Hundetrainer Vol. II

  • Wir anderen (die diese "natzürliche Autorität" in geringerem Maß haben) müssen uns diesen Status in gewisser Weise "erarbeiten". Und das tun wir durch unser tägliches Handeln. Und das tun wir dadurch, dass wir uns so verhalten, als hätten wir den Status schon.


    Ich weiß, was du meinst - aber das siehst du falsch.

    Deine ganzen Erklärungen zur Hundeerziehung basieren auf dem Fauser-System.


    Da du immer Videos und Texte von ihm eingestellt hast, habe ich mich vor einiger Zeit mal eingelesen in seinem Online-Buch.

    Ich halte Fauser für gefährlich, wenn man seiner Erziehungsmethode folgt.

    Er hat natürlich ein paar gute Denkansätze (vielleicht angelesen) - aber er hat keine Ahnung von Hunden.

    Auch Cesar Millan hat gute Ansätze (Hunde brauchen körperliche Auslastung) - aber was er mit den Hunden macht, ist Tierquälerei.

    Er hat von Hunden keine Ahnung und ist brandgefährlich.


    Fauser redet viel, aber er versteht seine eigenen Worte nicht.

    Er redet wortreich darüber, dass ein Hundehalter die Eltern für den Hund ersetzt und erzieht Hunde dann mit Unterwerfung und Angstmache.


    In einem natürlichen Rudel gibt es keinen Machtstatus.

    Die natürliche Autorität der Eltern basiert auf Erfahrung und ihrem Wohlwollen dem Rudel gegenüber.

    Die Elterntiere sind sehr tolerant, ausgeglichen, souverän und sehr liebevoll mit ihrem Nachwuchs.


    Ich hatte in 40 Jahren Hundehaltung meistens mehrere Hunde gleichzeitig.

    In der letzten größeren Konstellation, die ich hier hatte, war die "Rudelchefin" eine kleine, sehr sanfte, ausgeglichene Hündin.

    NIEMAND von außen hätte gedacht, dass sie Chefin ist.

    Ihr Sohn wurde bei mir geboren und ist auch bei mir geblieben (heute 18 Jahre alt).


    Er ist doppelt so groß geworden wie seine Mama und ein richtiger Terrier-Rabauke, mit einem sehr eigenwilligen Charakter.

    Die Mutter hat ihn ausschließlich liebevoll erzogen, es gab niemals einen heftigen Rüffel oder eine geforderte Unterwerfung.

    Obwohl er den Eigensinn eines Terriers hat, ist er sehr sanft mit Mensch und Tier.


    Die Mutter hat ihren Status nie demonstriert. Trotzdem reichte ein Stirnrunzeln oder ein leises Knurren, um ihrem Sohn oder den anderen Hunden deutlich zu machen, dass sie Grenzen überschritten haben.

    Sie war bis zu ihrem Tod unangefochtene Chefin. Das hat sie nie eingefordert, sondern freiwillig bekommen.


    Du bekommst ja demnächst deinen zweiten Welpen.

    Ich kann dir nur raten, nicht alles umzusetzen, was Fauser empfiehlt und diese blöde Dominanz- und Statussache in die Tonne zu knicken. Befasse dich lieber mit der modernen Verhaltensforschung über Hunde.


    PS: Man kann nicht so tun, als hätte man einen Chef-Status.

    Selbst Welpen merken ziemlich bald, ob der echt ist oder nicht.

    Spätestens in der Pubertät machen sie, was sie wollen, wenn man ständig den Chef raushängen lässt.


    Solche Probleme kenne ich mit meinen Hunden nicht.

    Ich setze darauf, dass sie mir freiwillig folgen. Wenn sie es nicht tun, habe ich etwas falsch gemacht.

    Ein souveräner Mensch hat es nicht nötig, Gehorsam und Respekt einzufordern.

  • aber ich glaube fest daran, dass es nicht die einzig wahre Erziehungsmethode gibt.

    Das Beibringen von Kommandos kann man mit verschiedenen Methoden machen, das sehe ich auch so.

    Erziehung bedeutet im geläufigen Sinn: Das geplante Formen eines Welpen, damit er irgendwann einen Sollzustand erreicht.

    Man braucht dafür auch eine Methode, die sehr unterschiedlich sein kann.

    Entweder arbeitet man mit Lob und Strafe oder anderen Methoden.


