Ein Hund braucht meiner Meinung nach eben auch klare Regeln. Wie wir die Grenzen setzen nun darüber reden wir ja hier in Form der Hundetrainer/ Konzepte. Muriels Konzept/ Ansatz der Hundeerziehung erschließt sich mir nicht, bzw. glaube ich nicht das man dauerhaft und egal wo man ist ohne Kommandos den/die Hunde kontrollieren kann.
Ich glaube, wir müssen mal Begriffe klären.
Ein Kommando hat etwas militärisches, es ist ein Befehl, eine Anweisung, die nicht zu hinterfragen ist, eine Vorschrift, ein Gebot.
Für die Arbeit auf dem Hundeplatz machen Kommandos sicher Sinn.
Im alltäglichen Umgang mit einem Familienmitglied (wozu ich auch den Hund zähle), kommt man sehr gut ohne Kommandos aus.
Meine Kinder habe ich auch ohne Kommandos groß gezogen. Wenn wir eine Straße überquert haben, haben sie freiwillig meine Hand genommen, weil sie meiner Erfahrung vertraut haben.
Wenn ein Hund den Menschen für kompetent hält, vertraut er ihm und folgt ihm.
Da kommt man sehr gut ohne Kommandos aus und kann den Hund mit Gesten oder Worten lenken.
Dieses freiwillige Folgen erreicht eine viel höhere Zuverlässigkeit als es ein Kommando erreichen kann.
Dann der Begriff "Grenzen und Regeln".
Frei erzogene Hunde oder Kinder leben nicht völlig ohne Grenzen und Regeln.
Aber sie bekommen sehr viel weniger Grenzen und Regeln vorgegeben und haben einen größtmöglichen Freiraum.
Die Grenzen kann man auf wenige Bereiche reduzieren:
Es soll niemand einer Gefahr ausgesetzt werden.
Die Grenzen anderer Menschen und Tiere werden respektiert.
Die können völlig unterschiedlich sein und sind nicht grundsätzlich festgelegt.
Ein Beispiel:
Die Kinder durften mein Klavier benutzen, wenn sie damit ordentlich umgegangen sind.
Die Gitarre des Vaters war absolut tabu.
So lernen Kinder, dass jeder Mensch seine ganz eigenen Grenzen hat.
Wir haben auch die persönlichen Grenzen der Kinder respektiert, das ist ganz wichtig.
Wenn Kinder Respekt gegenüber anderen lernen sollen, muss man respektvoll mit ihnen umgehen.
Regeln gibt es auch, das sind die Familienregeln, die für alle gelten auch für die Erwachsenen.
Z. B. haben wir immer gemeinsam gegessen und vorher gemeinsam den Tisch gedeckt.
Der Begriff "antiautoritäre Erziehung":
Diese Art der Erziehung ist in der 68er Bewegung ein Gegenmodell zur autoritären Erziehung gewesen.
In vielen Fällen ist das Weglassen von Grenzen und Regeln nicht gelungen. Es hat in der Zeit sehr viele Kinder gegeben, die ihren Halt verloren haben und völlig außer Rand und Band geraten sind.
Darum hat dieser Erziehungsstil auch einen sehr schlechten Ruf.
Ich habe keinen Namen für meine Erziehung. Ich habe einfach intuitiv erzogen, vor über 40 Jahren schon meine Hunde und vor 30 Jahren meine Kinder.
Heute könnte ich das einordnen unter "bedürfnisorientierte Erziehung" und auch unter "Erziehungsfrei".
Der Name ist nicht so wichtig wie die innere Einstellung, die man hat.
Bedürfnisse erfüllen ist unglaublich wichtig für Welpen und auch für Kinder.
Sie brauchen z. B. unbedingt eine Bezugsperson, die auch Zeit für sie hat und immer auf die Bedürfnisse eingeht.
Dafür muss man ein gutes Gespür (Intuition) haben, sonst nimmt man die Bedürfnisse nicht wahr.
Man muss Hunden/Kindern Respekt entgegenbringen, sie als eigenständige Wesen achten.
Wenn man viele Grenzen und Regeln weglässt, muss man Vorbild sein und Hunde/Kinder eng ins Familienleben einbinden.
Man bietet einen liebevollen Rahmen, der Spaß macht, Anregungen anbietet, Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Außerdem gewährt man sehr viel Freiraum und lässt Kinder/Welpen die Außenwelt kennenlernen.
Wenn die Familie der sichere Lebensmittelpunkt ist, dann ist immer eine Verbindung da.
Welpen und Kinder haben in diesem Modell ein gutes Selbstvertrauen. Sie sind sehr selbstständig, kennen aber auch ihre eigenen Grenzen. Sie bringen sich viel weniger in Gefahr.