Erlebnisse mit weißer Schäferhündin Ida

Danke! Ihr glaubt gar nicht, WIE froh ich bin, diesen Programmpunkt hinter mir zu haben. Und nun zu den wirklich wichtigen Themen im Zusammenleben mit einem Hund

Sie ist schon ein stürmischer Junghund voll Power, mit Pubertät wird es bekanntlich nicht besser werden. So flauschig und kuschelig sie auch ist, ich werde eine Reihe von Kreuzen machen, wenn das Mädel mehr Vernunft im Schädel hat und endlich erwachsener ist. Ich trauere der Welpenzeit bestimmt nicht hinterher, da haben wir beide so einiges lernen und aushalten müssen.

Das gilt auch, obwohl sie natürlich schon ganz viel kann und wir zusammen eine Menge Spaß am Blödsinn machen haben. Manchmal ist es halt zu viel, liegt aber nicht immer an ihr.

Erheitert hat mich gestern Abend, dass Ida Tango gefällt. Bislang hatte ich noch nicht gemerkt, dass Musik ihr was gibt. Meistens ist es halt Radio. Da ich aber Berge von Schallplatten im Keller habe, habe ich mir vorgenommen, jeden Tag eine Platte zu sichten und zu bewerten. Ein paar Platten sind halt auch oben - die Tangoplatte zum Beispiel, die mir gestern in die Finger fiel. (Nach dem Oboenkonzert, das eindeutig bei uns durchgefallen ist).

Nicht mal eine besonders gute Tangoplatte, aber der Hund hat gemütlich und entspannt direkt vor den Boxen gelegen und die Musik sichtlich genossen.

Etwas überraschend habe ich nun Zeit zu schreiben, weil Ida mich am Freitagnachmittag aufs Kreuz gelegt und dann mit der Schleppleine um mein Bein einen Spurt von links nach rechts hingelegt hat. Nix gebrochen, aber das Knie ist doppelt so dick wie das andere. Es geht eine ganze Menge (Treppen steigen, gehen, stehen z.B.), ein paar Bewegungen sind aber äußert schmerzhaft. Genaues wird mir nächste Woche vermutlich der Orthopäde berichten.

Ich möchte deshalb mal darauf hinweisen, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob der Hund an einer 2m Leine Schwung holt, oder an einer 5m Leine. Es ist nämlich nicht so, dass es nur die Möglichkeit von 0->2 bzw. 3-5 (oder im anderen Beispiel 8->10) gibt. Es gibt auch die Wege nach rechts und links und auf die andere Seite. Bin jedenfalls froh, dass ich nur eine knapp 30kg weisse Fellkugel in Geschoßgeschwindigkeit habe.

Losgelassen hatte ich sie übrigens nicht, aber letztens hat sie gelernt rückwärts aus dem Geschirr auszubüchsen, weshalb sie dann Halligalli um mich herum veranstaltet hat und so richtig Spaß hatte, als ich paralysiert auf der Straße lag... (Das neue Geschirr mit einem zweiten Bauchgurt in schickem Rot hatte ich bereits Freitagmorgen geordert)

Gibt zum Glück genau da einen netten jungen Mann mit einem netten Rüden - was auch der Grund für Idas abrupten Richtungswechsel nach meiner Niederlage war. Sehr hilfsbereit. So bin ich wenigstens nicht auch noch überfahren worden. Und nun bewege ich mich momentan Halloween gerecht wie ein Zombie.

Ida bedeutet übrigens, wenn man ältere Literatur, d.h. vor 1940, wälzt "Die Vortreffliche". In einem alten, englischen Buch gefunden: "rich gift" oder "great happiness". Stimmt alles.

Auch wenn sie mich ziemlich demoliert hat.

Die Trainingstage liefen gut und die Zusammenarbeit mit Ida entwickelt sich prächtig -bis auf gelegentliche Ausrutscher-, deshalb haben wir inzwischen mit Longieren angefangen. Passt ganz gut, dass meine Tochter das wollte, weil sie dann auch mit Ida spazierengehen kann. Da die Spaziergänge momentan recht kurz ausfallen, versuche ich mich an den Forumsaufgaben. Sehr schöne Idee übrigens! Und an sonstigem "Blödsinn" den man so braucht und drinnen machen kann. Such und bring die Ente, bring den Oktopus zu Hannah, ... Die Limboaufgabe fand sie etwas komisch. Erst willig drunter durch, dann mit einem Satz darüber zurück. Flaschen haben wir auch schon umgekegelt. Vielleicht kriege ich auch irgendwann mal ein Video hin.

