Das Fauser System

  • In dem Bezug “Belohnung erst am Ende“ finde ich unsere Sache mit “Bingo“ gut: bevor wir etwas üben wird ein Leckerlie irgendwo hingelegt, so, dass der Hund das auch mitbekommt. Nach erfolgreichem Üben rufe ich “Bingo“ und Harras darf dann loslaufen und sich das Leckerlie holen.

  • Hi,


    habe die Tage die DVD nochmal geschaut und dabei vor allem auch auf Belohnung. Fauser sagt, dass, hat ein Hund ein Kommando einmal verstanden, weiteres Belohnen kontraproduktiv ist. Beispiel: Gaius kennt den Befehl "hier!". Er bedeutet, dass er kommen und sich in einem Radius von ca. 1m um uns herum aufhalten muss, bis der Befehl aufgehoben wird. Rufe ich ihn und er kommt, müsse er nicht mehr belohnt werden, da er ja schon wisse, was zu tun ist. Hört er nicht auf den Befehl, so soll man diesen auf jeden Fall durchsetzen. Zur Not zum Hund hingehen und ihm klar machen, dass er sich falsch verhält. Belohnung gibt es bei Fauser lediglich beim Erlernen eines Befehls. Und auch da nur selten Leckerlie, sondern eher eine liebevolle Ansprache oder durch streicheln. Der Merksatz dazu ist: "Gehört - verstanden - fürchtet sich nicht > durchsetzen" vs. "gehört - verstanden - fürchtet sich > Befehl liebevoll nochmal erklären".


    Mir leuchtet das ein. ABER: Überall liest man, dass Hunde mehrere tausend Wiederholungen brauchen, um einen Befehl verinnerlicht zu haben und dass, mindestens bis zu diesem Zeitpunkt, immer zu belohnen ist. So hat man es uns auch in der Hundeschule erklärt.

    Das leuchtet irgendwie auch ein. Dennoch finde ich Fausers Aussagen dazu passender. Wieder Gaius als Beispiel: Er kennt den Befehl "hier", hat ihn auch generalisiert, weiß also, dass "hier" überall bedeutet, dass er kommen muss. Was also tun? Ihn weiterhin belohnen, oder sein Kommen eher als etwas Selbstverständliches im oben erklärten Sinn ansehen?


    Liebe Grüße

    Lupus

  • Der Merksatz dazu ist: "Gehört - verstanden - fürchtet sich nicht > durchsetzen" vs. "gehört - verstanden - fürchtet sich > Befehl liebevoll nochmal erklären".

    Ohne Fauser beurteilen zu wollen: Furcht ungleich Respekt. Autoritärtes Handeln ungleich Autorität. Es geht mir bei diesen zwei Aussagen nicht um eine pauschale moralalische Aussage. Sondern viel mehr darum das in dieses (wie Zitat) Verhältniss gesetzt suggeriert (oder sogar gemeint wird) das jedweder "Ungehorsam" bestraft werden müsste-sonst hätte er ja keine Furcht. Und fürchten soll er sich jaoffenbar,damit er doch hört,wenn er mal nicht hört.

  • Also reicht es dir, dass du Gehalt während deiner Lehrzeit gekriegt hast? Nach deiner Ausbildung arbeitest du für Umme.


    Kannst du mir das mit diesen Merksätzen Bitte erklären? Was meint er mit fürchtet sich, fürchtet sich nicht?

  • Ich habe mich durchgelesen.

    Das wäre ein Fall, in dem er wohl vorschlagen würde, in die Hände zu klatschen, lauter zu rufen, oder eben die Leine in richtung Hund zu werfen, so dass dieser wieder aufmerksam wird. Das mit der Leine habe ich schon gemacht. Natürlich nicht auf den Hund, sondern einfach so, dass er merkt "huch, Herrchen hat was zu sagen". Es funktioniert, ohne dass der Hund Angst hat o.ä. Gaius schaut dann auf, checkt, was wir wollen, wedelt mim Schwanz und kommt (meist) freudig herbei.


    Und Respekt.

    Das könnte funktionieren/ kann man anwenden in meinen Augen, wenn mehrere Voraussetzungen erfüllt sind:

    a) Der Hund kennt das HIER

    b) Der Hund kennt auch das HIER in einer Umgebung mit Ablenkung

    c) Der Hund ist in einem Wirkradius von dir, der MIT Ablenkung schon geübt wurde


    Ich finde das Belohnen, sehr sehr wichtig beim kennenlernen von "Befehlen" und zum Festigen. Nur wenn alle Voraussetzungen stimmen und der Hund kommt nicht, weiß ich zu 100% er verarscht mich. DANN setze ich mich durch. In meinem Fall ist es: auf den Hund mit entsprechender Körperhaltung zugehen oder (nicht beim Ruckruf vll aber beim jaulen in Box) fliegt die Leine neben den Hund. Wobei es ist egal was fliegt. Wenn was fliegt, weißt Gin: ohoh, habe RICHTIG Ärger. Es fliegt auch sehr selten was.

