Der Wolf war neben dem Menschen das einst am weitesten verbreitete Säugetier der Welt. Wölfe waren bis zur Jungsteinzeit beinahe auf der gesamten Nordhalbkugel heimisch. Heute hingegen besiedeln sie nur noch weniger als zwei Drittel des ursprünglichen Lebensraums. Betrachtet man beispielsweise Europa, so wird offensichtlich, dass der Wolf aus vielen Teilen verschwunden ist, er wurde komplett vom Menschen ausgerottet. Auch in Deutschland hat der Mensch den Kampf gewonnen, 1904 wurde der letzte herumstreifende Wolf in Hoyerswerda erschossen. Erst im Jahr 1990 wurden Wölfe bundesweit unter gesetzlichen Schutz gestellt. Dies legte den Grundstein für die Rückkehr von Canis lupus. Es dauerte allerdings noch weitere 18 Jahre, bis sich erstmals wieder zwei Wölfe in der Muskauer Heide ansiedelten. Im Jahr 2000 wurden die ersten Welpen geboren. Laut Monitoringjahr 2017 (1. Mai 2016 – 30. April 2017) sind in Deutschland inzwischen wieder 60 Rudel und 13 Wolfspaare heimisch. Ihre Ansiedelung findet allerdings innerhalb der Bevölkerung nicht nur Befürworter.
Der Wolf als soziales Wesen
Wölfe sind sehr soziale Tiere mit starken Bindungen untereinander. Sie leben als Paare, die meist lebenslang einander verbunden bleiben, oder mit Jungtieren zusammen im Rudel. Ein Rudel besteht aus den Elterntieren, dem neuesten Wurf Welpen sowie den Jungtieren aus dem Vorjahr. Wölfe pflanzen sich einmal im Jahr fort. Nach ca. 60 Tagen bringt die Wölfin 1 bis 11 taube und blinde Welpen in einer Höhle zur Welt. Mit 1-2 Jahren, nach Eintritt der Geschlechtsreife, verlassen die Jungtiere dann das Rudel, um selbst eine Familie zu gründen. Jedes Wolfsrudel beansprucht sein eigenes Territorium. Die Größe des Gebietes richtet sich nach der Menge der Beutetiere, die in ihm vorkommt. Wölfe legen innerhalb ihrer Territorien täglich eine weite Strecke bis zu 20 Kilometer zurück. Jungtiere, die ihr Rudel verlassen, schaffen sogar bis zu 80 Kilometer. Im Trab erreicht der Wolf Geschwindigkeiten von 10 bis 12 Stundenkilometern. Laut einer Studie vertilgen Wölfe pro Tag ein Reh. Hinzu kommen noch ein Rotwild und zwei Sauen pro Woche.
Verbreitungsgebiet des Wolfes
Bereits seit Ende des Zweiten Weltkriegs wanderten vereinzelt immer wieder Wölfe aus Polen nach Deutschland ein. Es überlebte allerdings keines der Tiere. Erst Mitte der 1990er-Jahre konnte sich ein Wolf dauerhaft in der Lausitz ansiedeln. Mit Geburt der ersten Welpen wurde der Grundstein gelegt für eine dauerhafte Population in Deutschland. Junge Wölfe legen auf der Suche nach einem eigenen Revier oftmals weite Strecke zurück. Somit breiteten sich die Wölfe in Deutschland schnell aus. Heute sind die Tiere bereits in sieben Bundesländern zu finden: Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Niedersachsen und Bayern. Obwohl die Zahl der Wölfe deutlich zugenommen hat, haben sich die Tiere hauptsächlich in einem vom Nordosten in den Osten Deutschlands reichenden Korridor angesiedelt. Die meisten Wölfe leben in Sachsen und Brandenburg. Auch in anderen Bundesländern wurden sie vereinzelt gesichtet. Eine dauerhafte Ansiedelung erfolgte dort allerdings bisher noch nicht.
Der Wolf als Teil des Ökosystems
Bevor der Mensch massiv eingriff, war der Wolf ein natürlicher Teil unseres Ökosystems. Es ist somit wichtig, seine Rolle in den natürlichen Abläufen zu beleuchten. Rehe, Hirsche und Wildschweine stehen auf der Speisekarte des Wolfes ganz oben. Wölfe haben allerdings meist nur bei unerfahrenen jungen sowie schwachen, alten oder kranken Tieren einen Jagderfolg. Damit sorgt der Wolf einerseits für eine Entlastung des Gesamtbestands, was auch ein besseres Wachstum für junge Bäume zur Folge hat. Gleichzeitig agiert er noch als Gesundheitspolizei, indem er kranke Tiere heraus selektiert. Weiterhin wird durch den Wolf das Nahrungsangebot insgesamt vergrößert. Wölfe fressen zumeist ihre Beute nicht komplett. Übrig gebliebene Kadaverteile bilden für viele Aasfresser eine lebenswichtige Nahrungsgrundlage. Finden diese Tiere wiederum ein größeres Nahrungsangebot, vermehren sie sich stärker. Da Aasfresser selbst eine wichtige Nahrungsquelle für andere Tiere darstellen, profitiert insgesamt das Ökosystem Wald.
Der Wolf als Bedrohung für den Menschen
Jäger und Bauern sehen sich in der traditionellen Nutzung und Regulierung der Natur durch den Menschen. Die Jäger fürchten das Raubtier Wolf als Konkurrenz. Sie wollen weiterhin uneingeschränkt den Wald kontrollieren und über Regulierungsmaßnahmen bezüglich Anzahl des Wildes etc. alleine entscheiden. Das heutige Deutschland besteht zu großen Teilen nicht mehr aus Wildnis, sondern aus Kulturlandschaft. Zurzeit leben die Wölfe hauptsächlich in Brandenburg und Sachsen. Dort sind sie in dünn besiedelten Regionen oder auf Truppenübungsplätzen heimisch. Ein Kontakt zu Menschen findet kaum statt, da Wölfe sehr scheu sind. Die Bauern befürchten allerdings, dass die Tiere sich weiter vermehren und neue Territorien in der Nähe von Menschen erschließen. Da Wölfe sehr lern- und anpassungsfähig sind, werden sie schnell merken, dass Schafe und andere Weidetiere eine leichte Beute sind. Auch ihre Scheu vor dem Menschen könnte verloren gehen. Weil sie schon lange nicht mehr gejagt wurden, stellt der Mensch keine Bedrohung mehr für sie dar.