Der DSH als Rettungshund

  • @Ellionore , ein Rettungshund wird benötigt werden Gefahr im Verzug ist. Schockopfer nach Unfall, Suizid, Reitunfälle, Orientierungslose Person in hilfloser Lage....

    In der Regel ist das Verbellen vom Hund, gelinde gesagt, das kleinst Problem der vermissten Person.

    Wir (unsere Staffel) hatten das Glück einige Lebendfunde zu haben. Und glaube mir, keiner der geretteten Pesonen hat sich über das Bellen beschwert.

    Was ist besser? Schlecht bekleidet, geschwächt in die zweite 5°C kalte Nacht zu starten und ganz sicher zu erfrieren? Oder von einem Hund (der mit ein bis zwei Abstand) bellt gefunden zu werden?

    Was ist insgesamt das kleinere Übel?

    Außerdem, wer sagt, dass das Opfer vor einem hohen Bellen keine Angst haben kann?


    Und noch was, Menschen die noch so fit sind um Angst zu haben, machen sich durch rufen aufmerksam. Es ist nämlich nicht leise im Wald während so einer Suche.

  • Flummi ohne Wertung, aber wie wirken die unterschiedlichen Bellarten beim Unfallopfer?

    Nur aus meiner Sicht ich habe einen Hund hier, der aus Angst drohend bellt und die Reaktion ist beim Menschen Angst

    Ich glaube ein Hund der aus Angst drohend bellt ist furcheinflössender als einer der aus kontrollierter Aggression bellt. Ersterer ist schwer einzuschätzen, weil er selber nicht Herr der Situation ist. Der Hund der gelernt hat in Aggression zu bellen weiss was er tut und was er zu erwarten hat, er ist stabil. Ich denke das spürt das Gegenüber.

  • In unserer Staffel arbeiten ausschließlich "reine" Rettungshunde, das ist aber eher Zufall.

    Wir haben letztens von einer anderen Staffel erfahren, da hat der ehemalige Staffeleiter einen Mali, der eigentlich in der Fläche ausgebildet wurde, zum Trailer gemacht, weil die HF angefangen hat nebenher noch Schutzdienst zu machen und er der Meinung war, wenn der Hund lernt zu beißen muss wenigstens ne Leine dran.


    Bei unseren Leuten stieß das eher auf Unverständnis, weshalb ich denke, dass in unserer Staffel da jetzt niemand - oder zumindest der Großteil - keine Bauchschmerzen hätte.


    Aber wir bilden unsere Hunde nur über die Beute aus.

    Kobold merkt man aber an, dass der einfach ziemlich unsicher am Helfer ist; wenn ICH ihn bellen lasse, klingt das auch nochmal anders.

    Und wenn da ne fremde Person liegt, dann piepst er anfangs wirklich nur. Wenn er sich dann eingegroovt hat, wird es besser.


    @Ellionore ich kann deinen Einwand verstehen. Ich sitze so oft für unsere Hunde draußen. Wenn der kleine Mischling kommt oder der Appenzeller, der Kelpie, der Cattle, das ist schon ok. Aber der Mali, der DSH, der Beauçeron, der kupierte Dobermann... da wird's einem schon manchmal anders. Aber wie Flummi schon schrieb: der bellende Hund ist das kleinste Problem der Leute, die wir suchen.

  • Ich melde mich hier mal wieder.


    Ich hatte in der letzten Zeit kein so großes Bedürfnis in diesen Faden zu schreiben, da wir ein massives Motivationsproblem hatten.

    Kobold wollte einfach nicht mehr raus zum Helfer. Nach dem Ansatz war ALLES wichtig, aber nicht, möglichst schnell zum Helfer zu kommen.

    Ich habe mir 1000 Gedanken gemacht, habe mich aber auch nicht so recht getraut, meine Meinung gegenüber den Ausbildern zu vertreten, da ich mir immer dachte: "Die haben doch mehr Erfahrung als ich; die müssen es doch besser wissen..."

    Ich bin nämlich schon etwas länger der Meinung, dass die Bestätigung für den Hund falsch ist. Also nicht DASS er bestätigt wird, natürlich, sondern das WIE.

    Wir haben ihn als er noch ganz jung war ziemlich schnell auf Schlecktuben umgestellt, da er beim Futter geben so sehr in die Finger der Helfer gezwickt hat. Und ich bin inzwischen überzeugt, dass ihm das nicht reicht. Das ist nett, keine Frage, aber ein Arbeitsjunkie, einer der nur noch zum Helfer will, weil da das beste und das schönste passiert, das ist Kobold nicht.

