Viele Fragen und Hoffnung auf viele Tipps - sehr langer Text, sorry

  • Hallo,


    wir haben seit gut 5 Wochen einen Schäferhundmischling bei uns. Er ist über die Tierhilfe zu uns gekommen und schon fast 2 Jahre alt, genau weiß man das Alter nicht.


    Wir haben einen tollen Hundetrainer an unserer Seite, der uns viel hilft und Tipps gibt. Dennoch möchte ich nicht täglich anrufen, weil mir was anderes einfällt, was ich fragen will..... ist mir ja schon peinlich.


    1. Frage: ein gutes Buch über Hundeerziehung? Könnt ihr mir was empfehlen? Eines habe ich bereits, was ich gut finde. Aber vielleicht ist es nicht das Wahre.... "Hundeerziehung mit Holger Schüler" heißt es.


    2. Frage: ich weiß, Konsequenz ist ALLES, aber wie mache ich es richtig? Ich möchte streng und konsequent sein, habe aber Angst, dass er mich nicht mehr mag bzw. dass er dann Angst vor mir hat. Mein Buch finde ich ganz gut, der schreibt sehr streng. Geht aber auch sehr konform mit unserem Trainer.

    Ich möchte einen folgsamen, nicht bellenden, ruhigen Hund. Geht das überhaupt mit einem Schäfermischling?


    3. Frage: ich möchte dem Hund Struktur geben über den Tag, d.h. Essenszeiten, Gassizeiten, Nachtruhe usw. Meint ihr, das kriegt man hin?


    4. Frage: es haben sich schon Eigenheiten eingeschlichen, wie z.B. dass er aufs Sofa darf, aber nur, wenn SEINE Decke draufliegt. Sonst nicht.


    5. Frage: er hat furchtbare Angst nachts allein zu schlafen. Er schläft bei unserer Tochter (16) im Zimmer, nicht mehr auf dem Bett (immerhin), aber auf einer Decke am Boden. Es steht auch seine Transportbox im Zimmer, aber die meidet er wie der Teufel das Weihwasser.... nur schnell Essen einnehmen da drin und gleich wieder raus, obwohl es gemütlich ist dort.... dachten wir.

    Ist unsere Tochter nicht da, schläft einer von uns mit ihm im Wohnzimmer auf der Couch. Nur so heult er nicht, und pinkelt und kackt nicht in die Wohnung (ob aus Angst oder Frust wissen wir nicht).
    Das ist aber kein Zustand auf Dauer..... meint ihr, das legt sich noch? Wir hätten noch den Sohn (der ist 11), aber dessen Zimmer betritt er nur ganz selten, was unseren Sohn sehr betrübt. Der würde sich freuen über Hundebesuch, auch über die Nacht.

    Ins Schlafzimmer ist für uns absolut KEINE Option, dort ist ein alter Echtholzboden, wenn ihm da ein Malheur passiert.... nein danke. Außerdem müsste er eine relativ steile Treppe hinauf und ich möchte das auch grundsätzlich nicht.


    6. Frage: Fressen, er frisst nicht, wenn es so heiß ist. Trinken tut er. Ist das okay? Er frisst nur wenig. Gesamt am Tag so um 700-800g, so haben wir es gelesen. Aber so manchen Tag frisst er nur 300g insgesamt.... na gut, und hin und wieder erhascht er den Rest vom Katzenfressen, was die übrig gelassen hat...


    7. Frage: ich bin leider sehr unsicher, was ihn und seine Erziehung betrifft, weil mir jeder was anderes sagt. Aber ich brauche Meinungen zum Schäferhund und nicht zum Mops oder sonstwas.... der Trainer hält viel von ihm, sehr viel sogar, ist begeistert, wie schnell unser Hund lernt und arbeitet auch gern mit ihm.
    Bekannte haben einen Schäfer-Labrador-Mix, die erzählen uns auch immer viel, aber die machen vieles ganz anders als unser Trainer sagt.