Nette Nebeneffekte bei solchen Ereignissen wie dem Ausbrechen beim Bäcker oder eben auch mich umzureissen sind, dass sie inzwischen kapiert hat, wann ich wirklich stinkesauer bin.

Beim Bäcker hatte ich sie bislang immer draussen angebunden, mit Bleib warten lassen und drinnen Brötchen geordert. Scheint aber so, dass mit steigenden Covidwerten auch die Sehnsucht nach Sonntagsbrötchen steigt, jedenfalls war die Schlange an dem Tag sehr lang. Es waren also sehr viele Menschen draussen. Als ich drinnen soweit war die Brötchen ordern zu können, höre ich nur einen Vater zu seiner ungefähr 3jährigen sagen "Guck mal, die hat viel mehr Angst vor dir als du vor ihr"...und sehe meine Süße aus dem Geschirr aussteigen. Also ohne Brötchen sofort wieder raus, Hund eingesammelt, wieder angezogen, fester geschnallt, wieder an der Schlange angestellt. Das Ausziehen hatte sie aber nun verstanden, es fast umgehend wieder angewendet...wieder angezogen, noch fester geschnallt, da kommt sie jetzt bestimmt nicht raus... bin noch keine 3 m weg und Ida ist schon wieder nackich. Dieses Mal wollte sie aber auch Spaß. Also erstmal mit Karacho quer durch die Menschenmenge rein in Bäckerei und gleich wieder raus zu mir, bevor ich sie zu fassen hatte, hat sie aber in wenigstens 50m Entfernung einen Mann mit einem großen goldenen Hund entdeckt. Bewegung hatte sie ja noch nicht ordentlich, also vorschriftsmäßige Schäferhundattacke in full speed mit Indianerstop am anderen Hund. Umdrehen und auf meinen Pfiff zu mir zurück - Aber: nee, Mama ich will noch spielen - zweite Attacke auf den anderen Hund. Kein Gebell, kein Beissen, "nur" Speed. Das hat den anderen Hundehalter bewogen, irgendjemanden Dumme Kuh zu nennen. Ida war dann auf Rufen wieder bei mir und dieses Mal bombensicher fest. Allerdings habe ich dann 5-10min auf der Leine gestanden und gewartet, dass mein Herzschlag sich beruhigt, meine Gesichtsfarbe abklingt und die Brötchen abgeschrieben. Nach Hause sind wir mit dem Kommando "ich will dich nicht sehen, Hau ab!" gekommen - an kurzer 1m Leine, die nicht gespannt war, Hund aus meinem Blickfeld. Sind knapp 2km Strecke. Geht doch Und "Körbchen" funktioniert seitdem auch einwandfrei und wird erst auf Aufforderung wieder verlassen.

Aber das war natürlich nicht Idas Fehler, ich weiß ja, dass sie Menschen zu dicht und zu viel nicht mag und ausweichen will, was grundsätzlich richtig ist. Ich hatte die Situation falsch eingeschätzt und so viele Käufer einfach nicht erwartet. Auch nicht, dass jemand sich einfach in direkte Nähe meines Hundes begibt, noch dazu mit Kleinkind.

Den nächsten Brötchenversuch haben wir zu dritt unternommen, war auch gut so, meine Tochter und Ida dann haben ein Stück vorher Pferde angeguckt und ich mich an die in mehreren Wenden auf der Straße stehende, dieses Mal noch weitaus längere Warteschlange angestellt.

Angesichts der Wetterlage haben wir "Körbchen" um "Badezimmer" erweitert. Und mal Maskenpflicht geübt

Was inzwischen auch 1A klappt ist das Einsteigen und geregelte Aussteigen beim Auto:

Die Woche fing auch etwa so desaströs an wie sie aufgehört hat. Ich habe den Anhänger beim Losfahren verloren ( schweigen lieber drüber), sämtliche Wege zur Werkstatt waren vollgesperrt bzw. ich habe nach drei Versuchen aufgegeben. Ich war deshalb fix und fertig und hatte zu guter Letzt auch noch verpennt, das Tor vorm Auto zu schliessen. Als ich von drüben wieder gekommen bin, wo ich mein Leid geklagt habe, habe ich sie wie gewohnt in den Garten gelassen... Als ich nachgeguckt habe, wo sie steckt, weil sie nicht herein gekommen ist, saß sie auf der anderen Straßenseite und hat mich ziemlich ernst angeguckt. War zum Glück mal gerade nicht so viel Verkehr und der FeuerwehrLKW hat extra angehalten, damit sie wieder wohlbehalten nach Hause kommen kann. Ich habe dann vorsichtshalber ab Montagmittag nichts weiter unternommen. Es gibt so Tage...

