Vorbereitung zur Begleithundeprüfung...

  • ich nenne mal ein Beispiel von meinem Trainer für Aufmerksamkeit aber der hat mit Gebrauchshunden wenig zu Tun.

    1. Öfter wortlos die Richtung wechseln und immer belohnen wenn der Hund sich an einem orientiert, also die Richtungswechsel zügig umsetzt. Das geht mit langer Leine wie auch unangeleint.

    2. Öfter mal was tolles vor sich hinfallen lassen und den Hund ohne ihn direkt anzusprechen zu dir locken. Also Uiiiii was hab ich denn hier tolles entdeckt rufen/ quitschen.

    3. Eine Art clickergeräusch wo immer wenn der Hund zu dir blickt etwas leckeres bekommt.

  • Ich belohne ja von Tag 1 an jede Aufmerksamkeit zu mir, besonders draußen.

    Guckt er mich an sage ich „jaaa! :)“ oder „guuut! :)“, IMMER.


    Wartet er mit Abstand nach vorne auf mich, also dreht sich um, sieht ich bin zu weit weg, dann bleibt er stehen und da sage ich auch mal „Danke dicker!“ und sobald ich in seiner Nähe bin „los weiter! :)“ ooooder wenn er weiter vorne ist und wartet, dann sag ich „komm her dicker!“ und dann rennt er her und wird gekrault und geknuddelt und dann schicke ich ihn wieder weg und er überschlägt sich vor Freude. IMMER wenn er zu mir aufschaut (das kommt alle 10-20 Sekunden vor) lächle ich ihn MINDESTENS an, lobe ihn oft zusätzlich verbal.


    Zieht er irgendwo hin, weil er da unbedingt hin will, dann bleibe ich stehen und warte bis er aufhört (Leine locker, manchmal setzt er sich) UND mich anschaut und GENAU DANN sage ich „guuut!“ und gehe mit ihm da hin wo er hin wollte (=Belohnung).


    Mittlerweile, wenn er wo hin will, passiert es immer öfter, dass er Blickkontakt sucht, in eine Richtung läuft und mich immer wieder dabei anguckt kurz nach dem Motto „kommst du mit? Da hin? Kommst du? Bitte?“. Als Belohnung gehe ich natürlich mit ihm mit oder sag „geh“ (mein Freigabekommando), dass er alleine hin kann.


    Ich habe draußen NIE Leckerlies oder Spielzeug dabei. Spielzeug suchen wir uns selbst (Stöcke), wir tragen das dann auch gemeinsam und als Belohnung diene ich (Knuddeln, Faxen machen, zusammen etwas rennen..).


    Das sind so Beispiele, wo er von selbst die Aufmerksamkeit auf mich richtet, auf mich wartet etc.







    Immer mit dem Blick „bist du noch da? Cool!“ und weiter geht’s. Natürlich ist er dadurch auch im Alltag mega aufmerksam, wenn ich was von ihm will. Er rechnet immer damit, dass ich was cooles machen könnte, deswegen hat er mich immer im Auge.


    Ich rufe ihn auch ganz oft zwischendurch zu mir und wir machen Faxen oder was tolles. Oder ich rufe ihn lockend nach dem Motto „ey guck mal was ich hab“, zum Beispiel einen Stock. Er guckt ja auch immer, ob ich nicht was tolles wieder finde, weil ich immer Stöcke suche und das will er nicht verpassen.


    Wenn er sich im Alltag wie so oft vor mich setzt und mich anhimmelt lobe ich das ebenso, ohne Leckerlies, ohne was mit ihm danach zu tun. Die gibts echt nur beim Kommandos abfragen oder neue Tricks einüben. Nicht um Aufmerksamkeit zu erlangen.

    Einmal editiert, zuletzt von FlatSnow1639 ()

  • Zu allererst musst Du doch erst einmal wissen warum Dein Hund unaufmerksam ist (wenn er es denn überhaupt ist)...


