ignorieren sehr, sehr dosiert beim sensiblen Hund erfolgen muss, merke ich jeden Tag, denn sonst fördere ich Stress und Frust und bin auch nicht wirklich "gewaltfrei - im Bezug auf den sensiblen Hund - unterwegs.


    Holger, wenn Du jetzt auf dem Weg bis, mit Loki Lösungen, gemeinsam mit einem Tierarzt zu finden, ist das doch ein guter Ansatz. Niemand kennt Dein Eisbärchen so gut wie Du und darum wird Dir keiner einen wirklich guten Rat geben können. Ich würde das gerne tun, wenn ich einen hätte, denn ich bin ja auch über jede Unterstützung dankbar, die ich bekommen kann. Aber Chia wird nun bald zwei Jahre alt und ich habe mein Denken und Trainieren mit ihr sicher schon drei Mal geändert, weil ich merkte, dass sie in mir keine Sicherheit findet und aber genau die braucht.


    Ich kann Dir also nur alles, alles erdenklich Gute wünschen, damit Loki und Du Euren Weg findet - und das tue ich sehr, sehr gerne.

  • In welchen Situationen verwendest du körpersprachliches Begrenzen, Blockieren und Ignorieren?

  • mal auf die unterschiedlichen Lernformen eingegangen:


    * Klassische Konditionierung


    Beispiele die mir einfallen

    - Haustürklingel = Aufregung es kommt wer Fremdes

    - Anziehen = Aufregung es geht gleich raus

    - Auto = Achtung es gibt gleich Action


    Manches was man so dem Hund antrainiert hat, läuft ja quasi aus versehen im Alltag, weil man erstmal gar nicht auf den Hund achtet, der vll. mit schlechtem Verhalten erstmal klein anfängt und irgendwann wirds zum Problem.


    Man kann es auch so einsetzen dass man erwünschtes Verhalten damit einübt. Ich hab z.B. nen Fernauslöser für die Klingel und anstatt aufzuspringen und an die Tür zu laufen, übe ich das Lexy bei dem Geräusch auf die Decke geht und auf ihr Leckerchen wartet. So das Klingeln = Leckerchen wird.

    Schwierigkeit dabei ist meine Grundstimmung, wenn ich selbst klingel ist die natürlich anders, als wenn der Postbote klingelt und ich zusehen muss, dass ich an die Tür komme damit er nicht mit meinem Paket wieder von dannen zieht.

    Zweite Schwierigkeit ist das ich das ehrlich gesagt zu wenig übe, da meine Prio nicht wirklich darauf liegt, denn wir bekommen im Prinzip keinen Besuch und damit ist uns das doch nicht so wichtig.


    * Operante / instrumentelle Konditionierung (Lernen durch Versuch und Irrtum)


    Beispiele die mir einfallen sind sowas wie - Sitz, Platz, Bleib mit Belohnung

    oder ein Abbruchsignal z:b. "lass das"


    * Habituation (Gewöhnung) und * Sensibilisierung


    Fallen mir als Beispiel der Versuch durch Geräusch CD`s den Hund in stressfreier umgebung an gewisse Geräusche zu gewöhnen. Und das Problem der Verstärkung einer Angst vor etwas z.B. mit der Zeit - ist häufig bei Gewitter oder Knallgeräuschen bei Hunden der Fall. Mein Dalmi z.B. hatte als junger Hund kein Problem mit Silvester und der Knallerei, aber je älter er wurde um so mehr verschlimmerte sich das



    *Einsichts-Lernen


    Hier bin ich etwas uninspiriert was ein Beispiel angeht. Vll. weiss jemand etwas dazu.



    *Lernen durch Nachahmung

    Das kann Lexy auch ganz gut, ich mache etwas vor und sie machts nach ... bin sicher auch nicht die erste die durch den Agilitytunnel gekrabbelt ist :)


    *Soziales Lernen

    Das mache ich auch öfters mit Lexy, z.B. nutze ich das wenn sie mit ihren Gedanken alleine gassi geht, dann hocke ich mich hin und tue so als würde ich das Stöckchen ganz intensiv erkunden.

    Oder wir schleichen uns gemeinsam an eine Beute an ... das macht besonders Spaß.

