• Ich hab mal eine Frage in die Runde:

    Tollwut, Parvovirose, Hepatitis und Staupe sollen alle 3 Jahre geimpft werden, Zwingerhusten und Leptospirose jährlich.

    Soweit so verständlich.

    Nun gibt es aber den Impfstoff gegen Zwingerhusten nicht als Einzelimpfstoff, sondern nur in der Kombi mit den obengenannten (die ja eigentlich nur alle 3 Jahre dran wären)

    Un nu?? :/

    Zwingerhusten wäre mir schon wichtig, da wir seit kurzem ein großes Freilaufgelände besuchen, wo Askja natürlich viel Kontakt zu Artgenossen hat.

    Wie macht Ihr das?

  • Ich hab das gerade gar nicht auf dem Schirm. :/

    Wir bekommen immer Post mit einer Benachrichtigung vom TA. Dann mache ich einen Termin.

    Zwingerhusten und Lepto finde ich total wichtig. Habe da im Tierschutz schon viel Schlimmes erlebt.


    LG Terrortöle

  • Der Impfschutz gegen Staupe, Parvo, Hepatitis und Tollwut wirkt sehr viel länger als 3 Jahre. Vermutlich lebenslang. Nach einer einzigen Impfung, wenn zum Zeitpunkt der Impfung die maternalen Antikörper so weit abgebaut waren, dass diese die Impfviren nicht mehr vernichten.


    "Zwingerhusten" an sich gibt es gar nicht. D.h. als eine genau definierte Infektionserkrankung (so wie z.B. bei Parvo). Unter diesem Begriff wird alles zusammen gewürfelt was beim Hund eine Erkrankung/entzündung der oberen und/oder unteren Luftwege verursacht, mit Ausnahme der Staupe (die ja auch zu derartigen Symptomen führen kann). Du kannst Deinen Hund "gegen Zwingerhusten" impfen lassen, und er bekommt ihn trotzdem. Zumal ja meistens gar nicht gegen virale und bakterielle Erreger geimpft wird, was beides möglich ist. Meist wird ja nur die Impfung gegen Parainfluenza in der Kombiimpfung verabreicht. Man kann aber auch gegen Bordetellen impfen lassen. Für beides gibt es Einzelimpfstoffe. Es gibt aber auch die Kombination Parainfluenza + Bordetella und Parainfluenza + Lepto.


    Da es noch zig andere Erreger gibt, die ein ensprechendes Krankheitsbild verursachen können, werden meine Hunde gar nicht mehr gegen "Zwingerhusten" geimpft. Und witzigerweise hatten bei mir immer nur die Hunde "Zwingerhusten", die vorab dagegen geimpft worden waren (z.B. Cleo beim Züchter). Und selbst mit hustender Cleo im Haushalt, die von den Großen von Morgens bis Abends abgelutscht worden ist, haben die anderen nicht angefangen zu husten (auch nicht die alte Elaine, die sich da bereits im 14. Lebensjahr befunden hat).


    Es ist also durchaus möglich dass Du alle 3 Jahre "gegen alles" impfen lässt, und in den Jahren dazwischen nur gegen Lepto und Parainfluenza bzw. Lepto + Parainfluenza + Bordetellen. Wie sinnvoll ein derartiges Impfschema ist, darüber lässt sich aber diskutieren. Ich lasse diese drei Impfungen gar nicht geben. Aber wenn ich sie geben lassen würde, dann wäre mir ein jährlicher Impfabstand bei der Lepto- und Bordetella-Impfung zu wenig. Um den "Schutz", den diese beiden Impfungen geben, kontinuierlich aufrecht zu erhalten, müsste man spätestens alle 6 Monate nachimpfen (wobei in Bezug auf Lepto selbst das zu wenig ist, wissenschaftlichen Studien zufolge).

