Strengere Regeln für Hundehalter

  • Es gibt diesbezüglich inzwischen genaue Definitionen was einem Tier nicht nur an Schmerzen, sondern auch an Leiden ( = seelischen) zugemutet werden darf. WENN ein Hund aufgrund seines Verhaltens oder auch seines gesundheitlichen Zustandes nicht mehr vermittelbar ist, und das auch deswegen weil es keine geeigneten Menschen für diesen Hund gibt (aus welchem Grund auch immer), und WENN so ein Hund im Tierheimalltag seelisch LEIDET, dann darf er nicht nur gemäß TSchG eingeschläfert werden, sondern MUSS es sogar. Genau so wie ein Tier welches trotz tierärztlicher Behandlung Schmerzen hat und nicht zu erwarten ist dass sich dieses noch einmal ändern wird.


    Man kann sich keine geeigneten Interessenten für Hunde mit einer entsprechenden Vorgeschichte backen. Findet sich für einen Hund keiner der willig und vor allem geeignet ist diesen zu übernehmen, und leidet dieser Hund unter den Haltungsbedingungen, die man ihm im Tierheim ermöglichen kann, sind die Verantwortlichen in diesem Bereich nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet den Hund einschläfern zu lassen. Wobei die zuständige Behörde in derartige Entscheidungsprozesse zu involvieren ist und i.d.R. strenge Vorgaben macht (aauch bezüglich des Entscheidungsprozesses).

  • Mehr Aufwand und Kontrolle an den Anfang der Kette, dann haben wir auch genug Kapazitäten, um den wirklichen Notfällen gerecht zu werden.

    Nö, will man ja auch nicht. Das haben wir doch kürzlich erst ausführlichst diskutiert. Da wird dann "Überwachungsstaat" gequäkt. Und ausserdem - wer soll das kontrollieren? Und ausserdem - eh alles sinnlos! Und ausserdem - nö!

  • da sind wir wieder beim thema Leid und leiden.. solange der hund frisst und kackt leidet er anscheinend nicht.. ?( oder nicht genug..

    Das wird inzwischen durch die zuständigen Behörden i.a.R. ganz anders gesehen. Weiß ich aus täglicher beruflicher Erfahrung. Und durch Fälle in denen sich Tierhalter und ihr näheres oder weiteres Umfeld extremst darüber aufgeregt haben dass die Tötung eines Tieres von Amts wegen angeordnet wurde. Weil einige Tierhalter durch ihre rosarote Brille nicht erkannt haben dass ihr Tier leidet und dass da auch keine Besserung mehr in Sicht ist. Weil eben "noch Fressen wollen und Kacken können" kein ausreichendes bzw. alleiniges Indiz für "Nicht-Leiden" ist. In einigen Fällen ist es da zu sehr starkem Tierleid gekommen, weil manche Tierhalter ihre Augen diesbezüglich völlig verschließen. Egal um welche Tierart es geht. Jegliche Symptome für starkes und/oder dauerhaftes Leiden wird dann "auf's Alter" geschoben, wenn man ihre Wahrnehmung nicht von vorne herein völlig blockiert.

  • ah ok.. ich glaube dann deiner erfahrung.. leider habe ich hier im umfeld hunde, die wirklich zum ta gehören, aber leider noch auf erden verweilen müssen.. was meinen eigenen hund betrifft,bin ich da auch nicht so sicher.. aber ich glaube,der ist von leidend wirklich ganz weit weg..

  • oder auch seines gesundheitlichen Zustandes nicht mehr vermittelbar ist,

    Dazu müsste es erstmal gründlich untersucht werden. Es dürfte nicht sein, dass im (deutschen) Tierschutz Hunde als gesund vermittelt werden, die außer beim Impfen nie beim TA waren. Und sich dann noch dazu herausstellt, dass das bissige Verhalten nur aufgrund von unbehandelten Zahnproblemen besteht. Genau darauf möchte ich hinaus, weil selbst bei verhaltensauffälligen Hunden nicht geguckt wird hat der Hund z.B. Schmerzen als behebbare Ursache hinter dem Verhalten. Einen Hund einzuschläfern anstatt ihn zu untersuchen und zu behandeln ist eben keine vertretbare Option.


    und WENN so ein Hund im Tierheimalltag seelisch LEIDET,

    Auch das setzt voraus, dass überhaupt etwas dafür getan/versucht werden muss, dass es dem Hund besser geht. Es gibt genug Hunde in Tierheimen die vermeidbaren Stress haben, weil nichts (damit meine ich wirklich nichts, und nicht nur nicht ausreichend) getan wird.


