Gehen lassen

  • Wir haben hier gerade aktuell mehrfach das Thema gehabt, einen geliebten Hund über die Regenbogenbrücke gehen lassen zu müssen. Ich kann dazu zum Glück noch nichts sagen. Aber ich habe gerade vor ein paar Tagen einen Bericht gelesen, dass angeblich viele Hundehalter es nicht schaffen bzw. aushalten, die gesamte letzte Zeit, quasi inkl. Gabe der Spritze und bis zum Einschlafen des Hundes dabei zu bleiben und dass sich daher viele Hunde in den letzten Minuten ihres Lebens einsam und verlassen fühlen. Das hat mich sehr betroffen gemacht, regelrecht geschockt. Es ist sicherlich kein leichtes Thema, aber es interessiert mich, wie die, die einen Hund sterben lassen mussten, dies erlebt haben.

  • Ooooh, wirklich ganz, ganz schweres Thema.

    Ich war ja mit meiner Mutter zusammen komplett dabei. Alleine nur sich zu entscheiden, die Spritze zu geben war grauenhaft.


    Das gute war: er war ohnehin schon in Narkose aufgrund der Untersuchungen. Er Hat uns also bis zuletzt gesehen und um sich gehabt.


    Ich kann mich noch sehr gut an den Moment erinnern, wo er die Spritze (es waren bei ihm 4 Kanülen) bekommen hat.
    Ich habe ihn in dem Moment festgehalten und meinen Kopf halb auf ihn. Es war unglaublich schmerzhaft, zu merken, wie die Atmung stoppte und kein Herzschlag mehr zu hören war... ;(

    Meine Mutter fragte panisch den Arzt "hat er aufgehört zu atmen?". Für sie war das alles schon viel zu viel.


    Was auch total befremdlich war, war der Anblick, wo ihm die Blase entleert wurde, damit wir ihn im Auto nach Hause transportieren konnten.

    Ach man, ich bin so am heulen bei dem Text hier: Damon, ich hoffe, dir geht es gut, wo du bist <3


    Im Nachhinein bin ich über unsere Entscheidung sehr froh und auch, dass wir bis zum Ende dabei waren. Ich hätte mir das nicht verzeihen können, hätte er mitbekommen, das wir bei seinem Tod nicht dabei wären.

  • Ich habe alles gegeben was ich konnte . Da es meine ständige Begleiterin war später zu ihr ein Foto . Sie fing hinten rechts an zu humpeln vor über einem Jahr sie hat sich nix an merken lassen . Hat weiter gemacht ohne zu jaulen oder zu Zucken nix das Knie ging immer weg . Da sie versichert war . Tierarzt Röntgen sie war noch läufig weswegen sie eine pampers anhatte ( schneidet nicht in die Haut wie extra Hunde hösschen) dann dieagnose HD und ED und Kreuzband. Für mich war klar keine Treppen tragen etc 28 Kilo Treppen hoch und runter drei mal am Tag manchmal vier bis 6 mal . Ich war leider nicht dabei als sie starb es war bei der op sie schaffte es nicht mit allen Komplikationen. Ich hatte zu ihr eine sehr starke Beziehung sie war immer da für mich aber es löst immer noch Tränen aus .

    Manche können es aus eigenem Schmerz nicht . Ich würde trotzdem da sein wenn ich die Chance gehabt hätte weinen den Kopf an Kopf und zeigen das man immer da ist . Nun einige Bilder