    Beispiel 1) Dein Hund verliert immer wieder den Blickkontakt zu Dir. Wird mit der Zeit immer schlimmer, er guckt immer öfter und in immer kürzeren Zeitabständen weg... Du bestätigst deswegen den Hund dann, wenn er wieder zu Dir guckt, um dieses Verhalten zu fördern und zu festigen.


    Fakt ist in so einem Fall: Der Hund lernt (mal wieder) schneller als es seinem HF lieb ist... Er hat die Situation so verstanden dass die Aktion "zum HF hin gucken" ihn zum erwünschten Ziel bringt. Nicht die Aktion "Blickkontakt halten". Um aber sein Triebziel zu erreichen muss der Hund ja erst einmal wieder weggucken, damit er anschließend wieder die Aktion "Hingucken" ausführen kann, für die er sich bestätigt fühlt.


    Den Hund in so einem Fall zu strafen, egal wie, um "das Erlernte einzufordern" wäre fatal. Weil der Hund macht ja eigentlich nix falsch. Er führt die Aktion aus die der HF immer wieder bestätigt...


    Beispiel 2) Der Hund unterbricht andauernd den Blickkontakt. D.h. mal blickt er weg, dann wieder zum HF, er guckt wieder weg, dann wieder zum HF usw. Wenn man sich dann mal anschaut wie der Hund läuft, und dabei feststellt dass er nicht trabt, sondern im Pass läuft, dann handelt es sich gar nicht darum dass der Hund sich nicht ununterbrochen auf den HF konzentriert. Der Hund kann anatomisch den Blickkontakt im Passgang gar nicht halten. Denn dabei ist ihm sein rechtes Schulterblatt im Weg. Versucht er trotzdem im Passgang den Blickkontakt zu halten tut ihm das weh in dem Moment, in dem sich die rechte Schulter nach vorne bewegt. Viele Hunde versuchen trotzdem, wenn sie hoch im Trieb sind, den Blickkontakt zu halten. Überbauen also für eine kurze Weile diese Schmerzen. Wenn sie aber wissen dass eine Weile keine Bestätigung kommt (wird auch "prüfungsschlau" genannt), dann beginnen auch sie mit dem Blick zu pendeln. (Oder aber wenn sie zu den Hunden gehören, die etwas sensibeler sind und unangenehme Gefühle bzw. Schmerzen im Bewegungsablauf nicht so einfach überbauen.)


    Auch hier: Den Hund in so einem Fall zu strafen, egal wie, um "das Erlernte einzufordern" wäre fatal. Im Grunde genommen greift hier das Tierschutzgesetz, nach welchem es verboten ist Leistungen von einem Tier zu fordern, die dieses Tier nicht erbringen kann (in diesem Fall aus anatomischen Gründen).


    Und ja: Hund wie Mensch lernt am besten in einer positiven Gemütsverfassung. Und "Lernen mit Begeisterung" bringt den größten Lernerfolg überhaupt.

  • Ich hatte vergessen zu erwähnen: wenn ich mit Aslan etwas mache werde ich durchgehend angestarrt. Sowohl bei Trickübungen, bei der Bleib-Übung (wenn ich auch die Zimmer wechsle und außer Sichtweite gehe, er guckt nach wie vor da hin wo ich verschwunden bin und wartet, bis er mich wieder sieht) als auch, wenn er neben mir futtertreibt und ich die Hand weg nehme. Auch bevor er sein Futter bekommt, muss er mich angucken und den Blick so lange halten (selbst wenn ich ihn dazwischen mal nicht angucke), bis ich ihn mit "geh" an den Napf lasse. Vielleicht wäre grade das mit dem Futter noch eine Übung für längeren Blickkontakt aufzubauen im Alltag? Ich denke nämlich schon, dass solche Übungen im Alltag dann auch positive Wirkung im Training zeigen.

