Generalisieren - fundamentaler Baustein

  • Eine der häufigsten Ursachen wenn es Probleme mit dem Grundgehorsam gibt, sind Fehler beim generalisieren. Im Gespräch stelle ich immer wieder fest, dass es da doch Wissenslücken gibt - auch bei HF die schon geraume Zeit in die HuSchu oder den HuPla gehen und teils auch schon die eine oder andere Prüfung bestanden haben, aber im Alltag klappt es dann doch nicht so richtig.


    Hunde lernen immer Situationsbezogen, das hat Vorteile und Nachteile.


    Am Beispiel HZ SITZ wie man ein Signal generalisiert, damit es dann zuverlässig im Alltag funktioniert.


    Das erste Mal macht Welpi Bekanntschaft mit SITZ im Wohnzimmer. Der HF ist entspannt, hat evtl Wohlfühlklamotten an und Schlappen. HF steht vor Welpi und führt Keks über Welpikopp nach hinten bis Welpipo den Teppich küsst. Nach ein paar Wiederholungen macht Welpi auf HZ hin SITZ.


    Juhu denkt sich der HF, Welpi kann SITZ.


    HF denkt falsch.


    Gelernt hat Welpi:


    Wohnzimmer - Schlabberklamotten - HF entspannt - Teppich - Hand mit Keks über Kopf - Hintern auf Teppich - HF Lautäußerung


    Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an.


    Die Übung vom WZ in den Flur verlegen, in die Küche, das Bad etc.


    In wechselnden Klamotten des HF.


    In wechselnder Körperhaltung des HF - im stehen, im sitzen, im liegen, im runter beugen (zB beim Schuhe binden) dem Welpi zugewandt, mit dem Rücken zum Welpi.


    Im Garten, vor dem Haus, in der Garage.

    Bei Tageslicht, im dunkeln draußen, bei Regen.


    In der ruhigen Wohnstrasse, an der stark befahrenen Hauptstrasse. Auf der Wiese, im Wald, am Parkplatz, am Bahnhof.


    Wenn die Familie anwesend ist, wenn die Nachbarskatze zuguckt, wenn der Jogger kommt.


    Generalisieren braucht Zeit, je anspruchsvoller die Aktion, desto mehr Sorgfalt braucht es. Die gute Nachricht ist, je mehr Erfahrung der Hund hat und je mehr er sich selber erarbeitet hat, desto schneller kommt man durch die einzelnen Schritte. Je besser und vielfältiger der Hund sozialisiert ist, desto besser und schneller generalisiert er ein Signal.


    Kennt der Hund überwiegend ruhiges Landleben und Übungen finden überwiegend auf der gleichen Wiese statt, dann kann man nicht erwarten das er plötzlich beim Bummel über den Weihnachtsmarkt funktioniert. Übe ich nur am HuPla und auf der Wiese nebenan oder auf der immergleichen Gassirunde und immer zur gleichen Zeit, dann klappt es im Café eher nicht wie gewünscht.


    Sinnvoll ist ein Trainingstagebuch zu führen indem man festhält

    a)was ist für meine Situation wichtig

    b) was sind die Prioritäten

    c) Zeitrahmen

    d) Checklisten für Sozialisation und Training von Kommandos

    Einmal editiert, zuletzt von Makani ()

  • Ich nenne das Generalisieren ganz einfach nur Gewöhnung. Man muß seinen Hund an alle möglichen Situationen gewöhnen, damit es auch dort mit dem Gehorsam keine Probleme gibt. Ich habe mit meinem Hund auch überall geübt, auf fremden Hundeplätzen, in der Fußgängerzone, im Wildpark usw.





    Durch die Gewöhnung kann man beim Hund viel erreichen, aber es werden immer wieder neue Situationen auftreten, die man vorher nicht geübt hat.



    Ich hatte mit meinem Hund zwei Jahre lang hauptsächlich über die Gewöhnung geübt, und bin nicht so richtig zum Erfolg gekommen. Nun habe ich mal ein halbes Jahr nach der altbewährten Methode Zuckerbrot und Peitsche geübt und habe den tollsten Hund, den ich mir wünschen kann. Bei meinem durchgeknallten Malinois ging es eben nicht anders.

    Jetzt können wir ohne Leine durch die Stadt laufen. Katzen, kläffende Huptölen, Jogger usw. sind alles kein Problem mehr. Sogar vom Wild läßt sich mein Hund abrufen und nimmt jederzeit mein Kommando an.

  • Jede einzelne vorstellbare Situation üben geht nicht, das ist schon klar. ? Aber es gibt noch viele die sich wundern "am HuPla macht der das, warum geht es nicht in der Stadt". Trainer (und da nehmen ich mich nicht aus) unterschlagen manche Info, einfach weil dir das ganze so sonnenklar ist, das dir nicht auffällt das der Kunde ein paar mehr Details bräuchte - fällt mir oft erst auf wenn ich einen totalen Anfänger habe und Fragen kommen.