    Deshalb hoffe ich hier auf hilfreiche Antworten von erfahrenen Hundehaltern.


    8. Frage: doch noch was.... die Oma. Wir wohnen in einem 2-Fam.Haus. Wir bewohnen das DG und haben die Einliegerwohnung im Keller und die Oma wohnt im EG. Die Kellerwohnung hat eine große Terasse mit Garten usw. Wir haben richtig viel Platz hier. Nur die Wohnung halt nicht. Aber egal. Stört den Hund nicht.

    Aber das Problem ist, er mag die Oma nicht. Er knurrt sie an, bellt sie teilweise an. Letztens ist er in ihre Wohnung gerannt und hat sie angebellt. DAS geht gar nicht. Mit Leckerlie sollen wir in dem Fall nicht arbeiten sagt unser Trainer, das würde es nicht besser machen, im Gegenteil.

    Sie soll ihn ignorieren und er sollte sie auch nicht wahrnehmen erstmal. ER soll lernen, dass sie hier dazu gehört und hier auch wohnt.

    Was meint ihr? Ähnliche oder gleiche Situation schonmal gehabt?


    Vielen Dank schonmal und bitte verzeiht, wenn ich nicht gleich antworte und nicht so oft hier bin.... aber ihr wisst ja, der Hund - und aller Anfang ist schwer.


    Und wenn ich denke, dass ich ihn vor 2 Wochen zurückfahren wollte.... ich habe sehr geheult die ersten 3 Wochen..... es war eine schlimme Anfangszeit. Aber nun, ich bin guter Dinge, wir als Familie haben uns gesagt, das wäre zu einfach, ihn einfach wieder abgeben. Wir haben uns für ihn entschieden und die Verantwortung übernommen, also arbeiten wir alle dran.


    Liebe Grüße

    melli

  • Hallo Wir5 und erst mal herzlich willkommen im Forum. Du wirst Deinen Spaß mit uns haben.


    Erst mal die Frage an Dich, ob das Dein erster Hund ist. Wenn ja, dann brauchst Du viel Verständnis, weil er auch schon ein 2 jähriger ist, der Dir nur seine Lebensgeschichte zeigen, aber nicht sagen kann. Das heißt, dass Du eine gute Beobachtungsgabe entwickeln und Dir jedes Mal wenn er auf etwas reagiert, wie z.B. eurer Oma, Gedanken machen musst, ob in seiner Vergangenheit da vielleicht schon etwas vorgefallen ist. Wenn Du den Vorbesitzer kennst, dann wäre es einfacher (falls es ein netter Mensch war).


    Das mit eurer Oma würde ich so sehen, dass er sie noch nicht dazuzählt zu eurer Familie und das könntest Du vielleicht in den Griff bekommen, wenn sie ihm immer wieder mal ein Leckerli gibt oder mit ihr einfach was positives erlebt (mit ihm spielt, wenn Oma noch nicht zu alt ist). Ihr müsst ihm zeigen, dass sie zur Familie gehört und zwar im positiven Sinn.


    Sofaplatz:

    Meine Hunde dürfen generell nicht aufs Sofa. Schon alleine deshalb nicht, weil da ein großer Hund einfach nichts zu suchen hat. Der ganze Dreck alleine schon im Winter und wenn Du dann später das erst kapierst, hat er das schon längst als seinen Platz angesehen und dann geht eine Diskussion los, die Du dir im Vorfeld schon mal sparen kannst. Das Sofa ist der Platz vom Menschen und am Boden ist sein Platz und das muss Mensch ebenfalls akzeptieren. Sein Platz muss natürlich auch bequem sein. Eine einfache Decke ist in meinen Augen nicht ausreichend. Meine Hunde haben beide einen Weidekorb mit echt dickem bezogenen Schaumstoff darin (den Bezug kann ich waschen und auswechseln) und beide lieben ihn. Das ist ihr Platz und das wissen sie, von Anfang an. Da werden sie auch in Ruhe gelassen usw...