  • genau das mache ich auch :)


    Viele Wettkampfhunde wissen draußen nicht, wie sie sich zu benehmen haben. Die sehen ja nur den Platz und ihre Box im Auto/Anhänger. sowie dann den Zwinger

  • Hm, wie mache ich das, das sich der Hund auf mich konzentriert? Kann ich jetzt gar nicht so genau beschreiben, es passiert einfach. Bekanntermaßen kann ich ja nicht über die Leine seine Aufmerksamkeit einfordern, sondern nur verbal oder taktil (auf größere Entfernungen fliegt eben Etwas zum Hund). Selbsständige oder eingeforderte Aufmerksamkeit wird selbstverständlich belohnt. Auch das wieder nur verbal und/oder taktil, da ich ja nicht über Futterlob arbeite.

    Ach ja, ich arbeite auch nicht, wie es so oft propagiert wird, emotionslos, und ignoriere unerwünschtes Verhalten auch nicht. Im Gegenteil, ich halte die gegenseitige Kommunikation für essentiell.

  • Die häufigst Fehler den ich beobachte:

    - Der Hund wird wie Waschbär bereits beschrieben hat für den Moment des Anschauens belohnt, nicht für das Fokushalten.

    - Der Hund wird unbewusst für das Weggucken und abgelenkt sein bestätigt.


    Das Abstellen dieser Fehlerquellen würde ich erstmal versuchen.

  • Wie macht man das?

    In dem man im Training bestätigt und nicht lockt.

    Nur leider kennen viele Hundeführer (und traurigerweise viele Ausbilder) den Unterschied nicht und immer noch lernen zig Hunde, nur Spieli oder Futter nachzulaufen und nicht, dass die Belohnung für erbrachte Leistung erfolgt.

  • Im aktuellen "Rassehund", der heute im Briefkasten lag, ist ein sehr guter Artikel zum Thema Begleithunde Prüfung, der Michas Problem auf den Punkt bringt. Ich arbeite zuerst einmal an der Motivation meines Hundes, damit der mit mir zusammen etwas machen ( = "arbeiten") möchte. Und ist mein Hund in einer Phase, in welcher er sich für alles mögliche Interessent, aber eher nicht für mich (man nennt es auch Pubertät), dann mache ich...... gar nix. Sondern lass meinen Hund dann einfach nur Hund sein. Weil nach meiner Erfahrung, wenn man den Hunden dann etwa aufzwingt, diese später nie begeisterte Arbeitshund werden.


    In dem aktuellen Artikel von Sören Roggenbaum (das ist eine zwölfteilige Artikelserie namens "Von der Zuchtplanung bis zur Wettkampfvorbereitung") wird der Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation beschrieben. Und genau da liegt Michas Problem. Intrinsisch motiviert ist man dann wenn einem das, was man tut, Spass macht. Extrinsische Motivation ist wenn man eine Handlung ausführt allein um eine Belohnung dafür zu erhalten. Z.B. gehe ich extrinsisch motiviert zur Arbeit... 😎


    Unter'm Stich gesehen ist es ein großer Fehler mit einem Hund, der aktuell keine Lust hat mit seinem HF zusammen zu arbeiten, diesen mittels Bällchen, Futter etc. durch die diversen Unterordnungsübungen hindurch zu locken. Denn bei diesen Hund wird man auf diese Weise keine intrinsische Motivation erzeugen können. Und wenn der dann weiss dass der Chef nix zum Belohnen dabei hat, oder wenn etwas anderes interessanter ist als die mitgeführte Belohnung, dann war's das dann mit der Motivation....


    Wer sich für das Thema Ausbildung interessiert sollte versuchen ob er eine Einzelausgabe (Unser Rassehund, Ausgabe 6/2021) beim VDH erwerben kann (ich weiß nicht ob das möglich ist). Denn genau diese Unterscheidung der beiden möglichen Motivationsgrundlagen entscheidet darüber ob ein HF erfolgreich ist in der Ausbildung seines Hundes oder nicht. Bisher habe ich noch nirgendwo anders eine so einfache Erklärung für diese Problematik gelesen.