  • Für mich käme das nie in Frage, nicht bis zum letzten Atemzug des Hundes dabei zu sein. Und ich kenne auch kaum jemanden, der seinen Hund nicht bis zum Ende begleitet. Lediglich in meiner Verwandtschaft gab es den Fall dass niemand in der Familie im Stande war die Hunde beim Einschläfern zu begleiten. Auch der Zeitpunkt des Einschläfens wurde (meiner Meinung nach) jedesmal viel zu lange hinaus gezögert, weil die Familie sich nicht trennen konnte. Es war dann mein Part mit den Hunden zum Tierarzt zu fahren, wenn es dann wirklich so weit war dass selbst die Hundehalter erkannt haben dass es für den jeweiligen Hund das Beste war ihn gehen zu lassen. Da die Hunde mich kannten denke ich dass das auch völlig in Ordnung so für sie war. In allen Fällen waren sie ruhig und haben sich an mich gekuschelt (so wie sonst auch wenn wir miteinander geschmust haben). Ich denke ein oder mehrere enge Bezugspersonen, die völlig mit den Nerven fertig und demenstsprechend aufgewühlt sind, wären nicht gerade hilfreich für einen Hund auf seinem letzten Gang. Und auch nicht für den Tierarzt. Bei Einschläfern eines Hundes sollte alles so ruhig und entspannt wie möglich ablaufen. Dann verläuft auch der medizinische Teil des Einschläferns optimal. D.h. der Hund "schläft" ruhig ein, ganz so wie man sich das vorstellt und haben möchte. Wenn der Hund Stress hat (weil er bemerkt dass seine Bezugperson total aufgewühlt und fertig mit den Nerven ist) kann das auch leider anders ablaufen...


    Das Schwerste an dieser Sache ist es den richtigen Zeitpunkt festzulegen. Die wenigsten Hunde machen es ihren Haltern so einfach dass es ihnen bis zum Lebensende wirklich gut geht und sie dann friedlich über Nacht in ihrem Körbchen einschlafen. Ich stehe derzeit auch gerade wieder vor dieser Situation dass vermutlich bald eine Entscheidung getroffen werden muss. Ich finde es nicht leicht den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden. Oft wird so lange damit gewartet bis es dem Hund nur noch schlecht geht. Wenn man aber Hunde hat, die in Bezug auf Schmerzen viel weg stecken bevor sie zeigen dass sie welche haben, dann geht es einem Hund schon länger nicht mehr gut an dem Punkt, an dem er seine Schmerzen zeigt. Dann wäre der richtige Zeitpunkt ein paar Wochen vorher gewesen...

  • Danke für deinen Text Blackie und somit der Fortsetzung dieses Threat. Mir geht so etwas immer sehr nahe, bin auch gerade am Heulen ;(. Aber so wie du würde ich es dann auch machen wollen, konsequent die ganze Zeit dabei sein.

  • Danke Lily ;(


    Toll Waschbär , dass du sogar andere Hunde, also nicht deine eigenen, bei diesem letzten Gang begleitet hast. Ja klar, wenn Herrchen/Frauchen total aufgewühlt ist, ist das für den Hund auch nicht einfach. Ich bin eh ein Mensch, der nah am Wasser gebaut hat, aber ich hoffe, dass ich mich dennoch zusammenreißen kann, wenn es mal soweit sein sollte. :(

  • Waschbär ich stimme dir zu ich kannte auch eine Familie mit zwei goldis Weibchen knochenkrebs und Männchen hodenkrebs beide kaum noch Fell gehabt immer wieder zum Arzt ach das geht noch die konnten kaum noch laufen bis ich mal die Frage gestellt habe ob sie es gut finden würden ihren Angehörigen mit 93 Jahren noch auf ach und Krach am Leben erhalten lassen möchten . Meine Frage geht immer an den Tierarzt ist es tragbar . Ich denke man kann nix falsch machen das Tier krankenversichern zu lassen , und sich auch für die andere Seite ( in den Hund ) hineinzuversetzen

  • Es ist der letzte und zugleich schwerste Liebesbeweis, wenn wir ein geliebte Tier gehen lassen müssen, denn in diesem Moment wissen wir, dass wir sein Leid beenden und unseres damit beginnt ...


    ... denn Liebe misst sich nicht im Willen, darin vor allem das eigene Glück zu finden, sondern im Wunsch, das Glück dessen, den wir lieben dürfen, allem voran zu stellen.


    Und ja, es ist eine sehr, sehr traurige Pflicht, den Entscheid zu treffen und ich gebe zu - auch wenn ein unerwarteter Tod einem hart trifft - dass ich all denen, die von selbst entschieden zu gehen, ohne dass ich über Leben und Tod entscheiden musste, sehr dankbar bin.


    Müsli litt in seinen letzten Momenten an furchtbaren Erstickungsnöten und so ging der Übergang bei ihm so wahnsinnig schnell, dass ich fast schon erleichtert war, als sein Röcheln verstummte. Das große Elend kam dann erst einen Moment später, als wir in den frühen Morgenstunden mit dem toten Hund vom Notfall-Tierarzt nach Hause fuhren.



