Hi,
natürlich hat sich die Bequemlichkeit durchgesetzt: Gaius darf jetzt auf Einladung auf die Couch. Wir legen dann ne kleine Decke dorthin und rufen "Couch". Ein Kommando übrigens, das nur ganz weniger Wiederholungen bedurfte, um absolut verlässlich ausgeführt zu werden
Bereut haben wirs bisher nicht: Er macht keine Anstalten, von sich aus hoch zu kommen und geht auf Handzeichen auch wieder runter. Und es ist einfach viel schöner, wenn wir alle zusammen so daliegen.
Gestern war unser großer Spaziergang mit der Hundetrainerin: 5 erwachsene DSH, einer ist aktuell zur Vermittlung dort. Dann noch ein Dogo Canario (selten einen so in sich ruhenden Hund gesehen), ein Owtcharka (einfach beeindruckend...) und ein kleines, freches etwas, das ich rassenmäßig nicht zuordnen kann. Unser Kleiner hatte es also gleich mit 8 Hunden zu tun und war zu Beginn auch etwas überfordert, weil er gar nicht wusste, mit wem wohin, was machen. Und diese Hunde sind einfach der Hammer: Kein Knurren, keine Aggressivität, hören aufs Wort.
Ich sollte mit Gaius mehr klettern meinte die Tranerin, um Muskeln aufzubauen. Auch sagte sie, es sei Zitat "Schwachsinn", sich bei DSH an diese 5 Minuten pro Monat- Regel zu halten. Ich solle mit Gaius ruhig eine Stunde gehen, auch zweimal am Tag. Und Gaius und ich haben das sehr gerne angenommen, weil ich schon gerne auch mal länger mit ihm gehen würde, bisher aber ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich mal ein paar Minuten drüber war. Vor allem auch, da er nach unseren aktuell 40 Minuten keineswegs den Eindruck macht, irgendwie müde zu sein.
Zwei Stunden durch Wald und Feld ist er gestern - einfach den anderen Hunden alles nachgemacht: Über große, gestapelte Baumstämme, durch nen Bach, an nem Teich - super spannend, das zu beobachten. Und dennoch fing er auch hier irgendwann an, nicht direkt zu besteigen, aber schon Pfote aufzulegen, entsprechende Bewegungen, schlicht einen auf dicke Hose zu machen. Die Trainerin meinte, es sei allein meine Aufgabe, das zu unterbinden, nicht die der Hunde, da ich als Herrchen sozusagen alle Äußerungen von Sexualität/Dominanz zu erlauben oder zu verbieten habe. Ich soll sogar schon dann einschreiten, wenn seine Nase zu tief am/im Hinterteil eines anderen Hundes ist.
Dieses Vorgehen ist mir insgesamt bei der Trainerin aufgefallen: Sie schreitet grundsätzlich sehr sehr früh ein. Beispiel: Es war schon recht dunkel, da entdeckte einer der Hunde auf einem Feld ein Reh. Sofort sagte sie energisch seinen Namen. Das reichte aus, dass der Hund sofort sich wieder in die Gruppe einreihte und das Reh links liegen lies. Ich fragte dann, warum sie an diesem Punkt schon eingreife - schließlich sei nach dem Reh schauen doch erlaubt, solange es nicht zur Jagd komme. Sie sagte dann, dass es darauf ankomme, wie der Hund schaue, auf seine Körperhaltung dabei und dass diese in dem Moment bei ihrem Hund so war, dass sie sofort was sagte. Ich habe vieles gelernt gestern, eines aber vor allem: Noch viel genauer hinzuschauen, den Hund noch viel besser zu beobachten.
Auch muss ich üben, noch mehr Sicherheit auszustrahlen. Beispiel: Als sie ihre Hunde am Anfang alle aus dem Auto raus hatte, sollte ich Gaius an der Leine halten und zunächst eine zeitlang so mit den anderen Hunden spazieren gehen. Gaius war da natürlich voll durch den Wind: All die Hunde, neue Umgebung und dann noch an der Leine. Er hat dann auch gezogen, auch mal gerempelt. Ich hab das eher als Ungehorsam interpretiert. Sie aber meinte, das seien "Führungsanfragen", kein "Führungsinfragestellen". Gaius wolle also von mir, dass ich ihm deutlicher zu verstehen gebe, was er gerade tun soll. Dies würde ihm Sicherheit geben und die Situation insgesamt entspannen. Er musste dann also solange an der Leine bleiben (im Fuß), bis er das komplett ruhig über eine längere Strecke hinbekam. Der arme Kerl! Die anderen Hunde waren ja andauernd um ihn herum. Natürlich alle ohne Leine. Und die sind in dieser Formation echt beeindruckend, auch wenn sie total gut erzogen sind... Aber nach ein paar Minuten hat es dann geklappt, nachdem ich ihn ca. 39566172294 mal wieder kommentarlos hinter mich geschoben hatte (das ist ihr Prinzip: Einmal Kommando, bei Nichthören, sofort physisch durchsetzen, mit so viel Körperkontakt wie möglich), wenn er zu weit nach vorne ging. Ich war da nach ein Minuten echt schon fertig, Gaius auch
Dann sollte ich ihn kommentarlos ohne großes Aufsehen im Laufen einfach losmachen. Gesagt, getan. Und Gaius lief von dem Moment an einfach in der Gruppe mit, als habe er das schon x mal gemacht. Er wurde von Minute zu Minute ruhiger. Ich auch. Das war echt ein schöner Moment
Neben all den Eindrücken positiv war, dass die Trainerin meinte, die Bindung zwischen uns sei sehr gut. Zum Beispiel würde er immer wieder in kurzen Abständen nach mir schauen - ganz gleich, was gerade los sei. Das hat mich sehr gefreut, dass es nicht nur mein Eindruck war. Und so schlecht das Leinelaufen am Anfang ging (das war echt ne Katastrophe), so gut funktionierte der Rückruf, auch mitten aus der Gruppe heraus. Sie geht davon aus, dass er sich zu einem ernsthaften und aufmerksamen Hund entwickeln würde und wir ein gutes Team werden könnten. Meine Aufgabe sei es vor allem, ihm noch mehr die oben erwähnte (Handlungs)- Sicherheit zu geben und noch konsequenter bei Kleinigkeiten zu sein. Ein sehr schöner Abend, auch wenn wir beide am Ende total fertig waren. Ich musste, als wir uns verabschiedeten, ihn auch gar nicht rufen. Bin einfach zum Auto geschlurft und er tat es mir gleich.
Liebe Grüße
Lupus