Ich kann so nachfühlen, wie es Dir geht. Ich hatte das Glück, dass ich angebrochenes und nicht angerührtes Futter an Rotti-Sven weitergeben konnte. Dessen Hunde sind nicht so krüsch und haben sich immer gefreut, wenn hier was übrig blieb und er es abholen konnte. Sonst hätte mich das auch ewig gereut, täglich Futter auf den Miststock zu werfen und damit die Ratten zu füttern.
Klar - ich hätte es Bene anbieten können. Die ist ja so eine Art Biotonne, in der man zumindest das Futter, das sie mag, immer entsorgen kann. Aber Bene ist sowieso zu moppelig und nur damit ich kein Futter wegwerfe zu riskieren, dass sie wieder zunimmt, muss auch nicht sein.
Aber mal abgesehen von der Futterentsorgung, die wirklich schmerzt, kommt die Sorge um den Hund ja noch dazu. Ich bin letztes Jahr mit Chia wegen ihrer Futtermäkelei zweimal beim Tierarzt gewesen und jedes Mal waren die Blutwerte vorbildlich (sie bekommt ja dann die NutriPlus Gelpaste), aber das Gewicht nahm bedenklich ab und sie erbrach entweder Magensäure oder - wenn sie dann mal was gefressen hatte, den gesamten Mageninhalt, weil die Magenschleimhaut von der Fasterei gereizt war.
Ich habe dann die Gastrosel-Tabletten gekauft und acht davon in Leberwurst "verkleidet" in sie reingezwungen, weil sie mir nicht mal mehr Leberwurst vom Finger lecken wollte und angewidert davonschlich, um sich unter der Eckbank zu verkriechen.
Bei dem Anblick flossen auch schon mal Tränen bei mir.
Auf dem Hundeplatz bekam ich ja auch schon den Tipp, den Hund mal einen Tag vor dem Training nicht zu füttern, damit sie richtig hungrig ist und nach den Leckerchen giert. Ich habe das abgelehnt, denn ich bin froh, wenn Chia frisst und ich weiß, dass sie so magenempfindlich ist, dass wenn ich ihr einen Tag kein Futter gebe, sie garantiert mit einer Magenschleimhautreizung reagiert und dann gar nicht mehr frisst, weil sie dann nämlich Magenschmerzen hat oder sofort erbricht, was sie frisst.
Darum soll sie halt mäkeln. Ich riskiere bei ihr nichts mehr. Bei Bene ist das kein Problem. Ich habe dieses Fertigbarf Pescatore mit Lachs und Krabben und Reis gekauft und Bene verzog die Schnute und fand das nicht lecker. Also habe ich den Napf in den Kühlschrank gepackt und eine halbe Stunde später noch mal kurz angewärmt und ihr hingestellt ... und dann schmeckte es plötzlich und seitdem frisst sie auch Fisch - nicht mit der Begeisterung, mit der sie anderes reinschlingt. Aber ich muss die ganzen Päckchen nicht an Rotti-Sven verschenken.
Bei Chia mische ich dann halt zur Hälfte Tartar drunter, damit sie das nimmt, Hauptsache sie nimmt es.
Ich kann bei ihr auch kein "Lieblingsfutter" benennen. Manchmal mag sie etwas, manchmal mag sie es nicht. Aber ich füttere sie vor Bene und wenn Chia was nicht nimmt, dann bekommt es Bene serviert und Chia bekommt ein Rehbein oder getrocknete Hühnerbrustfilets.
Ja - das macht man nicht und ja, der Hund erzieht mich dazu, eine Speisekarte bereit zu halten, aber wenn sie frisst, bin ich glücklich und entspannt, weil ich weiß, dass sie keine Magenprobleme entwickelt, so lange sie ihre zwei Mahlzeiten und ihre Fleischknochen nimmt.
Und auch ja - ich überbrücke Zeiten, in denen sie nichts frisst mit getrockneten Hähnchenbrustfilets und NutriGel-Paste, weil ich weiß, dass sie dann wenigstens etwas im Magen hat und nicht dauernd erbricht. Wobei ich dann eben auch die Gastrosel-Tabletten gebe, damit die Magensäure bei dem Wenigen, was sie nimmt, nicht zuviel wird.
