Public Access - AH UO/Manieren in der Öffentlichkeit

  • Auch das ist ein "Fahrplan" an Dingen und Kommandos die ein AH in den ersten 12 Monaten lernt. Vieles davon muss der ADiT schon recht früh zu mindestens 75% zuverlässig zeigen damit man Überhaupt Public Access machen kann - also an Orten trainieren die für Familienhunde verschlossen sind. Geschäfte, Arztpraxen, Kino etc., denn ein AH oder AHiT (Assistenzhund im Traing) darf auf keinen Fall Betriebsabläufe stören. Der AHiT muss also bei den meisten Kommandos in der letzten Phase des Generalisierens sein, in der Übergangsphase zum verstärkten Task training, dem Anfang der Generalisierung der ersten Tasks.


    Leinenführigkeit:

    Heel und an lockerer Leine laufen

    Freifolge sowohl links als auch rechts(wenn für den Job nötig, der Zustand des Handlers das erfordert)


    Sitz

    Platz

    Steh


    Long stays = ein Platz und Bleib das mindestens 30min gehalten werden kann


    Settle = ruhiges, entspanntes liegen, evtl sogar Nickerchen machen für ca 2 Stunden während es durchaus laut und zugeht zB Kino


    Rückruf


    Ignorieren von Artgenossen

    Ignorieren von Lebensmitteln, der Hund muss praktisch auf einem Berg Würstchen pennen können ohne zu sabbern


    Generelle Impulskontrolle


    Körperbeherrschung:


    Auf engem Raum wenden und rückwärts gehen (enge Gänge in Läden)


    Platz/Sitz/Steh - Bleib außer Sicht des Handlers und zwar in der Freiablage.


    Crowdcontrol:


    Barriere bilden zwischen seinem Handler und Fremden


    Auto - Stop an Bordsteinkanten und wenn Handler stehen bleibt, für gewöhnlich als Auto - Sitz, Führhunde als Auto-Steh


    Die Grundlagen fürs Task training


    Wie:

    Touch

    Pas

    Nudge


    Sitzen da in der Regel auch schon.


    Es ist nicht ungewöhnlich das ein AHiT das mit einer Zuverlässigkeit von 60%+ schon mit um die 5 - 6 Monaten zeigt.


    Generell verwendet man die ersten 12 Monate für intensive Sozialisation, Bindung und UO, Taskgrundlagen, dann weitere 6 Monate um das alles zu festigen und an den Details zu feilen, dann noch 1 - 1.5 Jahre Task training und generalisieren desselben und mit ca. 2.5 Jahren hat man dann einen "fertigen" alltagstauglichen AH. So ganz fertig ist man nie, ständiges Erhaltungstraining muss schon sein.

  • Ignorieren von Artgenossen

    Wie geht man das an? Ab welcher Woche / Monat? Ein Junghund / Welpe ist ja von Haus aus ein neugierieger. Angeleint daneben zB. sitzen und wenn der kleine Ruhe gibt belohnen?

    Ignorieren von Lebensmitteln, der Hund muss praktisch auf einem Berg Würstchen pennen können ohne zu sabbern

    ich glaube das muss man auch früh trainieren. Was ist in der Trainingsphase dann die Belohnung für das Ignorieren? ( wenn ich zB. schüssel hinstelle mit Futter und Gin es lang ignoriert, irgendwann gebe ich es frei und er darfs haben, als Belohnung. In dem Fall fällt das eher aus oder? )


    Und noch eine Frage: du hast geschrieben das es bis Alter von 12 Monaten das der Hund können muss, bzw.

    schon recht früh zu mindestens 75% zuverlässig zeigen damit man Überhaupt Public Access machen kann

    Ist der Hund da nicht gerade in der Pubertät, wo die Ohren sehr oft auf "Durchzug" sind? Wie steuert man da entgegen, wie handhabt man das?

  • Letztlich fange ich wirklich am 1. Tag mit trainieren an. Das mit den Artgenossen ignorieren fängt ja bei mir schon zuhause an - automatisch sozusagen, denn es sind ja schon 2 da. Ich lass zB Boy ein Platz Bleib machen im Garten, dann hol ich Makani und sie durfte erst zu ihm hin nach Blickkontakt zu mir und "OK" Anfangs spiele ich auch viel alleine mit ihr auf der Wiese neben dem Garten. Und von Anfang an wird bei Hundebegegnungen auf mein OK gewartet. Dreht der Shredder hoch, dann gehen wir eben kommentarlos weg. Das kapieren sie in der Regel sehr schnell.


