Artgerechte Haltung beim adulten Deutschen Schäferhund

  • Ich verweise zu Beginn ausdrücklich darauf, dass es sich hier ausschließlich um meine persönlichen Ansichten handelt, die natürlich oft mit Bestimmungen des Tierschutzgesetzes korrelieren. Es möchte sich also bitte niemand angegriffen fühlen, persönliche Ansprachen sind nicht beabsichtigt. Ich rede auch nur vom erwachsenen Hund und nicht von Welpen, deren Aufzucht, Haltung und Erziehung ein eigenes Thema ist.


    Die Haltung eines DSH erfordert einen physisch und psychisch einigermaßen gesunden Menschen, der klar im Kopf ist und emotional halbwegs stabil. Schäferhunde gehören nicht in die Hand von labilen Persönlichkeiten oder Menschen mit körperlichen Behinderungen, die nicht in der Lage wären, einen DSH z.B. an der Leine zu führen. Ich z.B. habe seit meiner Jugend Probleme mit den Knien, die sich seit meinem Unfall vor sechs Jahren verschlimmert haben. Aber ich bin ein kräftiger Mann, der viel läuft und Rad fährt und seine Hunde so erzieht und ausbildet, dass sie zur Not auch ohne körperliche Einwirkung funktionieren. Ich sehe zu oft Hundehalter, die ihren DSH rein körperlich nicht gewachsen sind, die an der Leine hinterhergezogen werden oder beim Anspringen umfallen. Speziell ausgebildete Hunde für Menschen mit spezifischen Behinderungen sind natürlich ein eigenes Thema. Zuletzt sollte ein DSH-Halter finanziell so gestellt sein, dass er sich Infrastruktur (Zwinger, Zäune, Boxen, Auto etc.) Hundesteuer, Versicherung, Futter, Tierarztkosten auch leisten kann.


    Zu den Basics gehören natürlich Lebensraum, Futter und Unterkunft. Auch auf die Gefahr hin mich bei allen diesbezüglich Betroffenen unbeliebt zu machen, meine ich, dass der DSH kein Hund für die (zentrale) Großstadt ist, sondern den ländlichen Raum braucht, den kleinstädtischen oder allerhöchstens den randlängigen großstädtischen. Wie man einen DSH im vierten Stock eines Mietshauses ohne Aufzug mitten in der City halten kann, wird mir immer unbegreiflich bleiben. Der tosende Verkehr, der ständige Lärm, die vielen Menschen und die wenigen Grünanlagen und praktisch kein Freilauf; das ist einfach nicht artgerecht, darüber diskutiere ich auch nicht. Natürlich gibt es Halter, die das Beste aus der Situation machen und sich über Stunden jeden Tag draußen in der Natur bewegen, in die sie vorher natürlich erst fahren müssen. Aber ich fürchte, diese sind die Ausnahme. Der DSH gehört zu einem Haus mit hinreichend großem Grundstück, wo er sowohl Familienanschluss hat als auch patrouillieren kann. Ich habe, nachdem im Herbst 2013 mein letzter DSH verstorben war, die letzten Jahre auch in der Stadt gelebt und wäre nie auf den Gedanken gekommen, mir dort einen DSH zu halten. So ehrlich sollte man zu sich sein, dass man den eigenen Egoismus nicht über das Wohl des Hundes stellt.


    Ich kann weder der Verteufelung der reinen Zwingerhaltung etwas abgewinnen noch der reinen Haus- oder Wohnungshaltung; ich handhabe das kombiniert. Mein Hund darf mit ins Haus, aber nur in die ungeheizten Zimmer; ansonsten ist er draußen im Garten, in der Scheune oder wo es ihm gefällt. Einen Zwinger besitze ich auch, falls mal Leute zu Besuch kommen, die Angst vor Hunden haben oder selbst welche mitbringen, mit denen sich meiner nicht verträgt. Früher lagen meine vier DSH alle mit im Wohnzimmer auf der Couch und so schön ich das auch jetzt fände, weiß ich, dass trockene Heizungsluft für das Fell nicht wirklich gut ist. Der DSH fühlt sich wohler, wenn es kühler ist und meidet, so er kann, die Hitze.