    Damit es wirksam ist, es ist egal WIE man es anstellt, wichtig ist es, dass man dem Hund begrenzt. schnüffelt er? Davon abhalten etc. Am Anfang kann man werfen, aber bei einer guten Bindung funktioniert es sehr gut mit Körpersprache und Emotionen. Gin kommt immer, zu 99%. 1% wo er nicht kommt sind andere Hunde Begegnungen -> Rüden. Und da kann brenzlich werden.

    Ein Bespiel:

    Gin auf der Wiese, wir spielen. Ein Rüde kommt angerannt, ich rufe, Gin kommt. Wenn der Rüde ihm aber den Weg abschneidet oder 1m Distanz (mitlerweile) unterschreitet kommt es zur Begegnung. Da hängt es davon ab: ist mein Hund in meinem Wirkungskreis? Ignorierte er mich und ging zum Hund, oder war auf dem Weg zu mir, wurde aber abgeschnitten? Ist wichtig, um FAIR dann zu verfahren.

    Ich rufe natürlich VOR der unmitelbaren Begegnung. Kommt Gin? Lob. Kommt er nicht und macht er das mit Absicht? Ich warte ab -> eingreifen beim Beschnuppern ist nicht gut in Gin seinem Fall. Gehen die Hunde friedlich auseinander (Rüden) -> LOBE ich (das letzte was sich der Hund gemerkt hatte war die Begegnung mit dem Rüden nicht das nicht kommen), stänkert Gin, folgt ein sehr scharfes HIER. Kommt er nihct? ( nur 1x ganz am Anfang vorgekommen :evil: ), gehe ich ran. Wenn ich Gin in die Finger habe gibt es richtig Ärger. Ich werd laut, Hund zum Boden, unterbrechen, anleinen Weggehen. Gin beschwichtigt auf dem Weg zurück.

    Bsp: ohne Hundebegegnung. Gin kommt nicht, ignoriert mich voll (das war glaube ich vor Jahren), komme ICh auf ihn zu, entsprechende Körperhaltung, anleinen weggehen, Unterbrechen das was er machte. Energisch.

    Außer bei Rüden kommt Gin immer. Wirklich. Ich habe es geübt. Auch zwischendurch beim Gassi, auch wenn es klappte schon längst. Nicht immer, aber ab und zu für den Rückruf und Kommen, gibt es Leckerli und Lob und Freigabe (wie beim Welpen).

    Ich finde das Belohnen ab und dann auch das bereits sitzende Kommando wichtig. Ich Belohne das Kommen zwar selten im Altag, aber schon. Naja dafür habe ich das bei UO dauernd mit dem Kommando HIER. Da wird es außer bei den Prüfungen immer belohnt.

    Wie ihr sieht ich verwende HIER, bei der UO und im Altag, etwas was nihct so empfehlenswert ist, aber funktioniert irgendwie, Gin unterscheidet.


    Ist der Hund respektlos, nimmt einen kaum wahr - dann nutzt es auch nichts, wenn man ihn so konditioniert hat, dass er nach einem durch die Tür geht. So gings mir bei vielen Sachen, die ich alle schon mal so ähnlich irgendwo gelesen oder gesehen hatte.

    Das stimmt doch. Ich mache ja nichts anderes. Ich hinterfrage mich aber immer: kann das mein Hund schon? Habe ich bei der Art der Ablenkung bereits geübt? Verarscht er mich wirklich? Dann setzte ich mich durch. Der Hund weißt ganz genau wenn er sich entscheidet dich zu verarschen, deine Reaktion darauf verschafft dir als Leitmensch Respekt. Genau wie das zu vermeiden durchzugreifen, wenn der Hund es nicht mit Absicht gemacht hat (nicht genug geübt mit Ablenkung).

    Schutz geben, feste Regeln, gerecht Handeln, zusammen Sachen Unternehmen und Erkunden, Erleben. Das verschafft einem Respekt. Nihct durch die Türe lassen. Es kann ein Prozess sein, dass misverstanden wird. NATÜRLICH wird das Reine nicht durch die Türe lassen nichts bringen, wenn alles rundherum nicht passt. Je nach Gegebenheit kann man dabei Impulskontrolle, wiederholte feste Abläufe, Blickkontakt üben.

    Wie machst Du das, wenn der Hund nicht reagiert auf lauter werden, etc.? Gibt es andere gute Wege? Ich hab das mit der Leine ne handvoll male gemacht, finds nicht schlimm, aber ideal auch nicht.