    Ich geh auch am Anfang, die ersten 2 oder 3 Tage ohne Leine Gassi, dann und dort wo Hundebegegnungen unwahrscheinlich sind und belohne JEDEN Ansatz in meiner Nähe zu sein, zu mir zu kommen, in meine Richtung zu schauen sofort. Wir machen richtige Abenteuerspaziergänge die mich recht schnell zum Nabel der Welt werden lassen.


    Dann geh ich mit ihr zu Zeiten wo sich recht viele auf einer bestimmten Wiese aufhalten und da in der Nähe gibt es dann Super Belohnungen, Lieblingsspiel, simple Übungen wie Sitz. Und dann darf sie auch toben.


    Dabei seh ich auch welchen Stellenwert welche Belohnung hat - Makani hat gleich gezeigt das ihr Arbeiten mit mir wichtiger ist alles andere. Die hat schon in der ersten Woche gezeigt "ja, super anderer Hund, toll wir toben, OK Mensch ich hab volle 10 Min gespielt, können wir jetzt wieder was richtiges machen?"



    Das Leave it fang ich an mit minderwertigen Keks, an den sie nicht ran kommt, Fuße bzw Hand drüber, wenn sie sich dann aktiv abwendet/entspannt gibt es das Würstchen aus der Hand. Graduell wird der Schwierigkeitsgrad gesteigert - liegen bleiben während ein Stück Käse vorbei fliegt. Abrufen und am ausgelegten Würstchen vorbei flitzen. Neben mir am Esstisch liegen ab und an fällt dann was runter, am Ende nach dem ich fertig bin und die Versuchung entfernt hab gibt es dann was anderes feines. Schon die erste Mahlzeit hier gibt es erst nach einem Moment Ruhe und mein "Bitte schön" - praktisch gibt es nix in den Hals ohne Freigabe.


    Irgendwann mit entsprechender Konsequenz, steht der Hund dann auch vor dem offenen Kühlschrank ohne zu sabbern und guckt desinteressiert.



    Mit Konsequenz geht auch die Pubertät - ich guck halt mehr auf die Tagesform - hat das Shreddertier einen "Pubertag" ? dann gibt es erst mal entweder eine kurze Strecke am Rad oder wenn ich kann, eine zügige Nordic Walking Runde mit Übungen zur Körperbeherrschung - wie Holzlege rauf und runter und Basic Drill - also das abrufen der Basis UO und Simple Crowdcontrol Tasks. Danach ist die erste Energie weg und das Shreddertier kann sich wieder konzentrieren und dann klappt auch in der Regel ein Besuch im Laden oder ähnlich es. Den Hauptaugenmerk lege ich an solchen Tagen eben auf die Dinge die ihr am meisten Spass machen.


    Trainingsroutine hilft da schon sehr, eine Portion Humor auch und manchmal muss man eben ein bisschen zurück fahren im Training.

  • Danke für die ausführliche Erklärung, man kann sich das gut bildlich vorstellen und es klingt logisch und es sich positive Methoden :)

    Buahh deine Hunde haben wirklich was drauf. Wie dein Chiuhuahua schaut hihi wo das Würstchen liegt

  • Peanut findet die Übung mittlerweile doof, genau wie Boy. Die können es und finden das Üben von Dingen die sie drauf haben unnötig. Bei gewissen Sachen machen die schlicht nicht mehr mit. Die sind beide viel selbständiger im denken und handeln.

  • Und teilweise ist das auch Rassebedingt. Boy zB kennt wie alle meine Pföter "Seite" (geh an den nächstgelegenen Wegrand und warte) irgendwann kommt der Punkt wo er dich ansieht mit erhobenen Brauen "wir sind allein auf weiter Flur, es gibt überhaupt keinen Grund das ich mich da jetzt an die Seite stelle und warte"


    3min später kommt ein Jogger und er liegt an der Seite noch bevor ich es ganz ausgesprochen habe, weil da macht es nun Sinn.