    Diese Transportbox von der Du sprichst, weshalb hast Du sie (noch)? Er zeigt Dir schon jetzt, dass er sie nicht mag. Wenn Du darüber überlegst, kommst Du selbst auf seine Verknüpfung und die war nicht positiv. Ich würde sie verschwinden lassen. Er soll ja nicht wieder abtransportiert werden und wenn er mit der gekommen ist, dann wird er immer Angst davor haben, wieder dort rein zu müssen und in eine neue andere Welt gebracht zu werden. Da passiert für die Hunde ohne Vorwarnung. Es ist dann einfach so und damit muss er klar kommen. Er kommt natürlich damit nicht klar. Alles neu und er muss alles mit seinen Sinnen erfassen, erklären kann man es ihm ja nicht.


    Man muss sich auf ihn einlassen. Er ist kein Welpe mehr, er muss sich eingewöhnen, in seinem Leben ist schon viel passiert und ihr wisst nicht was. Es steht auch in keinem Buch der Welt, was er alles schon erlebt hat. Mit ganz viel Liebe und Spürsinn wird er Dir seine Geschichte erzählen, wenn Du gut zuhörst (sprich gut beobachtest).


    Unsere Grandedame (Dackelmix) ist nun schon seit 15 Jahren bei uns und kam mit 8 Monaten als schwer misshandelte Hündin in unseren Haushalt. Es war anfangs nicht einfach, weil sie total verschreckt war und Angst ohne Ende hatte. Was genau passiert war, wissen wir natürlich bis heute nicht, aber ihre Erzählungen haben schon gereicht, dass wir uns immer wieder die Mühe gegeben haben, sie zu verstehen und es hat sich gelohnt. Ihr ganzes bisheriges Leben lang und für uns auch.

  • Ich kann nur sagen: Lass dem Hund noch Zeit. 5 Wochen sind nichts.

    Ich hatte vor meiner Hündin nur Tierschutzhunde und die haben teilweise ein ganzes Jahr gebraucht um hier an zu kommen.

    Das er auf die Oma extrem reagiert kann viele Gründe haben. Das wird sich geben, da bin ich mir sicher.

    Meine erste Hündin hat z.B. panisch reagiert wenn sie mit mir in die Nähe von ausländischen Männern kam. Selbst als sie schon Jahre hier war und ein Bekannter sie auf spanisch ansprach wollte sie nur weg.

    Was euer Hund in seinem Leben bisher erlebt habt weiß hier keiner, aber er wird sich anpassen und lernen. Da muss man dann auf sein Bauchgefühl hören und ihn langsam an neue Situationen heran führen. Konsequenz ist sicher richtig, aber zwingen würde ich ihn zu nichts. Er zeigt schon was geht und was nicht. Wenn er jetzt nicht in eine Box will, dann ist das so. Vielleicht wurde er in so einer eingesperrt. Da gibt es sicher Alternativen.

    Ich habe mit meinen selbst alltägliche Dinge langsam angefangen und ja, ich bin anfangs auch verzweifelt.

    Letztendlich wurden alle meine Hunde tolle Familienhunde, mit wenigen Einschränkungen. Noch lebt eine unserer kleinen Spanierinnen bei meiner Tochter. Sie ist 14 Jahre alt und ist lange im Agility gelaufen. Allerdings hat sie eines nie abgelegt: Von fremden Menschen lässt sie sich nicht anfassen, niemals. Der Freund meiner Tochter hat über ein Jahr gebraucht ihr Vertrauen zu bekommen.

    Mit Kommandos und Erziehung habe ich bei solchen Hunden ganz langsam begonnen und nur so viel gemacht wie der Hund es zuließ.

    Sicherlich sind Bücher und Trainer da hilfreich, aber letztendlich muss man schauen wie der Hund das annimmt.

    Ich habe mir damals abgewöhnt mir irgendwelche Ziele zu setzen und schon gar nicht einen Zeitplan zu erstellen.

    Ich habe mich über jeden Vorschritt gefreut und war stolz auf das was wir erreicht haben.

