Herdengebrauchshundezucht - Hochzucht/Leistungszucht?

  • Beim Zweiten muss ich dir wiedersprechen. Die Länge der Beine (Schenkel) hat nichts mit dem Winkel des Kniegelenks zu tun.

    Vielleicht habe ich grade einen Knopf im Hirn, aber wenn ich gedanklich den Unterschenkel verlängere, verändert sich der Winkel des Gelenks doch automatisch mit? Zumindest unter der Vorraussetzung, dass der Hund gleich groß bleibt und nicht "wächst" ^^

    Unter Umständen schon ^^ Das ist gedanklich wirklich bisschen tricky, ich musste da auch lange drüber grübeln. "Überwinkelt" ist halt ein blöder Begriff, ich finde Rückständig viel passender.


    Nehmen wir mal ein Extrem: den Dackel. Dieser hat fast 90° Winkelung in der Hinterhand, steht aber trotzdem nicht nicht rückständig. Genauso stehen Hunde mit sehr steiler Hinterhand nicht automatisch Unterständig.


    Du nimmst die 3. Balance Linie, welche von den Sitzbeinhöckern senkrecht zum Boden führt. Der Hund sollte gedanklich mit beiden Hintermittelfüßen ebenfalls absolut senkrecht zum Boden stehen (also kein Dreibeinstütz-Stand). Im Idealfall fällt das Lot der Balance Linie auf die Krallen - so steht ein Hund, welcher ideal ausbalanciert ist (ich kenne auch DSH die problemlos so stehen und auch im Freien Stand das ausbalancierte Stehen bevorzugen).


    Und nun hast du die sog. Äquidistanz, also das Verhältnis der Längen von Ober- und Unterschenkel. Sind diese gleich lang, ist das ungeachtet der Winkelung schon mal sehr positiv (so beschreibt es auch der Rassestandard). Also sollten deine Schenkel auch gleichlang sein und nicht bloß der Unterschenkel verlängert werden. Dies würde den Hund nämlich instabil machen und den Rassestandard verletzen. Steht der Hund Rückständig sind die Beine auf jeden Fall zu lang, sonst würde er nicht Rückständig stehen. Was aber nicht bedeutet, dass automatisch eine Äquidistanz gegeben sein muss. Häufig ist eben einfach der Unterschenkel zu lang, was dann eben instabil macht (instabile Sprunggelenke, Kuhhessigkeit). Der DSH ist da tatsächlich ein sehr gutes Beispiel für extrem lange Hinterbeine, welche sich auch auf die Rückenlinie auswirken. Da ist also nichts "am Rücken", sondern die Hinterbeine sind einfach sehr lang, teilweise ungleichmäßig - mit allen Folgen und Auswirkungen.


    Dann haben wir das Knie und die Winkelung im Kniegelenk. Unsere 120°. Das Knie sollte gut gewinkelt sein, aber auch kein Extrem verfolgen (hier wäre eher der Dackel ein Beispiel). Ein Hund mit kurzen Beinen hat aber schon in der Regel zu steile Winkelungen, drückt die Beine durch, etc.


    Natürlich hängt es irgendwo zusammen. Ich hab viele Möglichkeiten, den Hund Rückständig zu zeichnen. In dem ich die Schenkel ungleichlang mache, oder beide Schenkel gleichmäßig wachsen lasse. Entsprechend kann (nicht muss) sich natürlich auch der Winkel verändern. Rückständigkeit heißt nicht gleich "gut gewinkelt" oder gar "besser gewinkelt". Ein ideal ausbalancierter Hund kann genauso gut gewinkelt oder besser gewinkelt sein, als ein Rückständiger bzw. extrem Rückständiger Hund.


    Nicht vergessen werden darf auch der Hintermittelfuß und das Sprunggelenk beim zeichnen. Die länge des Hintermittelfußes beträgt im ideal 1/3 der Widerristhöhe - beim DSH ist der oft länger als dieses ideal. Hunde mit zu langen Beinen bzw. Kuhhessigkeit sind in der Regel gegen innen instabil im Sprunggelenk, was ebenfalls den Rassestandard verletzt. Der Rassestandard fordert explizit funktionale Sprunggelenke.