    Und das hat mich wahnsinnig traurig gemacht. Ich habe gesehen, dass er keinen Spaß mehr an der Arbeit hat und somit hatte ich auch keinen Spaß mehr, weil ich das Gefühl hatte, ihn in etwas zu zwingen, was er nicht tun möchte.


    Ich war am vergangenen Wochenende auf einem Rettungshunde-Symposium, bei dem auch ein kurzer Praxisteil mit den eigenen Hunden war. Und dieser kurze Praxisteil hat mir einfach mein Gefühl der letzten Wochen zu 100% bestätigt. Sitzt da draußen ein GUTER Helfer, der mit Kobold Megaparty macht und mit ihm SPIELT (richtig spielt, ohne dabei etwas von ihm zu wollen, ganz entspannt und ausgelassen), hat Kobold alles, aber kein Motivationsproblem mehr. Dann ist auch Verbellen einer männlichen Fremdperson, die noch dazu eine Baseball-Cap trägt, überhaupt gar kein Problem und Kobold bellt tief, druckvoll und ausdauernd.


    Leider waren meine Ausbilder nicht auf diesem Seminar.

    Und so ist es jetzt an mir, die neue Bestätigungsform für meinen Hund durchzusetzen. Außerdem muss ICH unsere Helfer schulen, ich muss ihnen zeigen, wie man richtig mit Kobold spielt. Das wird beim einen leichter und beim anderen (der sich schon schier in die Hose macht, wenn Kobold kommt und ihn anbellt und er ihm dann einfach Futter ins Maul schieben soll) schwerer. Das wird eine Aufgabe. Bei uns in der Staffel gibt es keine Spielhunde mehr, weil genau daran bisher alle gescheitert sind: Der Helfer macht nicht genug Action, er schafft es nicht, so zu spielen, dass es dem Hund Spaß macht.

    Ich setze jetzt alle meine Hoffnung in MEINE Fähigkeiten, das den Helfern zu vermitteln.


    Momentan bin ich einerseits sehr motiviert, denn ich habe endlich eine Lösung für unser "Problem" gefunden. Andererseits habe ich die Befürchtung, dass meine Helfer damit überfordert sind, richtig mit meinem Hund zu spielen.


    Mal sehen, was das wird.

    Ich werde berichten. :)

  • Ich finde es gut, dass du an dem Thema dran bleibst und auf dein Bauchgefühl hörst. Niemand kennt Kobold so gut wie du. Und man merkt, dass DIR das wichtig ist, weiter an deinem Traum mit der Rettungshundestaffel zu arbeiten. Ich glaube, nicht wenige hätten schon aufgegeben. Ich finde es wirklich toll, wie du da dran bleibst, deine Gedanken und Gefühle analysiert und Lösungen suchst. :thumbup:

  • und was wäre, wenn du erstmal verstärkt Sani Arbeit ehrenamtlich machst und euch/Kobold Zeit gibst. Ein wertvoller Beitrag wäre das ja auch.

  • Du schaffst das bestimmt Dich durchzusetzen!


    Da Du jetzt weißt wie Du Kobold motivieren kannst, wirst Du den Ehrgeiz haben das auch so umzusetzen.

    Nun haben die Helfer Euch gefälligst zu helfen! ;) :thumbup:

  • Apropos Gedanken und Gefühle:


    Ich bemühe mich ja seit längerem mit der Einstellung "wir gehen raus und haben Spaß und MÜSSEN tun wir hier gar nix" in die Übungen zu gehen. Seit ich das auch schaffe, ist es etwas besser geworden, da ich nicht mehr so viel mentalen Druck auf Kobold ausübe.

    Deshalb könnte das Spielen einen wirklich guten Effekt haben, weil wir dann ja wirklich beide Spaß haben und das bestimmt nochmal was mit mir macht.


    Herrje, Hundeausbildung ist so kompliziert, weil sie einfach alles merken, was man so fühlt und versucht vor ihnen zu verbergen.


