Ich verweise zu Beginn ausdrücklich darauf, dass es sich hier ausschließlich um meine persönlichen Ansichten handelt, die natürlich oft mit Bestimmungen des Tierschutzgesetzes korrelieren. Es möchte sich also bitte niemand angegriffen fühlen, persönliche Ansprachen sind nicht beabsichtigt. Ich rede auch nur vom erwachsenen Hund und nicht von Welpen, deren Aufzucht, Haltung und Erziehung ein eigenes Thema ist.
Die Haltung eines DSH erfordert einen physisch und psychisch einigermaßen gesunden Menschen, der klar im Kopf ist und emotional halbwegs stabil. Schäferhunde gehören nicht in die Hand von labilen Persönlichkeiten oder Menschen mit körperlichen Behinderungen, die nicht in der Lage wären, einen DSH z.B. an der Leine zu führen. Ich z.B. habe seit meiner Jugend Probleme mit den Knien, die sich seit meinem Unfall vor sechs Jahren verschlimmert haben. Aber ich bin ein kräftiger Mann, der viel läuft und Rad fährt und seine Hunde so erzieht und ausbildet, dass sie zur Not auch ohne körperliche Einwirkung funktionieren. Ich sehe zu oft Hundehalter, die ihren DSH rein körperlich nicht gewachsen sind, die an der Leine hinterhergezogen werden oder beim Anspringen umfallen. Speziell ausgebildete Hunde für Menschen mit spezifischen Behinderungen sind natürlich ein eigenes Thema. Zuletzt sollte ein DSH-Halter finanziell so gestellt sein, dass er sich Infrastruktur (Zwinger, Zäune, Boxen, Auto etc.) Hundesteuer, Versicherung, Futter, Tierarztkosten auch leisten kann.
Zu den Basics gehören natürlich Lebensraum, Futter und Unterkunft. Auch auf die Gefahr hin mich bei allen diesbezüglich Betroffenen unbeliebt zu machen, meine ich, dass der DSH kein Hund für die (zentrale) Großstadt ist, sondern den ländlichen Raum braucht, den kleinstädtischen oder allerhöchstens den randlängigen großstädtischen. Wie man einen DSH im vierten Stock eines Mietshauses ohne Aufzug mitten in der City halten kann, wird mir immer unbegreiflich bleiben. Der tosende Verkehr, der ständige Lärm, die vielen Menschen und die wenigen Grünanlagen und praktisch kein Freilauf; das ist einfach nicht artgerecht, darüber diskutiere ich auch nicht. Natürlich gibt es Halter, die das Beste aus der Situation machen und sich über Stunden jeden Tag draußen in der Natur bewegen, in die sie vorher natürlich erst fahren müssen. Aber ich fürchte, diese sind die Ausnahme. Der DSH gehört zu einem Haus mit hinreichend großem Grundstück, wo er sowohl Familienanschluss hat als auch patrouillieren kann. Ich habe, nachdem im Herbst 2013 mein letzter DSH verstorben war, die letzten Jahre auch in der Stadt gelebt und wäre nie auf den Gedanken gekommen, mir dort einen DSH zu halten. So ehrlich sollte man zu sich sein, dass man den eigenen Egoismus nicht über das Wohl des Hundes stellt.
Ich kann weder der Verteufelung der reinen Zwingerhaltung etwas abgewinnen noch der reinen Haus- oder Wohnungshaltung; ich handhabe das kombiniert. Mein Hund darf mit ins Haus, aber nur in die ungeheizten Zimmer; ansonsten ist er draußen im Garten, in der Scheune oder wo es ihm gefällt. Einen Zwinger besitze ich auch, falls mal Leute zu Besuch kommen, die Angst vor Hunden haben oder selbst welche mitbringen, mit denen sich meiner nicht verträgt. Früher lagen meine vier DSH alle mit im Wohnzimmer auf der Couch und so schön ich das auch jetzt fände, weiß ich, dass trockene Heizungsluft für das Fell nicht wirklich gut ist. Der DSH fühlt sich wohler, wenn es kühler ist und meidet, so er kann, die Hitze.
Futter ist eigentlich ein eigenes Thema und daher hier nur so viel, dass ein Halter in der Lage sein muss, das zu beschaffen, was sein Hund gut verträgt und braucht. Der Hund sollte nicht hungern müssen und - in unseren Breiten schlimmer – nicht überfüttert werden. Der beinahe aussichtslose jahrelange Kampf, den ich auf meinem Hof mit allen möglichen Familienmitgliedern von der Ur-Oma bis zum Ur-Enkel führe, dass nicht außerhalb der Zeiten gefüttert wird, keine scharfen Sachen und schon gar nicht vom Tisch, würde Bände füllen. Skeptisch bin ich seit Langem, was Trocken- und Nassfutter vom Discounter angeht; auch ich setze das sparsam ein; aber hauptsächlich kriegt mein Hund rohes Fleisch, Gemüse etc., heute heißt das wohl barfen.
