Immer weniger Schäferhund-Welpen in Deutschland

  • vielleicht auch weil einige den schrägen Rücken nicht leiden mögen und ein Schäfer nicht immer einen guten Ruf hat...

    Wenn mein Mann nicht so auf Schäfer bestanden hätte, ich hätte wahrscheinlich einen Schweizer Sennen gewählt.

    Nun bin ich aber mit der Wahl sehr glücklich ?

  • Ich finde es ist gar nicht so schlecht.

    Diejenigen die die Rasse lieben, holen sich so und so einen und alle anderen "Trottl" nicht.

    Es ist nie gut für eine Rasse wenn sie in die Mode kommt

  • Ich hab mich heute Morgen gefragt ob das alljährliche Sommerloch immer noch nicht zu Ende ist. Gibt ja auch kaum was Wichtigeres auf der Welt als bei GMX bei den Nachrichten die Welt darüber zu informieren dass der DSH fast am Aussterben ist... 8)


    Natürlich sind die Welpenzahlen rückläufig. Nicht erst seit 2002. Ich kann mich noch gut an Welpenzahlen im SV erinnern mit um die 30.000 Welpen pro Jahr.


    Der Trend geht ganz allgemein zum kleineren Hund. Wobei es auch dort "Gewinner" und "Verlierer" gibt, auf die Welpenstatistik bezogen. Einige große Rassen liegen im Trend, wie wie z.B. der Australian Shepherd (in 2002 87 Welpen im VDH, in 2016 318). Oder die Retrieverrassen (Flat Coated in 2002 176 Welpen, in 2016 471 Welpen; Golden in 2002 1730 Welpen, in 2016 2275 Welpen; Labrador in 2002 1850 Welpen, in 2016 2589 Welpen). Um wie viel Prozent Zuwachs das ist kann sich jeder selbst ausrechnen.


    Prinzipiell wird es aber bei vielen großen Rassen immer weniger. Z.B. Berner Sennenhund in 2002 1612 Welpen, in 2016 1001 Welpen; Airedale Terrier in 2002 1115 Welpen, in 2016 784 Welpen; Dt. Dogge in 2002 1800 Welpen, in 2016 1192 Welpen; Irish Setter in 2002 474 Welpen, in 2016 279 Welpen. Doch auch einige kleinere Rassen sind von dem Abwärtstrend betroffen: Englischer Cocker Spaniel in 2002 1950 Welpen, in 2016 895 Welpen; American Cocker Spaniel in 2002 173 Welpen, in 2016 45 Welpen; Australian Terrier in 2002 107 Welpen, in 2016 10 Welpen; Australian Silky Terrier in 2002 50 Welpen, in 2016 21 Welpen; Glatthaar Foxterrier in 2002 602 Welpen, in 2016 313 Welpen; Drahthaar Foxterrier in 2002 636 Welpen, in 2016 267 Welpen; Parson Russell Terrier in 2002 164 Welpen, in 2016 20 Welpen. "Gewinner" bei den kleineren Rassen sind hingegen z.B. Jack Russell Terrier in 2002 767 Welpen, in 2016 1201 Welpen; Miniatur Bullterrier in 2002 113 Welpen, in 2016 765 Welpen; Boston Terrier in 2002 151 Welpen, in 2016 422 Welpen.


    Natürlich hören sich die absoluten Zahlen beim DSH gewaltig an. Aber man muss das ja immer auf die Populationsgröße beziehen, bzw. eine Zu- oder Abnahme im Zuchtgeschehen prozentual darstellen. Dann sieht es doch bei einigen Rassen, um die kein solches Brimborium gemacht wird, schlimmer aus. Der Trend geht, unter'm Strich gesehen, zum kleineren Hund. Bzw. bei den größeren Rassen zu denen, die weniger große Ansprüche an ihre Haltung und Ausbildung/Erziehung stellen (bzw. von denen der Laie das denkt), oder die halt "lustig" aussehen. Auch ist der Marktanteil der "papierlosen Hunde" bei vielen Moderassen bedeutend größer geworden. Und auch die Auslands-Tierschutzhunde, die in immer größerem Ausmaß hier ins Land geholt werden, nehmen den Welpen aus ordentlicher Zucht einen gewissen Anteil an Abnehmern ab. Von daher wundere ich mich über diese Tendenzen überhaupt nicht.

