Fremder Hund im Freilauf und die Katastrophe danach

  • Ihr lieben Foris,

    ich habe gestern was erlebt, das lässt mich nicht los und ich muss das mit irgendwem besprechen.


    Ich war auf einem (dank Corona gut besuchten) Feldweg mit Kobold und einem Freund von mir unterwegs.

    Uns kamen zwei Damen mit zwei Hunden entgegen (beide etwa Schäferhund-Größe). Beide angeleint, Kobi auch, ich bin mit Kobi ausgewichen, auf gleicher Höhe hat er etwas Theater gemacht, die Frauen sind weiter, soweit alles gut, wir sind dann auch weiter gelaufen.

    Plötzlich hinter uns großes Geschrei und Gebell, wir drehen uns um und sehen, dass bei den Frauen, die mittlerweile ein sehr gutes Stück von uns weg waren, ein riiiiiiesiger Hund (der war wirklich abartig groß) im Freilauf angekommen war, der wohl auf die beiden Hunde los ist, dahinter kam irgendwo ein brüllendes Herrchen. Es gab einen Tumult in welchem die Frauen versuchten den fremden Hund von ihren eigenen fern zu halten und ihn zu blocken und plötzlich hat der große Hund eine der Frauen in den Arm gebissen und sie hat wirklich laut geschrien. Dann kam endlich das Herrchen von dem Hund an, hat seinen Hund irgendwie zu bändigen versucht. Es kam dann auch noch eine weitere Passantin ohne Hund dazu, die sich auch um die gebissene Frau kümmerte. Der Halter des großen Hundes blieb auch stehen und sie schienen alles zu klären, weshalb ich dann ehrlich gesagt so schnell wie möglich das Weite gesucht habe um möglichst viel Abstand zwischen mich und diesen offensichtlich alles andere als ungefährlichen Riesenhund zu bringen (während der ganzen Situation hatte der Halter des Hundes ganz offenkundig auch echte Schwierigkeiten seinen Hund zu halten).


    Aber mich lässt das nun nicht los. Das ist ganz genau mein volles Horrorszenario.

    Einerseits hab ich ein schlechtes Gewissen, hätte ich mich irgendwie noch um die Frau kümmern müssen, zumindest hingehen und fragen, ob es soweit alles ok ist, Kontaktdaten da lassen als Zeuge? Was hätte ich derweil mit meinem Hund machen sollen, den ich nicht in der Nähe des anderen Hunds wissen wollte? Gibt es jetzt noch Handlungsbedarf, wenn ja, wie könnte der aussehen?

    Andererseits (und auch dieser Gedanke macht mir ein schlechtes Gewissen) bin ich irgendwie auch froh, dass die anderen Frauen noch zwischen uns und dem anderen Hund waren und es somit nicht uns getroffen hat. Aber sowas darf man doch eigentlich nicht denken...


    Und das alles wühlt mich so auf und lässt mich gerade nicht los... ;(

  • ach Mensch das Tut mir doll Leid. Eigenschutz geht immer vor. Bezüglich Zeugenaussage, kannst ja die Meldungen studieren sollte man ja unter der zuständigen Polizei im Internet was finden, dass sie wen suchen zum Sachverhalt klären. Ansonsten hättest du ja höchstens Kobi irgendwo anbinden können um dich um die Frau zu kümmern. Wenn das nicht geht und das geht auf dem platten Feld meistens nicht musst du natürlich an deinen Welpen denken. Wenn dieses Szenario dir Angst macht, würde ich über ein gutes Pfefferspray nachdenken. Meine Herangehensweise würde dir vermutlich nicht viel bringen denke ich.

  • Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen, ich denke, ginge mir ähnlich.


    Das ist echt ein Horrorszenario und will man nicht selbst erleben.


    Auch hier gibt ein paar Hunde (u. a. ein Neufundländer), denen ich weiträumig aus dem Weg gehen würde und hoffe, dass es da nicht mal zu einem Crash kommt.


    Du kannst ja vielleicht versuchen herauszufinden, wer die andere Frau war und dich noch mal erkunden, wie es ihr geht und dich als Zeugin zur Verfügung stellen. Ich könnte mir vorstellen (und hoffen), dass es da zur Anzeige gekommen ist.

  • Ich rate auch jedem zu einem „gutem“ Pfefferspray....ich habe immer Werkzeuge zur Gegenwehr dabei.

    Ich würde bei der Polizei nachfragen ob der Fall bekannt ist.

  • Oh Mist, ein echtes Horrorszenario. So im Hinterkopf hab ich auch immer Bammel vor solchen Situationen. Ich denke jetzt kannst du noch schauen, ob Zeugen gesucht werden, so wie die anderen schon geschrieben haben.


    Ansonsten, mach dir kein schlechtes Gewissen. Für mich geht Eigensicherung auch vor. Wo hättest du mit Kobi hingesollt, ich würde mal meinen, von dem Riesenhund ging immer noch eine Gefahr aus. Also hättest du ihn irgendwo sicher verwahren müssen. Anbinden? Falls möglich, hätte ich aber auch nicht. Was wenn Riesenhund sich losreißt und auf den eigenen angebundenen Hund geht? Die Frau war ja nicht alleine auf weiter Flur und wurde schon versorgt. Da waren erwachsene Menschen dabei die helfen konnten und falls nötig auch den Notruf wählen. Auch wenn das gemein klingt, in erster Linie führe und schütze ich mein Team.