    Futter ist eigentlich ein eigenes Thema und daher hier nur so viel, dass ein Halter in der Lage sein muss, das zu beschaffen, was sein Hund gut verträgt und braucht. Der Hund sollte nicht hungern müssen und - in unseren Breiten schlimmer – nicht überfüttert werden. Der beinahe aussichtslose jahrelange Kampf, den ich auf meinem Hof mit allen möglichen Familienmitgliedern von der Ur-Oma bis zum Ur-Enkel führe, dass nicht außerhalb der Zeiten gefüttert wird, keine scharfen Sachen und schon gar nicht vom Tisch, würde Bände füllen. Skeptisch bin ich seit Langem, was Trocken- und Nassfutter vom Discounter angeht; auch ich setze das sparsam ein; aber hauptsächlich kriegt mein Hund rohes Fleisch, Gemüse etc., heute heißt das wohl barfen.


    Entscheidend ist weiterhin eine artgerechte physische und psychische Auslastung des DSH, also die extensive und intensive körperliche und geistige Beschäftigung mit ihm. Ich rede jetzt nicht von Hundefanatikern wie mir, die den lieben langen Tag, wenn sie nicht arbeiten müssen, mit dem Hund draußen rumtoben oder von Hundesportlern, die stundenlang trainieren oder Arbeits- und Diensthunden, die ohnehin ihre Aufgabe haben. Ich rede vom Ottonormalverbraucher, dem man immer wieder erklären muss, dass dreimal Gassigehen am Tag an der Leine keine artgerechte Haltung sind. Denn, und ich werde nicht müde das zu betonen, dazu gehört zuallererst, dass der DSH und jeder größere Hund überhaupt wenigstens zwei Stunden Freilauf am Tag hat. Darunter ist zu verstehen, dass er sich zwei Stunden OHNE Leine und nur eingeschränkt durch die Anweisungen seines Herrchens auf einem Terrain bewegen kann, das es ihm erlaubt, zu schnüffeln, zu pinkeln, zu kacken; andere Hunde zu treffen, zu spielen, zu erkunden usw. Ein großer Garten oder wie in meinem Fall ein riesiger ist zwar schön, aber es gibt genügend Hunde, die trotzdem nur auf einem Platz liegen, bis der Chef heimkommt. Dieser Freilauf ist nur die Grundlage, auf der sich aufbauen ließe, aber wir alle wissen, dass wohl 90 Prozent der in Deutschland gehaltenen Schäferhunde nicht einmal diesen haben. Dabei freut sich ein gesunder DSH nicht nur über lange Spaziergänge, wo er über Wiesen und Äcker toben darf; im Wald nach Herzenslust Hundezeitung lesen oder Sommers im See baden. Ein DSH liebt die Bewegung, läuft gerne am Rad oder joggt mit; aber ich habe noch nie einen Jogger mit DSH gesehen und am Rad läuft alles Mögliche vom Jack Russel bis zum Windhund, aber keine DSH.


    Was ich bislang schrieb, ist Pflicht, alles Weitere Kür. Natürlich ist auch jeder DSH anders, hat seinen eigenen Charakter, seine Vorlieben und Abneigungen; diese geben dann das Plus an artgerechter Haltung vor. Meine Sarah liebte Ball- und Stockwerfen, das konnte man stundenlang machen, ohne dass sie müde wurde, auch liebte sie das Wasser und schwamm leidenschaftlich gern; sie mochte andere Hunde und genoss den Hundeplatz. Hector war wasserscheu und interessiert sich für gar nichts; er jagte ursprünglich gern, bis ich ihm das abtrainierte, seitdem wollte er nur seine Ruhe und brauchte außer mir weder Mensch noch Hund. Willi war publicitygeil, ein Menschenversteher und dermaßen scharf auf Schutzdienst, dass es Tierquälerei und nicht artgerecht gewesen wäre, ihm den zu versagen. Wolf, das Nesthäkchen, war groß und grau und ähnelte Hector in seiner Bedürfnislosigkeit, der Hundeplatz stresste ihn, er wollte seine Ruhe im Garten. Stundenlang spazieren zu gehen, liebten sie aber alle viere. Geistige Auslastung muss also dem Charakter entsprechen: Meine Babsi interessiert sich nicht für Spielzeug oder Wurfspiele, sie ist aber eine fanatische Schnüfflerin und so lege ich ihr also Fährten und freue mich an ihrem Eifer.