    Meine erste Hündin und auch der Podenco waren panisch ängstlich. Ich habe mit beiden die Begleithundprüfung bestanden und beide sind im Agility recht erfolgreich Turniere gelaufen und das ohne Internetrecherche. Das gab es damals noch nicht und selbst Hundeschulen waren eher rar.

    Das der rauhaarige Podenco ein reinrassiger war erfuhr ich auf einem Tierschutztreffen. Man hat ihn mir als Terrier-Schnauzer-Mix vermittelt.

    Ich wünsche euch viel Geduld und drückt mal ein Auge zu. Er scheint doch ein ganz Lieber zu sein und an die Oma wird er sich auch gewöhnen. Hier waren es immer die Rentner die durch ihre Ruhe und das Nichtbedrängen von den Hunde geliebt wurden.


    LG Terrortöle

  • Das anbellen kenne ich auch, Benny weiß, wenn ich Leute anbelle hauen die ab. Meine Freunde und Bekannten wissen inzwischen, nicht beachten und keinen Augenkontakt . Er kommt dann von alleine und lässt sich anfassen. Er ist auch aus dem Tierheim und ist im Oktober schon drei Jahre bei uns . Ich muß gestehen das Benny aufs Sofa und ins Bett darf, er ist immer in unserer Nähe. Aber jeder so wie er mag. Auf jeden Fall muss dein Hund vertrauen aufbauen und das passiert nicht in 5 Wochen. Sei auch nicht so streng, nur konsequent, Schäferhunde sind sehr sensibel .Und das mit dem nicht bellen sehe ich anders, er ist doch ein Hund .... Was soll er machen singen? .....

    Mach dir nicht so viel Stress, las den Hund erst einmal ankommen.

    LG Andrea

  • Hallo erst mal... Ich habe aus Zeitgründen jetzt nicht gelesen was die anderen Dir bereits geschrieben haben. Ich werde auch nur ein paar Deiner Punkte "abarbeiten"...


    Zu Punkt 2: Konsequenz ist NICHT gleichbedeutend mit Strenge o.ä. !!! Konsequent bist Du z.B. dann wenn Du Deinem Hund jedesmal, wenn er ein erwünschtes Verhalten zeigt, einen Keks gibst... Konsequent bist Du z.B. dann wenn Du jedesmal nach einem bestimmten Hörzeichen eine bestimmte Handlung Deines Hundes einforderst. Dafür musst Du ihn nicht prügeln, es reicht z.B. auch ihn dann am Halsband zu nehmen und ihn auf seinen Platz zu führen (wenn er von Dir aufgefordert worden ist dort hin zu). Konsequent bist Du nicht wenn Du ein entsprechendes Hörzeichen erst noch drei-, vier-, fünfmal wiederholst, weil Dein Hund das erste nicht beachtet hat...


    Konsequenz beinhaltet dass Dein Hund lernt Dich in dem, was Du tust, berechnen zu können. Wodurch Du ihm sehr viel Sicherheit vermitteln können wirst (die ihm Deinen Schilderungen nach jetzt noch deutlich fehlt). Diesbezüglich ist aber ein guter Trainer vor Ort wichtig. Die Ausbildung eines Hundes beinhaltet sich sehr gut mit seinem eigenen Verhalten auseinander zu setzen. Damit man lernt die Signale, die man dem Hund in aller Regel völlig unbewußt gibt, richtig einzusetzen. Nicht selten verlangt man über ein Hörzeichen vom Hund eine bestimmte Handlung, signalisiert mit Körper und Mimik dem Hund aber das genaue Gegenteil. Wenn dann auch noch Inkonsequenz mit ins Spiel kommt verunsichert man den Hund (in Deinem Fall nur noch mehr) und der Lernerfolg ist gleich Null.


    Zu Punkt 3: Der gehört mit zu Punkt 2. "Rituale" laufen i.d.R. konsequent ab und vermitteln dem Hund deswegen Sicherheit. Führe sie ein und setze sie durch (was jetzt wieder nix mit Strenge o.ä. zu tun hat).