  • Hallo,

    also die beiden auf den Profilbild werden regelmäßig geimpft. Schon allein weil wir mit ihnen auch schonmal nach Holland fahren. Wobei hier ja die Tollwutimpfung maßgebend ist. Die " Weiße" davor habe ich in den ganzen Jahren die sie bei uns gelebt hat nicht einmal impfen lassen. Sie ist 12 Jahre alt geworden ohne das mal was hatte. Ich denke man kann es mit den Menschen vergleichen. Nimm z.B. die Masern. Wieviele Menschen sind nicht dagegen geimpft und sind nicht daran erkrankt. Vermutlich weil sie sich in einem Bereich befinden imdem der Großteil dagegen geimpft ist. Die Masern sind erst wieder ausgebrochen nachdem viele ungeimpfte Menschen aus fremden Ländern zu uns gekommen sind. Ähnlich wird es sich bei den Tieren auch verhalten.

    Gruss Achim

  • Die Masern sind ein gutes Beispiel. Bei ihnen handelt es sich um Morbilliviren aus der Familie der Paramyxoviridae. Ganz genau wie bei der Staupe. Der Masern- und der Staupeerreger sind so stark miteinander verwandt dass eine experimentelle Infektion von Hunden durch Masernviren nachgewiesen werden konnte. Und amerikanische Züchter haben lange Zeit ihre Welpen erfolgreich mit Masernipfstoffen gegen Staupe geimpft.

    Da fragt man sich dann doch warum wir Menschen nicht jährlich oder alle 3 Jahre gegen Masern geimpft werden. Zumal ja, umgekehrt wie bei der Staupe, Masern für erwachense Menschen viel gefährlicher sind als für Kinder. Trotzdem wird in unserem staatlichen Gesundheissystem davon ausgegangen, ganz ohne Titerkontrollen, dass die in der Kindheit gegebene Impfung ein Leben lang schützt. Nur bei unseren Hunden lassen es sich die meisten Halter einreden dass Impfungen im 1- oder 3-jährigen Abstand notwendig sind um einen durchgängigen Impfschutz zu erzielen.


    Es kommt bei Virenerkrankungen nicht darauf an dass die Hunde regelmässig nachgeimpft werden. Das erhöht die "Herdenimmunität" nicht. Sondern es kommt darauf an dass möglichst viele Hunde einmal geimpft werden zu einem Zeitpunkt, an dem die über die Kolostralmilch aufgenommenen maternalen Antikörper so weit abgeunken sind dass sie einen Impferfolg nicht mehr verhindern können. Dann ist der Hund geschützt, und zwar nicht nur 1 oder 3 Jahre lang.


    Und zu dem Verbreiten von Infektionserkrankungen: Das dieses durch Impfung unterbrochen wird trifft nur auf die Virenerkrankungen zu. Z.B. bei Lepto verhält sich das völlig anders. Die Lepto-Impfung erzeugt keine Immunität, sondern bewirkt lediglich dass bei einer Infektion mit dem entsprechenden Lepto-Erreger die Symptome nicht so stark auftreten. D.h. bei einer stärkeren Infektion treten mildere Symptome auf als wenn der Hund gegen den betreffenden Stamm nicht geimpft worden wäre. Bei einer weniger starken Infektion übersehen wir die Symptome dann meist komplett. Was bedeutet: Der Hund ist infiziert, man bemerkt diese Infektion aber nicht und nimmt den Hund somit wie gewohnt überall hin mit (während man einen kranken Hund zu Hause lassen würde): Auf den Hundeplatz bzw. in die Hundeschule, als Besuchshund mit ins Altenheim, als Therapiehunde mit ins Pflegeheim, als Schulhund mit in die Schule usw. Und überall verbreitet dieser infizierte Hund dann seine Leptospiren. Leptospirose ist im übrigen eine sog. Zoonose, d.h. der Mensch kann sich infizieren. Gerade wenn er ein geschwächtes Immunsystem hat (Stichwort Alten-/Pflegeheim) oder ein noch nicht sehr starkes (Stichwort Kindergarten/Grundschule).

  • Hm, aber gerade diese Möglichkeit, nämlich Leptospirose / Parainfluenza zu impfen, scheint doch NICHT möglich, oder? Ich hab jedenfalls nichts Entsprechendes gefunden.

    Grundsätzlich neige ich dazu, zumindest den teilweisen Schutz für den Hund zu nutzen. (Bsp Leptospirose, bei der wohl lediglich die 4 häufigsten Erregerstämme erfasst werden) und auch wenn die Impfung die Erkrankung nicht verhindert sondern in ihren Symptomen schwächt.

