UPDATE: Hey ihr Lieben. Ich musste ziemlich schmunzeln, als ich mir die Nachrichten hier durchgelesen habe. Wow, ich krieg grad Gänsehaut, wo ich hier den ganzen Frust sehe. xD
Mit Sonja läuft es inzwischen nach monatelanger harter Arbeit sehr gut und sehr entspannt. Die aktuelle Lage findet ihr in meinen letzten Posts auf der Seite 3. Ich hatte erst überlegt, hier zu zu machen, aber lasse es dann doch weiter offen, in der Hoffnung, dass es vielleicht anderen Usern helfen könnte, die in einer ähnlichen Lage stecken wie wir "damals" mit Sonja. Frust und Ärger gehören mittlerweile der Vergangenheit an.
Hallo alle miteinander,
mein Name ist Alex und ich bin 20 Jahre alt und studiere. Im Juli 2019 habe ich mit meiner Familie nach langem Suchen einen weiblichen Welpen "Altdeutscher Schäferhund" mit schwarzem Fell, hellen Pfoten und weiten Abzeichen (?) gekauft. Wir haben uns im Voraus in einer Hundeschule angemeldet, uns beraten lassen und Bücher gekauft. Wer sich jetzt fragt, warum man sich einen deutschen Schäferhund als Ersthund fragt, fragt sich das zurecht.
Nun, in den "Fachbüchern", die wir hatten und die uns empfohlen wurden, war auch der deutsche Schäferhund dabei. "Ausgeglichen", "Friedlich", "Besonnen", "Nervenstark", "Souverän". Auch Gespräche mit Hundeschulen und Schäferhundebesitzern wurden geführt. Und der "altdeutsche Schäferhund" wurde als Langhaarversion des "Schäferhunds" beschrieben. Wir dachten, wir hätten uns sehr detailliert und ausreichend informiert. Haben ein Jahr lang recherchiert, gefragt, besprochen. Und schließlich nach langer Suche einen Welpen gefunden, der zu uns passte. Kam als einziger immer wieder zu uns, wollte schmusen und was unternehmen. Voller Freude nahmen wir sie im Alter von 8 Wochen mit und machten bereits den ersten Fehler. Denn erst ein halbes Jahr später erfuhren wir, dass 8 Wochen viel zu früh waren.
Nun begann das Training in der Hundeschule und die ersten Schwierigkeiten traten auf. Sonja, so heißt sie, war deutlich größer als die Gleichaltrigen und es gab erstmal Spielstunden. Sie wurde von kleineren Hunderassen gejagt, getriezt und ständig belagert. Irgendwann wollte sie nicht mehr hin. Ein großes Problem war das Gassigehen. Sonja bellte alles und jeden an, nichts half. Kein Ignorieren, kein Loben, kein "Präsentsein"... Danach gingen wir zu einem Schäferhundeverein. Dort wurde uns gesagt, Sonja sei unsicher und müsse ihren Platz finden. Damals machte alles, was man uns sagte, für uns Sinn. Die Würgehalsbänder, das Anschreien, das in Entfernung Festbinden und Alleinlassen (Gott, wenn ich das so hinschreibe, kriege ich schon Gänsehaut) und sehr striktes Training. Anfangs wurde es besser, dann aber rapide schlechter. Sonja zog wie bekloppt, sobald wir das Gelände betraten und bellte alles und jeden an. Und die anderen Hunde bedrängten sie auch. Als dann einer der "Trainer" selbst mit ihr üben wurde, eskalierte es. Der Trainer schlug ihr auf die Schnauze und brüllte sie an und Sonja baumelte an der Leine herum. Danach war Schluss.
Schließlich versuchten wir es mit einer Privattrainerin. Dieser kam immer einmal wöchentlich für Gespräche und widersprach allem, was wir im Verein gelernt hatten. Und wieder machte alles, was gesagt wurde, Sinn. Sie ist sehr freundlich und gibt uns hilfreiche und verständliche Ratschläge und nimmt sich viel Zeit für uns.
Wir versuchten nun zig Methoden. Wir ersetzten das Futter durch über den Tag verteilte Portionen zum "Verdienen". Wir schafften eine Box heran, in die sie gehen sollte, wenn es klingelte. Bellte sie, wurde sie ignoriert. War sie still, wurde sie gelobt. Das funktionierte zwei Tage. Dann fielen wir ins übliche Muster zurück. Dann die nächste Methode. Mit Gehstock dazwischen grätschen, wenn sie vorging. Vor sie stellen, wenn sie angespannt war. Sie am Passanten oder Hund wortlos "vorbeischleifen". Ging auch die ersten Tage gut, dann war alles beim Alten.
Schließlich wurde ein Geschirr mit Doppelleine angeschafft. Erst zog sie nicht, dann fing es wieder an. Und viele weitere Methoden. Münzenflaschen, Auslastung durch Geduldsspiele, "Konfrontation" mit Menschen in der Stadt, etc. Nichts, absolut nichts funktioniert.
Wir sind wirklich verzweifelt, aber noch schlimmer: frustriert. Jeder Gassigang ist Stress, für beide. Sie ist permanent angespannt. Sie zieht, sie bellt und knurrt Passanten an und bei Hunden blockt sie völlig ab. Hört auf nichts, bellen, knurren, volles Programm. Die Trainerin hat uns geraten, sie mit Futter abzulenken. Sie ignoriert es. Dann sollten wir ihr die Sicht versperren. Sie schaut richtig mit Gegendruck an uns vorbei, schiebt den Kopf an Beinen und Händen weg und das mit Kraft. Mit Ausweichen und im günstigen Moment Losstürmen. Sie wiegt bereits über 30 Kilogramm.