    Natürlich ist auch für den intrinsisch motivierten Hund wichtig dass eine korrekte Ausführung einer erwünschten Handlung bestätigt wird. Aber der Motor dieses Hundes wird anders betrieben als der eines extrinsisch motivierten Hundes. Ist im Tank des Letzteren kein Bällchen oder Leckerli mehr drin, bleibt die Karre stehen. Beim intrinsisch motivierten Hund fährt sie weiter, weil der einen Hybridmotor hat und als Treibstoff nicht nur Bällchen und Leckerchen dienen, sondern zu allererst die Beziehung zu seinem HF, die Lust und Freude, mit diesem zusammen etwas zu machen, aktiv zu sein.


    Ein guter Trainer oder Ausbilder sollte auf den ersten Blick erkennen welche dieser beiden Motivationsgrundlagen auf einen Hund zutreffen. Denn genau das entscheidet ob ein HF mit seinem Hund "sofort loslegen" kann in Bezug auf den Aufbau einer PO-konformen Unterordnung. Oder ob der HF zuerst einmal an der Motivationsgrundlagen arbeiten muss. Denn erst wenn diese von "extrinsisch" zu "intrinsisch" wechselt sollte mit dem Aufbau einzelner Übungen für Sportprüfungen begonnen werden. Sonst werden Hund und HF nie wirklichen Spaß an der Unterordnung bekommen.

  • Das ist ja toll.


    Die Welpenschule hat mit 9 Wochen begonnen. Und dann ging es Woche für Woche immer mal wieder hin zu diesen Schulen.


    Und man hat sich gefreut, wenn der Welpe Sitz und Platz gemacht hat und sogar schon einige Sekunden liegen geblieben ist. Und wenn er mittels Futtertreiben immer schön an der linken Hosennaht lief dann hat man eben auch "Fuß" gesagt.


    Nach einigen Wochen war es dann aber interessanter in der Welpen / Junghundestunde auf dem Platz herumzuschnuppern.


    Also war das alles Quatsch mit der Welpenschule ? Alles, was der Hund zu meiner großen Freude getan hat hat er nur gemacht weil er von außen motiviert wurde? Na klar, so ist das ja immer mit dem Futtertreiben, was Du mir hier auch schon ans Herz gelegt hast. Er macht es für Futter, nicht, weil er mich liebt.


    Ich arbeite ja auch nicht für meine Firma weil ich die Bosse so liebe.


    Also, wo gibt es Welpen zu kaufen mit intrinsischem Motor?


    Spaß beiseite, steht in diesem Artikel auch geschrieben, was man machen kann um einen erwachsenen Hund umzustellen auf "Arbeiten aus Liebe zum HF" ?


    https://www.easy-dogs.net/hunde-richtig-motivieren/



    Ich denke auch, dass das eine Frage der Zeit ist. Klar, man sollte sich als HF möglichst geschickt anstellen - und das ist sicherlich nicht einfach. Aber der Hund wird niemals nur für mich aus reinster Liebe arbeiten, der erwartet immer eine Entlohnung, z.B. über eine Futtergabe oder dem Bällchen.


    Die Arbeitszeiten bis zur nächsten Entlohnung sind zu Beginn (Welpenalter) ganz, ganz kurz. Später werden sie immer länger.


    Spaß ein:

    Der Endzustand ist dann wohl, dass der Hund den ganzen Tag etwas für mich voller Freude macht in dem Wissen, dass er abends wieder seine volle Futterschüssel bekommt.

    Spaß aus



    Mal konkret gefragt:

    Also, was mache ich, wenn ich morgen zur Trainerstunde gehe und UO machen will?


    Es wird ganz wahrscheinlich so laufen:

    Wir gehen auf die Wiese (oder evtl. dann schon auf den HP). Ich sage "Fuß" und der Hund wird einen Meter weg stehen und nach links oder rechts gucken, nicht aber zu mir. Zu mir ins Fuß kommen?: "Nö, jetzt habe ich keine Zeit".


    Nehme ich nun das Bällchen raus oder halte ihm Futter hin dann wird er wahrscheinlich einen Moment gucken und auch ran kommen.

    Aber dieses Locken will ich ja nicht mehr machen.