    Wenn der Hund auf lauter Werden nicht reagiert, kommt meine Körpersprache zum Einsatz ich gehe auf den Hund zB. zu. Flieht er ( aber nicht aus Angst aber aus Verarsche ) vor mir, fliegt was. Dann ist freeze. Ich gehe zu dem Hund, nehme ihn beim Halsband. -> hindere daran das er macht was er tut, Hund spürt meinen Missfallen.

    Ich gehe ein Paar Schritte weg. Wiederhole das Kommando, macht er es, auch wenn zögerlich ( das ist das wichtigste!) LOBE ich , BELOHNE ich, FREUE ich mich.

    Zuckerbrot und Peitsche. Nicht nur bestrafen, sondern auch zeigen gleich danach das das Ausführen sich ja lohnt.

    Neulich beobachtet...Hund sollte in die Fußposition, hatte aber keinen Bock drauf..HF greift in die Tasche und holt Futter raus..da ging es auf einmal und der Hund war in der Fußposi. Der hatte sein Herrchen echt im Griff..

    Toll gemacht der HF. Der Hund wurde bestätigt für sein Ignorieren.

    Fauser sagt, dass, hat ein Hund ein Kommando einmal verstanden, weiteres Belohnen kontraproduktiv ist. Beispiel: Gaius kennt den Befehl "hier!". Er bedeutet, dass er kommen und sich in einem Radius von ca. 1m um uns herum aufhalten muss, bis der Befehl aufgehoben wird. Rufe ich ihn und er kommt, müsse er nicht mehr belohnt werden, da er ja schon wisse, was zu tun ist. Hört er nicht auf den Befehl, so soll man diesen auf jeden Fall durchsetzen. Zur Not zum Hund hingehen und ihm klar machen, dass er sich falsch verhält.

    Es kommt darauf an wie man arbeitet mit dem Hund. Man kann auch über Bindung arbeiten. Es gab im Forum da einen Thread wo die Arten beschrieben werden.

    Man kann klar den Hund so konditionieren das er auf das Lob reagiert. Nichts desto trotz, auch beim sitzenden Kommando, würde ich belohnen (wenn man es mit Bindung aufgebaut hat dann halt mit der Stimme).

    Klar, nicht immer, aber trotzdem.

    Das leuchtet irgendwie auch ein. Dennoch finde ich Fausers Aussagen dazu passender. Wieder Gaius als Beispiel: Er kennt den Befehl "hier", hat ihn auch generalisiert, weiß also, dass "hier" überall bedeutet, dass er kommen muss. Was also tun? Ihn weiterhin belohnen, oder sein Kommen eher als etwas Selbstverständliches im oben erklärten Sinn ansehen?

    Ich würde mir beim Gassi Leckerlis einstecken und ab und dann, wo der Hund es gaaar nicht erwartet (auf einem Weg zB wo ihr nie geübt habt), ihn abrufen, kommt er, belohnen freuen, freigeben.

    Du kannst die Frequenz der Belohnung runterschrauben, aber belohnen? Ja.

  • Hi,


    oh, das hätte ich erklären sollen: Fauser versucht, das, was er mitteilen möchte, teilweise in kurzen Merksätzen zu formulieren. Z.B. "Gehört - verstanden - fürchtet sich > Befehl liebevoll nochmal erklären/Situation verändern".

    Er geht davon aus, dass, hören Hunde nicht, dies oft daran liegt, dass sie entweder den Befehl (rein akkustisch) nicht gehört haben. Auch kann es in diesem Fall sein, dass der Hund den Befehl zwar gehört, aber nicht verstanden hat, also nicht genau weiß, was er tun soll. Ebenso kann es sein, dass der Hund den Befehl zwar gehört und auch verstanden hat, aber aus Furcht ihn nicht durchführt. Beispiel Gaius und der Elektrozaun: Hätte ich mich kurz nach dieser Erfahrung zu dem Zaun gestellt, ihn gerufen (obwohl er den Befehl gehört hat und kennt) und er wäre nicht gekommen, weil er immer noch Angst vor dem Zaun hat, so würde Fauser nicht raten, sich durchzusetzen, sondern die Situation so zu verändern, dass der Hund sich nicht fürchtet. Also in dem Fall einfach an ein anderen Stelle ihn nochmal rufen.


    Hat der Hund den Befehl gehört und verstanden und fürchtet sich nicht - dann soll man sich durchsetzen. Man soll sich grundsätzlich niemals von dem Hund ignorieren lassen. Aber natürlich nicht, indem man Furcht beim Hund erzeugt, oder sich autoritär gibt. Da gilt ein anderer Merksatz in jeder Kommunikation mit dem Hund: "Ohne Schmerz, ohne Aggression, ohne Hektik!"

