Was ist für euch Gewalt in der Hundeerziehung?

  • Zitat

    Ge·walt

    /Gewált/
    Aussprache lernen

    Substantiv, feminin [die]

    1. 1. Macht und Befugnis, Recht und die Mittel, über jemanden, etwas zu bestimmen, zu herrschen "die staatliche, richterliche, elterliche, priesterliche, göttliche Gewalt"
    2. 2a. [ohne Plural] rücksichtslos angewandte Macht; unrechtmäßiges Vorgehen "in ihrem Staat geht Gewalt vor Recht"

    Definieren wir Gewalt nach Punkt 1 oder nach Punkt 2?

    Beide.

    nehmen wir mal eine alte Dame welche in einem Seniorenheim lebt, nicht mehr ganz orientiert ist, und gerne mal stiften geht. Darf das Personal sie wieder einfangen und zurück geleiten?

    Die Einrichtung liegt nah an einer Bundesstraße.

    Gefahr wäre vorhanden

  • In der Tat wird es auf die Frage keine einheitliche Antwort geben – jeder lebt in seiner subjektiven Welt. Mensch wie Hund.


    Wenn ich mir anschaue, wie Hunde miteinander umgehen, dann hätte ich Skrupel, so mit Threu umzugehen. Ich glaube, in der Balance von Verhaltensverstärung und -vermeidung liegt der Schlüssel.


    Es gibt da diesen Trainer in Kanada Shield K9 Dog Training (https://www.youtube.com/channel/UCp5DGdnv3zds4pXUc2BcWYg), der Schutzhunde ausbildet. Er demonstriert, wie effektiv und sensibel man mit Stachler und E-Halsband arbeiten kann (so arbeiten können eben nur wenige). In Händen von Profis wie ihm sind das Werkzeuge wie ein Hammer eins ist – damit kann ich einen Nagel in die Wand schlagen, kann aber auch zerstören.

  • HSH Hunde sind nicht dumm. Sie haben ein anderes Bewusstsein als wir Menschen. Aber sie begreifen durchaus und weichen nicht der Sanktion aus - sonst gäbe es kein Lernen durch positive Bestärkung.

    Natürlich weichen sie einer Sanktion aus, wenn du sie körpersprachlich begrenzt. Sie lernen durch positive Bestärkung lediglich daß das (gewünschte) Alternativverhalten für sie lohnenswerter ist.

    Alternativ wäre das "free shaping", aber davon schreibst du ja nicht.

    Ich arbeite durchaus auch mit den free shaping, aber es ist natürlich nicht so leicht, das in Alltagssituationen umzusetzen,denn wenn ein Auto auf einen zukommt, ist wenig Zeit für Experimente. Darum erfordert das freie Formen ein vorhergehendes Training, in dem der Hund lernt, dass er Angebote machen und ausprobieren darf, wann der Keks fliegt und er belohnt wird.


    Free Shaping wende ich darum an, wenn ich die Hunde balancieren lasse und sie ausprobieren dürfen, was sie mit den Pads machen können. Ist eine Pfote auf dem Pad, clickere ich und der Hund lernt: Pfote aufs Pad ist lohnenswert.


    Nur wie ich schon schrieb: Wenn ich den Welpen schon so aufbaue und ihn draußen entsprechend sichere, bis er weiß, welches Verhalten sich lohnt und welches nicht, dann werde ich mich auf diesem Weg auch in Situationen wagen können, in denen der Hund zwingend das gewünschte Verhalten zeigen muss,um sich nicht in Gefahr zu bringen.


    Chia ist aber inzwischen fast zwei Jahre alt und das freie Formen mit ihr auszuprobieren, wenn sie sich damit in Gefahr bringen könnte, möchte ich nicht riskieren. Darum bleibt es ein Teil des "Spiel- und Spaßtrainings".


    Alternativ zum Free Shaping versuche ich es mit der kontingenten Verstärkung, bei der ein Hund zwar auch nachdenken muss, was der Mensch jetzt wohl von ihm will, aber es wird nicht- wie beim free shaping - jede Bewegung in die gewünschte Richtung belohnt, sondern nur das erwünschte Verhalten, wie der Click für den Blick. Ich sage dem Hund also nicht: "Schau mich an!, sondern ich lasse den Hund herausfinden, was ich erwarte und schaut er mich an, wird sofort gemarkert, gelobt und belohnt.