    Viele dieser Dinge ("Mängel") kann man tatsächlich bereits im Welpenalter feststellen.


    Der Rassestandard sagt zum Thema Überwinkelung auch noch folgendes bei "Gangwerk":

    Zitat

    Jede Neigung zur Überwinkelung der Hinterhand
    mindert die Festigkeit und die Ausdauer und damit die
    Gebrauchstüchtigkeit

    Einmal editiert, zuletzt von BlackBush1320 ()

  • Schau dir zum Beispiel mal an, was passiert, wenn du dir den Hund weniger Rückständig bzw. ideal denkst, und den Hintermittelfuß gleichzeitig kürzer machst. So wird der Winkel im Knie ebenfalls verändert.

  • Also entweder ist Indie vom Waldschlösschen auf dem Foto bei working-dog sehr extrem hingestellt worden oder sie ist eben "typisch HZ" https://de.working-dog.com/dog…-vom-Waldschl%C3%B6sschen

    Naja, ich kann solche Fotos immer nicht beurteilen, weil die Hunde eben oft so extrem hingestellt werden. Keiner fotografiert leider für diese Bilder seinen Hund im "normalen" Stand :(

    Ja sie wurde extrem hingestellt. Die Bilder von Jay da ist Indie mit drauf

  • Nicht vergessen werden sollte auch, dass der DSH ein großer, kräftiger Hund ist. Instabilität kann so wesentlich schlechter ausgeglichen werden, als bei einem kleinen Hund, der leicht bis sehr leicht gebaut ist. Hat nämlich durchaus auch ein paar Vorteile, wenn die Hunde etwas Rückständig gebaut sind. Das sieht man auch bei anderen Rassen.

  • Bei euren Bildern fällt mir grade auf, wie dünn (und schmutzig :D) mein Brummi noch ist, angeblich soll der ja eine LZ sein und „DDR“-Blut haben (den Farben der Eltern nach zu urteilen, stammen sie jedenfalls nicht aus einer HZ ab):



    Ich finde, dass sein Rücken schon sehr stark abfällt und einen „Buckel“ in der hinteren Hälfte hat. Wenn er nicht grade so seltsam steht wie auf diesem Bild, sieht man das weniger und seine Beine sind auch zum Glück nicht stark gewinkelt. Das Bild zeigt aber, wie ausgeprägt es bei „schlechter Stellung“ sein kann.


    Im krassen Kontrast dazu seine Wurfschwester, die ich mal unkenntlich gemacht habe, mit - wie ich finde - sehr geradem Rücken:



    Ich finde diesen erheblichen Unterschied innerhalb des gleichen Wurfs auch krass. Gibt es das häufiger?

    Einmal editiert, zuletzt von FlatSnow1639 ()

  • Hat er Papiere ? dann kann ich mal nachschauen für dich !

    Aber es ist ein LZ ohne nachzuschauen ! ;)

  • Nein, leider nicht. Anfänglich hieß es, die Eltern hätten welche, aber ich hab ja nun zwei Geschwisterbesitzer gefunden und denen wurde jeweils auch etwas ganz anderes erzählt als mir. Ich hab dann noch mal Kontakt zum Verkäufer hergestellt und der sagte mir nur, dass er sie in der DDR gekauft hätte - dabei wusste ich gar nicht, dass die Elternhunde 30+ Jahre alt sind 😎


    Bezeichnen wir den Keks mal als „Vermehrungsopfer“. Die haben ja auch allesamt die gleichen Verhaltensauffälligkeiten (stark ausgeprägte Nervenschwäche, extrem beutegeil, extrem reaktiv auf alle möglichen Umweltreize und das, obwohl ich zumindest von mir behaupten kann, das bestmögliche für die Sozialisierung getan zu haben, so wie auch die anderen Besitzer, die Schwester wurde deswegen nun aber abgegeben an professionellere Hände).