    Und, ich schreibe das zuletzt, aber es gehört eigentlich nach ganz oben: Man muss seinen Hund lieben und ihn als Kreatur respektieren. Er ist keine Sache, sondern ein Lebewesen; Teil unseres Lebens, für den wir die Verantwortung tragen. Und ich weiß natürlich, dass meine Philosophie hier, wendete man sie an, dafür sorgen würde, dass die Haltung von DSH in Deutschland noch stärker zurückginge. Aber hier stehe ich und kann nicht anders! Anubis helfe mir, Amen!

    P.S. Dass das alles für kranke oder ältere DSH heruntergerechnet werden muss, versteht sich.

    3 Mal editiert, zuletzt von Wolf ()

  • Und jetzt teert und federt mich, gebt mir Tiernamen; verlacht und verspottet mich, pinkelt mir ans Bein, werft mit Hundekot ... 8):)

  • O.K. wie du willst. Aber den Namen hast du dir schon selbst verpasst

    Und jetzt teert und federt mich, gebt mir Tiernamen; verlacht und verspottet mich, pinkelt mir ans Bein, werft mit Hundekot ...

    Alles was du oben schreibst ist nicht nur aus deiner Sicht in Ordnung. Und hier im Forum stösst du damit sicherlich nicht auf taube Ohren.

    Was aber Fritz und Liesel aus der Nachbarschaft oder in der großen Stadt mit ihren Hunden machen ist leider so und selten können andere

    da regulierend eingreifen; es sei den es kommt zu Vorfällen und das Ordnungsamt schreitet ein. Aber angeblich halten ja auch immer weniger

    Leute Schäferhunde (kann ich eigentlich auch nur aus meinem Umfeld bestätigen).


    Zum Thema gesunder Hundehalter habe ich so selbst meine Erfahrungen. Nicht immer lässt sich die eigene Gesundheit mit der Anwesenheit des eigenen Hundes vereinbaren, weil leider ja

    nicht vorhersehbar. Du hast Recht, wenn der Hund SEHR GUT hört, ist alles easy. Wenn nicht, eben ein entsprechender Weg dahin. Aber wer seinen Hund liebt, wie du ja auch forderst,

    der wird versuchen, Tier und eigene Gesundheit unter einen Hut zu bekommen.


    Speziell das ist ein sehr wichtiges Thema für mich. Als wir uns Harras vor rund 2 1/2 Jahren nach reiflicher Überlegung angeschafft haben, war ein Grund, dass er mir und meinem Mann hilft mobil, beweglich zu bleiben.

    Dass ich nun doch im November (endlich?) eine neue Hüfte bekommen werde und danach vorsichtig sein muss war echt nicht ab zu sehen. Genausowenig, dass mein Mann Stents bekommen soll. Denn wie heißt es so schön: "Leben ist das, was dir passiert, während du dabei bist andere Pläne zu schmieden:" Zum Glück haben wir noch drei Kinder, die sich auch um den Hund kümmern können/müssen/wollen. Den Hund deswegen wegzugeben ist für uns keine Option, denn für uns ist er kein Ding sondern ein Familienmitglied. Meine Kinder gebe ich ja auch nicht weg.

  • ich finde den Beitrag gar nicht schlecht. Allerdings bin ich der Meinung das das auf alle Rassen zutrifft.

    Alleine schon die Tatsache das ich meinem Hund psychisch und physisch gewachsen sein muss trift sehr oft nicht zu.

    Beispiel Jack Russel: eine HH hier im Dorf traut sich nicht dem kleinen Kerl etwas aus dem Maul zu nehmen weil er sie dann beißt. Die sucht sich dann Hilfe bei anderen Menschen. Die beißt der keine Kerl nicht. In meinen Augen ganz schlimm.