  • Ich finde es auch wirklich sehr schade, dass es nun gerade so ausufert.


    Ich finde diesen Thread spannend und ich bedanke mich bei nette die den ganzen Tag schon völlig unbeirrt hier wertvolle Informationen zusammenträgt!


    Wenn die Streithähne also schon nicht aus Achtung voreinander aufhören wollen zu sticheln, dann lasst es wenigstens aus Achtung vor nette's Arbeit sein, und müllt den Thread hier nicht weiter zu. Er könnte vielen noch von Nutzen sein.


    Klärt das bitte per PN.

  • Eine Methode die ich gerne Verwende ist das Prinzip nach Premack.


    Dieses Besagt, dass ein Verhalten welches weniger gerne gezeigt wird durch eines das sehr gerne gezeigt wird verstärkt werden kann.


    Das einfachste Beispiel:

    Mutter sagt: "Wenn du den Brokkoli isst bekommst du einen Nachtisch"


    Beim Hund:

    "Erst machst du Sitz, dann darfst du mit deinem Hundekumpel spielen gehen!"

    "Wenn du 2 Schritte brav Leine gegangen bist darfst du schnüffeln gehen"

  • ehm also das mit dem nachtisch und dem brokkoli würde bei mir den Stempel "Erpressung" bekommen :D


    Aber ich mach das bei Lexy natürlich auch, dass ich etwas was sie gern tut als Belohnung einsetze. Sie klettert gern ... also erst ordentlich neben mir laufen und dann darf sie wo hochklettern.

  • ich würde gern hier noch folgende themen besprechen

    beispiele aufbau/vorgehensweise der einzelnen lernformen

    berücksichtigung der hundetypen und berücksichtigung des typus halter dazu


    vll. kann man tatsächlich damit auch noch viel detailierter auf die einzelnen lernformen eingehen

    aber für heute bin ich zu müde dafür ...

  • Da hab ich jetzt sehr interessiert mitgelesen, kann von allen Theorien irgendetwas übertragen auf die Ausbildung von HGH, die ja schon relativ früh, bei manchen Hunden bereits mit 8/9 Monaten, ohne Leine und auf Distanz erfolgt.

    Habe bisher auch noch keine theoretischen Anleitungen und Untersuchungen darüber gefunden, wie es ja über die Ausbildung von Sporthunden massig gibt.

    Bestätigungen durch Lekkerlie - Belohnungen sind an der Herde nicht mehr möglich.

    Eins kann ich allerdings sicher sagen, viel lernt der Hund über das Meiden von Fehlern (Uups) und durch Nachahmung.

    Wie werden ihm Fehler als Fehler klargemacht, Körperliche Begrenzung ist ja kaum möglich, aber Begrenzung durch körperliche Signale schon, wenn ich im Extremfall in bedrohlicher Körperhaltung auf den Hund zulaufe/renne, wenn er evtl. verbotener Weise in der Herde rumtobt oder einen Griff nicht abläßt.

    Ganz wichtig ist das Verbale, der Tonfall, die Differenzierung der Lautstärken und das Bestätigen durch verbales Lob.

    Aber eins weiß ich gewiss Sensibelchen sind für den Herdengebrauch nicht zu gebrauchen.

  • Ich denke, dass die Arbeit an der Herde sehr selbstbelohnend ist für den Hund. Ich glaube, selbst wenn es Leckerlie geben würde, wäre die Arbeit selbst so oder so belohnender als Futter.

  • Ja, ich glaube auch, man kann hier sehr gut über selbstbelohnende Aktionen arbeiten. Wie im Schutzdienst.


    Als ich eine Arbeit schreiben musste über den Deutschen Schäferhund, habe ich gelesen, dass Schäferhund sich so gut für den Schutzdienst eigenen, weil die Arbeit sich eigentlich sehr ähnelt. Muss das mal suchen.

  • nette

    Kannst du vielleicht konkreter auflisten, welche Übungen oder Ziele du gerne detaillierter als Aufbau/Vorgehensweise hättest? Oder 1 oder 2 konkrete Beispiele die dir im Kopf rumgehen?


    Es ist schwierig, das so global zu kategorisieren. Vielleicht stehe ich auch nur auf dem Schlauch...... Ü50 halt..... 8o