    Hat der Hund den Befehl nicht verstanden, muss man ihn liebevoll erklären, wie Fauser das nennt. Oder anders gesagt: man baut den Befehl neu auf.

    Insgesamt geht es bei diesem Punkt darum, nicht dem Hund die Schuld zu geben, sondern sich zunächst zu vergewissern, dass man selbst alles richtig gemacht hat. Uns hilft es dabei, sicher zu gehen, dass Gaius zB den Befehl auch wirklich gehört hat, was wir anfangs irgendwie immer vorausgesetzt hatten, aber nicht immer der Fall ist. Oder auch, um immer noch mal zu überlegen, ob der Hund den Befehl, den er an einem Ort ausführt, auch in einem anderen Kontext verstanden hat. Und auch wenn es anstrengend ist: Es macht deutlich, dass man sich niemals ignorieren lassen sollte. Das wiederum hilft uns dabei, uns zuvor gut zu überlegen, ob wir in einem Moment unbedingt überhaupt einen Befehl aussprechen sollten. Fauser sagt diesbezüglich: weniger Befehle geben, dem Hund mehr Freiraum geben, wenn man aber Befehle gibt, diese auch immer durchsetzen. Hoffe, der Punkt ist jetzt klarer, auch wenn ichs nicht wirklich gut erklärt habe.


    Also reicht es dir, dass du Gehalt während deiner Lehrzeit gekriegt hast? Nach deiner Ausbildung arbeitest du für Umme.


    Kannst du mir das mit diesen Merksätzen Bitte erklären? Was meint er mit fürchtet sich, fürchtet sich nicht?

    Hier besteht mE ein zentraler Unterschied: Ein Hund ist nicht mein Angestellter, unsere Beziehung ist nicht durch einen Vertrag geregelt. Also sollte man Hunde auch nicht wie Angestellte behandeln. Ich persönlich denke auch, dass dieses reine Belohnen, um den Hund zum Hören zu kriegen, spätestens dann nicht funktioniert, wenn das, was der Hund haben möchte (zB den Jagd-Kick, wenn ein Hase vorbeiläuft) für ihn weit interessanter ist als die Belohung, die er von mir erhält. Ich kann mir zumindest, wenn ich mich in Gaius hineinversetze, zig Situationen vorstellen, in denen das der Fall ist. Zumal dann, wenn es nur ein Leckerli gibt. Jagen zB ist selbstbelohnend, auch wenn er den Hasen nie einholt. Wenn ein Hund also in solchen Situationen hören soll, so verstehe ich Fauser, und das ergibt mE auch Sinn, so funktioniert das über die Beziehungs, - nicht die Belohnungsebene.

    Er vergleicht die Hundeerziehung ja oft mit der Kindererziehung. Als Soziologe weiß ich sehr gut um die Grenzen dieses Ansatzes (einer ist der, dass wir Kinder ja so erziehen wollen, dass sie möglichst früh selbstständig vernünftige Entscheidungen treffen können, während wir von Hunden ja bedingungslosen Gehorsam erwarten), aber es lassen sich schon auch Parallelen erkennen. So belohne ich die Kinder ja auch nicht, wenn sie tun, was ich sage. Sie tun es (wenn sie es tun;), weil sie mich als Familienoberhaupt anerkannt haben. Und so sollte es nach Fauser auch in der Mensch-Hund-Beziehung sein. Die Merksätze oben dienen vor allem dazu, dass man sich auch wie ein liebevolles Familienoberhaupt dem Hund gegenüber verhält.


    Ich persönlich finde es einleuchtend, wie Fauser das erklärt. Aber man hört eben immer wieder die "andere Seite", die sagt, dass man ewig lang belohnen soll, bis der Hund nach mehreren tausend Wiederholungen und Generalisierungen verstanden hat und umsetzen kann. Daher meine Frage diesbezüglich, also wie ihr das seht.



    Liebe Grüße

    Lupus

  • Ich sehe das so:

    Nur weil ICH weiß, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe, möchte ich trotzdem dementsprechend entlohnt werden.
    & so gehe ich mit meinen Hunden ebenfalls um.

    Auch wenn ich weiß, dies oder jenes Kommando sitzt 100%, ich werde ihn trotzdem stimmlich oder mit Leckerlie/Spieli belohnen.
    Warum ich das mache?
    Weil ich den Ausdruck eines Hundes liebe, der gelobt wird und sich freut.


    Diese Selbstverständlichkeit & Ernsthaftigkeit sollte nicht Alltag für einen Hund sein.

  • Hi,


    den Grund, den Du am Ende nennst, kann ich gut nachvollziehen.