    (Das war übrigens auch ein Punkt in einem Vortrag des Symposiums (Referent: Detlef Busse): die Disharmonie zwischen Körpersprache, Geruch und Handeln des Menschen, die den Hund unglaublich verwirrt; Fazit war: Sei ehrlich mit dir und deinen Gefühlen und daraus resultierend auch mit (d)einem Hund und es wird einiges leichter werden, weil du ihm ein stimmiges Bild vermittelst. Klang für mich sehr schlüssig....)

  • Es freut mich für dich, dass du auf dem Symposium so tolle Erfahrungen gemacht hast!

    Es tut gut zu sehen, was oft eine nur (kleine) Umstellung so alles bewirken kann. Ich denke auch, dass die Umstellung auf Beißwurst, bei Kobold gut wäre.


    Stelle es mir aber nicht einfach vor in einer Staffel, in der nur mit Futter bestätigt wird.

    Wie stehen den deine Ausbilder*innen überhaupt dazu? Wenn du da keine Unterstützung findest, wirst du wohl Probleme bekommen. Denn nur zeigen wie gespielt werden soll, reicht leider oft nicht aus, wenn keine Vorahnung beim Helfer da ist.

    Es sind oft Kleinigkeiten die entscheident sind. Wie/wo wird die Beute angeboten. Fliegende Beute oder Anbiss beim Helfer. Was machen wenn der Hund belästigt? (Kommt häufiger vor als beim Futter) Oder, wie genau wird zurück gespielt wird, wieviel Aktion (trieb) beim bestätigen, und und und.


    Ich drücke euch die Daumen, für viel Unterstützung und talentierte Helfer.

  • und was wäre, wenn du erstmal verstärkt Sani Arbeit ehrenamtlich machst und euch/Kobold Zeit gibst. Ein wertvoller Beitrag wäre das ja auch.

    Ein Hauptproblem ist, dass Kobold wirklich ganz kontinuierliches Training braucht. Der ist ein Hund, der Trainingspausen nur schlecht wegsteckt, weil er einfach alles vergisst.

    Seit Ende Juli ist jedoch viel Training ausgefallen, dann waren wir ja auch noch krank und deshalb nicht bei den Übungen...

    Daher steht mein Fokus jetzt darauf möglichst kontinuierlich zu trainieren.


    wenn keine Vorahnung beim Helfer da ist.

    Du machst mir ja Mut....

    Unsere Staffel besteht zu ca. 50% aus erfahreneren Rettungshundlern und der Rest sind Neulinge wie ich...

    Ausbilder stehen durchaus dahinter, einen Hund, der sich durch spielen motivieren lässt eben auch durch spielen zu bestätigen, birgt aber eben auch die Gefahr der Demotivation, wenn der Helfer nicht RICHTIG spielt. Der andere DSH in der Staffel wurde früher gespielt, bis er nicht mehr zum Helfer ist, weil "die machen das eh nicht richtig"... :(


    Futterbeutel wäre ein Kompromiss, von dem ich mir auch vorstellen könnte, dass das funktioniert.

    Jetzt schauen wir erst mal, wie das Spielen läuft. Vielleicht überraschen mich meine Helfer ja. ;) :)

  • Du machst mir ja Mut....

    SORRY. Ich hatte überlegt ob ich das überhaupt schreiben soll. Weil JA ich möchte dir Mut machen. Aber eben auch auf andere Probleme aufmerksam machen, die kommen können gerade wenn du keine Unterstützung bekommen würdest.

    Wenn deine Ausbilder kein Problem damit haben und ihr erfahrene HF habt, dann MACH es. Das hört sich dann nämlich schon VIEL besser an.

    birgt aber eben auch die Gefahr der Demotivation, wenn der Helfer nicht RICHTIG spielt. Der andere DSH in der Staffel wurde früher gespielt, bis er nicht mehr zum Helfer ist, weil "die machen das eh nicht richtig"... :(

    Wenn der Hund geeignet ist um mit Spielzeug gearbeitet zu werden. Also genug Trieb besitzt, bekommst du eher das Problem, dass der Hund später bei einem schwachen Helfer sich die Beißwurst selber holen will. :D

    Wichtig. Später! Erst mal solltest du für Umstieg auf erfahrene HF zurückgreifen. Erst wenn Kobold sein Problem (Motivation) im Griff hat, langsam an die unerfahren Helfer gehen. Dann verzeiht Kobold sicher auch den ein oder anderen Fehler vom Helfer sehr gut.


    Bitte, lass dich von meinem Geschreibsel nicht entmutigen. ;)