Als Chia bei uns einzog, lernte sie als Erstes das Kommando "Touch!" und sollte mit der Schnauze gegen meine Hand stupsen.
Ich hatte das damals in einem dieser Welpenformate gesehen und es wurde als Vorstufe zum Hier und zum Fuß verwendet.
Chia hat schnell die Abfolge "Touch, Schnauze stupst gegen die Hand, Clicker macht Click, Hand öffnet sich, Futter wird eingeatmet" begriffen und so gelernt meiner (Futter)hand zu folgen. Inzwischen muss auch nicht zwingend Futter in der Hand sein - sie folgt ihr trotzdem und auch wenn ich erstaunte Blicke erntete, wenn ich "Touch" hinter meinem Welpen herbrüllte, wenn sie mir mal von der Fahne ging, aber es funktionierte und irgendwann rief ich dann eben auch "Hier" und wenn sie kam, zusätzlich "Touch" und dann stupste die Schnauze gegen die Hand und die Belohnung erfolgte. So gab sie das Jagen auf und auch sonst konnte ich so darauf vertrauen, dass der Rückruf funktioniert.
Klar hat Chia zu Anfang an manche andere Hand gestupst, aber auch rasch gelernt, dass es nur Futter gibt, wenn zuvor das Kommando Touch kam und dass das Spiel nur bei mir funktioniert.
Ich habe aber nach wie vor nicht das Gefühl, dass mein Hund dadurch Futtergierig wurde oder gar stumpf Anweisungen befolgt, ohne nachzudenken. Ich könnte sie auch problemlos von der (Futter)hand auf das Target umgewöhnen - sie kennt das Target ja vom Clickern und nimmt es auch an. Wobei ich ein klassisches Clickertarget mit aufgesetztem Bällchen benutze, gegen das Chias Nase stupsen muss. Ich sehe aber nun keinen riesengroßen Unterschied zwischen der Kondituinierung auf die Hand und der auf das Target. Aber ich mag mich da auch täuschen, denn vor Kurzem las ich einen Artikel, in dem das Futtertreiben total abgelehnt wird, weil es beim jungen Hund zu Haltungsschäden führt und nur die Futtergier fördert:
... Ein weiterer Punkt gegen ein Futtertreiben ist, dass die Körperhaltung eines jungen Hundes in den meisten Fällen nicht berücksichtigt wird. Auf Youtube-Videos sehe ich sehr oft, wie die Körper der Welpen zusammengestaucht werden. Sie nehmen die Köpfe zwischen die Schultern, knicken vorne ein, sie drücken den Rücken weg und ganz oft werden sie hinten einfach viel zu tief, weil der Kopf überstreckt wird. In einigen Fällen treten die jungen Hunde dann zu weit unter und wölben den Rücken nach oben.
Die Hauptsache scheint zu sein, dass der Hund wie ein Depp nach dem Futter giert und dabei zum Junkie wird. Futtertreiben ist eine gute Wahl ist, wenn man seine Hunde gerne nach „einem System“ (weil jeder Hund gleich ist *hahahaha*) arbeiten will, wenn man ihnen nicht beibringen möchte, gute Entscheidungen selbst zu treffen und wenn man ihnen nicht die Möglichkeit geben möchte, sich in eine Aufgabe hineinzuentwickeln.
(Zitat https://heelfree.wordpress.com/2018/12/19/futtertreiben/)
Wie ich schon schrieb: Aus Chia ist kein Futterjunkie geworden und sie denkt durchaus mit und trifft auch eigene Entscheidungen. Sie klebt nicht an der Futterhand und nimmt die Hand auch als Führhilfe an, wenn sie geöffnet ist und kein Futter enthält. Meine Hunde sind ja eher Mäkler und gar nicht auf Futter versessen. Sie betteln tatsächlich auch nicht, aber ich habe ihnen das auch nie abgewöhnen müssen, weil sie es sich nie angewöhnten ... sie haben an meinem Essen gar kein Interesse.
Aber was denkt Ihr dazu? Fördert das Futtertreiben Haltungsschäden beim Hund und stumpft er dadurch ab? Oder ist es beim Futtertreiben wie bei so vielen Möglichkeiten einer Trainingsmethode, dass es Hunde gibt, für die das passt und wo es dann auch funktioniert und man es bei anderen Hunden besser lassen sollte, wenn sie einem dann nur noch an der Hand kleben?
... und an dieser Stelle möchte ich auch anmerken, dass ich froh wäre, wenn sich Chia besser mit Futter motivieren ließe, denn sie ist für Futter unempfänglich, wenn sie im Frusttunnel steckt und einfach nur ihren Unmut verkünden muss ... ich habe sogar schon über die Wasserflaschenmethode nachgedacht, aber das frustet sie ja dann noch mehr - würde sie das Futterangebot annehmen, hätte sie ein Glücksgefühl und dahin würde ich sie gerne lenken: Etwas unterlassen, was unerwünscht ist und dafür einen Wunsch erfüllt bekommen, der sich viel besser anfühlt, als das unerwünschte Verhalten.
Meine Wirrnis ist darum gerade groß, denn das Futtertreiben/ Führhandtraining ist eigentlich ein guter Weg für uns.