    Ich hingegen schreibe eher von der Brutpflege, die Fürsorge, mit der man einen jungen Hund aufzieht und mit der man ihn lebenstauglich macht. Dazu können Kommandos gehören, aber sie müssen nicht dazu gehören.


    Ich habe in den vergangenen Jahren sehr viele Hundehalter zu Erziehungsfragen beraten, in Hundeforen und auch in meinem realen Umfeld.

    Was mir aufgefallen ist:

    Die Welpen, die schon früh "Sitz, Platz, Fuß und Rolle rückwärts gelernt haben und noch andere Kommandos und Tricks, sind im Alltag schwierige Hunde mit vielen "Baustellen".


    Die meisten Hundehalter sind von Anfang an in einer Hundeschule und bleiben oft auch über Jahre.

    Trotzdem haben sie keine gut erzogenen Hunde.

    Das ist auch unabhängig von der Trainingsmethode. Die Hunde befolgen die Befehle auf dem Hundeplatz, aber sind sehr oft nicht alltagstauglich.


    Ich lege bei meinen Hunden mehr Wert darauf, dass sie umgängliche und problemlose Alltagsbegleiter sind.

    Das ist vielleicht vergleichbar mit den Hunden von vielen Obdachlosen und Punks, die nie eine Hundeschule gesehen haben und von Anfang an problemlos ihrem Hundehalter folgen - meistens ohne Leine und ohne Befehle.

    Es wurde schon viel geforscht und viele Obdachlose gefragt, wie sie ihre Hunde erzogen haben.

    Die Antwort lautet immer: Gar nicht.


    Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn man Hunden Kommandos beibringt, weil man mit ihnen auf dem Hundeplatz arbeiten will.

    Aber einen folgsamen Begleiter hat man damit nicht automatisch.


    Ich habe mein ganzes Leben lang meine Hunde ziemlich frei "erzogen" und bedürfnisorientiert - genauso wie meine Kinder.

    Vor über 40 Jahren gab es kein Internet, nur sehr wenige Hundebücher und keine Hundeschulen (nur für Arbeitshunde gab es ein paar). Demnach gab es für Familienhunde auch keine Erziehungsmethoden.

    Wir haben die Hunde intuitiv erzogen.


    Wenn man heute die moderne Verhaltensforschung liest, gibt es den einen richtigen Umgang mit dem Hund oder auch mit Kindern.

    Man kann heute den Stresspegel bei Kindern und Welpen messen durch Blutuntersuchungen. Man kennt die Stresshormone wie z. B. Cortisol und die Glücks- und Bindungshormone.


    Man weiß heute, wie sich die Gehirne im Wachstum entwickeln.

    Welpen/Kinder, die sich frei entfalten können und eine stabile Bindung haben, haben mehr Gehirnkapazität zur Verfügung.

    Das beeinflusst das ganze weitere Wesen und die Fähigkeit zum Lernen.

    Wenn diese kurzen Zeitfenster der Entwicklung nicht positiv genutzt werden, geht viel Potenzial verloren.

    Das kann mit dieser Leichtigkeit nicht mehr aufgeholt werden.


    Darum ist die bedürfnisorientierte und möglichst freie Erziehung optimal für die Entwicklung junger Lebewesen.

    Der Unterschied zu der üblichen Erziehung besteht darin, dass man Welpen oder Kinder von Geburt an als kompetente Wesen ansieht und ihnen viel Vertrauen entgegenbringt.

    Man hat nicht den Druck ihnen etwas beibringen zu müssen, sondern vertraut darauf, dass sie das Wichtige von allein lernen.

    Nach meiner Erfahrung funktioniert das ausgezeichnet.

  • Naja bei Kindern gehe ich definitiv nicht mit, Kinder müssen regeln lernen und die Eltern müssen diese umsetzen und überwachen.

    Das stimmt nicht.

    Ich habe damals in einer Hausgemeinschaft gewohnt, in der im Durchschnitt 10 Kinder gelebt haben.

    Die Eltern haben zusammengefunden durch den Wunsch, eine alternative Lebensform zu leben.

    Unsere Kinder wurden alle frei erzogen. Das darf man nicht verwechseln mit einer Laissez-faire Erziehung, in der die Kinder sich selbst überlassen sind.