    Man kann sich keine geeigneten Interessenten für Hunde mit einer entsprechenden Vorgeschichte backen. Findet sich für einen Hund keiner der willig und vor allem geeignet ist diesen zu übernehmen,

    Ließ mal meine Erzählung über die Erfahrungen mit Tierheimen. Es braucht keiner kommen mit "es finden sich keine geeigneten Interessenten" das geht leider an der Realität vorbei.


    leidet dieser Hund unter den Haltungsbedingungen, die man ihm im Tierheim ermöglichen kann,

    Nein, würde der Hund unter guten Bedingungen und trotz gutem Gesundheitszustand leiden. Nur in den letzen Tierheimen in denen ich war, hätte man dann mit der Sichtweise etwa 17 Hunde einschläfern müssen. Weil die Hunde aufgrund von behehbbaren Ursachen leiden mussten. Wenn defacto die Haltungsbedingungen in Tierheimen das Problem sind und/oder der Hund nie untersucht wurde.


    Weiß ich aus täglicher beruflicher Erfahrung.

    Von Tierheimen vor Ort?


    Ich kann dir in Deutschland 6 Tierheime aufzählen, in denen Hunde vermeidbar leiden oder litten, teils über mehrere Jahre, weil nichts getan wurde um die Situation zu bessern. Bereits auffällige Hunde (bissig) so falsch vermittelt wurden, dass es innerhalb der ersten Tage wieder zu Beißvorfällen kam (in einem Tierheim bei mind. 3 Hunden wovon ich nur als Interessent mitbekommen hatte) und die Vermittlung an geeignete Interessenten in keinem der 6 Tierheime unterstützt wurde, sondern teils eher sogar behindert.


    Mein 1. Hund hatte einen chronisch entzündeten Fuß, saß damals nur in einem Außenzwinger (dreckiger Boden/Erde) mit einer Hütte. Es wurde einfach nicht behandelt. Es war nicht der Grund für sein Verhalten, trotzdem hatte er starke Schmerzen. Nach der Adoption waren wir ein halbes Jahr Dauergast beim Tierarzt, letztlich musste eine Zehe entfernt werden weil man die Entzündung nicht in den Griff bekommen hat und die Gefahr bestand, dass es sich weiter auf das ganze Bein ausbreiten könnte. Der Hund war damals 7 Jahre alt und saß 6 Jahre im Tierheim. Braucht keiner sagen, dass sichtbare Beschwerden am Fuß 6 Jahre lang keinem aufgefallen waren.


    Der 2. wurde 1x vermittelt und biss kurz darauf einem Jogger in die Wade, weshalb er wieder zurück ins Tierheim kam. Schon beim ersten Tierarztbesuch durch uns bemerkte unsere Tierärztin den abgebrochenen Eckzahn. Der Hund hatte im Tierheim ohne sich was anmerken zu lassen Trockenfutter gefressen, nach einer 1900€ OP stellte sich heraus, dass bereits der halbe Unterkiefer von einer Zyste befallen war. Auch dieser Hund wurde uns vom betreffenden Tierheim übrigens als gesund vermittelt.

    Der 3. Hund (10 Jahre) hatte verzögerte Stellreflexe hinten, was man schon am Krallenschleifen beim Laufen sah. Er wurde im Tierheim nie behandelt, wodurch mit der Zeit die Nervenschäden irreperabel wurden. Sein linkes Ohr war innen komplett schwarz, er fiepte wenn man ihm das Geschirr anzog. Das Tierheim hat selbst das nicht behandeln lassen. Das sind jetzt nur die Hunde, die ich selbst adoptiert hatte.


    Auch anderen Hunden die wir als Interessenten kennengelernt hatten, ging es ähnlich. Bei jedem Hund der verhaltensauffällig ist, gehört es mMn zur Pflicht und Verantwortung des Tierheims zumindest mögliche Schmerzen als Ursache abklären zu lassen. Aber nichtmal das wird teilweise gemacht.


    Einige Tierheime in DE sind Verwahranstalten, wo der Hund Futter, Wasser, Impfung und manchmal Auslauf bekommt. Nichtmal für regelmäßigen Auslauf (damit meine ich nichtmal Gassi) reicht es in manchen Tierheimen bei jedem Hund. Das Thema Ernährung ist suboptimal, da auf Hunde die z.B. Zusätze bräuchten aufgrund von Beschwerden nicht eingegangen wird. Auch, weil teils (selbst mitbekommen) leider auch das Wissen dazu fehlt (z.B. über blutbildende, harntreibende, etc. Ernährung)


    Ja ich habe für all das in soweit Verständnis, dass Tierheimen auch leider das Geld fehlt um all das machen zu können. Sanierungsarbeiten, mehr Tierarztbesuche als zwingend nötig, geschweigedenn sich für jeden Hund ausreichend Zeit nehmen zu können. Dann muss man aber die Zustände verbessern bzw. ist in der Pflicht, auch als Bundesland oder Gemeinde, anstatt Tiere die für diese Zustände nichts können aufgrund von vermeidbarem Leiden einzuschläfern.