    Zu Punkt 4: Enrweder der Hund darf auf's Sofa oder er darf es nicht. Du kannst nicht von ihm verlangen dass er z.B. die blaue Decke von der roten unterscheiden kann... Mein Rat? Du kapitulierst sowieso früher oder später... Lass ihn auf's Sofa und sorge einfach dafür dass dort immer eine Decke liegt...


    Zu Punkt 5: Der Hund ist ein Rudeltier. Man kann, wenn in der Prägung alles richtig läuft, einen Hund dazu bringen dass er auch alleine in vertrauter Umgebung entspannt schläft und alleine bleibt.


    Du hast Dich entschlossen einen Hund aus dem Tierschutz zu übernehmen. I.d.R. muss man davon ausgehen dass bei diesen Hunden immer ein oder meist mehrere Gründe vorliegen warum sie im Tierschutz gelandet sind. I.d.R. ist bei diesen Hunden vorher vieles schief gelaufen, nicht selten auch die Prägung in den wichtigsten Phasen der Welpen- und Junghundzeit. Möglicherweise hat Deinem Hund in diesen wichtigen Phasen ausreichend sozialer Kontakt zu Menschen und/oder anderen Hunden gefehlt. Nun ist er endlich in ein "Rudel" integriert und hat aufgrund möglicher früherer Erfahrung/Prägung Angst den Anschluss daran zu verlieren. Ich würde ihn dort schlafen lassen wo er möchte. Momentan habt Ihr ja eine Lösung gefunden. Das Urinieren/Koten ist in der Tat ein Zeichen dafür dass er an Verlustängsten leidet, wenn er alleine ist, wenn es ansonsten nicht auftritt wenn der Hund mit Euch zusammen ist.


    Das ist halt eine der Baustellen, mit denen man IMMER rechnen muss wenn man einen Hund aus dem Tierschutz übernimmt. Das sind ganz oft Hunde, bei denen in den wichtigsten Prägephasen etwas schief gelaufen ist, und das sitzt bei ihnen ganz tief !!! Gib Eurem Hund Zeit, beobachte wo er gerne liegt und dabei entspannt ist. Stellt ihm dort einen bequemen Liegeplatz hin (z.B. eine "Kudde"), auch wenn Ihr meint an anderen Stellen wäre es besser. Der Hund sucht sich seine für ihn strategisch optimalen Liegeplätze unter ganz anderen Aspekten als den Euren. Entspannt schlafen zu können ist aber elementar wichtig für das Nervenkostüm des Hundes. Ich vermute mal bisher kann er das bei Euch noch gar nicht.


    Zu Punkt 6: Dazu kann niemand etwas sagen ohne zu wissen was Ihr überhaupt füttert... 700 bis 800 g Trockenfutter wäre immens viel... 700 bis 800 g Frischfleisch, da müsste man Größe und Gewicht des Hundes kennen um beurteilen zu können ob das für ihn viel oder wenig ist... 700 bis 800 g Dosenfutter, auch da müsste man Zusammensetzung und Qualität des Dosenfutters kennen...


