Ihr Lieben,
ich muss heute mal eine Geschichte loswerden, die mir zeigt, dass der Zahn der Zeit halt doch an mir nagt ... oder dafür sorgt, dass ich ohne Brille in die seltsamsten Siutuationen gerate.
Vor ein paar Tagen bin ich erst ziemlich spät zur zweiten Hunderunde aufgebrochen und so war es schon fast dunkel, als wir uns auf dem Heimweg befanden. Die Hunde liefen mit ihren Leuchthalsbändern vor mir her und schnupperten mal hier, mal dort am Wegrand, als Chia plötzlich stehen blieb und grummelte. Im blauen Schummerschein ihres Halsbandes konnte ich dann auch erkennen, dass da etwas Schwarzes lag.
Mein erster Gedanke war: "Oh nein! Ein totes Tier!", aber dann lief Chia ohne weiteres Interesse weiter und Bene ignorierte das "Etwas" komplett. Das wäre nun eher ungewöhnlich gewesen, wenn da ein Kadaver gelegen hätte, denn zumindest der Geruch hätte die Hunde magisch angezogen. Also ging ich doch etwas näher zu der Stelle und was ich da zu sehen glaubte, irritierte mich doch sehr, denn da lag etwas mit schwarzem Fell, was farlich nun keine Ratte sein konnte und es sah aus, als hätte es einen behaarten, längeren Schwanz. Durch meinen Kopf schossen ziemlich viele Ideen von Maulwurf bis hin zu dem, dass jemand hier vielleicht eine tote Katze abgelegt hatte, aber als ich schon weitergehen wollte, bemerkte ich, dass sich das "Ding" bewegte ... als ob es ganz flach atmen würde.
Nun hätte ich ja gerne meinem ersten spontanen Gefühl nachgegeben, das "Etwas" zu retten, aber nachdem ich nicht wusste, was es war, schien es mir auch nicht so schlau, es anzufassen und eventuell davon gebissen zu werden. Was mich nur nach wie vor wunderte war, dass die Hunde absolut kein Interesse zeigten, das "Etwas" näher unter die Lupe zu nehmen.
Also suchte ich erst mal ein Stöckchen, um das Ding berühren zu können, ohne zu riskieren, dass es mich angreift - mit dem Stöckchen hatte ich dann auch sofort die Aufmerksamkeit meiner Hunde auf mich gelenkt, denn die wollten nun meinen Stock haben.
Es folgte die Diskussion mit den Hohheiten Bene, Baronin von Bärentatz und Chia, Chaosfürstin von Flitz und Piepe zum Thema: "Der ganze Wald liegt voller Stöckchen - warum muss es nun zwingend dieser sein?!" und während dessen versuchte ich das Etwas nicht aus den Augen zu verlieren ... das bewegte sich nähmlich vom Wegesrand weg!
Nachdem ein frischer Wind aufkam und es zu regnen anfing und überdies die Dunkelheit inzwischen so weit fortgeschritten war, dass ich sowieso kaum noch was sehen konnte (ich habe mir sofort, als ich nach Hause kam, eine neue Taschenlampe bestellt!!!), beschloss ich, mit den Hunden erst mal nach Hause zu laufen und zur Not dann eben noch mal mit dem Auto auf die Suche nach dem Etwas zu gehen - wobei ich auch das Gefühl hatte, dass es gar nicht mehr da war.
Zuhause meinte Micha, dass wenn man das Ding mit den Scheinwerfern des Autos blendet, es sich vermutlich erst recht soweit zurückzieht, dass man es nicht mehr findet und wenn es noch weglaufen konnte, es vermutlich auch nicht so schwer verletzt war, dass es Hilfe gebraucht hätte.
Also fuhr ich nicht nochmal los - aber ich schlief sehr schlecht und überlegte die ganze Zeit, ob ich nun Schuld bin, wenn das Etwas im Wald verendet, ohne dass ich mich bemüht hatte, es zu retten.
Am nächsten Tag begab ich mich also in Begleitung der Hunde auf die Suche - diesmal bei Tageslicht und als wir an die Stelle kamen, wo das Etwas gelegen hatte, lag dort .... die Asche von verkokelten Chipstüten!!!
Zur Erklärung muss ich vielleicht einschieben, dass seit Corona das Geläuf im Wald auch des Nächtens nicht aufhört und man die Zeichen dieser Gelage dann in Form von Fastfood-Restmüll auf dem Waldboden findet ... oder dass die Bürger-, Chips- und Gummibärchen-Verzehrer ihre Tüten und Styroporschachteln halt anzünden, um die Spuren zu vernichten.
Die leichten, schwarzen Aschefetzen der Chipstüte sahen sogar bei Tag auf den ersten Blick wie ein Fell aus (wenn man keine Brille aufhat) und dass sie sich im leichten Wind bewegt hatten und als der Wind auffrischte, vom Weg in Richtung Wald geweht worden waren, hatte den Eindruck bei mir erweckt, als würden sie atmen.
Ich war aber wirklich froh und erleichtert, dass ich mit gutem Gewissen sagen konnte, dass die verkohlten Chipstüten wirklich keiner Rettung bedurft hätten