Entscheidend ist weiterhin eine artgerechte physische und psychische Auslastung des DSH, also die extensive und intensive körperliche und geistige Beschäftigung mit ihm. Ich rede jetzt nicht von Hundefanatikern wie mir, die den lieben langen Tag, wenn sie nicht arbeiten müssen, mit dem Hund draußen rumtoben oder von Hundesportlern, die stundenlang trainieren oder Arbeits- und Diensthunden, die ohnehin ihre Aufgabe haben. Ich rede vom Ottonormalverbraucher, dem man immer wieder erklären muss, dass dreimal Gassigehen am Tag an der Leine keine artgerechte Haltung sind. Denn, und ich werde nicht müde das zu betonen, dazu gehört zuallererst, dass der DSH und jeder größere Hund überhaupt wenigstens zwei Stunden Freilauf am Tag hat. Darunter ist zu verstehen, dass er sich zwei Stunden OHNE Leine und nur eingeschränkt durch die Anweisungen seines Herrchens auf einem Terrain bewegen kann, das es ihm erlaubt, zu schnüffeln, zu pinkeln, zu kacken; andere Hunde zu treffen, zu spielen, zu erkunden usw. Ein großer Garten oder wie in meinem Fall ein riesiger ist zwar schön, aber es gibt genügend Hunde, die trotzdem nur auf einem Platz liegen, bis der Chef heimkommt. Dieser Freilauf ist nur die Grundlage, auf der sich aufbauen ließe, aber wir alle wissen, dass wohl 90 Prozent der in Deutschland gehaltenen Schäferhunde nicht einmal diesen haben. Dabei freut sich ein gesunder DSH nicht nur über lange Spaziergänge, wo er über Wiesen und Äcker toben darf; im Wald nach Herzenslust Hundezeitung lesen oder Sommers im See baden. Ein DSH liebt die Bewegung, läuft gerne am Rad oder joggt mit; aber ich habe noch nie einen Jogger mit DSH gesehen und am Rad läuft alles Mögliche vom Jack Russel bis zum Windhund, aber keine DSH.
Was ich bislang schrieb, ist Pflicht, alles Weitere Kür. Natürlich ist auch jeder DSH anders, hat seinen eigenen Charakter, seine Vorlieben und Abneigungen; diese geben dann das Plus an artgerechter Haltung vor. Meine Sarah liebte Ball- und Stockwerfen, das konnte man stundenlang machen, ohne dass sie müde wurde, auch liebte sie das Wasser und schwamm leidenschaftlich gern; sie mochte andere Hunde und genoss den Hundeplatz. Hector war wasserscheu und interessiert sich für gar nichts; er jagte ursprünglich gern, bis ich ihm das abtrainierte, seitdem wollte er nur seine Ruhe und brauchte außer mir weder Mensch noch Hund. Willi war publicitygeil, ein Menschenversteher und dermaßen scharf auf Schutzdienst, dass es Tierquälerei und nicht artgerecht gewesen wäre, ihm den zu versagen. Wolf, das Nesthäkchen, war groß und grau und ähnelte Hector in seiner Bedürfnislosigkeit, der Hundeplatz stresste ihn, er wollte seine Ruhe im Garten. Stundenlang spazieren zu gehen, liebten sie aber alle viere. Geistige Auslastung muss also dem Charakter entsprechen: Meine Babsi interessiert sich nicht für Spielzeug oder Wurfspiele, sie ist aber eine fanatische Schnüfflerin und so lege ich ihr also Fährten und freue mich an ihrem Eifer.
Und, ich schreibe das zuletzt, aber es gehört eigentlich nach ganz oben: Man muss seinen Hund lieben und ihn als Kreatur respektieren. Er ist keine Sache, sondern ein Lebewesen; Teil unseres Lebens, für den wir die Verantwortung tragen. Und ich weiß natürlich, dass meine Philosophie hier, wendete man sie an, dafür sorgen würde, dass die Haltung von DSH in Deutschland noch stärker zurückginge. Aber hier stehe ich und kann nicht anders! Anubis helfe mir, Amen!
P.S. Dass das alles für kranke oder ältere DSH heruntergerechnet werden muss, versteht sich.