    Dennoch finde ich, trifft Fauser, wie andere vor ihm ja auch in der Erziehung von Kindern, einen zentralen Punkt, den ich auch aus meinem Alltag als Lehrer heraus betsätigen kann und der mE auch auf Hunde zu übertragen ist, zumindest partiell: Eine an sich richtige Handlung (extrinsisch, also von außen) zu belohnen führt dazu, dass die Hundlung der Belohung wegen ausgeführt wird und nicht, weil sie als richtig anerkannt wird (oder das "Familienoberhaupt", der Lehrer, etc. es anordnet). Man verbaut Kindern, erzieht man sie vorrangig so, die Chance der Einsicht und ist zudem dann gehalten, Handlungen auch immer wieder zu kontrollieren und entsprechend zu sanktionieren. Unser marodes und unmenschliches Schulsystem lässt grüßen....


    Diese ganze Konditionierung (operant, klassisch, mit Strafen oder ohne) führt dazu, dass Handlungen als eine Art Geschäft betrachtet werden, nach dem Motto "ich tue das, weil ich dieses oder jenes bekomme". Es ist, wenn man das so sagen will, eine sehr "amerikanische Art" der Erziehung. Nicht umsonst ist die Ideologie des Behaviorismus ja auch in angelsächsischen Kulturen entstanden.

    Der Zögling wird dabei als eine Art Automat verstanden, bei dem auf einen bestimmten Input (Belohung oder Strafe) ein bestimmter (erwünschter) Output (an Verhalten) folgt. Hier kommen meines Erachtens zwei, oben schon genannte Aspekte zu kurz: Das eigenständige Bewerten der Situation und erforderlicher Handlung (das wollen wir bei Hunden ja nicht, bei Kindern im Zuge des Älterwerdens aber schon) und die Ebene der Beziehung. Um die geht es mE Fauser. Und diese Ebene kommt uns, nach allem, was wir über moderne Hundeerziehung inzwischen gelesen, gesehen und gehört haben, zu kurz.


    Näherliegend da die Idee: Der Hund soll den Befehl ausführen, weil es ein Befehl ist, der von einer Person kommt, deren Befehle er gerne ausführt, weil er gelernt hat, diesem Menschen zu vertrauen. Punkt.

    Das hört sich autoritär an, ist es aber nicht, da diese Sicht ja vor allem vom Erzieher enorm viel erwartet. Nämlich, dass er überhaupt erstmal vom Zögling als ein solcher (vertraunswürdiger) Mensch, oder, wie Fauser sagen würde "Familienoberhaupt", anerkannt wird. Das kann man nicht erzwingen. Auch nicht durch die Konditionierung, die sogar dazu führen kann, dass diese Beziehungsebene weniger erreicht wird.


    Belohnung nutzt Fauser, wenn ich das richtig verstehe, nur dazu, einen Befehl zu erlernen, also sozusagen in der Übungsphase, bis der Befehl verstanden wurde, um dem Hund überhaupt klar zu machen, dass das Verhalten, das er gerade zeigt, ein gewünschtes Verhalten ist.


    Wir sind da in diesem Sinn nicht konsequent, da wir auch bei Befehlen, die er schon kennt, belohnen. Und doch hat Fauer, wie ich finde, recht in diesem Punkt. Ist ein sehr spannendes Thema. Ich war die Tage mir eine Hundeschule anschauen, bei denen die TrainerInnen selber auch Schäfis (sogar Ossis dabei:) haben. Die arbeiten mit Belohnung, man sagte mir aber auch, dass, grad für Schafis, lobende Berührungen Leckerlies vorzuziehen seien. Ähnlich unser Eindruck bei Gaius: Am allermeisten freut er sich, zB beim Abruf, wenn er kommt und wir ihn verbal und körperlich überschwänglich loben. Trotzdem bin ich mir bezüglich der Loberei nicht wirklich sicher...



    Liebe Grüße

    Lupus

  • die sagt, dass man ewig lang belohnen soll, bis der Hund nach mehreren tausend Wiederholungen und Generalisierungen verstanden hat und umsetzen kann. Daher meine Frage diesbezüglich, also wie ihr das seht.

    Ich kenne nun beide Seiten. Problem dabei ist jedoch,das man keinen der Hunde miteinander vergleichen kann. Daher kann ich nur die Ergebnisse und die Reflektionen über jeden Hund schreiben.