Hier wohnen wirklich viele nette Menschen und letzte Woche habe ich einiges Wohlwollen und Hilfe von Ihnen benötigt und auch unaufgefordert erhalten

Danke! Ich habe aber auch immer ziemlichen Dusel, wenn denn schon was passiert. Da hat mein Schutzengel mal wieder eine Aktionswoche gehabt.

Das Knie hat ordentlich was abgekriegt, ich entdecke gerade laufend neue Anwendungsmöglichkeiten vom linken Bein. Bin noch ein Stück vom Normalzustand weg. Bei der Landung auf dem Rücken habe ich mir auch nicht wirklich weh getan (oder es einfach nicht gemerkt). Andererseits hatte ich Samstag tierische Kopfschmerzen, vielleicht bin ich doch mit dem Kopf aufgekommen. Möglichweise aber auch nur weil Ida Freitagvormittag einen Kamikazeangriff von der Bank auf mich gestartet hatte. Hundekopf im Sprung gegen mein Ohr war auch nicht so gut...ich sach ja, war keine gute Woche.

Das Ida sich in so einem Unsichtbarkeitszustand mit mir bewegen kann, hatte mich dann auch auf der nächsten Runde dazu gebracht, mal auszuprobieren wie weit das geht. Stehenbleiben: Kein Problem. Rückwärts gehen: Kein Problem Da konnte ich ihr nicht mehr böse sein, so hat mich das gefreut. Die Unsichtbarkeit war natürlich kein Zustand von Dauer, zeigt aber aber was für ein blitzschlaues Schäfertierchen ich habe, wenn es darauf ankommt.

Deswegen habe ich auch keine Sorge um Ida, wenn sie sich befreit, sondern mehr davor, dass sie in ihrer Ungestümheit die Menschen erschreckt. Ihre Indianerangriffe sind ja -zu Recht!- nichts für jedermann. Neues Geschirr ist unterwegs, weil sie sich seitdem auch auf unserer normalen Runde bei (ihrem) Bedarf blitzschnell auszieht . Da ist aber normalerweise nur eine leere Weide zum Rennen das Ziel.

Ob es richtig ist, dass ein anderer Großhundehalter jemanden beschimpft, der ja wohl offensichtlich gerade ein Problem mit seinem Hund hat, sei dahingestellt. Egal, ob man die gerade passierte Vorgeschichte mitbekommen hat oder nicht, oder ob man erkannt hat, dass man da einen jungen Hund vor sich hat, der vor Angst gerade durchgedreht ist oder nicht. Ja, klar ist das mein Fehler, Beleidigungen helfen da aber nun wirklich nicht weiter. Potzblitz.

Hundebegegnungen sind in der Tat noch immer eine Baustelle, zwar schon wirklich viel besser, aber noch nicht so wie ich das möchte. Im Garten und besonders am Zaun inzwischen kein Problem mehr, unterwegs ist das immer mal wieder anders. Fräulein Hund tut ganz brav: Liegt auf dem Boden, um überraschend aufzuspringen schnüffelt unbeteiligt in den Brennesseln, um überraschend quer über den Weg auf die andere Hündin in ihrem Alter zuzuspringen. Ausgerechnet die ist bekannt eine wirklich ängstliche Natur und quietscht in den höchsten Tönen. Verflixt.

Wir lernen noch, und ihr fällt immer was neues ein. "Wettrüsten" nun nicht mehr am Gemüsebeet, sondern in Hundebegegnungen.

Wenigstens einen Tutnix (der Hund vom Typ Tattergreis betatscht kleines Mädchen, der Halter ähnlich unsympathisch) haben wir hier auch. Wir sehen sie auf uns zukommen, noch weit weg. Die sind links, wir auch, also wechsel ich die Seite. Die auch. Das Spiel haben wir bestimmt vier Mal getrieben, bis wir auf einer Höhe waren, und die nun direkt auf uns zu sind. Niemanden angesehen, Ida steil in der Leine mitgenommen. "Dürfen die sich nicht begrüßen?", "Nein, kein Kontakt an der Leine", "Von Hundeerziehung haben sie ja wohl keine Ahnung". "Doch". Potzblitz. Das war leider der einzige Weg nach Hause. Ich brauche noch neue Ideen, was ich nächstes Mal anders machen könnte. Die beiden sind immer so aufdringlich.

Das ist immer unwitzig, egal welche Jahreszeit. Keine Frage, denn ich möchte ja auch nicht, das jemand (zwei mal) auf mich/uns zuprescht.

_{Allerdings habe ich (noch) mehr Verständnis für solche ungewollten Chaossituationen und mache es nicht noch schlimmer, als es schon ist, indem ich auch noch Beleidigungen von mir gebe. Sondern helfe mit die Situation zu lösen.}