    Zu Punkt 8: Hier kommt wieder er Aspekt "Tierschutzhund" ins Spiel... I.d.R. weiß man nicht welche Erfahrungen so ein Hund vorher gemacht hat. Hunde aus dem Auslandstierschutz haben häufig schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, sind von ihnen vertrieben worden. Tierschutzhunde aus dem Inland wurden nicht selten von vorherigen Haltern misshandelt usw. Hunde prägen sich, wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, häufig den "Typ Mensch" ein, mit dem sie diese Erfahrungen gemacht haben. Möglicherweise entspricht Eure Oma diesem Typ Mensch, mit dem Euer Hund in seiner Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat. Es kommen aber auch noch andere Aspekte ins Spiel. Möglicherweise sendet Eure Oma Eurem (derzeit noch verunsichertem) Hund gegenüber genau die falschen Signale aus. Den Hund anstarren, eine starre Körperhaltung einnehmen.... Es gibt so vieles, was einen unsicheren Hund noch mehr verunsichern kann. Hier kann nur der gute Trainer vor Ort helfen, der nicht nur das Verhalten des Hundes analysiert, sondern vor allem das der Oma. Du musst Dir das so vorstellen dass der Hund in so einem Fall nicht agiert, sondern reagiert. Auf die Oma... Insofern muss etwas an der Oma geändert werden :) , an ihrem Verhalten und somit ihren Signalen, und auch die Oma muss konsequent agieren (und ihr Verhalten für den Hund somit berechenbar werden). Erst dann wird er Vertrauen zu ihr fassen können. Aber wie gesat, hier müsste ein guter Trainer die Lage vor Ort beurteilen ( = Verhalten und Reaktionen SOWOHL von Hund wie AUCH von Oma), um zu beurteilen ob der Hund rein aufgrund von Unsicherheit so reagiert. Oder ob er tatsächlich agiert (weil er ein "Feindbild" in Bezug auf einen bestimmten Typ Mensch aufgebaut hat in der Vergangenheit, aufgrund entsprechend schlechter Erfahrungen). An beidem kann man arbeiten, es liegt dann aber auch viel mit an der Oma...

  • So hallo zusammen nochmal,


    erstmal ganz lieben Dank für eure vielen Antworten. Habe mich echt gefreut, gleich so gut aufgenommen zu werden.


    Unser Hund ist ein Auslandstierschutzhund, im Januar wurde er in Bulgarien gefangen und ins Tierheim gebracht. Er kam hier in D im Juni an, nach 3 Wochen dann bereits zu uns.

    Er hat viele Baustellen, ja, aber ich hoffe, wir kriegen die in den Griff.


    Über die Ernährung habe ich mir nochmal ausgiebig Gedanken gemacht, ich glaube, das war einfach eine Fehlinformation. Ich habe nicht richtig gelesen scheinbar oder falsch berechnet. Es sollen wohl wirklich nur max. 500g sein. Das reicht wohl.

    Aber das hat er uns ja gezeigt, er hat´s ja nicht mal gefressen.... die Menge.... oder es war die Hitze.


    Er ist einsam nachts und tags sehr anhänglich. Das ist nervig finde ich, denn ich kann mir nicht vorstellen, wie es werden soll, wenn er mal einige Stunden allein bleiben soll daheim. Nach den Sommerferien wird das der Fall sein. Max. 5 Stunden wären das. Auch nicht täglich, denn mein Mann kann gut vom HomeOffice arbeiten.


    Ich zwinge ihn nicht in seine Transportbox, die haben wir angeschafft, weil wir mit ihm zum Campen wollen. Ich weiß es nicht, ob es gut klappt. Er muss nun halt anders im Campingbus mitfahren. Er wird auch in selbigem bei den Kindern schlafen. Dann ist er nicht allein und heult nicht.


    Zum Sofa ist zu sagen, dass es mich noch nicht stört. Problem ist halt, er kuschelt dann dort mit derjenigen Person, die auch da liegt oder sitzt und genießt diese Nähe. Das möchte ihm nicht nehmen, soll aber auch nicht zum Problem werden in Zukunft. Da muss ich noch drüber nachdenken und mir was einfallen lassen.

    Ebenso gern liegt er auf dem Balkon herum, wenn ich da sitze, liegt er oft einfach da. Er würde da auch einschlafen, er ist da richtig entspannt, zwar immer mit den Ohren auf "hab acht", aber er fühlt sich wohl. Letztens musste ich ihn wecken nachts, weil ich rein wollte, er hat bereits geschlafen.... Straßenhund halt.


    Ich muss mich ein wenig mehr über das Wesen belesen, wie Schäferhunde so ticken, was sie mögen, was weniger, usw.