  • Jede Hunderasse, die mal Modehund wurde, ist schlimm dran. Der DSH, der bei den Deutschen immer Mode war, besonders. Nachdem man über Jahrzehnte die Rasse kaputtgezüchtet hat, setzt nun endlich seit einigen Jahren ein Umdenken ein, zumindest bei einigen verantwortungsvollen Züchtern. Beim Publikum und den Käufern ist die Malaise auch angekommen, zu groß waren einfach die gesundheitlichen und wesensmäßigen Probleme geworden, als dass man sie noch hätte verschweigen können oder deckeln unter dem allgemein guten Ruf und der prächtigen Erscheinung.


    Wenn ich vor 10 Jahren in meine Tageszeitung geschaut habe, wurden zweimal die Woche DSH-Würfe ohne Ende angeboten, mit und ohne Papiere, Lang- und Kurzhaar, schwarz, sb usw.; oft für nicht mehr als 250 Euro. Das ist lange vorbei, es gibt nur wenige Würfe und die werden meist über das Internet verhandelt bzw. im Vorhinein an geeignete Kandidaten vermittelt. Das ist gut, der Weg von der Quantität zur Qualität kann nur so beschritten werden. Wenn dann künftig die Rassestandards wieder eingehalten werden und man vielleicht über Einkreuzungen nachdenkt, könnte der DSH vielleicht wieder seinen Status zurückerlangen.

  • Also ich finde hier in Österreich gibt es genug Würfe im Jahr.
    Auf WorkingDog konnte ich wöchentlich neue Würfe finden.

    & Wenn man am Hundeplatz ist, dann hört man ja sowieso wann welcher Züchter neue Welpen hat und da gibt es auch einige.

    Man sieht doch selbst wie viele Hunde im Tierheim sitzen, und in fast jedem finden sich die gleichen Rassen.
    Der Auslandstierschutz macht es meiner Meinung nach nicht besser.
    Der Welpenhandel und die Vermehrer genauso wenig.

    Lieber sind mir weniger Schäferwelpen im Jahr, jedoch von der Qualität besser, als kranke Tiere, die mit 6 Jahren so schwere HD/ED haben, dass sie keine Lebensfreude mehr haben.


  • Bemerkenswert finde ich, daß die Anzahl der Welpen nur beim Deutschen Schäferhund in den letzten vierzehn Jahren so stark prozentual gesunken ist.

    Irgend etwas haben die Züchter des Deutschen Schäferhundes wohl doch verkehrt gemacht, denn beim Belgischen Schäferhund, Holländischen Schäferhund und Weißen Schweizer Schäferhund sind die Anzahl der Welpen mehr oder weniger stagnierend und beim Malinois und Weißen Schweißer Schäferhund auch ansteigend.





    Waschbär , ich staune immer wieder über dein Wissen! Finde ich klasse!

    Die Welpenstatistik findet man auch auf der VDH-Seite

    https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/welpenstatistik/





    Auch ist der Marktanteil der "papierlosen Hunde" bei vielen Moderassen bedeutend größer geworden.

    Daß trifft aber bei viele Rassen zu. Auch der Malinois wird inzwischen viel im Tiermarkt ohne Papiere angeboten. Trotzdem hat der Malinois prozentual in der Welpenstatistik nicht so einen rapiden Rückgang wie der Deutsche Schäferhund.

  • Klaus, wieso haben wir etwas verkehrt gemacht? Möchtest Du die Zuchtsituation des DSHs, so wie sie In den 70er bis 80er Jahren war, weiterhin haben? Es hat die Mitglieder viel Mühe gekostet über die Jahrzehnte etwas gegen die Massenproduktionen im Verband zu unternehmen. Z.B. die Reduzierung auf maximal 10 Würfe pro Jahr und Züchter. Fandest Du es gut dass damals viele Einzelpersonen bis über 30 Würfe pro Jahr gezogen haben? Es war für die "normalen" Mitglieder ein langwieriger Prozess das zu ändern.


    Die Population der Herder und Malinois ohne Ahnentafeln war schon immer größer als die Population der in der FCI gezüchteten Hunde dieser Rassen. Das hat in Belgien und vor allem den Niederlanden Tradition (Stichwort KNPV). Neu für uns ist dass diese "X-Herder" und "X-Malinois" in den letzten Jahren verstärkt hier bei uns als Modeerscheinung auftreten. Bzw. dass einige "Züchter" auf diesen Zug aufspringen und Hunde aus wahllos und ohne Sinn und Verstand zusammengestellte Verpaarungen so bezeichnen.