    Bea (von Welpe an bei mir): Harter und strenger Umgang. Keine Ausnahmen. Befehl war Befehl. Einmal gesagt,galt,komme was da wolle. Ist als Junghund einmal vor mir geflüchtet. Habe mitbekommen das das so nicht sein kann und die Härte heruntergefahren. Streng war ich dennoch. Auch Hundeplatz damals noch mit Druck gearbeitet. Wobei Druck nicht mit Härte zu verwechseln ist,sondern mit Druck ist gemeint,Hilfestellung,Sitz und Platz durchsetzen (auf Leine treten als Beispiel,so as der Hund sich hinlegen muss bzw keinesfalls von alleine wieder aufstehen kann.) u.s.w.. Bea hörte sofort. Immer. In jedweder Situation. 3. der Landesmeisterschaft Sachsen im Turnierhundesport (war damals noch bissl anders als heute). Ich konnte sie überall ablegen ohne Leine. Sie blieb. Fiel fast immer gut auf. ABER: Sie zeigte durchaus auch Beschwichtigungshaltungen,wo sie gar nicht nötig waren. Vor allem am Anfang. Später war das Verhältniss vertrauensvoller. Aber sie wollte dennoch nie Kontaktliegen mit mir. Viele sagen das wir ein sehr enges Verhältniss gehabt hätten und manchesmal himmelte sie mich auch regelrecht an. Aber gemessen an Lischie und Buffy war es das nicht. Letzte beiden vertrau(t)en mir eben in jedweder Situation,Bea konnte das nicht. Denn sie wusste das ich auch ziemlich böse werden konnte (Stichwort :Unbeständigkeit). Gemessen an Lischie und Buffy war sie eher unselbstständig. Sie suchte zwar Schutz bei mir wenn eine Gefahr bestand,aber offensichtlich gab ich ihr keinen mentale Sicherheit für eigene Nervenstärke. Rückwirkend betrachtet ein eigenartiges Verhältniss. Kurzum: Hervorragend hörender Hund,der nichtmal im Ansatz versuchte mich zu ignorieren. Aber unsicher. Nicht bereit sich für das "Rudel" einzusetzen. Gemessen daran das bei der Wesenswerdung auch Erfahrungen eine Rolle spielen,vielelicht von mir gehindert worden ein selsbtständiger, selbstbewusster Hund zu werden. Möglicherweise war aber auch ihre Veranlagung dahingehend einfach so,unabhängig von mir.Im Nachinein betrachtet definitiv zu hart angefasst.


    Lischie (mit 3 Jahre bekommen,mehr oder weniger wild aufgewachsen): Lischie am Anfang nicht so hart wie Bea,aber durchaus streng angegangen. Körperlich bin ich nur geworden wenn ich glaubte das sie mich veralbert. Schnell gemerkt das dieser Hund keinen Druck verträgt. Deswegen und auch weil ich mit ihr mit den üblichen Verfahrensweisen gar nicht gerecht wurde und mich mehr mit WIldcanidenverhalten auseinandersetzen musste,habe ich das Körperliche sehr schnell sein lassen. Habe mich um Vertrauen bemüht und habe versucht Druck zu vermeiden. Zumindest zu Großen. Insgesamt gesehen mehr gelobt,selten gestraft. Strafe war lediglich sehr lautes Reden ihr gegenüber mit Blickkontakt und eventuellem fortschicken. Arbeiten mit ihr ging ganz gut. Lischie -am Anfang eher zurückhaltend bishin unsicher gegenüber vor allem Menschen,entwickelte sich sehr schnell zu einem selbstbewussten Tier gegenüber alles und jedem. Ich nehme an das ihre Anlagen eh schon sehr gut waren,jedoch ihre Geschichte eine entprechende Entwicklung verhinderte. Das Verhältniss wurde ein absolut vertrauensvolles,liebevolles,von Lischie mir gegenüber regelrecht zuvorkommendes und geduldiges Verhältniss. Lischie hat sich ohne wenn und aber sofort für das "Rudel" eingesetzt. Die wich keinen Zentimeter und übernahm,falls sie das als notwendig erachtete,sogar die Initiative. Gleichzeitig übernahm sie jedoch auch Kontrolle und Absicherung von mir. Dennoch änderte sich am eigentlichen Verhältniss zwischen uns nichts. Wie ein altes Ehepaar. Jeder kannte die Schwächen und Stärken des Anderen und man ergänzte sich weitesgehend. Lischie hörte ebenfalls ziemlich gut. AUßER jedoch in Situationen die ihr Aufgabenbereich betrafen. Dort wurde stets ERST kontrolliert/abgesichert und dann gekommen. Bedeutet es gab (auch weil sie eine hervorragende Jägerin war) Einschränkungen im Freilauf,sowie in speziellen Situationen. Sie ist stets ein selbstbewusster,selbstständiger Hund geblieben,der jedoch mir gegenüber,bis auf zwei Ausnahmen,nie aufmüpfig/respektlos wurde. In diesen beiden Fällen hat sie mir meine dann doch körperliche Reaktion nicht übel genommen. Lischie legte sich sehr fürsorglich(kontrollierend) des Nachts an mich,mochte sonst aber nicht unbedingt (wenngleich ncith ablehnend) immer Kontaktliegen/geknuddelt werden.