    In den 80er Jahren waren mein Vater, meine Schwester und ich selbst an offener Lungentuberkulose erkrankt. Monatelanger Krankenhausaufenthalt, starke Medikamente über Monate hinweg.Impfung wurde nicht mehr empfohlen.

    Insofern lese ich mit großem Interesse über die Dauer der Wirksamkeit, möchte aber das nutzen, was geht.

  • Es sind in Deutschland drei "Zwingerhusten"/Lepto-Kombiimpfstoffe zugelassen:

    Canigen Pi/L (Parainfluenza-2, Leptospirose)


    Versican Plus Pi/L4 (Parainfluenza-2, Leptospirose)


    Virbagen canis Pi/L (Parainfluenza-2, Leptospirose)



    Dazu mehrere Einzelimpfstoffe gegen "Zwingerhusten", (entweder Parainfluenza oder Bordetella, oder einmal miteinander kombiniert), die mit einem Lepto-Einzelimpfstoff kombiniert werden können:


    Nobivac Pi (Parainfluenza-2)


    Versican Plus Pi (Parainfluenza-2)

    Versican Plus Bb IN (Bordetella-Infektion)

    Nobivac BbPi (Bordetella-Infektion, Parainfluenza-2)



    Wie gesagt, über den Nutzen der Lepto-Impfung kann man diskutieren. Ich bin froh einen sehr guten Immunologen als Chef gehabt zu haben, der mich von dem Unfug abgebracht hat meine Hunde mit einem derartigem Impfstoff zu traktieren. Es gibt 200 bis 300 Arten von Wildserovaren, von denen mind. 10 bis 12 patogen sind für Hunde. Gegen zwei davon wurde bisher "geimpft", mit dem Lepto4-Impfstoff steht inzwischen ein Impfstoff zur Verfügung, der drei Wildserovare abdeckt. Und um den "Impfschutz" (d.h. nicht die Infektion, sondern die Symptomunterdrückung) gegen diese drei Wildserovare zuverlässig aufrecht zu erhalten müsste man alle drei Monate impfen. Dann kann der Hund aber trotzdem an Leptospirose erkranken (an einem anderen Wildserovar). Und wie gesagt: Ist er erkrankt, zeigt aber gar keine oder nur schwache Symptome, verbreitet der Hund munter überall Leptospiren (da man ihn ja, wie gewohnt, überall hin mit nimmt, während man einen kranken Hund i.d.R. zu Hause lässt).


    Eine Frage an den gesunden Menschenverstand: Wenn ein Impfstoff für viel Geld für den Einsatz am Menschen entwickelt wird (so wie das beim, Lepto-Impfstoff war), und dann letztendlich keine Zulassung erhält, warum sollte dieser Impfstoff dann bei einer anderen Säugetierart plötzlich problemlos funktionieren? Leptospirose ist auch beim Menschen eine ernstzunehmende Krankheit. Aber für uns steht kein Lepto-Impfstoff zur Verfügung, obwohl Landwirte, Jäger, Angler, Wassersportler ein relativ hohes Infektionsrisiko besitzen.

  • Eine Frage an den gesunden Menschenverstand: Wenn ein Impfstoff für viel Geld für den Einsatz am Menschen entwickelt wird (so wie das beim, Lepto-Impfstoff war), und dann letztendlich keine Zulassung erhält, warum sollte dieser Impfstoff dann bei einer anderen Säugetierart plötzlich problemlos funktionieren? Leptospirose ist auch beim Menschen eine ernstzunehmende Krankheit. Aber für uns steht kein Lepto-Impfstoff zur Verfügung, obwohl Landwirte, Jäger, Angler, Wassersportler ein relativ hohes Infektionsrisiko besitzen.

    Da würde mir spontan einfallen: weil irgendjemand die Entwicklungskosten von dem nicht für Menschen zugelassenen Impfstoff decken muss, und das sind dann halt die HH.

