Ich glaub ich hab den Deckakt gefunden. Welches Zuchtziel der Züchter verfolgt ist mir allerdings ein Rätsel. Vermutlich hat er auch deswegen noch vier Welpen. Da wurden Hochzucht- mit Leistungslinien verkreuzt. Die Welpen führen eine Inzucht auf Mink Haus Wittfeld 6,7-7,7 und Hill Farbenspiel 4-7,7. Das ist jetzt blutlich nicht zu eng gezüchtet, in Bezug auf den Inzucht- und Ahnenverlustkoeffizient, und in den Ahnentafeln wird stehen "Inzucht: ohne". Aber Mink und Hill unterscheiden sich als typische Vertreter ihrer Zuchtlinien optisch und vor allem mental in etwa so stark wie zwei Hunde unterschiedlicher Rassen. Und das offenbahrt das Dilemma dieser Verpaarung: Was dabei herauskommen wird, auf die Mentalität bezogen, kann alles mögliche sein. Von daher haben i.d.R. weder Welpenkäufer an so einem Wurf Interesse, die einen Welpen für den Leistungssport oder den Dienst suchen, noch Welpenkäufer, die ihre Prioritäten auf die Ausstellungsergebnisse legen. Wie sagte mal ein alter Züchterkollege: "Wenn Du glaubst dass Du nicht nur schöne, sondern auch gute Hunde züchtest, wenn Du Hochzucht und Leistung miteinander verpaarst, wirst Du Dich sehr wundern. Denn meist sind die Hunde aus solchen Verbindungen so "schön" wie die Leistungshunde und so "gut" wie die Hochzuchthunde!". Womit er meinen Erfahrungen nach i.d.R. Recht hat.
Letztendlich kann das natürlich jemandem, der nur einen Haushund sucht, eigentlich egal sein. Wenn da halt nicht das Problem wäre dass auch solche Menschen i.d.R. eine gewisse Vorstellung von ihrem zukünftigen Hausgenossen haben. I.d.R. tendiert man ja entweder zum "Typ Hochzucht" oder zum "Typ Leistung". Und hatte man vorher z.B. einen Hund aus der Hochzucht, und war man mit dessen mentalen Eigentschaften zufrieden, könnte es eine unangenehme Überraschung werden wenn der neue Welpe perfekte Diensthundequalitäten mit sich bringt, denen man nicht gewachsen ist, und der Hund reisst dann früher oder später die Weltherrschaft an sich. Umgedreht wird man natürlich auch nicht froh wenn man vorher einen Schäferhund hatte, der körperlich und mental sehr belastbar war und den man deswegen in beiden Bereichen stark fordern konnte, und dem Nachfolger kann man dann beim Laufen die Schuhe besohlen, und die Butter vom Brot nehmen lässt er sich dann auch noch (in Bezug auf mentale Härte und Belastbarkeit).
Dieser Wurf ist 75% knallharte Leistungslinie und kommt zu 25% über V-Auslese-Hochzuchtlinien. Wie die Genetik da die Gene zusammen würfelt ist reine Glückssache. Da können tolle belastbare Workoholics bei heraus kommen, aber auch ruhige und ausgeliche Hunde mit niedrigen bis mittleren Leistungsveranlagungen. Oder irgendwas dazwischen...
Zur Gesundheit: Der Vater hat die Befunde HD und ED "normal", die Mutter hat den HD-Befund "normal" und den ED-Befund "fast normal". Letzteres ist eine Übergangsform zur leichten ED (womit auch noch gezüchtet werden dürfte) und prinzipiell nicht tragisch. Es besteht halt eine minimale Abweichung von einem ganz sauberen Gelenk, manchmal auch nur ein Verdacht darauf. Von der Mutter gibt es aber noch keine geröngte Nachzucht, bzw. ist davon noch nichts im Zuchtbuch eingetragen, da ihr erster Wurf letzten Monat erst ein Jahr alt geworden ist.
Vom Vater sind von 19 Nachkommen nur 4 in der HD-/ED-Auswertung, obwohl 14 dazu alt genug wären. Deren Ergebnisse sehen ganz gut aus, aber eine Prognose wie der Rüde vererbt kann man natürlich nicht geben wenn nur so wenige seiner Nachkommen ausgewertet sind.
Der Vorteil bei dieser Verpaarung ist der dass Züchter und die Deckrüdenhalterin nur ca. 20 km auseinander wohnen. D.h. man könnte sich auch den Vater der Welpen (übrigens eine ziemlich imposante Erscheinung) in natura ansehen. Diesen Vorteil hat man nur selten, weil die Züchter häufig sehr weit zum Decken fahren. Wenn einem die Mutterhündin dann auch noch gefällt, und man bei seinem zukünftigen Hausgenossen keine großen Erwartungen hegt in Bezug auf eine Entwicklung zum Show-Hund oder zum Leistungshund, und alles so nehmen kann wie es kommen wird, spricht prinzipiell nichts dagegen einen Welpen aus so einer Verbindung zu nehmen. Wenn einem die Aufzuchtbedingungen gefallen und natürlich die Welpen selbst.
Wenn man aber wegen irgend etwas ein komisches Bauchgefühl hat, dann sollte man den Welpen beim Züchter lassen. Zwar muss sich so ein Bauchgefühl nicht immer bewahrheiten. Aber wenn es sich bewahrheitet, dann sagt man sich jahrelang "Hätte ich doch nicht, ich hab's ja gleich gewußt...". Und das ist keine gute Basis für eine Beziehung zum Hund.
Auf jeden Fall würde ich auf einem schriftlichen Kaufvertrag bestehen. Und mit dem Züchter abklären wie verfahren wird wenn der Hund später eine HD oder ED haben sollte. Ein guter Züchter wird bereits im Kaufvertrag regeln wie in einem solchen Fall verfahren werden würde.