    Ich lieb den Keks und geb den nimmer her, aber noch mal wird mir das nicht passieren. Der nächste Hund kommt von anerkannten Züchtern. Wir dürfen das nun mit sehr vielen Einschränkungen, sehr viel Aufwand und Mühe sowie sehr hohen Kosten „ausbaden“. Aber man wächst ja an seinen Aufgaben, nicht wahr? 😎

  • Wenn meine Hündin so steht, dann hat sie eine Blockade im Rücken und wir fahren zur Hundephysio. Ist in der Regel mit 1-2 Sitzungen getan, der Hund steht dann nicht mehr drunter und der Buckel ist weg. Anschließend steht sie wieder wie die Hündin in deinem Beitrag.

  • Wenn meine Hündin so steht, dann hat sie eine Blockade im Rücken und wir fahren zur Hundephysio. Ist in der Regel mit 1-2 Sitzungen getan, der Hund steht dann nicht mehr drunter und der Buckel ist weg. Anschließend steht sie wieder wie die Hündin in deinem Beitrag.

    Das hatte er schon als kleiner Knirps, was mir aber erst anhand der Fotos irgendwann aufgefallen ist (hier mit 8-9 Wochen, aber auch extrem gut sichtbar, das war im allgemeinen, wenn er normal stand, viel subtiler):




    Den Einwurf finde ich aber gut, wusste nicht, dass das auch von Blockaden kommen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von FlatSnow1639 ()

  • @Filler danke für deine Ausführungen, ich muss mir mal Zettel und Stift dazu nehmen und das aufzeichnen und so austesten!


    Das ist mir schon letztes Jahr bei deinen Bildern aufgefallen, er hat einen kleinen "Höcker" etwa in der Mitte des Rückens.

    Das hat(te) A.J. auch, deshalb fiel es mir auf.

    Bei A.J. ist es immer der Übergangswirbel von der Brustwirbelsäule zur Lendenwirbelsäule , welcher sich verschiebt.

    Wir sind regelmäßig bei einer Chiropraktikerin, welche das dann wieder "zurechtrückt", und der Buckel ist weg... zumindest eine Zeit lang. Durch ungünstige Bewegungen beim rennen, spielen, trainieren kann sich das immerwieder verschieben.

    Auch bei A.J. hat man es als Junghund schon gesehen, ich denke das ist einfach genetisch bedingt, dass der Wirbel nicht ganz optimal sitzt und sich deshalb auch recht leicht ungünstig verschieben kann.


    Ich kann Filler da zu 100% recht geben, das sollte sich eine Physio/Osteo/Chiro mal anschauen.

  • Ich kann Filler da zu 100% recht geben, das sollte sich eine Physio/Osteo/Chiro mal anschauen.

    Mit dem zweiten Hinweis nun auch auf A.J. lass ich das mal ansehen, wenn man da was machen kann und es nicht einfach etwas "festgewachsenes" ist. Vielleicht kann die Physio bei unserer Tierärztin das tun. :)

    Osteo/Chiro kenne ich bei uns in der Nähe leider keine. Der Labbi war bei einer Osteo, aber der ist zu weit weg für uns. :(

  • Hier wurde es gut, als sie dann älter wurde und im Rücken mehr Muskulatur aufgebaut hatte - seitdem kam keine Blockade mehr vor. Das blöde an Blockaden ist, dass die Muskeln sich verspannen, wodurch der Muskelaufbau beeinträchtigt ist. Ein kleiner Teufelskreis.

  • @Filler, das ist ja sehr interessant was Du schilderst, möchtest Du Zuchtrichterin werden?

    Ich stelle hier nochmal meine Farina hin, das ist ein Foto als sie beim Leistungshüten an der Ecke stand, also ganz natürlicher Stand während ihrer Arbeit ohne das posieren wie wir es gerade beim Foto von @Stella sehen konnten.

    leider sieht man die Hinterbeine nicht so gut, probier noch ein anderes