    Es gibt Rassen, bei denen die Welpenzahlen seit 2002 prozentual noch stärker gesunken sind als beim DSH. Macht sich als Schlagzeile für das Sommerloch aber nicht so gut wenn man schreiben würde dass sich das Zuchtaufkommen beim Drahthaar-Foxel im betreffenden Zeitraum um 58% oder beim American Cocker Spaniel gar um 74% verringert hat.


    Wie bereits gesagt, der allgemeine Trend geht heute zum kleineren Hund. U.a. den diversen Landeshundegesetzen sei Dank. Und ganz allgemein, quer durch alle Rassen, lag das Zuchtaufkommen im VDH in 2016, im Vergleich zu 2002, nur noch bei knapp 86%. Obwohl 2016 in Deutschland viel mehr Hunde gehalten wurden als in 2002. Für 2016 habe ich eine Durchschnittszahl von 7,9 Mio. Hunden gefunden. Die Angabe für das Jahr 2006 liegt bei 5 Mio. Hunden (für 2002 habe ich jetzt auf die Schnelle nix gefunden, die Zahl von 2006 hatte ich in einem alten Bericht über dieses Thema).


    In den letzten 20 Jahren hat sich in der Hundeszene sehr viel verändert. (Inzwischen nicht mehr ganz so) neue Hundesportarten boomen, und mit ihnen in diesen Bereichen populäre Rassen. Dem Internet sei Dank blüht der Handel mit Auslands-Tierschutzhunden (die gar nicht so selten nur für diesen Zweck im Ausland gezielt vermehrt werden). Es ist hipp im Agility, Flyball, Frisbee etc. einen Aussie, Border oder Sheltie zu führen. Es ist hipp einen armen Hund zu retten, den man lediglich von einem Foto her kennt (sofern dass dann überhaupt der Hund ist, den man am Flughafen oder auf einem Autobahnparkplatz aus einer Box entgegen nimmt). Je schlimmer es diesem vorher ging um so besser. Es ist hipp einen schnorchelnden Hund zu haben, der aber bitte möglichst wenig beim Kauf zu kosten hat. Oder einen Hund, der möglichst exclusiv ist, den nicht jeder Depp hat.


    Die "Hundeszene" war schon immer starken Wandlungen unterlegen. Viele der Rassen, die einem heute häufig begegnen, hat es in meiner Kindheit hier bei uns kaum oder gar nicht gegeben. Z.B. den ersten Labrador haben die meisten Deutschen seinerzeit bei den Waltons gesehen und für einen netten Mischling gehalten. Der Bestand von Mittel- und Großspitz, die in meiner Kindheit mind. 25% der Hunde in der Dorfbevölkerung ausgemacht haben, ist so rapide eingebrochen dass es vom schwarzen Großspitz Anfang dieses Jahrtausends nur noch 8 zuchtzugelassene Hunde innerhalb der FCI-Zuchtbücher in den westeuropäischen Ländern gab. Und sein brauner Farbschlag war zu diesem Zeitpunikt komplett ausgestorben. 20 bis 30 Jahre vorher waren diese Hunde nix Besonderes.


    Auch heute noch ist es erstaunlich wie häufig ein Groß- oder Mittelspitz nicht erkannt wird. Von Menschen, in deren Jugend diese Rasse weit verbreitet war, die schon lange als Trainer bzw. im Hundesport und Zuchtgeschehen unterwegs sind. Keine 10% erkennen einen Großspitz. Ich weiß nicht wie häufig ich in den letzten zwei Jahren in Cleo's Begleitung auf einen Schipperke, Grönendael, Akita Inu, Shiba Inu oder ChowChow angesprochen worden bin. Bis auf den ChowChow alles Rassen, von deren Existenz die meisten Deutschen vor 20 Jahren noch nie etwas gehört hatten. Ich finde das bezeichnend für den Wandel in Bezug auf die bei uns gehaltenen Hunderassen in den letzten 20 bis 30 Jahren.

  • Ich denke, Waschbär hat Recht. Das Verhältnis Mensch-Hund war immer Veränderungen unterworfen und derzeit einer fundamentalen. Der Hund als Nutztier für Schutz von Haus und Hof, Bewachen der Herde und Zugtier etc. ist Vergangenheit, zumindest für die Masse. Die Menschen wollen Sozialbegleiter und Familienersatz, angepasst an urbane Lebensräume, empfindliche Menschen und eine hektische Umwelt.


