Natürlich darf mein Hund gerne selbstständig denken. Dafür biete ich ihm Intelligenzspiele, Futtersuchspiele, Trickdogging oder eben das Training über die kontingente Verstärkung.
Aber ist das nicht eher Spiel und Spaß bzw. „Bei Matheaufgaben denken“ statt zu erlernen, sich bei Wildbegegnungen nicht dem Instinkt zu widmen?
Es ist ja auch ein Unterschied, ob der Blick zu dir einer der drei Wege ist, von denen ich weiter oben sprach. Weg 1 wäre, das Reh zu jagen und sich darüber zu freuen und du tust nichts. Da du das aber nicht willst, tust du was und es entsteht Weg 2: dem Reh nachjagen und negative Konsequenzen kassieren oder Weg 3: zu dir gucken, Leckerlie abstauben und weiter des Weges.
Weg 3 dann eben, weil sie gelernt hat, dass das für sie erstrebenswerter ist als zu jagen und erstrebenswerter, als zu jagen und Anschiss zu kassieren.
Aber wenn das nicht ein Weg ist, den sie selbstbewusst und entschlossen für sich nutzt, sondern nur unsicheres Verhalten ist, das sie zeigt („darf ich das jagen? Oder nicht? Gibts dann Ärger? Oder nicht? Kommst du mit hinterher?“) und dann eben bei dir Hilfe sucht, würde ich dran arbeiten, dass sie genau das nicht mehr tun muss, sondern ein Verhalten im Repertoire entwickeln und dann auch nutzen kann, was es ihr erlaubt, nicht mehr bei dir fragen zu müssen - wofür sie dann aber trotzdem belohnt wird, was auch grade in der ersten Zeit sehr wichtig ist. Also das selbständige mitdenken und sich dazu entscheiden, nicht zu jagen, weil Weg x für sie der erstrebenswerteste ist.
Denn wenn sie auf das Verhalten zurückgreifen kann, ist sie von dir sogesehen unabhängig dazu fähig, sich gegen die Jagd zu entscheiden, selbst wenn mal keine Belohnung kommt und selbst, wenn du ihren Blick nicht erwidern kannst. 🤔