    Die Bommeline ließen wir bei uns zuhause einschlafen, denn wir wussten ja, dass es ein unumgänglicher Schritt war und eine Fahrt in die Tierarztpraxis keine Linderung mehr versprochen hätte.


    Aber die Bommeline kämpfte so sehr gegen das Sterben, dass ich an diesen Eindrücken dachte, zerbrechen zu müssen. Unsere Tierärztin sagte mir später, dass es Hunde gibt, die so sehr kämpfen, weil sie ihren Menschen nicht alleine lassen wollen ... und ich glaube, sie hatte Recht, denn die Bommeline war sich ganz sicher, dass ich ohne sie den Halt verliere, denn sie kannte mich viel zu gut, um annehmen zu dürfen, dass ich ohne sie leben möchte.



    Elvis war für mich die unfassbare Erfahrung mit der Hinfälligkeit eines Hundes, denn drei Tage, bevor wir ihn gehen lassen mussten, versuchte er noch einen Fahrradfahrer zu verfolgen, um den vom Sattel zu ziehen und am nächsten Tag brach er beim Spaziergang im Wald zusammen.


    Trotzdem hatten wir noch Hoffnung und fuhren mit ihm zum Tierarzt ... aber sie meinte, der Hund sei schon so geschwächt, dass er den Tag wohl auch ohne ihre Hilfe nicht überleben würde ... wir haben ihn dann mit ihrer Hilfe gehen lassen und er hatte nicht mal eine halbe Spritze in den Adern, als er noch mal tief seufzte und einschlief.



    Das Lieschen war ja schon 15 Jahre alt und litt an zahlreichen Zipperlein wie Arthrose in fast allen Gelenken. Sie war blind, taub und hatte einen Tremor, der ihr das Gleichgewicht immer mal wieder raubte. Dazu kam ein großer Mamatumor. In der stürmischen und regnerischen Nacht zum 3. Oktober 2005 ließ ich sie mal wieder nachts vor die Tür, denn sie konnte das Pipi auch nicht mehr so gut halten. Aber im Gegensatz zu den sonstigen nächtlichen Pipiausflügen, kam das Lieschen nicht nach fünf Minuten zur Tür zurück ... ich ging sie suchen und fand sie in einer tiefen Pfütze. Mit viel Mühe schleppte ich den triefnassen Hund ins Haus. Dort bewarbeitete ich das Fell mit Handtüchern und Föhn, aber am nächsten Tag bekam sie Fieber und eine Blasenentzündung, Am nächsten Morgen führen wir dann zum Tierarzt, aber die Balsenentzündung hatte auf die Nieren geschlagen und in Anbetracht des Alters und all den körperlichen Baustellen riet die Tierärztin dazu, das Lieschen gehen zu lassen ... auch sie kämpfte und ich weiß bis heute nicht, ob sie lieber die Anstrengung der Behandlung auf sich genommen hätte, als zu sterben. Vielleicht wird sie es mir eines Tages verraten, wenn wir uns wiedersehen.



    Anka war 11 Jahre alt, als wir sie mit einem geplatzten Milztumor in den frühen Morgenstunden des 24. Februar zum Tierarzt fuhren ... in der Hoffnung, man könnte sie retten. Aber die Tierärztin meinte, dass die Prognosen auf eine langfristige Verbesserung des Gesundheitszustandes bei einem geplatzten Milztumor trotz OP nicht gut sind und wenn es ihr Hund wäre, sie dem Hund die OP ersparen würde. Sie wies auch darauf hin, dass sie nicht einmal sagen könnte, ob der Hund die OP überlebt ... und das war der Punkt, an dem wir entschieden, dass bevor unsere Anka auf einem kalten OP-Tisch stirbt, ihr Leben lieber in unseren Armen enden soll ... und dann haben wir sie gehen lassen.


    Joe war tatsächlich der einzige unserer Hunde, der ohne tierärztliche Hilfe über die Regenbögenbrücke ging. Am Morgen seines Todestages lief er noch einmal um den ganzen Hof um von allem aus seinem irdischen Leben Abschied zu nehmen und dann fiel er in meine Arme und starb. So furchtbart das war, so unvorbereitet den geliebten Weggefährten zu verlieren, so dankbar war ich ihm, dass er den Entscheid selbst getroffen hatte.