    Also werde ich da stehen so lange bis er sich mal auf mich konzentriert und dann erst Fuß sagen, oder wie? Dann kommt er evtl. in die Position der Grundstellung.


    Was aber, wenn er beim ersten Schritt gleich wieder wegguckt? Wenn er grade keine rechte Lust hat dann wird er das mit Sicherheit so abziehen.

    Soll ich dann wieder warten bis er mal guckt?


    Ich hatte das ja alles schon zig mal so erlebt.


    Wenn er Lust hat dann arbeitet er top mit. Er guckt mich an, er läuft schön. Klar, er will dann sicher auch sein Bällchen bald mal sehen. Kriegt er dann ja auch.


    Hat er keine Lust, dann ist das echt sehr frustrierend.

    4 Mal editiert, zuletzt von Micha369 ()

  • Ich glaube irgendwie, dass da der Blick auf den Hund etwas verzerrt ist. Und auf die Trainingsmethoden.


    Der Hund funktioniert nicht so, wie man das will, sich nachhaltig mit theoretischem Wissen zu beschäftigen, das will und braucht man ja alles gar nicht, kann man eh alles, der Schuldschuh fliegt wild durch die Luft und manchmal irgendwo gegen einen Kopf…


    Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was man da noch raten soll oder kann. Ich habe das Gefühl - auch wenn da sicher sofort Widerspruch kommt - dass Witus nicht das ist, was man haben wollte und man deswegen nun gefrustet ist und sich dabei dann selbst total im Weg steht.


    Der „HZ Hund der einfach nicht triebig genug ist“, die „LZ Hunde sind da alle viel besser“, „Wäre der ein LZ dann würde das jetzt alles funktionieren“, „der Hund hat auf gar nix Lust“, „die auf dem Platz haben aber gesagt“, „das ist mir zu peinlich“ und man überlegt schon für die Zukunft, dass man unbedingt einen LZ kaufen will, weil das dann ja sicher alles super klappt. Der Witus kann nicht, der Witus macht nicht, der Witus will nicht. Egal was man macht, der Witus reagiert nicht, wie man das jetzt vor hatte durch die Änderung, wie man das geplant hatte. Außerdem ist das alles nervig und man fühlt sich niedergeschmettert, weil der Witus wieder nicht so will wie man dachte… und weil das alles so blöd ist, denkt man dann über Zwänge nach, weil das jemand erzählt hat, damit der Hund endlich so macht, wie man will, weil „ewig zugucken wie er nicht macht, ja das geht ja auch nicht“ und eine sofortige Lösung muss ja her. Mal eben Zeit nehmen, selbst wenn das einige Wochen sind, das will man nicht. Etwas neu aufbauen schon drei mal nicht - alles unnötig, dauert zu lange.


    Und dann wundert man sich, warum die positive intrinsische Motivation vom Hund grade irgendwie so auf Eis liegt.


    Mal ganz hart und direkt gesprochen: wenn Witus einfach keinen Bock auf den Mist hat, dann lass es doch endlich sein und versuche nicht auf biegen und brechen den Hund dazu zu bekommen. Warum? Wurde dir von Waschbär grade erklärt, was das sonst macht.


    Wenn du - Achtung, hart gesprochen - keinen Bock auf Witus hast, weil er deinen Vorstellungen nicht entspricht und dir das alles zu nervig und aufwändig und doof ist, was dir supererfahrene Leute hier immer wieder aufs Neue vorkauen, dann gib ihn in eine Familie, wo er sich die Pfoten langchillen kann und hol dir einen ausgebildeten Hund, von dem du ganz sicher weißt, dass ihr total viel Freude an der Arbeit haben werdet. Warum? Weil es offenbar anders nicht zu dem führt, was du unbedingt erreichen willst mit deinem jetzigen Hund.


    Man liest immer, dass du unbedingt den Sport machen willst und wie sehr es dir missfällt, dass der Witus da einfach nicht mitzieht. Das klingt wie ein Chirurgendaddy, dessen Sohn nach dem Abitur plötzlich Tanzpädagogik studiert und den man innerlich verstößt, aber halt irgendwie trotzdem akzeptiert, weil „is ja der Sohn“ und dann unternimmt man trotzdem gemeinsam was und beide spielen irgendwie mit, aber beiden ist irgendwie nicht so wohl dabei. Weißt wie ich meine?