    Ich erreiche damit, dass der Hund lernt, mich anzuschauen, bevor er handelt- man könnte sagen: "Er fragt nach" und wird dafür belohnt.


    Natürlich kann man es für "Gewalt" halten, wenn ich den Blick zu mir belohne, aber die Jagd verbiete. Ich greife damit in den freien Willen des Hundes ein,der ja gerne jagen würde. Ich biete dann aber auch die Alternative, indem der Futterbeutel, der Ball, das Leckerchen fliegt und der Hund das "erjagen" darf. Chia nimmt das Angebot gerne an und verliert immer mehr das Interesse am Wild, weil sie ein Hund ist, der nach Lob strebt.


    Aber ja, der Trainingsweg ist länger und erfordert ständiges Wiederholen und manchmal auch, dass ich meinen Hund mit der Schleppleine sichere, wenn die Verlockung zu groß wäre, wie sie das bei Hundebegegnungen oft noch ist.


    In der Situation warte ich (noch) nicht auf den Blick und die Bitte um Erlaubnis, sondern rufe meinen Hund mit dem klassischen "Hier!" zu mir. Aber auch da gibt es bereits Erfolge, denn sie lässt sich inzwischen abrufen, respektive bremst, schaut zu mir und wenn ich mit "Fein!" markere, kommt sie zu mir.


    Ich weiß, dass es Trainingswege gibt, die das Problem schneller lösen, aber ich wünsche mir, dass mein Hund freudvoll zu mir kommt und nicht devot auf mich zuschleicht.


    Dass das Leinenpöbeln bei Stockschwingern undJoggern inzwischen unterbleibt undmein Hund mich anschaut und nicht die Leute fixiert und hinterher rennen möchte, werte ich als Erfolg. Ob ich ihn mit Gewalt erreichte, weil ich in den freien Willen meines Hundes eingreife, liegt im Ermessen dessen, der das bewerten will.


    Ich denke, dass ich den Weg gehe, der mehr oder minder gewaltfrei ist - wenn man es nicht als Gewalt wertet, dass mein Hund nicht alles darf, was er gerne tun würde.

  • In der Tat wird es auf die Frage keine einheitliche Antwort geben – jeder lebt in seiner subjektiven Welt. Mensch wie Hund.


    Wenn ich mir anschaue, wie Hunde miteinander umgehen, dann hätte ich Skrupel, so mit Threu umzugehen. Ich glaube, in der Balance von Verhaltensverstärung und -vermeidung liegt der Schlüssel.


    Es gibt da diesen Trainer in Kanada Shield K9 Dog Training (https://www.youtube.com/channel/UCp5DGdnv3zds4pXUc2BcWYg), der Schutzhunde ausbildet. Er demonstriert, wie effektiv und sensibel man mit Stachler und E-Halsband arbeiten kann (so arbeiten können eben nur wenige). In Händen von Profis wie ihm sind das Werkzeuge wie ein Hammer eins ist – damit kann ich einen Nagel in die Wand schlagen, kann aber auch zerstören.

    Das sind zumindest Dinge die in Deutschland verboten sind. Wie es in Österreich ist keine Ahnung. Es hat auch Gründe, dass sowas verboten ist.

  • In der Tat wird es auf die Frage keine einheitliche Antwort geben – jeder lebt in seiner subjektiven Welt. Mensch wie Hund.


    Wenn ich mir anschaue, wie Hunde miteinander umgehen, dann hätte ich Skrupel, so mit Threu umzugehen. Ich glaube, in der Balance von Verhaltensverstärung und -vermeidung liegt der Schlüssel.


    Es gibt da diesen Trainer in Kanada Shield K9 Dog Training (https://www.youtube.com/channel/UCp5DGdnv3zds4pXUc2BcWYg), der Schutzhunde ausbildet. Er demonstriert, wie effektiv und sensibel man mit Stachler und E-Halsband arbeiten kann (so arbeiten können eben nur wenige). In Händen von Profis wie ihm sind das Werkzeuge wie ein Hammer eins ist – damit kann ich einen Nagel in die Wand schlagen, kann aber auch zerstören.