    Beispiel Dobermann: eine junge Frau hier im Dorf führt einen solchen am Halsband an der Flex und ist kaum in der Lage ihn zu händeln. Sie geht allem aus dem weg und nach Möglichkeit nur da wo sie ihn zur Not anbinden kann.

    Der Hund zerbeißt jeden anderen Hund an den er ran kommt und wird trotzdem nicht gesichert (Maulkorb...) weil es nicht cool ist.

    Zudem kommt der arme Hund täglich 2 mal für 20 Minuten raus, der Rest des Tages spielt sich in einer Zwei-Zimmer-Wohnung ab.

    Ganz furchtbar!

    Beispiel irischer Wolfshund: eine Bekannte (auch hier im Dorf) fand die Welpen ja so süß und sie muss auch grundsätzlich etwas besonderes haben, das sie sich den Hund geholt hat, obwohl ihre Familie keinen haben wollte.

    Nun ist er 90 cm groß, wiegt 60 kg und sitzt den lieben langen Tag im Haus oder auf dem 200 qm Grundstück und bellt.

    Sie hat ihn so vermenschlicht das er alles durfte und nix lernen musste. Das Ende von Lied ist, das sie mit diesem Hund nie spazieren geht weil sie ihn nicht halten kann.

    Und sie hat auch keine Lust mit ihm zur Hundewiese zu fahren.

    Meiner Meinung nach alles Menschen die sich lieber ein Tamagochi hätten anschaffen sollen.

    Und ich? Ich mache keinen Sport mit meinem Hund... keine großartige UO.... er ist den ganzen Tag mit mir unterwegs, wird so erzogen wie ich es brauche und hat sehr viel Abwechslung, Spaß und ein paar richtig gute Freunde.

    Das würde ich aber mit jeder Rasse so praktizieren.

  • Ich überrasche dich. Ich stimme mit deinen Ansichten überein. Zu einem großen Teil. Auch wenn ich in der Hauptstadt, in einer 55 qm Wohnung wohne. Ja, ich stimme dir zu! Um zu differenzieren habe ich mir die einzelnen Passagen rausgepickt. Ich kann gerne mit dir diskutieren, wo wir unsere Ansichten nicht ganz so teilen. Ich vertrage ürbrigens auch Kritik ^^ Danach werde ich ein Paar Punkte von mir dazugeben, welche in meinen Augen auch dazu gehören.

    physisch und psychisch einigermaßen gesunden Menschen, der klar im Kopf ist und emotional halbwegs stabil. Schäferhunde gehören nicht in die Hand von labilen Persönlichkeiten

    Zuerst gehe ich ein auf das psychische.

    Da teile ich deine Ansicht zu 100% und mehr. Viele von euch können sich vielleicht nicht ausmalen was damit gemeint ist, oder welche Auswirkungen so eine Umgebung auf den Hund haben kann. Natürlich, jeder von euch kann sich wahrscheinlich Extremfälle in einer Weise vorstellen. Ich habe aus erster Hand erlebt und ich erlebe es immer noch, welche Auswirkungen auf einen Hund ein instabiles Umfeld haben kann. Da ist aber kein Extremfall per se gemeint! Kein möchtegerne Macho, kein Krimineller, kein Mensch mit einer psychischen Erkrankung. Sondern eine Familie, die normal ist, wo man zur Mittag eingeladen wird, wo man in den Urlaub gemeinsam fährt etc.

    Meine Tante und ihre Familie ist so ein Fall. Gin lebte dort 1,5 Jahre lang. Die restlichen Hunde leben dort immer noch. Ich sehe wie die Hunde drauf sind, ich weiß wie Gin drauf war als ich ihn holte..

    Eine sehr starke Auswirkung auf einen Hund, können ewige Streiterein, Geschreie haben. Keine Abläufe und Inkonsequenz bis geht nicht mehr. Vermenschlichung und auf der anderen Seite soziale Isolation. Unfairness und eigene Launen auf den Hund abwälzen. Unwissenheit und Unbelehrbarkeit. Ich erzähle ein paar Geschichten aus dem Haushalt. Wenn man so manches Forum ließt, sind die Gegebenheiten dann doch nicht so selten.