    Bis bald


    melli

  • Wie gesagt, das sind Baustellen, mit denen man bei Tierschutzhunden, gerade aus dem Auslandstierschutz, immer rechnen muss. Dein Hund hat seine wichtigste Prägezeit vermutlich auf der Strasse verbracht. Anstatt liebevoll auf Menschen und moderne Umweltreize geprägt zu werden ist ihm dabei vermutlich ganz anderes erfahren. So ein Hund, der sich in seinem vorherigen Leben völlig frei entscheiden konnte und musste, wird dann aus seinem Umfeld, auf das er geprägt ist, heraus gerissen und hier in unser modernes Umfeld "gepresst", in welchem er dann "funktionieren" muss. Hier bei uns dürfen Hunde nicht (mehr) selbst Entscheidungen treffen, sie müssen mit sehr vielen Außenreizen klar kommen, können sich ihnen aufgrund von Leinenzwang vielerorts nicht entziehen, und müssen perfekt an die Berufstätigkeit und Freizeitgestaltung ihrer Halter angepasst sein. Es ist logisch dass das dann häufig schief geht und das Zusammenleben nicht, wie gewünscht, problemlos und harmonisch verläift.


    Ich kann Dir nur empfehlen einen Trainer vor Ort zu suchen, der sich mit Auslandstierschutzhunden gut auskennt. Das wäre für Euch deutlich wichtiger als auf rassebedingte Eigenschaften ein zu gehen. Denn ich denke die spielen bei Euren Problemen (z.B. der Verlustangst) maximal eine ganz untergeordnete Rolle.

  • Melli, ich kann Dir nur schreiben, lass ihm Zeit sich einzugewöhnen, Vertrauen an sein neues Leben und Zuhause gewinnen. Wenn er mal weiß dass er zu euch gehört, dass ihr nach 5 Stunden an nicht allen Tagen, auch wieder nachhause kommt. Geduld ist hier der Weg zum Ziel.

    Ich würde die Zeit wo er alleine zuhause sein muss, ganz langsam steigern und nicht gleich so lange. Mal eine halbe Stunde, dann wird es mit der Zeit zur Stunde und dann immer mehr und bis Ende der Sommerferien hat er bestimmt schon gelernt, dass immer wieder jemand nachhause kommt. Und ihr lernt auch, ihm zu vertrauen. Das ist übrigens mit allen Hunden so (auch die jungen Hunde) und nicht nur die vom Tierschutz.

    Ich bin ein Feind von Transportboxen, zumindest bei denen die in der Wohnung verwendet werden. Da gehört einfach keine hin. Das ist sein zuhause und da wird man nicht eingesperrt. Im Auto ist das etwas anderes, da der Hund dort so einen Platz haben muss, dass kein Unfall passieren kann und deswegen gibt es spezielle Boxen für den Pkw, die auch sehr praktisch sind, weil der Hund dann nicht einfach rausspringen kann, wenn die Kofferraumklappe geöffnet wird.

  • zum 20 Mal lass deinem Hund Die Zeit. Sonst wird das nichts !

  • Hallo,


    ja, ihr habt schon Recht. Ich will immer sehr schnell, sehr viel und perfekt. Leider.... das ist ein großes Problem von mir. Daran muss ich arbeiten. Das war schon mit den Kindern immer so. Da musste ich mich auch oft ausbremsen.


    Ein Hund ist ja nun wieder sowas wie unser Kind.


    Jemand hat gefragt, wie unser Tag so aussieht bzw. was wir so machen mit dem Hund.

    Wir stehen früh auf, wenn er uns weckt, weil er muss. Ich weiß nicht, wann er einen Rhythmus findet oder ob wir ihm den geben müssen. Heute war es 5 Uhr früh, weil unsere Tochter nicht da war und er auf der Couch neben mir geschlafen hat.

    Ist er bei meiner Tochter im Zimmer schläft er oft bis 6 Uhr.
    Dann mache ich mich fertig und wir gehen aus.

    Danach lege ich mich, weil Urlaub, oft nochmal hin. Er bekommt Frühstück und ruht dann ebenfalls wieder.