    Anders wäre es, wenn die Frau alleine wäre und sich womöglich der Riesenhundehalter aus dem Staub gemacht hätte. Aber man muss immer die ganze Situation sehen. Ich verbiete mir, mich im Vorfeld all zu verrückt zu machen und die Gedanken kreisen zu lassen. Bringt nichts, weil ich die genau Situation mit ihren Möglichkeiten und Gefahren erst überblicken kann (wenn es denn gelingt) wenn sie passiert.


    Versuch dich etwas zu beruhigen und mach dir einen schönen Tag. Grübeln bringt nichts und ich kann auch keinen Fehler bei dir erkennen.


    LG

    Babsi & Tilli

  • Zumal ich noch anmerken will, dass bei so einem Szenario noch hinzukommen kann das der Halter sich arschig verhält und auch noch gewalttätig wird. Ist zwar aus einem anderen Kontext meine Freundin hatte Samstag beim einkaufen jemanden gebeten den Abstand einzuhalten. Der jenige hat direkt gedroht und losgepöbelt nur was der Werte Herr nicht wusste ich stand um die Ecke und als ich dann dazu kam herrschte Ruhe. Aber sowas kann natürlich auch bei so einem Zwischenfall passieren. Deshalb wie gesagt Eigenschutz/ Eigenschutz und noch Erste Hilfe sonstiges darüber hinaus nur wenn man sich wirklich sicher ist.

  • Ach ja, Pfefferspray hab ich auch immer dabei, man weiß ja nie. Denkt aber daran, dass man für einige davon diesen komischen kleinen Waffenschein braucht.


    @Ellionore : ja das stimmt leider. Man weiß nie, ob und wann vielleicht der Halter auch noch ausflippt. Bin ja auch eher nicht von stattlicher Statur, da wird man schon mal nicht ganz so ernst genommen.


    Falls jemand Hilfe benötigt und ich komme nicht an ihn ran, weil es zu gefährlich ist, halte ich immer noch den Notruf für das Sinnvollste.

  • ich kann verstehen das einen das aufwühlt und man in der situation auch in der zwickmühle zwischen eigenschutz und hilfe ist

    gerade bei großen hunden ist das ja nicht so einfach ... bin da ganz bei tilli

    man muss immer abwägen


    ich würde auch im nachgang nochmal versuchen die kontaktdaten zu bekommen und eine aussage anzubieten falls erforderlich

  • Oh man Claudia, das geht mir auch ganz nah. Wirkliches Horrorszenario.


    Anbinden des eigenen Hundes um zu helfen war auch mein erster Gedanke, den ich aber in Sicht auf Eigenschutz und dass man nicht weiß, ob der Riesenhund noch ausbüxt wieder verworfen habe.


    Und evtl. bei der Polizei anrufen und als Zeugin anbieten, sofern gewünscht.

  • Die anderen hier haben ja bereits super Beiträge verfasst! Mach dir auf gar keinenfall ein schlechtes Gewissen denn Eigenschutz steht immer an erster Stelle. Die Frau erhielt ja Hilfe vor Ort und war somit erstmal auch versorgt. Da hätte es so oder so nicht viel gebracht wenn du auch noch hingegangen wärst und dich und deinen Kobi noch in Gefahr begeben hättest. Betreffend Meldung denke ich sogar dass der Besitzer mit dem Riesending Einsicht zeigt, ansonsten hätte er die Situation nicht geklärt sondern das Weite gesucht.


    Du hast zu 100% richtig entschieden. Findr solche Szenarien auch absolut horrormässig. Wünsche ich echt niemandem. Wie Kimmo schon geäussert hat, habe auch immer einen Spray dabei, jedoch den grossen, ich sag immer: Familienpackung ^^ Kann ich dir auch sehr empfehlen, man fühlt sich direkt 10 mal sicherer als ohne, auch Abends, wenn man bei Dunkelheit noch unterwegs ist.


    Ich habe zudem immer noch ein Sackmesser dabei, man weiss nie was passiert.

  • Das ist eine wirklich horrorähnliche Situation die Du da erlebt hast und die niemand braucht. Hoffentlich kannst Du die Erinnerungen daran für die Zukunft wieder gut abschütteln. Ich hätte auch nicht anders gehandelt wie Du und ich finde es richtig dass Du weitergegangen bist, weil sonst wäre die Situation evtl. noch schlimmer geworden, wenn noch ein Hund dazugekommen wäre.

    Wenn das alles in eurem Landkreis war, vielleicht gibt es einen Zeugenaufruf in der Zeitung oder Internet? Wenn sich der Hundehalter aber fair verhalten hat, dann wird er das seiner Versicherung melden und diese wiederum sich mit der Dame in Verbindung setzen.

  • Danke für euren Zuspruch, das hilft mir schon. Ich werde mich bei der dortigen Polizeiinspektion (das war ein LKr weiter) einfach morgen mal erkundigen, ob was gemeldet wurde und ob noch Zeugen gesucht werden.

    Ich bin bei sowas einfach auch ein Mensch, der lange darüber nachdenkt und das nur schwer wieder ablegen kann.

    Mein Begleiter von gestern sagte heute sowas wie "Ja mei, ist passiert und nicht zu ändern, mach dir keinen Kopf". Und ich dachte nur: "Deine Ruhe möcht ich haben!" ?(

  • Mein Begleiter von gestern sagte heute sowas wie "Ja mei, ist passiert und nicht zu ändern, mach dir keinen Kopf"

    Na dann habe ich eine Lösung. Du nimmt Kobi und schickst Ihn dahin. :D So ein waschechter harte Bajuvare kann das jawohl in Söder Manier erledigen. ;)