Dann das ewige Ziehen. Hechelt wie bekloppt und schnauft. Zieht sie mal nicht, wird sie sehr ausgiebig gelobt. Aber das scheint ihr am Hintern vorbeizugehen, weil es gleich danach wieder losgeht.
Sie schaut ständig nach allen Seiten, ist sehr triebhaft, blockt völlig ab und ständig angespannt. Im Haus bellt sie, sobald es klingelt und kommen Leute rein, wird sie richtig laut. Dann wird sie teilweise hysterisch (WUWUWUWUWUWU!!!!!). Die Trainerin hat uns geraten, sie immer in die Box schicken, dann darf sie irgendwann raus und schnuppern. Nach Wochen des Trainings wurde es auch besser.
Meine beste Freundin z.B. weicht mal zurück, wenn Sonja sie anbellt. Verstehe ich auch. "Früher" hat Sonja dann weitergemacht. Mittlerweile schnuppert sie, dann ist Ruhe. Teilweise kommt sie schwanzwedelnd an. Und was auch besser wurde, war die stürmische Begrüßung. Früher hat sie uns angesprungen und immer geschnappt zum Knabbern, heute kommt sie schwanzwedelnd und mit angelegten Ohren zum Kuscheln an und schleckt und fiept. Das ist wirklich viel besser geworden.
Dann aber seit einer Woche wieder Rückschlag. Fremde kommen rein, und bämm! Lautes Bellen, Knurren und sie beruhigt sich nicht. Die Trainerin meinte, wir sollen ruhig mit den Gästen reden, aber Sonja peilt das nicht. Wir sollten uns auch vor die Box stellen und sie loben, sobald sie still war. Bringt nix. Bellt einfach weiter und die ganze Box klappert mit.
Sind wir alleine zuhause, ist sie völlig anders. Lieb, verspielt, freundlich, verschmust und hört wirklich top auf Kommandos. Sitz, Platz, Fuß, Pfötchen, Los, Box, ...alles sitzt prima. Beim Spielen im Garten ebenso (nur mit Schleppleine).
Aber bei Fremden im Haus blendet sie alles aus, hört auf nichts und ist permanent angespannt. Und beim Gassigehen geht gar nichts. Wir sind auch gestresst, wie sie. Und es ist so unangenehm, sich bei jedem Passanten zu entschuldigen und wenn man sich abends mit Rückenschmerzen und Muskelkater aufs Sofa fallen lässt, will man auch nicht mehr mit dem Hund kuscheln. Der Frust wird immer größer, das Geld fliegt gefühlt zum Fenster raus und keine Fortschritte.
Ich bin gerade wieder von einem frustrierenden Gassigang zurück und musste jetzt erstmal alles aufschreiben. Jetzt geht's mir aber besser.
Was wir jetzt vorhaben, ist ein anderer Trainer, genauer in einem Jagdverband. Einzeln mit Leinenführung. Aber ich wollte doch erstmal unsere Geschichte hier mit euch teilen, in der Hoffnung, dass uns jemand helfen kann. Sei es mit einem Tipp oder Vorschlag. Wir haben schon so viel ausprobiert, was erst funktionierte, dann aber quasi gelöscht wurde und auch nach wochenlangem Training nicht mehr funzte. Oder kann uns jemand einen Trainer empfehlen, der sich mit solchen Hunden auskennt und diesen auch mal an der Leine führt? Wir würden durchaus auch für 2-3 Wochen mit ihr zu jemandem hinfahren, falls es was bringt.
Wir wissen, dass wir sehr viele Fehler gemacht haben. Aber zu dem Frust kommt Ratlosigkeit dazu, weil jeder Trainer, jede Hundeschule und jeder Verein was anderes empfiehlt, macht, sagt und ablehnt. Wir haben uns auch schon darauf vorbereitet, im schlimmsten Fall einen Maulkorb anzuschaffen.
Sonja ist sehr, sehr unsicher und nicht aggressiv. Zumindest laut den Trainern. Weil sie beim Bellen den Hintern "fluchtbereit" erhoben hat, sich bei Schreck oder Störung selbst in die Box verzieht (dann aber sofort wieder rauskommt) und bei Fremden nach dem Bellen meist schnuppert. Nur wer lässt sich schon gerne von einem Hund beschnuppern, der vorher einen angebellt und anknurrt und sich in die Leine wirft?? Und sichtbar nicht auf den Halter hört?
Wir verstehen auch nicht, warum Sonja nicht kapiert, dass sie nicht bellen muss? Dass wir die Lage im Griff haben? Dass sie sich selbst nicht stressen muss und soll? Einfach nix funktionierte, um ihr das zu vermitteln.
Bitte, kann uns jemand helfen? Wir möchten wirklich alles versuchen, um einen ausgeglichenen, souveränen Hund zu haben, der nicht unsicher, sondern selbstbewusst ist. Wir sind uns über unsere Fehler im Klaren, wünschen uns aber v.a. endlich einen klaren Leitfaden. Es ist mehr so ein Hin und Her, wisst ihr, was ich meine?
Danke vorab und auch vielen Dank an diejenigen, die sich diesen ganzen Roman durchgelesen haben! DANKE!
LG