Nach zehn bis zwölf Wochen bei uns kann man ein Zwischenfazit ziehen, das die ersten Erkenntnisse doch relativiert und die kommenden Aufgaben verdeutlicht. Da Babsi mein erster DSH ist, den ich nicht als Welpen bekam; werde ich nun Sachen in Angriff nehmen müssen, die ich sonst wesentlich früher angegangen wäre. Ein adulter DSH ist eben eine Wundertüte und seit ihrer schweren und erfolgreichen Zahn-OP vor drei Wochen ist sie regelrecht wilder, belastbarer und härter geworden.
Mensch-Hund-Sozialverband/ Rudel
Babsi hört in meinen beiden Haushalten nur auf mich, sucht nur meine Nähe und lässt sich von allen anderen Mitgliedern des Sozialverbandes zu nichts bewegen. Meine Eltern füttern sie auch; meine Frau und meine Schwiegermutter desgleichen, kämmen und striegeln sie jeden Tag lange. Wenn sie aber rufen, kommt sie nicht; sie geht nicht mit ihnen an der Leine spazieren; wenn sie aus der Tür kommen, geht sie ihrer Wege und geht nicht zu ihnen hin. Meine Gute ist darüber sehr böse, fühlt sich beleidigt und glaubt, etwas falsch zu machen.
Verhalten Menschen gegenüber
Babsi liebt alle Menschen: Babys, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Alte – Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer. Man kann sie von vorne umhalsen, von hinten erschrecken, von der Seite überraschen; an ihr rumziehen, sie knuffen, an den Ohren zerren oder auf den Fuß treten, sie kümmert das nicht, sie bleibt freundlich zu jedem Menschen. Ob das auch bei einem Einbrecher so wäre, weiß ich noch nicht.
Verhalten Artgenossen und anderen Tieren gegenüber
Andere Rüden mag sie gerne, geht aber auf eine Art mit ihnen um, die man nicht nur als grobmotorisch bezeichnen kann, sondern teilweise als fast brutal bezeichnen muss. Ist der Rüde gleichgroß oder kleiner, versucht sie zu dominieren und die Regeln zu bestimmen; rennt die Burschen um, latscht über sie und verhält sich überhaupt wenig damenhaft. Respekt hat sie nur vor großen, schweren und vor allem souveränen Rüden. Bei anderen Hündinnen entscheidet die Sympathie, sobald aber eine Geschlechtsgenossin knurrt oder irgendwie Abneigung signalisiert, wird Babsi aggressiv und geht bei Bedarf zum Angriff über. Kleine Hunde unter 5kg betrachtet sie unabhängig vom Geschlecht als eine Art Karnickel und damit als jagd- und essbar. Katzen werden meist ignoriert. Kühe, Pferde und Ähnliches, was einem unterwegs so begegnet, toleriert sie; Schafe scheint sie zu mögen, sie steckt den Kopf durch den Zaun und leckt ihnen die Schnauze ab. Einen klassischen Jagdtrieb besitzt sie nicht: Erst gestern querte ein Rudel Rehe unseren Weg, vielleicht 30 Meter entfernt, sie hat ihnen nachgesehen, mehr nicht. Zu Anfang hat sie bei Hundebegegnungen nur zu mir hochgeschaut, inzwischen fixiert sie gerne die „Konkurrenten“.
Fazit
Als Hauptprobleme sehe ich, dass, wenn ich mal nicht dasein sollte; sich niemand mit Babsi beschäftigen kann, weil sie nur auf mich hört; und dass ich sie öfter anleinen muss als ich das will, um andere Hunde nicht zu gefährden. Beide Probleme sind gar nicht so leicht zu lösen.