    Wir waren auch mit anderen Wohnprojekten befreundet, wo circa 20 Kinder gelebt haben. Alle Kinder waren überdurchschnittlich sozial, hilfsbereit und angenehm im Umgang. Das haben auch die Lehrer und Kindergartenmitarbeiter immer wieder erstaunt festgestellt. Wir konnten die Kinder überall ohne Probleme mitnehmen, sie sind nie unangenehm aufgefallen.

  • Naja bei Kindern gehe ich definitiv nicht mit, Kinder müssen regeln lernen und die Eltern müssen diese umsetzen und überwachen.

    Das stimmt nicht.

    Ich habe damals in einer Hausgemeinschaft gewohnt, in der im Durchschnitt 10 Kinder gelebt haben.

    Die Eltern haben zusammengefunden durch den Wunsch, eine alternative Lebensform zu leben.

    Unsere Kinder wurden alle frei erzogen. Das darf man nicht verwechseln mit einer Laissez-faire Erziehung, in der die Kinder sich selbst überlassen sind.

    Wir waren auch mit anderen Wohnprojekten befreundet, wo circa 20 Kinder gelebt haben. Alle Kinder waren überdurchschnittlich sozial, hilfsbereit und angenehm im Umgang. Das haben auch die Lehrer und Kindergartenmitarbeiter immer wieder erstaunt festgestellt. Wir konnten die Kinder überall ohne Probleme mitnehmen, sie sind nie unangenehm aufgefallen.

    Es geht nicht nur darum sozial und hilfsbereit zu sein. Eltern müssen ihren Kindern das Rüstzeug für die Welt beibringen. Mal davon abgesehen, dass ich hoffe das alle Eltern so von ihren Kindern reden.

    Ich arbeite an einer Berufsschule mit schwachen Schülern aus überwiegend schlechteren Elternhäusern. Meine Mutter war Grundschullehrerin, mein Bruder ist Haupt und Realschullehrer in Marxloh. Nur mal so ich unterrichte in 10 Klassen jede Woche mit mindestens 20 Schülern.

    Man merkt die Unterschiede im Elternhaus und damit auch die Möglichkeit mitzuarbeiten/ zu lernen etc. Deshalb es kommt in unserem System ganz stark darauf an welchen Beruf die Eltern haben. Um wieder zum Welpen zurück zu kommen wie waren die Eltern. Kinder von Akademikern werden auch Akademiker, Kinder von Hartz 4 Empfängern werden überdurchschnittlich oft auch Hartz 4 bekommen.

  • Mal davon abgesehen, dass ich hoffe das alle Eltern so von ihren Kindern reden.

    Wir haben aber auch viel Feedback von außen bekommen.

    Unser Nachbar war ein junger Gutsbesitzer, ein konservativer Landwirt.

    Als er seine Frau kennengelernt hat, haben die beiden uns immer wieder interessiert auf unsere Erziehung angesprochen.

    Ihnen ist aufgefallen, wie selbstbewusst und gelassen unsere Kinder waren.


    Sie haben dann zwei Kinder bekommen und die Kinder genauso frei erzogen wie wir.

    Einfach weil sie überzeugt waren.


    Ja, unsere Kinder haben ein gutes Rüstzeug für das Leben mitbekommen.

    Sie sind inzwischen Anfang bis Mitte 30 und habe alle einen guten Beruf, teilweise eine Familie und Kinder.

    Sehr angenehme Menschen. Ich treffe sie noch regelmäßig, wenn meine erwachsenen Kinder Geburtstag haben.

  • Hi,


    die Fauserkritik interessiert mich, da ich auch das anders sehe. Kanns Du das konkret an Worten festmachen, vor allem das mit der "Unterwerfung und Angstmache"?


    Muss jetzt los, später mehr:)


    Liebe Grüße

    Lupus

  • Muriel ich finde deinen Ansatz super... genau das ist es, worum es in der Hundeschule auch bei uns geht...das Beispiel mit den Panks nannte sie auch ?...und wir verzichten auch auf jegliches Platz, Rolle usw...unseren 1. Hund haben wir anders erzogen und er hört heute noch nicht auf komm her... gut, mittlerweile ist er taub, und er hat Narrenfreiheit...er läuft nicht mehr weg?...Unseren Oscar rufen wir beim Namen und er kommt freiwillig...ich kann immer nur staunen wie viel man mit mehr liebevoller Erziehung erreichen als mit den ganzen Lehrbüchern ?

