Der DSH als Rettungshund

  • Ich hoffe auch.

    Er spielt im Grund so gern und er spielt auch mit anderen; gibt ja Hunde, die nur mit ihrem Besitzer spielen, aber so ist er ja gar nicht.

    Er macht es nur nicht, wenn es kein "echtes" Spiel ist.


    Ich war ja kürzlich bei einem Vortrag von Dr. Udo Gansloßer und er sagte, es gab mal eine Studie bzgl. Lernerfolgen bei Hunden, wenn die Lerneinheiten von Spieleinheiten unterbrochen bzw. damit abgeschlossen werden. Dabei wurden HF und Hund gefilmt. Da man auch wissen wollte, ob ein evtl. durch die Lernsituation erhöhter Stresspegel durch das Spielen wieder auf ein normales Niveau gebracht werden kann, wurde der Cortisol-Spiegel der Hunde vor und nach dem Spiel gemessen. Das etwas überraschende Ergebnis war, dass einige der vierbeinigen Probanden nach dem Spiel (weiterhin) einen erhöhtem Cortisol-Spiegel hatten, während andere danach sehr entspannt waren. Auf der Suche nach der Ursache wertete man die Video-Aufnahmen aus und kam zu dem Ergebnis, dass die HF der Hunde mit dem erhöhten Cortisol-Spiegel auch WÄHREND des Spiels häufig Gehorsam von ihren Hunden verlangten und immer wieder (unbewusst?) in Trainingssituationen zurück fielen. Es war also kein "echtes" Spiel im Sinne von freiem, ungezwungenem Spiel, bei dem soziale Strukturen aufgebrochen werden.


    Und genau das ist offensichtlich eine große Kunst, sich in das Spiel mit dem Hund fallen zu lassen, dabei nichts von ihm zu verlangen, weil es nur um die Handlung an sich geht.


    Und das kann man auch nicht durch reines Zuschauen lernen.


    Aber ich bin optimistisch, dass wir das hinbekommen, weil es schon den einen oder anderen Helfer gibt, der das kann.


    wie gehts denn dann weiter?

    Das weiß ich selbst noch nicht genau. Unser Ausbilder, der sich um uns "kümmert", war gestern nicht da, nur unsere Ausbilderinnen und die wussten auch nicht genau, was der Plan von ihrem Kollegen ist.

    Ich habe beschlossen, mich da auch gar nicht weiter zu verkopfen sondern dem Ausbilder jetzt zu vertrauen und einfach zu machen und dabei Spaß zu haben. Er wird mich dann zu gegebener Zeit über den nächsten Schritt informieren. ;)

  • Ich finde die erwähnte Studie interessant, denn soweit ich weiss, führt auch positiver Stress, durch zum Beispiel, Aufregung, Erwartung von etwas Tollem (Belohnung, Spiel, Arbeit) oder ähnliches zu einem Anstieg des Cortisols.


    "Erhöhter Stress durch Lernsituation wieder auf normales Niveau" weckt in mir Stirnrunzeln, denn es ist allgemein bekannt, dass ein erhöhter Erregungszustand das Lernen beim Hund fördert, bzw. praktisch eine Vorraussetzung ist. Während einer Trainingseinheit will ich eigenlich gar nicht, dass der Erregungszustand "auf ein normales Level" runterkommt, falls mit "Normal" Ruhezustand gemeint ist. Genaugenommen spielt man ja eben mit dem Hund während des Trainings um den Erregungslevel (Cortisol?) zu erhöhen und möglichst auf einem, für jeden Hund individuellen, für Lernen optimalem Level zu halten. NACH dem Training erst sorgt man für "runterfahren". :/ (Ausnahmen sind übererregte ADHSler)

  • Ein Bekannter hier aus Vorarlberg ist auch mit seiner grauen Schäferhündin dort im Einsatz. Die Hündin stammt aus der Zucht meiner Züchterfreundin.... da ist man fast schon ein bisschen mit-stolz. :) :thumbup:

  • Ich wünsche allen genug seelische und körperliche Kraft und viel Erfolg. Kommt alle gesund wieder!

    Dem kann ich nur zustimmen!


    Ein enger Verwandter von mir war 1980 in Italien und 1982 im Jemen mit seinem Hund im Auslandseinsatz. Ich kenne die seine Geschichten...😢

    Auch unser damaliger Ausbilder in der Staffel war 1980 mit in Italien / Lioni und 1988 in der Türkei.

    Wenn erwachsene Männer Mühe haben auch Jahre später vom erlebten zu erzählen, spricht das Bände...!

  • Das kann ich mir schon auch vorstellen, dass das sehr schwer zu verarbeiten ist, wenn es überhaupt gelingt. Derartige Auslandseinsätze sind mit vielen Schicksalen verbunden, das ganze Leid zu sehen und mitzuerleben. Da fehlen einem einfach die Worte, was da jetzt passiert ist. Es ist ein gutes Gefühl, wenn von hier Leute mit ihren Hunden da unten helfen, weil niemand kann so gut aufspüren, wie die Hunde und ich hoffe sie finden noch viele Überlebende.

  • Luna nach 100 Stunden geht die Chance zu überleben gegen null. Die vorherrschenden Temperaturen dürfen diese Zahl deutlich nach unten drücken. 😢

    Die Hoffnung sollte man aber nicht Aufgeben.