    Mit dem Hund geht stundenlang kein Gassi (Extremfall dort 20h), keiner füllt sich zuständig. Hund nach 20h macht rein, kriegts auf den Deckel. Hund lernt, er darf nicht viel trinken, den nach dem Trinken muss man eher Pippi..

    Die restlichen Hunde haben Spielzeug und dürfen auf Couch oder neben den Menschen. Der DSH hat weder Spielzeug noch darf neben Menschen sein, macht ja Dreck, und das Spielzeug der kleineren Hunde kaputt.

    Während der Streitereien die oft vorkommen, knallen die Türe zu, der Hund wird angeschnauzt beim vorbeigehen.

    Ein Afroamerikaner wird auf einem Abendspaziergang getroffen. Zum Spaß, in ihrer Landessprache sagt die HH zu dem Hund " Wer ist es? fass", Hund bellt irgendwann ein Mal, wenn er irgendwann doller bellt, und einfach nicht aus machen will, kriegt er auf den Deckel das nächste Mal.

    Tochter der Familie kaufte sich Schuhe um 200 Euro. Der Hund ist in Zahnen, hat kein Spielzeug. Der neue Schuh der im Vorzimmer ungetragen lag, fiel zum Opfer. Der Hund hatte mit dem Schuh auf dem Kopf mehrmals bekommen, im Zorn.

    Regelmäßiges Futtern wenn Mutter der Familie wegfährt? Ich kam mal, fragte 3 Leute durch, keiner hatte sich zuständig gefüllt.


    Habt ihr eine Ahnung wie so ein Umfeld auf die psyche !jedes! Hundes wirkt? Solche Leute und andere psychisch labile, sollten keinen Hund haben. Stimme dir zu! Ich unterschreibe es mit Blut.


    Zu dem physichen Aspekt. Grundsätzlich: ja! Ich würde aber nichts verwerfliches darin sehen aber, wenn eine Person die den Hund im Ernst nicht halten !könnte! einen hätte, WENN und nur wenn, von Anfang an gekonnt der Hund so erzogen wird, dass dies kein Problem darstellt.

    Zu den Basics gehören natürlich Lebensraum, Futter und Unterkunft.

    Es wird dich vielleicht wundern, den auch hier stimme ich dir zu.

    Eine Haltung in der Stadt in einer Wohnung geht nur in meinen Augen, wenn man einer der von dir beschriebenen Ausnahmen ist.

    Die Lage in der Stadt spielt natürlich auch eine Rolle. Sorry, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich meine Routine mit Gin halten könnte 365 Tage im Jahr, wenn ich im Zentrum wohnen würde. Ich könnte nicht jeden Tag 365 Tage im Jahr mit dem Auto auf das Land rausfahren. Mehrmals die Woche: ja. Täglich? Nein.

    Ich wohne am Stadtrand, habe 20 min Fußmarsch zum Wienerwald. In 10 min Fußmarsch bin ich in der Gegend wo Gin ohne Leine laufen kann/könnte. Natürlich um es abwechslungsreicher zu gestalten fahre ich mehrmals die Woche raus. Ich glaube ich kenne jeden großen grünen Fleck im und rund um Wien, wo Freilauf möglich ist.

    Durch den Hundesport runde ich es ab.

    Es funktioniert nicht nur einigermaßen, sondern es funktioniert gut. Ohne Garten zur Patroulie. Ich war am Land bei den Großeltern letztens. Gin hatte paar Hektar Garten zur Verfügung. Er wollte nicht ohne Leute alleine im Garten sein. In meinen Augen ist Garten nicht notwendig. Das was du als Einzelfall beschrieben hast, ist ganz natürlich für mich gewesen. 3 Runden um den Block, reichen übrigens keinem Hund ^^

    Zugegebenermaßen, fast meine gesammte Freizeit verbringe ich mit Gin.