    Buffy(6 Jahre,Wolfhund): Tjo.....Buffy ist eigentlich noch extremer als Lischie. Sie akzeptiert kaum bis gar nicht Zurechtweisungen. Zurechtweisungen in dem Sinne das man ungeduldiger wird. Ungehaltener u.s.w.. Arbeiten jedenfalls geht so nicht. Ausschließlich Lob,Freiraum,freudiger,freundlicher Umgang kann sie dazu bewegen mit einem,für einen etwas zu machen. Buffy hat das absolute Vertrauen zu mir. Sie geht nichtmal wenn ich am Rechner laut werde. Lischie hat sich da sofort verzogen. Aber ich war eben auch bis auf eine Ausnahme laut und körperlich gegenüber Buffy. Die "stengsten Maßnahme" gab es als sie mir etwas aus der Hand klauen wollte. Ein Griff in den Nacken,Blickkontak und deutliche verbale Lautäußerungen,ABER keinen Mundraub! Es gab nochmal so einen Versuch da reichte nur ein "Ey!" und sie lies sofort wieder ab. Das wäre vielleicht das Einzige was mir jetzt einfiele was bei ihr durch "Strafe" erwirkt worden wäre. Alles andere ist ausschließlich mit Lob,Futter....naja und ihrem guten Willen erarbeitet worden. Buffy ist nicht leicht einzuschätzen. Und so lange habe ich sie ja auch noch nicht. Ich halte sie für einen rechtsstehenden,selbstbewussten,sehr zielstrebigen Hund,der trotzdem (Wolf lässt grüßen) hier und da auch "Unsicherheiten" zeigen kann bzw wolflike einfach sich eher zur Konfliktvermeidung zurückzieht. Während Lischie so ungefähr meinte:"Bleiben sie ruhig! Ich übernehme!" ist es bei Buffy:" Gemeinsam sind wir stark.". Sie lässt sich auf keinen Konflikt alleine ein und tritt eher den Rückzug an,wenn ich nicht zu sehen bin,aber schätzt sofort die Lage anders ein wenn ich sichtbar bin und lässt sich nicht die Butter von Brot nehmen. Notfalls gehts auch in eine Rauferei-bei Lische ganz selbstverständlich -.- . Der Hund ist dort wo ich bin,egal welche Hindernisse auch im Weg sind. TROTZDEM-oder gerade deshalb- ist es aber nicht so das ich einfach immer Gehorsam erwarten könnte. Sie nimmt zur Kenntniss und macht. Sofort,oder etwas später. Sie ist noch unabefangener mir gegenüber als Lischie. Aber auch noch freier-was eine zackige prompte Ausführung eines Befehles,der nie als Befehl gesehen wird, verhindert. Niemals im Leben würde dieser Hund von mir irgendeine körperliche Strafe erwarten. Würde ich das tun-dessen bin ich mir sicher- wäre ihr Vertrauen verspielt. Im worst case ein Leben lang. Trotzdem kann ich begrenzen,sie kontrollieren u.s.w..Buffy liebt Kontakliegen. Wenn wir nach Hause kommen,dann zeige ich auf´s Bett und sage "kuscheln". Ich lasse mich dann so halb auf dem Rücken auf´s Bett fallen und sie kommt IMMER(!^^) an und knietscht sich an mich. Sie genießt das Knuddeln,egal wo wir uns befinden.

    Aber auch bei ihr gibt es Einschränkungen im Freilauf. Auch hier wieder wegen der sehr hohen jagdlichen Ambition des Hundes,aber eben auch deswegen weil sie in solchen Momenten nicht abrufbar ist.