    Man sollte aber seine Augen auch nicht vor der Realität verschließen....😢


    Ein bisschen kann ich aber erzählen:

    Alle (die ich kenne), die sowas schon mal mit ihren Hunden erlebt haben, erzählten, dass sie ihren Hunden angesehen haben, ob sie lebend oder tot gefunden haben. Beim Leichenfund haben die Hunde meist nur gewinselt, oder waren sehr verändert, abgeschwächt im Anzeigeverhalten....


    Sie hätten dann Fähnchen gesteckt, als Markierung für die nachrückenden schweren Maschinen. Und sind weiter.


    Zum Glück gab es aber (leider nicht immer) eben auch diese kleinen Wunder❣️


    Was in einen aktiven Erdbebengebiet aber nicht immer leicht zu verwirklichen ist, ist der Eigenschutz. So wurde z.B. für die Zeit der Suche immer eine Person abgestellt die nur in einen Eimer Wasser zu starren hatte und beim kleinsten Wassergekräusel ( bedeutet ein Nachbeben kommt) Alarm schlagen musste, damit der HF noch (hoffentlich mit Hund) in Sicherheit kam.


    Heutzutage wird die Psychische Belastung der Helfer zum Glück besser wahrgenommen und desshalb auch Hilfsangebote gemacht. Leicht macht es das aber noch lange nicht


    Jetzt hoffe ich, dass ich euch nicht völlig gelangweilt habe. Sorry, aber im Moment kocht bei mir so einiges wieder hoch und es beschäftigt mich sehr. ;)

  • Vielen Dank für deine Erklärungen Flummi. Langweilen tust du damit bestimmt keinen, ganz im Gegenteil.


    Ich mag mir gar nicht vorstellen, was so ein Einsatz alles auslöst und habe den aller größten Respekt für jeden, der sich dieser riesigen Herausforderung und Verantwortung stellt <3


    Ich hoffe sehr, dass alle (körperlich) unversehrt nach Hause kommen können. Die seelischen Belastungen und Wunden, die ein solcher Einsatz hinterlassen wird, sind da wohl eine ganz andere "Hausmarke". Hier hoffe ich auf eine gute und umfassende professionelle Begleitung, um all die Geschehnisse und Bilder im Laufe der Zeit (auch nur ansatzweise) verarbeiten zu können.

  • Bei uns im Verein waren auch 2 HF mehrmals im Auslandseinsatz bei Erdbebenkatastrophen.


    Da merkt man bei Erzählungen auch, dass das schon auch Spuren hinterlässt. Genau das mit dem Markieren der Stelle wo der Hund angezeigt hat und dann schnell weiter hat er uns auch erzählt. Zum einen natürlich weil der Hund ja weiter suchen soll und zum anderen weil er gar nicht sehen wollte was da unter dem Schutt liegt. Sie hatten auch mal ein stärkeres Nachbeben erlebt, da sitzt dann der Schreck tief.


    Aber ich glaube die phsychologische Betreuung für die Helfer ist schon sehr gut und zum anderen hat man als aktiver Helfer vermutlich auch die Gewissheit etwas getan zu haben und vielleicht auch den einen oder anderen Erfolg jemand lebend gefunden zu haben. Aber auf alle Fälle hat man alles in seiner Macht stehende getan dafür. Andererseits bekommt man sicher auch Dinge zu Gesicht, die man über die Medien nicht erfährt.

  • Schweren Herzens wollte ich euch mitteilen, dass ich in den nächsten Monaten in diesem Faden nichts Neues mehr zu berichten haben werde.

    Ich wurde seitens unserer Führungsriege auf unbestimmte Zeit, mindestens aber für mehrere Monate, beurlaubt.

    Hintergrund ist zum einen ein belastender Einsatz, der mir seit neun Monaten nachhängt und der mich genau genommen zur Zeit einsatzunfähig macht. Zum anderen, dass Kobold null komma null Trainingsfortschritte macht, im Gegenteil eher Rückschritte. Das Training bedeutet für ihn massiven Stress und sowohl die Ausbilder als auch ich sind/bin mit ihrem/meinem Latein am Ende. Uns gehen die Ideen aus, wie wir ihm Spaß an der Arbeit bereiten sollen.

    Ich bin explizit NICHT "aus der Staffel geworfen" sondern - letztlich auch um mich und meine psychische Gesundheit zu schützen - wie bereits geschrieben auf unbestimmte Zeit beurlaubt, damit ich und auch mein Hund zur Ruhe kommen können.

    Es fällt mir unsagbar schwer, diese Zeilen zu tippen. Die Rettungshundearbeit war mein Lebenstraum und dass das grade so "den Bach runter geht" ist unglaublich hart.

    Ich versuche nach vorne zu schauen, versuche mir zu überlegen, welche Arbeit mir und meinem Hund stattdessen und in der Übergangszeit (oder für immer) Spaß machen könnte....

    Aber ich glaube dazu ist es noch alles zu frisch.


    Natürlich bin ich weiterhin ebenso wie Flummi hier für alle allgemeinen oder auch speziellen Fragen offen und beantworte sie soweit ich das kann. Aber etwas von unserer Ausbildung lesen werdet ihr hier nun leider (vorerst?) nicht mehr.