    Planer gesprochen: Der Hund, der früher bellte, wenn jemand Fremdes kam, knurrte und im Ernstfall auch zubiss, ist nicht mehr gefragt. Er soll möglichst wenig auffallen, niemandem zur Last fallen, nicht haaren usw. Logisch, dass besonders größere Arbeitshunderassen weniger nachgefragt werden, zumal sie wie beim DSH auch nicht gesund waren. Ich halte diese Entwicklung für traurig, aber sie passt zu unserer dekadenten Gesellschaft. Deshalb wohne ich auf dem Land und achte darauf, dass meine DSH artgerecht leben können.

  • artgerecht leben kann ein DSH auch in der Stadt. man muss es nur wollen ;) aber das ist ein anderes Thema.

    Die Entwicklung alleine könnte auch darauf zu führen sein, dass immer mehr Hetze gegen DSH geführt wird. Das Ansehen der Hunde hat sich verändert. Ich höre ja von euch Berichte, wie man in D diskriminiert werden kann nur weil man einen DSH haltet.

    Verbreiten sich die Märchen genug, dann wird sich die eine oder andere Familie doch nicht für einen DSH entscheiden? Aber ehrlich? Ich denke nicht das es einer der Hauptgründe ist. Vieeeel zu viele Menschen haben noch kA was sie sich ins Haus gehollt haben. Höhstens, es könnte auch ein Mitfaktor sein.


    Nachdem in Ö die Rassenlisten eingeführt wurden und die Hundesteuer für diese Hunde das 8 fache betragen im Gegensatz zu einem Hund der nicht auf der Liste steht, landeten viele Hunde im Tierheim oder werden nicht angeschafft. Die gewisse Klientel weicht auf andere Rassen aus.

  • Die Leute haben heute einfach sehr viel mehr Möglichkeiten bei der Auswahl der Hunderasse. Viele der heute in Deutschland etablierten Rassen gab es früher hier überhaupt nicht. Wer vor den 80er Jahren z.B einen Malinois, Pitbull oder Border Collie kaufen wollte, der musste ins Ausland fahren. Der erste im IPO-Sport überregional geführten Malinois waren 1986 Gayal des Deux Pottois von Manfred Motz. Im Jahr darauf waren es dann drei (Gayal des Deux Pottois/Manfred Motz, Harro des Deux Pottois/Wolfgang Warzawa und Duc /Eurold Morrhaye).


    Heute ist die Alternative zum Dobermann der Catahoula Leopard Dog. Die Alternative zum Riesenschnauzer der Bouvier des Flandres und der Schwarze Russische Terrier. Manch ein Rottweiler-Liebhaber hat heute, auch dem Umstand geschuldet dass der Rotti heute teilweise ein "Listenhund" ist, Australian Cattle Dogs. Der Reiz des Besonderen ist groß, und heute ist es auch kein Problem seinen zukünftigen Hund mal eben mit dem Flieger z.B. aus den USA kommen zu lassen. Sich besser von der breiten Masse abzusetzen geht doch gar nicht mehr. Ausser vielleicht mit einem Direktimport aus Fernost...


    Wenn man hingegen mit so etwas Schnödem wie einem DSH durch die Gegend läuft, dann müsste man ja etwas dafür tun um positiv aus der Masse heraus zu stechen. Z.B. dadurch dass man seinen Hund gut ausbildet, um mit ihm positiv aufzufallen. Einfacher ist es aber doch eine seltene, möglichst auffällige Rasse an seiner Seite zu führen um aufzufallen. Oder eine möglichst dreibeinige und einäugige Kreatur aus dem Tierschutz. Da kann man dann eine nicht vorhandene Grundausbildung auch gleich mit den schrecklichen Lebensumständen entschuldigen, unter denen das Tier vorher hat leben müssen. Beides ist längst nicht so anstrengend wie mit einem 08/15-Hund positiv aufzufallen.

  • artgerecht leben kann ein DSH auch in der Stadt. man muss es nur wollen ;) aber das ist ein anderes Thema.

    Gibt es da schon einen Thread irgendwo?

  • Wenn man hingegen mit so etwas Schnödem wie einem DSH durch die Gegend läuft, dann müsste man ja etwas dafür tun um positiv aus der Masse heraus zu stechen.

    Na ja, ich denke schon, dass der DSH schon noch ein Staussymbol ist bei vielen Deutschen und auch Ausländern. Und da rede ich nicht nur vom aktiven Rechten bis hin zum Nazi-Opi, sondern auch von Spießern und anderen biederen Möchtegernherrenmenschen mit Allmachtskomplex. Da kann der DSH nicht groß und schwer genug sein, Hauptsache optisch furchteinflößend; dass jede agile kleinere Leistungshündin diesen "Monstern" überlegen ist, interessiert da kaum.