    Wenn es gedeckt wurde und trotzdem Profit einbringt, wieso dann einstellen? -> Denkweise der Manager

  • Danke, Waschbär, für die ausführliche und hilfreiche Info. Ich setze mich durchaus kritisch mit dem Thema auseinander, will aber natürlich meiner Hündin auch sinnvollen Schutz zukommen lassen. Der Gedanke macht mich kirre, dass sie ernsthaft erkranken könnte - und ich hätte es im Vorfeld zumindest unwahrscheinlich machen können. Da bin ich wahrscheinlich im selben Zwiespalt wie viele andere Hundehalter auch.

    Nun werde ich nochmal intensiv nachdenken und abwägen.

  • Da würde mir spontan einfallen: weil irgendjemand die Entwicklungskosten von dem nicht für Menschen zugelassenen Impfstoff decken muss, und das sind dann halt die HH.

    Wenn es gedeckt wurde und trotzdem Profit einbringt, wieso dann einstellen? -> Denkweise der Manager

    Der Kandidat hat 100 Punkte... ;)

  • Aus meinem J-Wurf 2009 ging ein Welpe in die Schweiz. An dem Tag, an dem er 12 Wochen alt geworden ist, ist er nach einem multiblen Organversagen aufgrund einer Lepto-Infektion eingeschläfert worden. 5 Tage vorher war sein Halter mit ihm in die Tierklinik gegangen, weil der Welpe erbrochen hat. Mehr Symptome gab es damals nicht. Wäre nicht Samstag gewesen, wäre er vermutlich auch nicht gleich in die Tierklinik gegangen. Der Welpe war ja ansonsten fit, und erbrechen tun die halt manchmal (die fressen ja teilweise auch jeden Scheiss, den sie finden).


    Obwohl an dem Samstag keine Leptospiren im Blut nachgewiesen werden konnten, wurde der Welpe sofort stationär aufgenommen und einer entsprechenden Behandlung gegen Lepto unterzogen. Sein Allgemeinbefinden verschlechterte sich dann etwas, aber am Mittwoch hieß es er dürfe Donnerstag wieder nach Hause. In der Nacht kam es dann aber zu dem multiblen Organversagen...


    Ich habe damals mit dem behandelnden Tierarzt im Tierspital telefoniert. Diese Region in der Schweiz ist in Bezug auf Lepto ein Hochrisikogebiet. Ich wollte vor allem wissen ob durch eine Lepto-Impfung im Alter von 8 Woche diese Katastrophe hätte verhindert werden können.


    Der Tierarzt sagte "Nein". Denn einer der Stämme, die bei dem Kleinen am 3. Tag nach der stationären Aufnahme nachgewiesen werden konnten, gehört nicht zu denen gegen die "geimpft" werden kann. Zudem fand er es richtig die Welpen mit 8 Wochen noch nicht gegen Lepto zu impfen, weil das einer der nebenwirkungsträchtigsten Impfstoffe ist. Seiner Aussage nach gibt es zwischen den Impfungen und einem belastbaren Impfschutz immer eine Lücke, und es sei Schicksal ob ein Welpe diese unbeschadet übersteht oder nicht. Zudem schwächt jede Impfung erst mal das Immunsystem. Seine Aussage war, dass die einzige Chance des Welpen gewesen wäre, wenn er überhaupt noch nie geimpft worden wäre. Vielleicht hätte sein Immunsystem (welches durch die Parvo/Staupe-Impfung 3 Wochen vorher erst mal in die Knie gegangen ist) die Lepto-Infektion dann überstanden.


    Seine Impfempfehlung gegen Lepto war diese: Ab einem Alter von 12 Woche drei Impfungen im Abstand von jeweils 14 Tagen. Und Nachimpfungen maximal im Abstand von 6 Monaten. So impfen sie dort in diesem Lepto-Risikogebiet.


    Prof. Ronald Schultz von der School of Veterinary Medicine der University of Wisconsin (das ist der, der diesen tollen Antikörper-Titer-Test entwickelt hat, der so einfach in der Tierarztpraxis zu machen ist) hat allerdings in einer Studie nachgewiesen dass der Effekt der Lepto-Impfung bereits nach 3 Monaten stark nachlässt. Er empfiehlt amerikanischen Jägern, die mit ihren Hunden in Lepto-Risikogebieten arbeiten, nach einer Grundimmunisierung die Hunde alle 3 Monate impfen zu lassen. Wenn sie einen Schutzeffekt durch Impfung nutzen wollen.