    ... und da komme ich dann wieder und sage, dass es durchaus möglich ist, dass ein wahrer Profi mit Hilfsmitteln wie Stachelhalsband und E-Shocker so umgehen könnte, wie der Handwerker mit dem Hammer.


    Aber meine ketzerische Frage ist an dieser Stelle: Wenn jemandein Profi ist, braucht er dann solche Hilfsmittel wie das Stachelhalsband oder den E-Shocker? Kann ich von einem Profi nicht gerade erwarten, dass er auch ohne Hilfsmittelchen auskommt?


    Für mich ist jemand dann ein Profi, wenn er einen Weg vorbereitet, den ich als Laie weiterverfolgen kann. Wenn ich meinen Hundaber nur mit Hilfsmitteln zum Gehorsam nötigen kann, hat der Profi doch schlecht vorgearbeitet, denn das Ziel der Ausbildung sollte doch sein, dass der Hund mit Freudeim Gehorsam steht und nicht mit dem Wissen, dass wenn er nicht spurt, es weh tut..

  • Wenn man sich Strom in Aktion bei einem Experten ansehen will, kann man ja mal danach suchen. Edgar Scherkl ist einer von diesen .... Experten. Widerlich einfach nur.

  • Er demonstriert, wie effektiv und sensibel man mit Stachler und E-Halsband arbeiten kann (so arbeiten können eben nur wenige). In Händen von Profis wie ihm sind das Werkzeuge wie ein Hammer eins ist – damit kann ich einen Nagel in die Wand schlagen, kann aber auch zerstören.

    Richtig, es sind Werkzeuge. Richtig eingesetzt kann man mit einem Stachler zB. feinfühliger arbeiten als mit einem normalen HB. Einfach weil ich deutlich weniger Kraft benötige um beim Hund "anzukommen".

    Allerdings, je "schärfer" die Werkzeuge sind, desto größer ist auch die Gefahr einer Fehlanwendung, bzw. deren Folgen sind gravierender. Von daher ist es schon gut das Hinz und Kunz keinen uneingeschränkten Zugriff mehr darauf haben.

  • Richtig, es sind Werkzeuge. Richtig eingesetzt kann man mit einem Stachler zB. feinfühliger arbeiten als mit einem normalen HB. Einfach weil ich deutlich weniger Kraft benötige um beim Hund "anzukommen".

    Genau das zeigt K9 Shield: Er geht ganz langsam und ruhig mit einem Hund mit Stachler. Er selbst macht praktisch nichts. Nur der Hund entscheidet, ob er in die Leine will oder nicht. Und der will eben nicht.

  • das Ziel der Ausbildung sollte doch sein, dass der Hund mit Freudeim Gehorsam steht und nicht mit dem Wissen, dass wenn er nicht spurt, es weh tut..

    Genau da liegt der Hund begraben:

    Wenn es weh tut und der Hund meidet, hat man es schon falsch gemacht.


    Profis im Hundesport zb. arbeiten damit auf so niedrigem Level, dass es zwar spürbar ist, aber eben NICHT weh tut.

    Das wird da zur aktivierung verwendet, für den letzten Feinschliff, und nicht zur positiven Strafe wenn der Hund nicht spurt.


    Aber 98% der Leute verwenden (missbrauchen) es eben doch für zweiteres, warum es auch schon lang verboten ist...

  • Richtig, es sind Werkzeuge. Richtig eingesetzt kann man mit einem Stachler zB. feinfühliger arbeiten als mit einem normalen HB. Einfach weil ich deutlich weniger Kraft benötige um beim Hund "anzukommen".

    Genau das zeigt K9 Shield: Er geht ganz langsam und ruhig mit einem Hund mit Stachler. Er selbst macht praktisch nichts. Nur der Hund entscheidet, ob er in die Leine will oder nicht. Und der will eben nicht.

    Ganz ehrlich, das ist so als wenn ich mit Absicht die Herdplatte anmache und rausgehe in dem Wissen, dass das Kleinkind drauffässt.