    Mir fällt es auf die Distanz total schwer, das einzuschätzen, aber die ganzen Threads die da kommen sind irgendwie ähnlich. Witus zeigt Problem x, die Leute kommen an mit y, gemacht wird dann aber doch z, weil alles an y zu viel Aufwand ist und man das nicht hören will und auch zu ungemütlich ist.


    Mit tut der Witus einfach nur so leid, denn wie auch Ellionore bereits schrieb, vllt ist der Hund einfach nicht für DEN Sport gemacht? Vielleicht will der einfach nur das Leben mit euch leben, ganz ohne diesen Sport? Ab und zu mal paar Leckerle erschnüffeln, mit den Enkeln spielen, um Agilitystangen tänzeln…


    Und ja, ich wollte mit meinem Brummi auch in den Hundesport und deswegen zog er ein. Dann zeigte er Probleme, bei denen ich mir schon mal gewisse Sportarten abschminkte und es klar war: ich muss gucken, was der Hund am Ende machen kann und dann gucken, was ich mir langfristig vorstellen kann. So, jetzt hat der was an den Gelenken und eventuell sogar chronisch - möglicherweise fällt der Sport, der mir vorschwebte, jetzt für immer komplett ins Wasser. Aber ich hab den Hund ja auch, weil ich IHN wollte. Nicht nur weil ich einen Sporthund wollte. Also was soll’s. Jetzt suche ich nach „Sport“, der ohne viel Bewegung und Belastung gemacht werden kann. Bringe ihm also apportieren bei, damit er Gegenstände suchen und aufräumen kann. Als Beispiel. Apportieren ohne rennen versteht sich. Gegenstände aufräumen im Gegensatz zum Schutzdienst - krasser könnte es gar nicht sein, aber die Interessen und Bedürfnisse meines Hundes wiegen mir da einfach viel höher als meine Vorstellungen und Pläne.


    Und jetzt denkt man auch noch, dass der Hund einen nicht liebt. Hunde bauen Beziehungen auf, aber ein Hund liebt nicht, wie wir Menschen das kennen und so geht er auch nicht wie die Frau widerwillig einkaufen, weil sie ihren Mann liebt und es irgendwer ja tun muss, oder, auf hundisch: so geht der Hund nicht hochmotiviert neben einem her, weil er einen so sehr liebt, sondern macht das meist aus Erwartung an negative Konsequenzen, die folgen, wenn er nicht mitspielt. Das mitziehen an der Leine, der Ruckler am Stachelhalsband, der Brüller vom Trainer oder Halter.


    Der Hund lernt ja auch ganz schnell unangenehme Konsequenzen, wenn er etwas nicht macht. So weiß Zwergi zb genau, wenn er einen Befehl verweigert, zb auf die Decke zu gehen, dass ich ihn da hin bringe. Da reicht es aus, wenn ich nur aufstehe und er geht dann doch freiwillig, ohne dass ich dann noch mal nachsetzen müsste, einfach durch die innere Erwartung an die Konsequenz, die ihm unangenehmer ist, als meinen Befehl von außen auszuführen.


    Und so lernt ein Hund auf dem Platz auch: verweigere ich das Fußlaufen, wird mir am Halsband geruckt und verweigere ich, das Bringholz zu holen, so jagt der Mensch mir hinterher und fängt mich ein. Oder auch: mache ich xy nicht richtig, wird mein Hundeführer stinkwütend und ich bekomme Angst. Und so kann da alles dabei sein. Und dann wundert man sich über intrinsische Motivation. Angst motiviert auch intrinsisch, nachdem durch Zwang zb extrinsisch motiviert wurde.