    Wir gehen mit ihm immer raus, wenn wir merken, er schleicht unruhig umher oder stupst uns sogar an, geht zur Tür usw.

    Das ist mittlerweile gut, er meldet es an.


    Bei der Hitze geht er nicht gern. Wir gehen halt die übliche Runde, mal die längere, mal die kürzere, mal anders herum beginnend.


    Wir haben eigentlich keinen Rhythmus und keinen festen Ablauf. Noch nicht. Weil wir ja alle Urlaub bzw. Ferien haben im Moment. Und auch sonst sind die Kinder da, ich arbeite nur bis mittags und mein Mann ist viel im HomeOffice. Jeder hat viel Zeit für ihn.


    Trainieren tun wir nur das, was wir vom Trainer haben. Gassi gehen an der kurzen Leine, damit er neben uns läuft und sich an uns orientiert. Bleibe ich stehen, soll er sich neben mich setzen.
    Gassi an der langen Leine, geht mit dem Kommando "hierher" und er soll dann zurück kommen und sich ebenfalls neben mich setzen.

    Das tun wir nun seit gut 3 Wochen täglich.

    Zuhause lernt er halt sowas wie "Sitz", "Platz" und "bleib". Das trainiert mein Sohn viel mit ihm.


    Das war es aber auch. Etwas wenig finde ich. Trainer sagt, passt erstmal. Er ist noch neu und muss uns, seine Umgebung usw. erst noch kennen lernen. Wir dürfen ihm nur nicht so viel nachgeben, sonst schleicht es sich ein, dass er Chef sein möchte.


    Autofahren macht er, aber er steigt nicht freiwillig ein. Sodass wir "auswärts" Gassi noch nicht so machen. Nur zur Trainigsstunde.


    Ja, und ich weiß schon auch, je mehr ich lese, desto unsicherer werde ich. Weil man so viele verschiedene Infos bekommt.


    Unser Trainer ist schon toll, aber er bildet auch Jagdhunde aus, ich glaube daher ist seine Ansicht in manchen Dingen etwas "strenger". Vielleicht sollte ich mich wirklich mehr auf mein Bauchgefühl verlassen.

    Das sagt, unser Hund ist ein recht ängstlicher, einsamer Hund, der viel Zuwendung braucht und nie allein sein will. Er will dazu gehören, er will lernen und will uns gefallen. Und vor allem, er liebt uns.

    Ich weiß nicht, wie man sowas merkt, aber ich habe schon den Eindruck, er fühlt sich sehr wohl bei uns.


    melli

  • 1. Lasse ihm Zeit, sich einzugewöhnen und an sein neues Leben zu gewöhnen.

    Überlege mal, wie es für dich wäre, wenn man dich aus deinem gewohnten Leben einfach in ein anderes verpflanzt.


    2. Bei den jetzigen Temperaturen bitte nur früh morgens und später am Abend eine Runde. Und passe auf, dass der Untergrund (Teer, Sand etc,) nicht zu heiß für die Hundepfoten ist, wenn ihr mal eben zu einer kleinen Pipirunde zwischendurch raus müsst.

  • Gibt es Schuhe für Hunde???


    Ich mache mir echt Sorgen wegen der Pfoten, ich habe das gelesen, dass man da achten soll bei den Temperaturen. Er liegt da am liebsten eh auf dem kalten Fliesenboden, ob im Keller wenn wir im Garten sind oder oben in der Wohnung. Da ist es ihm am liebsten.


    Ja, ich muss ihm Zeit lassen. Das weiß ich ja eigentlich.... ist wie bei meinem Sohn damals, von dem habe ich immer sehr viel erwartet, weil er sprachlich immer sehr weit war und sich absolut gut ausdrücken konnte und auch sehr viel wusste. Da hat man dann oft unterschätzt, dass er doch damals "erst 3" war....


    Vom Hund erwarte ich scheinbar momentan noch zuviel. Ich werde nun den Urlaub nutzen und ihn studieren.


    Danke euch jedenfalls.


    melli