Es fällt in Hundeforen immer wieder auf, dass Welpen wie kleine erwachsene Hunde gesehen und behandelt werden.
Aber ein Welpe von 8 Wochen ist ein Hundebaby mit den eingeschränkten Fähigkeiten eines Babys und mit dem Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit.
In seinem natürlichen Rudel hatte der Welpe alles, was er braucht. Eine fürsorgliche Hundemutter, die ihm zärtlich das Gesicht leckt, Körperwärme und Geborgenheit beim Schlafen mit den Geschwistern, Spielkameraden, mit denen er viel Spaß hatte, eine vertraute, sichere Umgebung, die Sicherheit, dass er nie alleine ist, weil das in der Natur seinen Tod bedeuten würde.
Zieht der Welpe dann zu seinen neuen Menschen, verliert er auf einen Schlag alles, was ihm bisher Sicherheit und Geborgenheit gegeben hat.
Er wird aus seiner Familie herausgerissen, aus seiner vertrauten Umgebung.
Das Hundebaby soll in einer fremden Umgebung dann meistens noch alleine in einer Box eingesperrt schlafen.
Es ist alles fremd UND es fehlt jede Geborgenheit durch Körperkontakt beim Schlafen.
In der neuen Familie gibt es nun jede Menge Verbote. Der Welpe versteht nicht, dass ein Teppich Geld gekostet hat, dass Vorhänge nicht dazu gedacht sind, sich mit den Zähnen dranzuhängen, dass Stuhlbeine nach einer Kauprobe hässlich aussehen.
Es wird dem Welpen oft unterstellt, er wüsste, dass er etwas "Falsches" macht.
Aber auch ein mehrmaliges "nein" macht ihm nicht klar, warum es auf einmal so viele Tabus gibt.
Der Welpe fühlt sich nun alleine und unverstanden, dies kann eine nachhaltige Unsicherheit entstehen lassen.
Er hat nur sein genetisches Programm, kann sich nicht anders wie ein Welpe verhalten.
Diese schwierige Phase, in der grundlegende Verhaltensprobleme entstehen können, sollte von der neuen Familie mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen begleitet werden.
Das, was man üblicherweise als Welpenerziehung versteht, ist für den Welpen und seine Entwicklung erstmal unwichtig.
Gehorsam, Tricks, Kommandos, Auslastung...... völlig unbrauchbar für die Welpenerziehung.
Am Anfang muss der Bindungs- und Vertrauensaufbau stehen.
Geborgenheit, Sicherheit, ein Grundvertrauen, ein souveräner, gelassener Mensch, der feinfühlig und mit Humor auf die Bedürfnisse des Welpen achtet, das ist die Grundlage.
Ohne diese Grundlage wird der weitere Aufbau nicht wirklich gelingen.
Die ersten 6 Monate im Leben des Welpen sind entscheidend für sein späteres Wesen.
Die ersten beiden Monate lebt er in seiner Hundefamilie, die nächsten 4 Monate muss die neue Familie sehr umsichtig dafür sorgen, dass sich das Hundebaby zu einem wesenssicheren Junghund entwickelt.
Erste Familienregeln lernt der Welpe durch liebevolles, vorausschauendes Handeln.
Er weiß am Anfang nicht, was "nein" bedeutet, also muss man alles welpensicher machen und unerwünschtes Verhalten spielerisch umlenken.
Ein Menschenbaby nimmt auch alles in den Mund, weil es so seine Umwelt erkundet.
Mit einem strengen "aus" würde man das Baby verstören und zum Weinen bringen.
Also sollte man das mit einem Welpen auch nicht machen.
Ein Welpe sollte eine unbeschwerte Kindheit haben.
Regeln kann man ihm spielerisch und freundlich beibringen.
Strenge Befehle sind überflüssig und verstören ihn nur.