Mit dem Gedanken, dass ich eine Mäklerin habe, lebe ich besser, als mit dem, dass mein Hund Magenprobleme entwickelt, denn mir wird oft gesagt, dass ein Hund nach spätestens drei Tagen alles frisst, was man ihm anbietet. Das ist aber bei Chia nicht so. Nach drei Tagen übergibt sie sich jeden Tag zweimal und frisst gar nichts mehr.
Was ich aber - und das gilt nun für Chia und ich weiß nicht, ob das bei anderen Hunden dann anders ist - Chia mäkelt nicht mehr als sonst. Sie mag gewisse Sachen nicht und dann wird eben supplementiert, damit kein Mangel entsteht. Aber es gibt ein Repertoire an Futter, das sie in der Regel mag und auch frisst - außer in und direkt nach der Läufigkeit. Daran hat sich nichts geändert, obwohl ich ihr halt auch Alternativen anbiete.
Ich würde sie auch gerne, wie Bene, komplett barfen, aber Chia mag morgens meistens kein rohes Fleisch. Also füttere ich sie auf unserer Morgenrunde mit Fresco Trockenbarf. Ich glaube auch, dass das bei ihr gar keine Mäkeligkeit ist, um mich zur Futterbar zu erziehen, sondern sie sich wirklich vor dem Futter ekelt, denn das Trockenbarf bleibt immer das Gleiche und das nimmt sie dann. Da erwartet sie auch nichts anderes. Außer eben in und nach der Läufigkeit, aber da frisst sie auch nichts außer eben den getrockneten Hühnerbrustfilets.
Mäkeln ist für mich, wenn der Hund immer was Besseres erwartet. Das tut Chia nicht. Wenn sie nichts aus ihrem Repertoire nimmt, nimmt sie auch kein anderes Futter und dann weiß ich, dass es ihr nicht gut geht.
Warum ich das schreibe, wo es doch um den Brummi geht? Weil es bei Chia - genau wie beim Brummi - die Hormone sind, die dafür sorgen, dass es diesen Hunden nicht so gut geht. Der Brummi knabbert sich an den geschwollenen Hoden, bis er jengelt, weil er sich selbst weh tut. Chia pflegt ihren Depri unter der Eckbank und leidet stumm.
Beide fressen dann schlecht oder gar nicht. Ich bin aber sicher (und bei Chia weiß ich das), dass wenn die Hormone wieder ausgeglichen sind, das Futter wieder problemlos angenommen wird - klar gibt es trotzdem Vorlieben und Abneigungen, aber die habe ich auch und da gehe ich auch gerne drauf ein.
Aber ich weiß, dass es bei Chia nichts bringt, sie selbst entscheiden zu lassen, ob sie fressen möchte oder nicht und ihr auch nichts Alternatives anzubieten, weil sie davon krank wird und dann gar nichts mehr nimmt.
Wenn der Brummi Schleim erbricht, dann kann es sein, dass er wirklich eine gereizte Magenschleimhaut hat und darum auch nichts essen mag oder eben nur selektiv frisst.
Meine Tierärztin meinte, als ich zum zweiten Mal wegen Chias Hungerstreik bei ihr war, dass ich versuchen kann, ihr eine Omeprazol zu geben und wenn sie dann frisst, liegt es an einer gereizten Magenschleimhaut und am Überschuss von Magensäure, die ihr Sodbrennen verursacht. Omeprazol ist aufgrund des Reboundeffektes, den das Mittel auslöst, keine langfristige Lösung, aber es zeigte mir, dass mein Hund plötzlich wieder Appetit hatte, als die Magensäure gepuffert wurde.
Darum gebe ich nun halt die Gastrosel, sobald ich merke, dass Chia zu wenig frisst, um ihre Magensäure zu verbrauchen und die dann zu viel wird und die Magenschleimhaut reizt.
Ich will keine guten oder vioelleicht sogar zweifelhaften Ratschläge verteilen, weil ich nicht weiß, ob ich mit meiner Hormontheorie richtig liege, aber mir hat es geholfen zu wissen, dass mein Hund Magenschmerzen und Sodbrennen bekommt und darum nicht frisst und dass ich dem entgegenwirken kann ... auch wenn ich mich damit zur Futterbar mache, aber außerhalb ihres Hormonchaos frisst Chia sehr gut - vorausgesetzt, sie bekommt das von ihr bevorzugte Futter. Das gestehe ich ihr aber gerne zu.