  • Natürlich haben wir auch öfters nein sagen müssen, und ihm Sachen aus dem Mund nehmen müssen...aber ich habe auch eine 1 1/2 Jahre alte Tochter, daher liegt da nicht viel rum...sie ist ja genau so wie Oscar...alles in den Mund stecken wollen...

    Und diese ganzen Kommandos macht der Hund nur fürs Essen, nicht weil er es für dich tut...ich will ja kein Zirkus-Pferd...?...die Hundeschule besuchen wir natürlich auch um die Sozialfähigkeit zu unterstützen...da sind immer so 30 Leute...und zwischendurch werden die Hunde abgeleint zum Toben...ist kein spielen in dem Sinne...Hunde spielen nicht...sie testen an jedem Hund ihren Rang...aber es macht ihm Spaß...und ich hätte nie gedacht das wir jemals so einen tollen treuen Begleiter haben werden...

  • die Fauserkritik interessiert mich, da ich auch das anders sehe. Kanns Du das konkret an Worten festmachen, vor allem das mit der "Unterwerfung und Angstmache"?

    Du kennst sein Buch doch sicher besser als ich.

    Wenn der Hund ein Kommando nicht ausgeführt hat und sich auch gegen das "Herbeiführen" wehrt (was immer das sein mag), dann wird der Hund unterworfen. Man zieht ihm die Beine weg, bis er auf den Bauch plumst und dreht ihn auf die Seite.

    Natürlich versteht der Hund so eine Behandlung nicht und wird sich wehren. Dann wird er vom Fauser immer wieder und wieder umgeschubst oder er zieht dem Hund die Beine wieder lang und fixiert ihn notfalls mit Gewalt, bis der Hund sich nicht mehr wehrt.


    Dann betont er auch noch "Falls sich Angst oder gar Panik im Hund entwickelt, macht man etwas falsch."

    Natürlich hat ein Hund Angst, wenn man ihn in so eine hilflose Lage bringt!!!! Das erzeugt auch keinen Respekt, sondern zerstört das Vertrauen. Die ganze Behandlung ist falsch und gewaltsam.

    Ich wundere mich wirklich, dass bei dir kein gesundes Bauchgefühl rebelliert, wenn du so etwas liest.


    Man muss sich doch nur mal seinen Hund anschauen in den Videos.

    Achte mal nicht auf Fauser, sondern nur auf das Gesicht und die Augen des Hundes.

    Das ist ein trauriger, verunsicherter Hund, der ständig beschwichtigt. Er hat richtig Angst davor, dass er immer wieder einen Klopfer auf die Nase bekommt.

  • die Fauserkritik interessiert mich, da ich auch das anders sehe. Kanns Du das konkret an Worten festmachen, vor allem das mit der "Unterwerfung und Angstmache"?

    Wenn der Hund ein Kommando nicht ausgeführt hat und sich auch gegen das "Herbeiführen" wehrt (was immer das sein mag), dann wird der Hund unterworfen. Man zieht ihm die Beine weg, bis er auf den Bauch plumst und dreht ihn auf die Seite.

    Natürlich versteht der Hund so eine Behandlung nicht und wird sich wehren. Dann wird er vom Fauser immer wieder und wieder umgeschubst oder er zieht dem Hund die Beine wieder lang und fixiert ihn notfalls mit Gewalt, bis der Hund sich nicht mehr wehrt.

    Das es sowas heutzutage noch gibt finde ich erschreckend 8|


    Und noch schlimmer das es sicherlich Leute gibt die so etwas anwenden.

  • ...Unseren Oscar rufen wir beim Namen und er kommt freiwillig...ich kann immer nur staunen wie viel man mit mehr liebevoller Erziehung erreichen als mit den ganzen Lehrbüchern ?

    Welpen kommen eigentlich immer freudig angedackelt, wenn man sie ruft.

    Das machen sie schon mit 5-6 Wochen. Ich wüsste gar nicht, was man da trainieren soll.

    Wenn ich gerufen habe "Welpenpack, wo seid ihr?" dann kamen sie aus allen Ecken angerannt. ^^

  • Muriel ich bin zwar nicht Lupus,


    aber magst du das bitte auch mit genauen Angaben belegen. Also wo im Buch finde ich diese Vorgehensweise. Ich halte im übrigen nichts von gewaltsamen Methoden. Zu Fauser habe ich bislang lediglich überflogen. Wie ich aber schon geschrieben habe würde ich sowieso kein Erziehungssystem 1 zu 1 direkt übernehmen.