  • Wow sehr Herz ergreifend , da weint man ja direkt mit .


    Sehr starke Persönlichkeit besitzt du, halt sie fest und lass dich nie abbringen


    wenn ich mir das recht erlauben darf, dass ich mir ein bisschen von deinem Weg für meinen Weg mitnehme ?

  • Oh man Verbena, so oft schon dieses Erlebnis gehabt zu haben und dennoch Iimmer wieder einen neuen Hund in dein Leben zu lassen, alle Achtung. ;(


    Du hast eine tolle Art zu schreiben und scheinst auch charakterlich ein netter Mensch zu sein. Schön, dass du hier gelandet bist.

  • wow ist das Herzzerreißend.....mir laufen die Tränen nur so runter.
    Ich musste bereits 3 Hunde gehen lassen.
    Mein erster DSH Ist als Welpe an Katzenseuche gestorben, ich war bis zum Schluss bei ihm und habe ihn auch begraben, das ist 35 Jahre her.
    Meinen 2. DSH, hat meine Mutter begleitet, ich habe es nicht geschafft.....mir laufen schon wieder die Tränen, es ist über 20 Jahre her.
    Mein Mali ist mit einem Jahr gestorben, ich war leider nicht vor Ort und werde wohl nie rausfinden woran er so schnell gestorben ist, das war in Südostasien.

    Mit einem Hund kann ich eine sehr sehr enge Bindung eingehen, bei Menschen, abgesehen von meinen Kindern, fällt mir das viel schwerer.

    Meine Mutter hat so sehr gelitten, das sie sich keinen neuen Hund mehr geholt hat.

  • Ich war bei meinem Border Collie Mix zu Teenager Zeiten dabei und bei meinem Dobermann auch.


    Niemals würde ich meine Tiere alleine gehen lassen. Ich habe alle beide im Arm gehalten :(

    Erst nachdem der Arzt bestätigt hatte das das Herz aufgehört hat zu schlagen bin ich zusammen gebrochen. Davor habe ich versucht stark zu sein damit der Hund so wenig Stress wie möglich hat


    Das ist für mich das schlimmste wenn ich mir vorstelle das Besitzer ihre Tiere auf dem letzten Weg alleine lassen. Schrecklich

  • Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bei meinem damaligen letzten DSH zu feig war, zu viel Angst ich könnte meine Panik übertragen und habe meinen damaligen Freund gebeten, ihn zu begleiten und er hat es getan. Das tut mir heute noch mehr weh, als damals. Ich schäme mich auch dafür und habe es damals zum Teil bereut und zum Teil auch nicht, weil ich panisch war und mir Gedanken darüber gemacht hatte, wenn ich so viel weine, was wird er fühlen und bekommt noch Angst. Das ist viele viele Jahre her, aber das entschuldigt es trotzdem nicht.

    2019 bei meinem Jack Russel Neo, wusste ich, ich werde ihn begleiten bis zum Ende. Ich hätte ihm das nicht antun können, was ich damals getan habe. Da war ich auch nicht panisch, ich wusste es war soweit und ich rief den Tierarzt an, der zu uns nachhause kam. Die ganze Familie war über eine Stunde bei ihm am Körbchen und wir alle haben ihn gestreichelt, Abschied genommen, uns bedankt für diese tolle Zeit die er uns schenkte, bis der Tierarzt kam und dann ist er in meinen Armen ganz ruhig eingeschlafen und ich kann gar nicht sagen, wie froh ich heute noch über meinen Mut und meine Stärke bin, die ich da plötzlich einfach hatte. Ich war bei ihm und nie mehr wieder, werde ich davor zurückschrecken. Es war ein ganz stiller Augenblick und auch irgendwie Frieden. Die nächsten Tage waren für mich der reinste seelische Untergang und trotzdem hatte ich die Gewissheit, das Richtige im richtigen Augenblick getan zu haben. Ihn von seinen Schmerzen zu erlösen und das tröstet mich heute noch.

    Da muss ich gleich wieder weinen, weil er immer noch oder für immer fehlen wird. Er war mein Seelenverwandter.