  • Wie gesagt: Man kann diese drei Hunde auch nicht unbedingt vergleichen. Trotzdem sehe ich da irgendwie Vor,-und Nachteile verschiedener Herangehensweisen. Aber auch das man nicht jeden Hund gleich behandeln kann. Es kein Schema F gibt. Grundsätzlich bin ich heute der Meinung,das solange der Hund nicht gegenüber dem Halter respektlos ist-egal welche Situation-es erstmal keine körperliche Strafe geben sollte (und da auch nicht immer.Und mit Körperlichkeit ist auch kein Schlagen gemeint o.ä.). Mit respektlos meine ich übrigens nicht ignorieren. Vielmehr Situationen wo der Hund so sinngemäß nach dem Motto agiert:" Geh mal rüber,ich muss da ran!"<---auch egal um welche Situation es sich da handelt. Ignorieren ist so eine Sache. Das kann schon kritisch sein. Andererseits,beobachtet man Hunde untereinander,habe ich eben auch schon Amarook (der Vater der Buffy-Kleinen) gesehen wie er versuchte aufzufordern und da auch nicht gleich sofort alle angerannt kamen "Ja spielen spielen,Papi hat gesagt wir spielen!". Und dann entscheiden die ob sie das Ignorieren ignorieren,oder eben ob sich da jemand einfach geschnappt wird zum spielen. Ich sehe vieles als "Anfragen" und Anderes wiederum wäre frech es zu ignorieren. Wenn mal auf eine Spielaufforderung von mir nicht eingegangen wird,ist´s halt so. Oder ich habe Lust mir den Hund einfach zu schnappen. Würde er bei der erstbesten Gelegenheit aufstehen und gehen,ohnedie ganze Zeit mit mir kommunizieren,würde ich das als bedenklich sehen. Würde der Hund im Flur liegenbleiben wenn man kommt und man so nebenher sagt:"Geh mal doch mal rüber..." dnan ists halt so,man steigt ja sonst auch drüber-oder wenn es nicht anders geht muss er halt gehen,indem man schiebt. Würde er an Ort und Stelle mich ansehend liegenbleiben wenn ich mich auf die Couch setzen will,oder ins Bett legen will,dann wäre das was anderes. Würde der einfach Faul schlafen wie ein Stein,wäre es wieder was anderes.

    Es mag Leute geben die der Meinung sind das ihr Wort vor dem Hund das Wort Gottes sein sollte. Vielleicht gibt es Hunde wo man das so handeln sollte,oder kann. Aber ich gehöre da eigentlich ncith mehr dazu. Ich entscheide situationsgebunden und bin auch bereit Freiraum für eigene Entscheidungen zu gewähren,sofern das geht und ich nicht als ein Trottel gesehen werde.

    Insofern bin ich schon der Meinung das fast Alles über Lob,Vertrauen,gegenseitigen Respekt geht. Negativ Einwirken könnte es eigentlich wirklich nur bei Respektlosigkeiten(und da auch nur wenn sie losgehen,nicht wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist) oder schweren Vergehen (die so eigentlich nicth stattfinden sollten) geben.

  • Hi twosouls,


    danke für die ausführliche Beschreibung, die zurecht darauf verweist, dass auch Hunde Individuen sind.


    Meine Frage ging auch in die Richtung, ob es überhaupt so viele Wiederholungen braucht, ob man also auch Handlungen des Hundes belohnen soll, wenn er schon bekannte Befehle ausführt.


    Belohnen vs Strafen: Da gilt für Fauser der Merksatz: "Ohne Schmerz, ohne Aggression, ohne Hektik"! Es gibt hier also durchaus Körperlichkeit, aber IMMER unter Wahrung der drei Aspekte. Körperlich sollte man nur werden, wenn der Hund einen ignoriert. Dann sollte man nach Fauser aber IMMER einschreiten, da Ignoranz sozusagen nur dem Familienoberhaupt zusteht. Schmerzen soll man dem Hudn niemals zufügen.

    Man soll das sogar ab und zu in den Alltag einbauen. Beispiel "passives Ignorieren": Man macht gerade etwas mit dem Hund und der geht einfach weg oder dreht sich um, ist halt mit seiner Aufkerksamkeit nicht mehr bei einem > dann darf/sollte man den Hund zur Not kröperlich aufmerksam machen. Durch die angesprochene "fliegende Leine", durch einen sanften Stüber, etc. Aber, ganz wichtig: Sowie der Hund mit der Aufmerksamkeit wieder bei einem ist, sofort wieder lobend, freundlich werden.

    Beispiel "aktives Ignorieren": Der Hund liegt zB im Weg > Dann sollte man hingehen und darauf warten, dass der Hund platz macht, also aus dem Weg geht.

    Wir bekommen das auch ganz gut hin, lediglich an dem "ohne Hektik" müssen wir (meine Frau und ich) noch arbeiten in bestimmten Situationen. Zum Beispiel beim Leineziehen, wenn grad ein anderer Hund da ist, oder so. Hier wurde uns in der Hundeschule geraten, dass wir nichts sagen, sondern den Hund kommentarlos immer und immer wieder mit der Hand an seiner Brust auf unsere Beinhöhe ziehen. Dabei werde ich teilweise zu hektisch, das muss ich lernen.



    Liebe Grüße

    Lupus

  • Das mit dem Hektisch werden kenne ich auch.

    Was mir immer wieder auffällt ist, dass ich das, was oft schon gut klappt einfach so hin nehme. Meine Trainerin meint aber, dass man da ruhig und gerne loben soll, also mit der Stimme und/oder streicheln.