    Ich kann weder der Verteufelung der reinen Zwingerhaltung etwas abgewinnen noch der reinen Haus- oder Wohnungshaltung; ich handhabe das kombiniert. Mein Hund darf mit ins Haus, aber nur in die ungeheizten Zimmer; ansonsten ist er draußen im Garten, in der Scheune oder wo es ihm gefällt. ........Früher lagen meine vier DSH alle mit im Wohnzimmer auf der Couch und so schön ich das auch jetzt fände, weiß ich, dass trockene Heizungsluft für das Fell nicht wirklich gut ist. Der DSH fühlt sich wohler, wenn es kühler ist und meidet, so er kann, die Hitze.

    Der Stichwort ist: wo es ihm gefällt.

    Der beinahe aussichtslose jahrelange Kampf, den ich auf meinem Hof mit allen möglichen Familienmitgliedern von der Ur-Oma bis zum Ur-Enkel führe, dass nicht außerhalb der Zeiten gefüttert wird, keine scharfen Sachen und schon gar nicht vom Tisch, würde Bände füllen. ......das wohl barfen.

    Ich bin nicht die einzige dann. Sobald ich bei den Großomas bin, läuft Gin selbstverständlich von alleine in die Küche und legt sich beim Kühlschrank.

    Barfen ist mir zu viel Arbeit. Ich habe das Wissen nicht und es braucht Platz.

    Man solle sich sehr wohl aber um die Fütterung bewusst werden. Ich füttere trocken. Ich kaufe aber kein Discounterfutter.

    Anderseits, wenn alles ANDERE passt, und eine Person aber Discounterfutter füttert, würde ich es auch nicht schlimm finden. Früher, haben die Hunde am Land, die Essensreste bekommen. Alle überlebten ;)

    Entscheidend ist weiterhin eine artgerechte physische und psychische Auslastung des DSH, also die extensive und intensive körperliche und geistige Beschäftigung mit ihm. Ich rede jetzt nicht von Hundefanatikern wie mir, die den lieben langen Tag, wenn sie nicht arbeiten müssen, mit dem Hund draußen rumtoben oder von Hundesportlern, die stundenlang trainieren oder Arbeits- und Diensthunden, die ohnehin ihre Aufgabe haben. Ich rede vom Ottonormalverbraucher, dem man immer wieder erklären muss, dass dreimal Gassigehen am Tag an der Leine keine artgerechte Haltung sind. Denn, und ich werde nicht müde das zu betonen, dazu gehört zuallererst, dass der DSH und jeder größere Hund überhaupt wenigstens zwei Stunden Freilauf am Tag hat. Darunter ist zu verstehen, dass er sich zwei Stunden OHNE Leine und nur eingeschränkt durch die Anweisungen seines Herrchens auf einem Terrain bewegen kann, das es ihm erlaubt, zu schnüffeln, zu pinkeln, zu kacken; andere Hunde zu treffen, zu spielen, zu erkunden usw. Ein großer Garten oder wie in meinem Fall ein riesiger ist zwar schön, aber es gibt genügend Hunde, die trotzdem nur auf einem Platz liegen, bis der Chef heimkommt. Dieser Freilauf ist nur die Grundlage, auf der sich aufbauen ließe, aber wir alle wissen, dass wohl 90 Prozent der in Deutschland gehaltenen Schäferhunde nicht einmal diesen haben. Dabei freut sich ein gesunder DSH nicht nur über lange Spaziergänge, wo er über Wiesen und Äcker toben darf; im Wald nach Herzenslust Hundezeitung lesen oder Sommers im See baden. Ein DSH liebt die Bewegung, läuft gerne am Rad oder joggt mit; aber ich habe noch nie einen Jogger mit DSH gesehen und am Rad läuft alles Mögliche vom Jack Russel bis zum Windhund, aber keine DSH.

    Ich finde, dass die psychische Konponente der Auslastung in vielen Fällen viel zu kurz fällt beim DSH. Da gibt es mehr Aufklärungsbedarf. Mein Hund ist nach 2h Waldspaziergang ohne Leine laaaange noch nicht fertig. Ansatzweise.