    Nach ein paar Hunden die jedem Menschen physisch überlegen sind, egal welches Hilfsmittel man anwenden würde, bleib ich bei Zuckerbrot ohne Peitsche. ?

  • Die Frage ist, was jeder Einzelne unter "Peitsche" versteht. Ist es das schon, wenn ich eine Leine werfe, weil Ludwig nach der Wiederholung eines Befehls immer noch nicht reagiert? Oder wenn ich ihn anzwicke, damit er beim Anblick einer Katze hört, was ich sage?

    Bei Lotte wäre das undenkbar, die würde total dicht machen. Bei ihr geht alles über Ruhe und positiver Bestätigung.

    Ich denke, dass die Generalisierung oder Gewöhnung je nach Hund kürzer oder länger dauert.

  • Die Zeit die ein Hund braucht um ein Signal verallgemeinert zu haben ist individuell, das Prinzip aber immer das gleiche und da passieren die Fehler. Halter wollen rennen bevor das laufen gelernt wurde - oft weil der Trainer versäumt hat das Prinzip zu verdeutlichen, zum einen weil dir als Trainer das Prinzip so simpel erscheint dass du automatisch an nimmst es erklärt sich von selbst und bei anderen mangelt es an der Erklärung weil der Kunde dann mehr Stunden braucht und der Trainer mehr und länger verdient.

  • @ Makani - witzige und gut verständliche Erläuterung... :thumbup:

    Ich stelle das gerade bei meinen Nachbarn fest. Die haben sich einen jungen Malamut-Rüden (16 Mon) aus dem Tierheim geholt - ein Sturkopp vorm Herrn... Jedes Kommando in jeder Situation neu.

    Eine Hundesportkollegin hat mir das vor vielen Jahren vorgeführt. Ihr Schäfer führte alle Kommandos, die sie in gleichbleibender Tonlage mit dem Rücken zu ihm gab, pfeilschnell aus. War sehr beeindruckend.


    Zuckerbrot und Peitsche - hmm. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich mir einen Rüffel eingefangen habe, weil ich Askja ins Geschirr habe rennen lassen, weil sie ihrer Marotte frönen wollte, einem Pferd tiefergelegt und im Vollgas zu folgen. Das war bisher schon unser äußerster Level an "Peitsche".

  • Die Zeit die ein Hund braucht um ein Signal verallgemeinert zu haben ist individuell, das Prinzip aber immer das gleiche und da passieren die Fehler.

    „Das Prinzip aber immer das Gleiche“ stört mich in diesem Satz.

    Jeder Hund ist anders und was bei dem einen Hund funktioniert, muß bei den anderen Hund noch lange nicht funktionieren.


    Viele Trainer bilden immer nach dem gleichen Prinzip aus.

    Im IPO-Sport wird oft sehr ruppig mit den Hunden umgegangen. Hier hat es vor allem die alte Garde immer noch nicht verstanden, daß man bei vielen Hunden auch mit einer sanften Ausbildung zum Ziel kommen kann.

    Außerhalb des IPO-Sports bilden die meisten Trainer auf der sanften Art aus. Aber auch hier gibt es Trainer, die können oder wollen es nicht erkennen, daß man auf der sanften Tour bei einigen Hunden nicht weiter kommt.


    Jeder muß für sich und seinen Hund den eigenen Weg finden, und es muß so wenig Gewalt angewendet werden wie nötig ist.

  • Natürlich ist das Grundprinzip beim Generalisieren immer das Gleiche:


    Anfangen bei Null = erst mal dem Hund verständlich machen was er tun sol, sich hinsetzen, Platz machen, herankommen oder was auch immer.


    Dann üben bis er das Konzept soweit verstanden hat das er immer weniger Hilfe braucht.


    Dann den Schwierigkeitsgrad steigern, sprich in vielen unterschiedlichen Situationen mit zunehmender Ablenkung üben.


    Und das ganze in Tempo und Häufigkeit abgestimmt auf den jeweiligen Hund.

  • Ostholstein, ich glaube, du hast Makani falsch verstanden. Sie meinte nicht, dass du BEI JEDEM Hund das gleiche Prinzip anwendest. Sondern, dass du das Prinzip, wie du das Kommando beim eigenen Hund am Anfang bei 0 aufgebaut hast, auf alle immer schwieriger werdenden Situationen überträgst. Und DAS läuft natürlich bei jedem Hund individuell schnell oder langsam ab, mit mehr oder weniger großem Trainingsaufwand.