    Damit will ich eigentlich sagen: wenn der Hund einfach nicht dafür geeignet ist und selbst durch biegen und brechen es einfach nicht gescheit voran geht, warum setzt man sich selbst und vor allem den Hund unter diesen Druck und hält da so schwer dran fest? Nur, weil es dann irgendwann vielleicht doch irgendwie klappt?


    Das ist, allen voran, dem Hund absolut unfair gegenüber. Und auch wenn Witus augenscheinlich gut versorgt ist, hab ich das Gefühl, dass er als Persönlichkeit mit seinen Interessen und Besürfnissen völlig auf der Strecke bleibt und sehr unter Druck steht. Das macht mich traurig, denn das finde ich sehr schade :( Und irgendwie kann ich da auch nicht mehr „zugucken“ und mir fällt es immer schwerer da mit zu lesen, denn ich verstehe es einfach nicht…


    Verbissenheit kann sehr nützlich sein, um ein erreichbares Ziel zu erreichen. Verzweifelte Verbissenheit haut einem aber irgendwann unweigerlich schmerzhaft ins Gesicht, wenn trotz aller Bemühung das nicht erreichbare Ziel nicht erreicht wurde. Und so, wie das derzeit alles läuft, wie derzeit die Erwartungshaltung ist und wie derzeit der Wille zur Investition (nicht) ausgeprägt ist, scheint es in meinen unbedeutenden Augen nicht erreichbar zu sein, was du, Micha, mit deinem Witus erreichen möchtest. Es ist wie gesagt aber sehr schwer, aus solcher Distanz so etwas adäquat bewerten und beurteilen zu können und so ist das nur meine Vermutung der Dinge, kein festgeschriebener Fakt.

  • Ich weiß nicht wie oft ich das hier schon geschrieben habe dass ich nichts davon halte mit Welpen/Junghunden derart zu arbeiten dass man mit ihnen irgendwelche Übungen durchzieht obwohl sie unmotiviert sind. Und beim DSH hat man das sehr viel öfter als bei einigen anderen Rassen, alleine schon deswegen weil sie im Laufe des Wachstums oft kein gutes Körpergefühl haben. Ich weiß aber dass ich Dich schon mehrfach gefragt habe warum Du mit Deinem Hund, wenn der überhaupt keine Motivation zum Arbeiten zeigt, von Anfang an keinen Blickkontakt hält, sich für ganz andere Dinge interessiert, dann noch die Übungen X, Y und Z durchnudelst. Anstatt den Fokus erst einmal darauf zu legen dass Dein Hund in eine Motivationslage kommt in welcher er gerne mit Dir zusammen etwas machen möchte.


    Es ist einfach andere für die eigene Missäre verantwortlich zu machen. Die Hundeschule, die Genetik des Hundes, das Trainingsumfeld.... Niemand hat behauptet dass Hundeausbildung leicht ist. Es ist eine äußerst komplexe Thematik. Wir haben aber heute alle Möglichkeiten lernen zu können wie Lernen funktioniert. Um das dann in der Hundeausbildung umsetzten zu können. Dann wirst Du selbst entscheiden können ob eine Hundeschule oder Welpengruppe gut ist oder schlecht oder irgendwas dazwischen (wie meistens). Und welche Sachen Du mit Deinem Welpen mitmachst und welche nicht (ich klinke mich in Welpengruppen immer bei einzelnen Sachen aus und übe dann einfach mit meinem Welpen das unbeteiligt daneben stehen).


    Futtertreiben kann übrigens eine tolle Sache sein. Mit einem intrinsisch motiviertem Hund.... 😎 (bei dem man aber dann darauf achten muss das man ihn dadurch nicht "umpoolt"). Und wenn mir jemand sagt dass er seinen Hund über Futtertreiben aufgebaut hat, und ich sehe dass der Hund es gar nicht kann, dann sag ich "Geh einen Schritt zurück, oder drei oder zehn.... Und mach es richtig (das Futtertreiben)". Ich selbst arbeite übrigens lieber über Handtarget, aber für jemanden der sich bezüglich der dafür notwendigen Theorie, vermittelt durch kompetente Trainer, nicht beschäftigen möchte ist das dann eher nix...