    Wenn ich aber 1h spaziere ohne Leine, dann 15 min UO mache (Kopf), dann kurze Pause und dann Suchspielchen (10min) ist er sooooo fertig, wie ich ihn mit allein Spazieren nach 2h nicht hinbekommen hätte.

    DSH am Rad. Ich habe einige gesehen bei uns. Scheint regionall zu sein. Oder es ist abhängig von dem Verhalten des Hundes, Erziehung und der Kontrolle den man über den Hund hat. Vielleicht haben einige Angst mit dem Hund am Rad?

    Da komme ich zu einem nächsten Punkt, den du in meinen Augen ausgelassen hast, den ich aber als extrem wichtig finde, bei einem DSH aber auch bei allen anderen größeren Rassen. Die Erziehung.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass JEDER Hund, insbesondere die großen Rassen, ein Ausbildungsniveu von BH haben sollten. Einerseits um zu gewährleisten, dass der Hund unter Kontrolle des HF steht, um dem Hund Freiheiten im Freilauf geben zu können. Zum Schutz des Hundes.

    Anderseits um zu erreichen, durch gemeinsame Arbeit, dass die Bindung zw. dem Hund und dem HF aufgebaut wird. Ein DSH ohne Bindung zu seinem Menschen?

    Zur guten letzt, BH Niveu, weil dort Sachkundeunterricht absolviert werden muss. Ein DSH Führer, sollte mindestens von den Sachen dort schon gehört haben (Stichwort: Körpersprache).

  • Wir kommen gerade von unserer Mittagsrunde. Obwohl Bremen eine “Groß-“Stadt ist, ist man mit dem Auto meistens in 10 - 20 Minuten im Umland (meist dann schon Niedersachsen). Das Gelände unserer Mittagsrunde liegt Luftlinie ca. 50 m hinter unserer Firma. Leider sind da hohe Zäune, Gräben und Brombeergebüsche zwischen.




    Also kurz ins Auto (kein Diesel ;)) und von hinten an das Gebiet. Hier gibt es Freilauf für meinen Hund, selten andere Leute, trotzdem Hundezeitung, Wasser und, und, und.



    Ich kann in meiner Geschwindigkeit gehen, mein Hund in seiner und es ist immer noch Platz und Zeit für ein paar Übungen.8)

  • Ich werde oben noch ergänzen, dass ich bei manchen Dingen auch nicht sicher weiß, was das Beste ist:


    So z.B. die Frage, wie lange man seinen Hund allein lassen kann. Ich denke, hier arbeiten Tierheime zu pauschal bei Überprüfungen der Eignung. Es gibt sensible Hunde, die man nicht länger als ein paar Stunden allein lassen sollte; aber ich bin der Meinung, ein normaler Hund, der seinen Garten und Auslauf hat, kann locker sechs, acht oder zwölf Stunden abdrücken; zur Not auch mal 16 oder einen gazen Tag. Bedingung ist aber immer, dass dann noch genug Zeit ist, sich dem Hund zu widmen für ein oder zwei Stunden, sei es spazieren gehen, bürsten, kraulen etc.


    Hier knüpft organisch das Thema Mehrhundehaltung an. Ich habe einen Hund gehabt, ich hatte zwei, dann drei und schließlich vier; es war viel Arbeit, aber ich habe das geliebt. Die Frage ist nur, ob Einzelhaltung nicht besser ist?! Auch hier entscheidet der Charakter des Hundes; meine erste Hündin Sarah hätte niemand weiter gebraucht, sie war kein Rudeltier, hat auch mit keinem der drei nachfolgenden Rüden je gespielt oder sich abgegeben. Hector war der souveräne Rudelführer, obwohl er fauler war als alle Hunde, die ich kenne; aber er strahlte eien Ruhe aus, von der das Rudel profitierte. Willi wäre auch lieber Einzelhund gewesen, um sich den Menschen allein für sich zu sichern; Wolf dagegen liebte das Rudeldasein und ordnete sich als größter und stärkster Hund freiwillig auf Platz vier ein. Man kann also nicht behaupten, wenn man mehr als einen Hund hat; bespaßen die sich selber. Das kann, muss aber nicht sein. manche Rudel liegen zehn Stunden rum zusammen; andere toben durch den Garten und springen wie die Böckchen.