    Würde wohl keiner so machen.

  • Würde wohl keiner so machen.

    Och, sag doch so was nicht. ^^ Und mal im Ernst. Wer von uns hat nicht als Kind nicht hören wollen und dann eben doch mal (zu) heiß angefasst? Klar, war unangenehm, aber letztlich kein Weltuntergang und doch prägend. ;)


    Aber das ist so nicht vergleichbar. Denn ein Stachler sollte eigentlich nicht zur Grundausbildung genutzt werden, sondern nur dem Feinschliff dienen.


    Und bevor hier Gerüchte aufkommen: Ich besitze weder Stachler noch Tele. Zu wissen wie Etwas verwendet werden kann, heißt noch lange nicht es auch anzuwenden. Hier hängt ein gut 50 Jahre altes Lederhalsband (gute alte DDR Friedensware :thumbup: ), eine 2m Fettlederleine und eine selbstgeklöppelte 19m Schleppleine. Mehr benötige ich nicht.

    Allerdings habe ich ja auch nur alltagstaugliche Hunde und keine sportlichen Ambitionen. Es schadet aber nicht, auch mal über den eigenen Tellerrand zu schauen, um zu sehen Was so Alles möglich wäre.

  • Also, ich habe mich ja mal in einem vorherigen Beitrag über diese Trainingsmittel ausgelassen, vor allem weil sie hier in Amerika erlaubt sind und sehr viele Leute sie benutzen. Ich habe noch nie einen DSH ohne Stachelhalsband gesehen, solange ich hier lebe. Ich sehe auch Hunde mit diesem Elektroschockhalsband, und ich kann es wirklich nicht verstehen.


    Mich haben schon fremde Leute angesprochen und gefragt mit welchen Hilfsmitteln ich meine Hunde "abrichte", weil die sich so gut benehmen, und wenn ich sage daß ich keine benutze außer ein paar Leckerchen (die auch Trockenfutter sein können), dann sehen die mich an wie ein Einhorn vom Mars. Oft höre ich dann, daß ich meine Hunde ohne gar nicht kontrollieren kann in gefährlichen Situationen, und wie verantwortungslos das ist. Die gleichen Hunde, die sie vorher für ihr Benehmen gelobt haben, sind plötzlich wilde Bestien.... Meine Frage ist nur, wie kontrollieren diese Leute ihre Hunde wenn mal die Batterie leer ist oder das Gerät versagt.


    Aber zum Thema Gewalt, wenn man das jetzt ganz spezifisch definiert, dann übe ich ja auch Gewalt über meine Familie aus, weil sie essen wenn ich sie füttere. (Nur ich habe die Fähigkeit den Herd oder Ofen anzumachen in unserem Haus.) Wie jemand vorher auch erwähnte, wenn mein Kind vor ein Auto läuft, dann ziehe ich natürlich auch an seiner Hand. Ich sehe die Form von Gewalt, die ich nicht anwende, als etwas das den Hund verletzt, mental oder körperlich, und das unnötig ist in der Erziehung. Wenn der Hund in Gefahr ist, dann ziehe ich an der Leine, am Schwanz, oder am Ohr um ihn zu retten, wie ich es bei einem Menschen auch machen würde. Also am Ohr beim Menschen. ^^ ^^ ^^

  • Ja, die Amis sind was die Verwendung von Hilfsmitteln anbelangt einfach wirklich außerordentlich dumm. Anders kann man es nicht sagen.


    Ich bin in ein paar englischsprachigen FB Gruppen drin, da hat jeder Hund über 15kg im Alltag standartmäßig immer einen Stachel drauf, wie bei uns jeder Hund ein normales Halsband hat. Auch Nachbars dicker Labrador oder Omma's Grußpudel.


    Aber die stellen sich garnicht die Frage, ob es eventuell ohne geht... die sehen darin ja nichts verwerfliches, als warum sollte man versuchen darauf zu verzichten?

    Wir hier überlegen ja auch nicht, ob wir das Lederhalsband vielleicht weglassen könnten, wenn wir mit dem Hund in die Stadt gehen.