  • Sneaker: Ich habe glaub inzwischen sogar mehrfach geschrieben dass in Fällen, in denen Hunde eingeschläfert werden, nicht nur ein Tierarzt diese Entscheidung treffen muss (und somit es keinesfalls so ist dass Hunde ohne eine tierärztliche Untersuchung eingeschläfert werden), sondern im Falle massiver Verhaltensauffälligkeiten bzw. "Leiden" im mentalen Bereich zusätzlich ein Fachtierarzt für Verhaltenskunde mit hinzu gezogen werden muss. Diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren fast überall wirklich sehr viel verändert (bezüglich der Vorgaben durch die zuständigen Behörden). Und Letztere sind in jedem Fall die übergeordnete Instanz für Entscheidungen in solchen Fällen.


    Und auch Tierheime sind an die geltenden Arbeitszeitgesetze gebunden. Wenn kein Personal dafür zur Verfügung steht, dann können über die tägliche Versorung der Tiere hinaus (inkl. direkter menschlicher Betreuung pro Tag, die für die jeweilige Tierart angesetzt wird) nun mal keine zusätzlichen großartigen Betreuungsangebote für einzelne Tiere geboten werden, die ein Vielfaches mehr an Betreuungszeit oder gar eine "rund um die Uhr-Betreuung" benötigen würden. Das ist nun mal so... Zudem sind geeignete = sachkundige Personen für die Betreuung oder gar Resozialisierung von wirklich aggressiven Hunden Mangelware auf dem inzwischen relativ leergefegten Arbeitsmarkt, die kann sich kein Tierheim aus den Rippen schneiden. Obwohl sich viele sehr stark bemühen.


    Und ja, vermutlich jeder hier kann Einzelfälle aufzählen in denen es bezüglich irgendwelcher Personen in irgend einem Tierheim Schei... gelaufen ist oder läuft. Genau so gut kann ich Dir aber auch jede Menge Einzelfälle aufzählen in denen es in anderen Bereiche Schei... gelaufen ist oder läuft. Z.B. im Bereich Hundesport...


    Derartige Einzelfälle spiegeln aber nie den ganzen jeweiligen Bereich wider, zudem bekommen Laien von der relativ schnellen Entwicklung, die sich im Bereich "Behörden und Tierschutz" in den letzten beiden Jahrzehnten (und da vor allem in den letzten ca. 5 bis 10 Jahren) ergeben hat, nichts mit.

  • Unser Tierheim ist klasse. Habe von dort auch schon Tiere übernommen (Katzen). Das sind dort auch nur Menschen.


    Ich hab auch schon Tierschutz „betrieben“ einen Hund übernommen und weitervermittelt, dabei direkt bei der ersten Vermittlung ins Klo gegriffen. Das ist schon manchmal schwierig und man kann den Leuten nur vorn Kopf gucken. Das Problem bei meiner Hündin war, dass die bei uns einfach unauffällig und lieb war und viele Interessenten uns nicht geglaubt haben wo die Schwierigkeiten liegen bzw. Dass da überhaupt welche sind.

  • sondern im Falle massiver Verhaltensauffälligkeiten bzw. "Leiden" im mentalen Bereich zusätzlich ein Fachtierarzt für Verhaltenskunde mit hinzu gezogen werden muss.

    Wie soll in der Realität ein Hund der so massive Verhaltensauffälligkeiten hat dass es deshalb um eine Einschläferung geht, denn überhaupt von einem Tierarzt oder Fachtierarzt für die nötige Abklärung angefasst und untersucht werden können? In so einer massiven Stressituation würde der Hund unter Umständen auch keine möglichen Schmerzen zeigen, bzw. die Stresshormone auch so hoch sein, dass das Verhalten des Hundes in einer einmaligen Begutachtung sicher nicht objektiv beurteilt werden kann.


    Wie will eingeschätzt werden können, ob der Hund sich alleine schon außerhalb der Tierheimsituation möglicher Weise deutlich anders verhalten würde und sich die Verhaltensauffälligkeiten bessern? Auch das kann, prohezeihe ich hier jetzt mal, keiner vorhersehen. Man müsste es zumindest ausprobiert haben, um es einschätzen zu können. Was bleibt dann an objektiven Kriterien um zu entscheiden den Hund einzuschläfern?

  • Sneaker: An was willst Du Dich denn noch alles hoch ziehen??? Schon mal derartige Gutachten gesehen??? Da ist nicht selten stundenlanges Videomaterial mit angehängt... Mit dem heutigen Stand der Technik ist da sehr viel möglich. U.a. den Hund und sein Verhalten im gewohnten Umfeld in allen möglichen Situationen zu filmen, und andere Personen sind sozusagen "live" dabei während sie gar nicht im Umfeld des Hundes anwesend sind.


    Glaubst Du wirklich dass alle anderen Menschen außer Dir, selbst wenn sie eine Fachthematik studiert haben, auf der Brennsuppe daher geschwommen sind?