    Artgerecht bedeutet eben auch zuweilen Einzelfallentscheidung.

  • Absolut richtig, was du schreibst. Mir geht es ja letztlich ähnlich und ich habe mich daher erst einmal für eine ältere Hündin mit sanfterem Charakter entschieden. Wenn der Hund erst einmal da ist und in die Familie hineinsozialisiert, sind Krankheiten nicht so das große Problem. Der Evolutionserfolg des Hundes liegt in seiner Anpassungsfähigkeit an die Belange seiner Halter. Wenn dann auch noch das soziale Umfeld stimmt, kann man das alles hinbekommen. Wichtig wäre aber, dass sich Halter, die schon sehr krank sind, VORHER überlegen, ob sie einen DSH wirklich managen können. Auch für psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen sind Hunde zuweilen günstige Faktoren, die heilen helfen. Ob der DSH als Rasse da zu den geeigneten Hunden gehört als eine Art Therapiehund, vermag ich nicht sicher einzuschätzen, ich glaube es aber eher nicht.

  • ich finde den Beitrag gar nicht schlecht. Allerdings bin ich der Meinung das das auf alle Rassen zutrifft.

    Absolut. Aber ich kenne mich z.B. mit Jagdhunden nicht aus oder Terriern, daher habe ich es auf meinen Erfahrungsschatz begrenzt.


    Und ich? Ich mache keinen Sport mit meinem Hund... keine großartige UO.... er ist den ganzen Tag mit mir unterwegs, wird so erzogen wie ich es brauche und hat sehr viel Abwechslung, Spaß und ein paar richtig gute Freunde.


    Schön, dass du das schreibst. Wer den Hund immer mit hat und praktisch den ganzen Alltag mit ihm teilt, lebt ja ohnehin artgerecht per se.

  • Da komme ich zu einem nächsten Punkt, den du in meinen Augen ausgelassen hast, den ich aber als extrem wichtig finde, bei einem DSH aber auch bei allen anderen größeren Rassen. Die Erziehung.

    Habe ich nicht vergessen, liebe Cuki; da ich vom adulten Hund ausging, habe ich natürlich eine ordentliche Erziehung vorausgesetzt. Aber ich stimme dir mit dem Niveau BH absolut zu.

  • Wir kommen gerade von unserer Mittagsrunde. Obwohl Bremen eine “Groß-“Stadt ist, ist man mit dem Auto meistens in 10 - 20 Minuten im Umland (meist dann schon Niedersachsen).

    Die Gegend ist halt wichtig, auch in Berlin gibt es wohl viele Grünflächen und Bremen ist eben - sorry - keine Megametropole, sondern eine schöne Stadt mit tollem Umland. Aber in Hamburg, Essen, Frankfurt mittendrin, da sieht es sicher anders aus.

  • Ich finde, dass die psychische Konponente der Auslastung in vielen Fällen viel zu kurz fällt beim DSH. Da gibt es mehr Aufklärungsbedarf.

    Absolut richtig. Dennoch denke ich, können sich viele DSH-Halter gar nicht vorstellen, wie viel körperliche Auslastung eigentlich nötig wäre.

    Einmal editiert, zuletzt von Wolf ()

  • Absolut. Aber ich kenne mich z.B. mit Jagdhunden nicht aus oder Terriern, daher habe ich es auf meinen Erfahrungsschatz begrenzt.


    Zur Ergänzung: Neben dem DSH liebe ich nordische Hunde wie den Siberian Husky oder Alaskan Malamute und Wolfhunde wie den Tschechoslowakischen Wolfhund oder den Saarlooswolfhund. Aber ich weiß, dass diese Rassen einen Jagdtrieb haben, den man nie richtig wegbekommt. Für meine Zwecke, der ich den Hund in der Natur frei laufen lassen will, also nicht geeignet. Es stellt sich daher die Frage, ob man solche Rassen hier bei uns überhaupt artgerecht halten kann.